Butler Parker 141 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 141 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und breitete sich wie ein nasses Handtuch aus.

      »Ihre beiden Verfolger heißen also Mike und Joe mit Vornamen«, meinte der Butler und widmete sich wieder dem jungen Mann, der offensichtlich noch immer nicht ganz begriffen hatte, daß die Gefahr überstanden war.

      »Mike und Joe«, bestätigte er automatisch.

      »Und Sie versicherten, wenn meine Wenigkeit weiter zusammenfassen darf, daß Sie weder etwas gesehen noch gehört haben.«

      »Nichts, rein gar nichts«, lautete die Antwort.

      »Und was haben Sie nun tatsächlich gesehen und auch gehört?« fragte Josuah Parker. »Ich möchte betonen, daß reine Neugier im Spiel ist.«

      »Nichts, wirklich rein gar nichts.« Der junge Mann hatte sich wieder unter Kontrolle. »Hören Sie, Sir, was Sie nicht wissen, können Sie auch nicht weitersagen.«

      »Eine bemerkenswerte Feststellung«, antwortete Josuah Parker in seiner höflichen Art, »selbstverständlich wird meine Wenigkeit sich nicht weiter aufdrängen. Ich erlaube mir, Ihnen noch einen erholsamen Nachmittag und Abend zu wünschen.«

      Parker lüftete die schwarze Melone und schickte sich an, das dichte Gesträuch zu verlassen. Er schien bereits die Gegenwart des jungen Mannes und die der beiden Stämmigen völlig vergessen zu haben.

      »Hallo, einen Moment noch«, rief der junge Mann, »ich kann nicht mehr gehen. Ich glaube, ich habe mir das Bein gebrochen.«

      »Die beiden Herren werden es sich sicher zur Ehre anrechnen, Ihnen behilflich sein zu dürfen.«

      »Sie wissen doch genau, daß die mich fertigmachen wollen, Sir.« Die Stimme des jungen Mannes ließ Panik erkennen.

      »Was meine Wenigkeit nicht weiß, kann meine bescheidene Person auf keinen Fall weitersagen«, zitierte Parker den jungen Mann, wobei er sich einige leichte Abänderungen gestattete.

      »Sie werden in des Teufels Küche kommen, Sir«, sagte der junge Mann eindringlich.

      »Ein Besuch, der sicher interessant werden könnte.«

      »Okay, ich packe aus, aber schaffen Sie mich erst mal weg.«

      »Währenddessen könnten die Herren Mike und Joe wach werden und das sogenannte Weite suchen.«

      »Die kommen wieder, verlassen Sie sich darauf, Sir.«

      »Man sollte, falls es sich einrichten läßt, jeder Eventualität Vorbeugen«, lautete die Antwort des Butlers. Seine gepflegte, jedoch ein wenig umständliche Ausdrucksweise paßte zu seinem Äußeren, sie stand jedoch im krassen Gegensatz zum Slang der modernen Zeit. Parker war tatsächlich so etwas wie ein wandelnder Anachronismus.

      »Sie können uns doch nicht gleichzeitig wegschaffen«, meinte der junge Mann.

      »Aber ja doch«, widersprach Josuah Parker, »an der Wegkreuzung unterhalb der Sträucher steht ein Leiterwagen.«

      »Mann, Sie haben Nerven. Sie wissen ja gar nicht, wie hart diese beiden Männer sind. Die machen Kleinholz aus Ihnen, sobald sie wieder wach sind.«

      »Dies wird man ihnen mit Erfolg ausreden«, sagte Josuah Parker gemessen und würdevoll, »gedulden Sie sich einen Moment.«

      Parker verließ den Ort des Geschehens, war aber schon nach wenigen Minuten wieder zurück. Er zog hinter sich den kleinen Leiterwagen her, der mit Arbeitsmaterial der Gärtner bepackt war. Parker warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer. Sie schliefen noch und merkten nicht, daß der Butler sie erst mal mit Gärtnerhanf behandelte. Parker wickelte dieses an sich zähe Bindematerial um die Handgelenke der beiden Männer und sorgte dafür, daß sie sich nicht selbständig machen konnten. Der junge Mann schaute fasziniert zu und schüttelte dann den Kopf, als der Butler seine Arbeit beendete.

      »Verdammt, warum wollen Sie die beiden unbedingt mitnehmen?« fragte er dann und stöhnte, was jedoch eindeutig mit seinem geschädigten Bein zusammenhing, »die sind doch nicht allein.«

      »Sie werden später Gelegenheit haben, sich dazu zu äußern«, meinte der Butler, »wenn ich Ihnen jetzt aufhelfen darf? Ich werde mir erlauben, Sie in den Wagen zu setzen. Und dann braucht man nur noch darauf zu warten, daß die beiden Männer erwachen.«

      »Ja, und dann?« fragte der junge Mann erwartungsvoll.

      »Man wird den beiden Männern freistellen, den Leiterwagen zu ziehen«, gab Parker höflich zurück, »meine Wenigkeit geht davon aus, daß sie meiner Bitte nachkommen werden.«

      *

      »Sie sind sicher, daß meine Augen mich nicht trügen, Mr. Parker?« erkundigte sich Lady Agatha. Sie stand an der Brüstung der Terrasse und blickte auf den Leiterwagen hinunter, in dem der junge Mann saß. Vorn an der kurzen Deichsel standen Mike und Joe und wirkten wie eingespannte Zugpferde. Sie machten einen etwas betrübten Eindruck, was wohl damit zusammenhing, daß Parker ihre gebundenen Hände an der Deichsel befestigt hatte. Auch hier hatte der Gärtnerhanf wahre Wunder bewirkt.

      »Ein zufälliges Zusammentreffen, Mylady«, beantwortete der Butler die Frage der älteren Dame, »die drei Männer kreuzten meinen bescheidenen Weg, wenn man so sagen darf.«

      »Das werde ich mir aus der Nähe ansehen.« Die Lady, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit bereits überschritten hatte, setzte ihre majestätische Fülle in Bewegung. Agatha Simpson war das, was man eine große und stattliche Frau nannte. Sie trug ein zu weites, aber ungemein bequemes Tweedkostüm, ihr grau-weißes Haar lag in Locken auf dem ausgeprägten Kopf. Mylady hatte eine ausgeprägte Adlernase, einen energischen Mund und ein Kinn, das noch wesentlich mehr verriet. Ihre grauen Augen konnten zu Eis werden, wenn sie sich ärgerte. Die Bewegungen der Lady waren dynamisch und fast sogar ungestüm. Als sie den Leiterwagen erreichte, holte sie ihre Lorgnette aus der Brusttasche des Kostüms, klappte die Stielbrille auseinander und visitierte die beiden Männer vorn an der Deichsel.

      Mike und Joe, wie sie offensichtlich hießen, kamen sich vor wie seltene Insekten, als sie auf diese Art betrachtet wurden. Mike geriet prompt in Wut.

      »Noch’n Museumsstück«, sagte er wütend, »verdammt, Lady, Sie bringen mich um Kopf und Kragen. Sagen Sie Ihrem verdammten Butler, daß er uns sofort losbinden soll.«

      »Wie nannten Sie mich gerade?« fragte Agatha Simpson fast erfreut. Ihre Augen funkelten erwartungsvoll.

      »Das is’ doch egal«, meinte Mike vorsichtig, »aber sagen Sie ihm endlich, daß er uns losbinden soll.«

      »Was sagte er?« Lady Agatha wollte es genau wissen und wandte sich zu Parker um, der einen halben Schritt seitlich hinter ihr stand.

      »Es ging um eine Behauptung, Mylady, nach der man Mylady zu unterstellen wagt, aus einem Museum zu stammen«, antwortete der Butler.

      »Das also war es.« Sie nickte und ... trat dann mit dem rechten Fuß kurz und gekonnt und auch völlig ungeniert gegen das linke Schienbein des Stämmigen, der von diesem Tritt völlig überrascht wurde. Mike jaulte auf und verbeugte sich tief. Er wollte nach dem mißhandelten Bein langen, doch seine Hände hingen fest an der Deichsel.

      »Sie können froh sein, daß ich eine Dame bin, die die Etikette zu wahren versteht«, sagte Lady Agatha dann und visitierte den jungen Mann im Leiterwagen, »und was ist mit Ihnen?«

      »Wir... Wir hatten Streit, sonst nichts«, log er, der sich inzwischen wohl eine Geschichte ausgedacht hatte, »es ging um ’ne Wette, Lady. Und dabei bin ich ausgerutscht.«

      »Lügt er, Mr. Parker?« erkundigte sich Agatha Simpson bei ihrem Butler.

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit«, gab Parker höflich zurück. Er hatte seinen Satz kaum beendet, als seine Herrin eine ihrer gefürchteten Ohrfeigen an den Mann brachte.

      Der junge Mann im Leiterwagen war der völlig überraschte Empfänger.

      »Eine Lady Simpson belügt man nicht«, sagte die ältere Dame grollend, »ich will gleich Ihre Geschichte hören. Wagen Sie es nicht, mir noch mal mit


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