Butler Parker 141 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 141 – Kriminalroman - Günter Dönges


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ein wenig in Geduld fassen?«

      »Mann, schwirren Sie ab«, verlangte der Wortführer und wollte den Butler zur Seite drücken. Parker hob den linken Unterarm und täuschte so eine Schutzbewegung vor, tatsächlich aber brachte er seine kleine Spraydose in Position. Eine Sekunde später schloß der Mann unfreiwillig die Augen und fuchtelte mit den Armen unkontrolliert in der Luft herum. Bevor der zweite Mann reagieren konnte, tat er es seinem Partner nach. Auch seine Augen waren von dem feinen Spray getroffen worden. Auch er fuchtelte mit den Armen herum und traf dabei seinen Begleiter, der sich prompt angegriffen fühlte und hart zurückschlug.

      Josuah Parker wollte nicht stören.

      Höflich trat er zurück und beobachtete die beiden Männer, die zu wütenden Kampfhähnen geworden waren und es darauf anlegten, sich gegenseitig zu Boden zu schicken. Gewiß, mancher Schlag ging wegen der getrübten Sichtverhältnisse daneben, doch andere Schläge wieder trafen ungewöhnlich gut.

      Josuah Parker war mit der Entwicklung durchaus zufrieden und wartete geduldig auf die Beendigung dieser an sich fruchtlosen Diskussion.

      *

      »Darf man sich nach dem Befinden des Patienten erkundigen?« fragte der Butler. Er betrat die Bibliothek und warf einen Blick auf den jungen Mann, der steif und starr auf einer lederbezogenen Sitzbank lag und einen abwesenden Eindruck machte.

      »Ich glaube, er ist etwas bewußtlos geworden, Mr. Parker«, antwortete die ältere Dame, »und genau das kann ich einfach nicht verstehen. Ich habe ihn doch wirklich mit Samthandschuhen angefaßt.«

      »Der Stützverband, Mylady, sieht beeindruckend aus«, meinte Parker und deutete diskret auf die Schienen, die die ältere Dame dem Patienten angelegt hatte.

      »Er wehrte sich mit Händen und Füßen gegen meine Hilfe«, grollte Agatha Simpson, »ich mußte ihn erst ohrfeigen, bevor er Ruhe gab.«

      »Daher seine momentane Ruhe, wenn man so sagen darf.«

      »Vielleicht auch deshalb«, sagte die Detektivin zufrieden, »manche Menschen muß man eben zu ihrem Glück zwingen.«

      »Darf man sich erkühnen, Mylady auf einen kleinen, vielleicht an sich unbedeutenden Fehler aufmerksam zu machen?«

      »Eine Lady Simpson begeht keine Fehler.« Sie sah Parker streng an.

      »Mylady haben möglicherweise das falsche Bein geschient.«

      »Ausgeschlossen.« Die ältere Dame wandte sich um und betrachtete Randy Laydons Bein.

      »Falls meine Erinnerung nicht trügt, Mylady, klagte Mr. Laydon über Schwierigkeiten mit dem linken Bein.«

      »Keine Spitzfindigkeiten, Mr. Parker«, reagierte sie streng, »für mich ist Bein gleich Bein, Hauptsache, die Schienen sitzen mustergültig.«

      »Mylady erhielten vor wenigen Minuten Besuch«, meldete Parker, der eine Debatte über Randy Laydons Beine vermeiden wollte, »die beiden Besucher hatten die Absicht, den jungen Mann dort abzuholen. Bei dieser Gelegenheit wollten sie sich wohl auch um die anderen Gäste kümmern.«

      »Und wo stecken die beiden Subjekte jetzt, die mich stören wollten?«

      »Meine Wenigkeit lud sie ein, den beiden bereits anwesenden Männern ein wenig Gesellschaft zu leisten.«

      »Und sie nahmen diese Einladung ohne weiteres an?«

      »In etwa, Mylady«, sagte Parker, »meine Wenigkeit mußte erst ein wenig nachdrücklich werden.«

      »Nun gut«, erwiderte Lady Agatha, »dann sitzen jetzt also bereits vier Subjekte im Keller.«

      »Sehr wohl, Mylady. Sie alle dürften zur Straßenbaufirma des Mr. Carl Tanfield gehören.«

      »Ich weiß, Mr. Parker, Sie wissen doch, wie gut ich mir Namen und Gesichter merken kann. Sie wissen hoffentlich auch, wie die beiden Neuzugänge heißen«

      »Die Frage muß leider verneint werden«, antwortete der Butler, »es gab bisher keine Gelegenheit, danach zu fragen.«

      »Na, endlich«, sagte die Detektivin und blickte zu Randy Laydon hinüber, der aufgewacht war, »Sie haben aber eine schwache Konstitution, junger Mann. Sie sollten in Zukunft mehr Sport treiben und etwas für Ihre Gesundheit tun.«

      Randy Laydon blickte auf seine Beine und holte tief Luft.

      »Sie brauchen gar nichts zu sagen, junger Mann«, meinte Lady Agatha, »Sie haben mir das falsche Bein gezeigt. Ich möchte nur wissen, was Sie damit eigentlich bezweckten.«

      »Ich habe doch die ganze Zeit über was sagen wollen«, verteidigte sich der junge Mann resignierend.

      »Und warum haben Sie das nicht getan?« raunzte sie ihn an, »bin ich eine Hellseherin, habe ich Röntgenaugen?«

      »Man wird die Schienen umgehend neu anlegen«, warf Josuah Parker ein.

      »Was mich aber nicht mehr interessiert«, erklärte die ältere Dame, »Mr. Parker, übernehmen Sie diese Routinearbeit.«

      »Wie Mylady wünschen«, lautete Parkers Antwort, »anschließend könnte man Mr. Laydon einladen, einen Blick auf die vier Männer zu werfen.«

      »Nun gut, aber ich werde nichts überstürzen«, sagte die ältere Dame, »alles zu seiner Zeit, Mr. Parker. In zehn Minuten beginnt eine Fernseh-Show, die ich mir unbedingt ansehen muß. Dabei möchte ich auf keinen Fall gestört werden.«

      »Mylady können sich darauf verlassen.« Parker war ungemein erleichtert. Saß seine Herrin erst mal vor dem Fernsehgerät, ließ sie sich kaum ablenken. Für den Butler bedeutete das Zeit und Gelegenheit, sich mit den Besuchern auf seine sehr persönliche Art und Weise zu befassen.

      *

      Auch Parker nahm sich Zeit.

      Er hatte Randy Laydons zweiten Telefonanruf keineswegs vergessen. Der junge Mann hatte mit einem gewissen Les Clapping gesprochen, mit dessen Ankunft fest zu rechnen war. Schließlich hatte Laydon, dessen Bein inzwischen richtig geschient worden war, um schnelle Hilfe und um Abholung gebeten. Solch ein Hilferuf konnte nicht in den Wind gesprochen worden sein.

      Josuah Parker hatte die Geräusche der Wählscheibe noch nicht identifiziert, wußte aber bereits, daß es sich um Ortsgespräche gehandelt hatte. Auch dieser Les Clapping mußte sich demnach in der nahen Umgebung aufhalten.

      Josuah Parker begab sich hinauf in sein Zimmer, öffnete die schwarze Ledertasche, die seine persönlichen Utensilien enthielt, und sichtete gewisse Bestände. Es zahlte sich wirklich wieder mal aus, daß er stets über eine gewisse Grundausstattung verfügte. So standen ihm die Gabelschleuder zur Verfügung, das zusammensetzbare Blasrohr und andere, völlig verspielt und harmlos aussehende Dinge, die in seiner Hand jedoch bemerkenswerte Verteidigungswaffen werden konnten. Der Butler entschied sich für die Gabelschleuder, versorgte sich mit der passenden Munition und begab sich gemessen zurück in die Halle. Er befand sich noch auf der Treppe, als die Türglocke sich meldete.

      Parker durchmaß die Halle, ließ die schwere Eichentür aber im wahrsten Sinn des Wortes links liegen und blickte durch ein Erkerfenster zur Außenseite der Tür. Vor ihr stand ein schlanker, mittelgroßer Mann von schätzungsweise vierzig Jahren, der gerade verstohlen eine Pistole durchlud. Anschließend ließ der Mann die Waffe dann unter dem Sakko verschwinden.

      Parker begab sich zurück zur Tür und öffnete sie. Dabei blieb er im Schutz des schweren Türblatts und wartete, bis der Besucher die Schwelle überschritten hatte. Als dies der Fall war, drückte Josuah Parker das Türblatt wieder energisch zurück in den Rahmen. Der eintretende Mann kam auf diese Art mit den Eichenbohlen in eine Berührung, die man nur als innig bezeichnen konnte. Seine Nase wurde seitlich weggedrückt, verformte sich dabei und sorgte dafür, daß eine Tränenflut die Augen überschwemmte. Bevor der Mann sich von seiner Überraschung erholt hatte, stand Josuah Parker bereits dicht vor ihm, denn nun hatte er die Tür erneut geöffnet.

      »Sie sehen meine Wenigkeit bestürzt«, entschuldigte sich der Butler, »sollte man davon ausgehen,


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