Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Rückerts begrüßte, wollte Hannes Bambi mit sich ziehen, aber Alexandra bemerkte es.

      »Ihr wolltet uns doch mal besuchen«, sagte sie herzlich. »Ich habe schon öfter nach euch Ausschau gehalten.«

      »Du kannst ja auch zu uns kommen«, sagte Bambi. »Wir sind jetzt ganz fertig mit dem Haus.«

      »Du musst Sie sagen«, raunte Hannes ihr zu.

      »Ich muss Sie sagen«, echote Bambi mit einem schelmischen Lächeln. »Besuchen Sie uns mal?«

      »Sicher, Bambi. Augenblicklich haben wir nur viel zu tun.«

      »Wird bei euch auch gebaut?«, fragte die Kleine. »Bei uns wird nächste Woche das Schwimmbassin ausgehoben. Das gibt vielleicht Dreck, stöhnt Mami.«

      Entzückt lauschten die anderen dem hellen Kinderstimmchen. Hannes wurde immer verlegener. Sein Lehrer mit Familie und dann auch noch Fräulein von Rieding waren ein bisschen viel auf einmal. Aber Bambi schwatzte unbekümmert drauflos.

      »Kommt der kleine Junge nun bald?«, wollte sie wissen. »Der Manuel?«

      »Oh, das wird noch eine Zeit dauern«, erwiderte Alexandra. »Aber wenn es dir langweilig ist, gehen wir mal ein bisschen spazieren.«

      »Wir müssen jetzt heim«, drängte Hannes. »Mami ängstigt sich sonst.«

      »Und ich muss mich auch sputen. Herr Heimberg kommt heute noch«, sagte Alexandra zu den Rückerts, die den Kindern nachblickten, als diese Hand in Hand heimwärts gingen.

      »Das ist ja ein entzückendes Kind«, stellte Rosemarie Rückert fest.

      »Da müsstet ihr erst mal ihre große Schwester sehen«, warf Stella ein. Der Blick, den sie ihrem Bruder dabei zuwarf, sprach Bände. Ihre Mutter war sichtlich irritiert.

      »Ist sie in deiner Klasse?«, fragte sie. »Nein, in Fabians«, meinte Stella verschmitzt. »Leicht hat es ein Lehrer nicht, wenn solche Schönheit vor ihm sitzt.«

      »Du übertreibst«, konterte Fabian. »Es ist alles Gewohnheit.«

      »Du wirst dich doch nicht in Schwierigkeiten bringen, Fabian?«, meinte seine Mutter ängstlich.

      »Nun mach aber ’nen Punkt, Rosemarie«, warf Dr. Rückert senior ein. »Der Junge weiß doch, wie er sich zu benehmen hat.«

      »Aber ob es immer leicht ist?«, stellte Stella anzüglich fest. Es passte ihr gar nicht, dass Fabian so verschlossen wie eine Auster war. Sie hätte zu gern gewusst, wie es in ihm aussah.

      Inzwischen hatte Hannes seiner Schwester alles haarklein berichtet, und Henrike verkroch sich in ihrem Zimmer. Das war wirklich ein bisschen zu viel für sie. Womöglich waren die Rückerts oft hier draußen. Dann konnte es nicht ausbleiben, dass sie sich trafen.

      Wie schnell das der Fall sein sollte, wusste sie noch nicht. Werner Auerbach war mit ihnen zusammengetroffen, als er aus der Stadt kam, und da er Dr. Rückert schon kannte, weil er den Kaufvertrag für das Haus bei ihm abgeschlossen hatte, lud er die Familie kurz entschlossen für den Abend ein.

      Kein Gedanke war ihm bisher gekommen, dass Henrike und Hannes’ Lehrer mit diesen verwandt sein könnte. Namen waren für ihn Schall und Rauch. Und auch jetzt wäre er nicht auf die Idee verfallen, dass der sportliche, gut aussehende junge Mann der Lehrer seiner Kinder sein könnte.

      »Wir haben heute Abend Gäste, Inge«, informierte er seine Frau. Sie hörte nur mit halbem Ohr zu, schrak aber zusammen, als er den Namen Rückert nannte.

      Hannes, der sich eben ein Marmeladenbrot strich, stieß einen spitzen Schrei aus. »Das ist nämlich Hannes’ Lehrer«, erklärte Bambi, »und Henrikes auch.«

      »Er ist doch Notar«, stellte Werner Auerbach verblüfft fest.

      »Ich meine ja den Sohn«, sagte Hannes atemlos.

      »Was, der soll euer Lehrer sein?«, staunte der Vater. »Na, da kann ich ihn ja gleich mal interviewen, wie du dich in der Schule benimmst.«

      »Frag ihn lieber mal nach Ricky«, brummte Hannes, nahm sein Brot und zischte ab.

      »Was meint er denn damit? Ricky hat doch nicht etwa Schwierigkeiten?«, fragte Werner Auerbach verblüfft. »Sie büffelt doch, als bekäme sie es bezahlt.«

      »Du wirst feststellen, welche Art Schwierigkeiten sie hat, wenn du ihn dir genau anguckst«, vermutete Inge nachdenklich. »Ich bin jedenfalls sehr gespannt.«

      »Dunkel ist deiner Rede Sinn«, brummte er.

      »Und du hast ein harmloses Gemüt, mein Guter.«

      »Ich hätte auch gern mal solchen netten Lehrer«, machte sich Bambi bemerkbar.

      »Da hast du es«, meinte Inge hintergründig.

      »Ach, du liebe Güte«, stöhnte er, »jetzt geht mir ein Licht auf!«

      *

      Zweifel konnten kaum noch bestehen, als Henrike, nachdem sie von dem Besuch in Kenntnis gesetzt worden war, plötzlich heftige Kopfschmerzen zu verspüren schien. Sie wolle lieber »früh zu Bett gehen«, erklärte sie.

      »Nimm eine Tablette«, erklärte ihre Mutter rigoros. »Warum sollten wir die Rückerts nicht mal einladen, auch wenn der Sohn zufällig euer Lehrer ist, schließlich werden sie am Wochenende immer unsere Nachbarn sein, da sie doch dieses hübsche Wochenendhaus hier haben.«

      »Es ist mir peinlich, Mami«, gestand Henrike kleinlaut.

      »Stell dich nicht so an, Ricky. Ihr jungen Leute seid doch sonst so forsch.« Sie machte eine kleine Pause. »Hat er dich denn so sehr beeindruckt?«, fragte sie dann liebevoll.

      Henrike war ganz blass, aber sie sah einfach bezaubernd aus in ihrer Verwirrung. So deutlich war sich Inge noch nie bewusst geworden, wie reizvoll ihre Tochter war.

      Es muss schon verflixt schwer sein für einen jungen Lehrer, mit so viel Anmut konfrontiert zu werden, ging es ihr durch den Sinn, doch ihr Mutterstolz war stärker als solche Bedenken.

      Henrike, die von ihren Heimlichkeiten ohnehin schon lange bedrückt worden war, lehnte sich an den Küchentisch.

      »Versteh mich doch bitte, Mami«, sagte sie leise. »Ich habe ihn damals getroffen, als ich die Besorgungen machte. Er war sehr nett. Eigentlich habe ich ihn da nicht zum ersten Mal gesehen. Es war gleich am ersten Tag, als wir auf dich gewartet haben. Da kam er mit seinem Collie. Und dann, am nächsten Tag, da hat mich so ein Widerling angequatscht, und Dr. Rückert hat mir aus der Patsche geholfen. Und die Blumen, die ich mitgebracht habe, hatte er mir geschenkt, weil es mir herausgerutscht war, dass ich Geburtstag hatte.«

      Eine heiße Rührung überkam Inge, als sie in das junge verstörte Gesicht blickte. Sie ist ja verliebt, dachte sie, und es ist ganz anders als damals bei Percy.

      »Sprich weiter, Kleines«, sagte sie liebevoll. »Es ist doch viel besser, wenn wir Bescheid wissen.«

      »Papi geht doch die Wände hoch«, seufzte Henrike.

      »Ach, Blödsinn, das denkst du bloß, aber wenn es dir lieber ist, können wir es ja für uns behalten.«

      »Zwischen dir und Papi gibt es doch nie Heimlichkeiten«, flüsterte Henrike. »Ich will das auch nicht. Schau, ich wusste doch nicht, dass er Lehrer ist, und er wusste nicht, dass ich noch zur Schule gehe, ach, Mami«, schluchzte sie plötzlich auf, »ich würde lieber in eine andere Schule gehen.«

      »Nun mal langsam, Kindchen. In welche denn? Glaubst du, mir wäre es recht, wenn ich dich auch noch fortgeben müsste? Es ist schon arg genug, dass Jörg so selten kommen kann. Das Jahr geht doch vorüber, und wie ich aus deinen Worten entnehme, ist er doch ein sehr korrekter junger Mann. Mach die Probe aufs Exempel, Ricky. Schau ihn dir mal im Familienkreis an. Du kannst dich nicht in ein Schneckenhaus verkriechen. Den Tatsachen muss man ins Auge sehen. Und wenn er ein Gentleman ist, wird er dich nicht ins Gerede bringen.«

      »Das tut er bestimmt nicht, aber du weißt ja nicht, wie schwer es ist,


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