Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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drüber. Mich freut’s bloß, dass Nonna dem Hessler nichts von dem guten Gulasch vorgesetzt hat. Hoffentlich nistet er sich nicht bei uns ein.«

      »Dann vergraulen wir ihn eben. Mir wird schon was einfallen.«

      »Und wenn Muni dann böse ist?«

      »Hat sie einen Mann oder hat sie keinen? Vati könnte die Flasche doch umhauchen, wenn er nur mal tief Luft holt.« Grimmig ballte er die Hände. »Und wenn wir uns einig sind, könnten wir ihn mal richtig verdreschen, damit ihm das blöde Lachen vergeht.«

      Drunten im Esszimmer stellte Inge Auerbach fest, dass die Zwillinge aber sehr schnell gewesen seien.

      »Da ist doch so ein Mann gekommen, den sie nicht leiden können«, erklärte Hannes. »Ganz sauer waren sie. Mami, kann eine Frau eigentlich zwei Männer haben?«

      »Aber nein«, erwiderte Inge konsterniert. »Was du dir gleich wieder vorstellst.«

      »Gar nichts stelle ich mir vor. Aber mit einem ist sie verheiratet und der andere bestimmt, wo sie singen soll. Das ist doch kein Zustand. Würdest du so was erlauben, Papi?«

      »Mami singt ja nicht«, brummte der Professor geistesabwesend.

      »Du kriegst wieder mal nicht mit, was ich meine«, beschwerte sich Hannes. »Hör doch wenigstens mal zu. Tätest du es dir gefallen lassen, dass ein anderer Mann bestimmt, was Mami machen soll?«

      »Es geht anscheinend darum, dass Frau Minettis Manager gekommen ist«, stellte Inge nachsichtig fest.

      »Ullrich heißt sie«, berichtigte Hannes. »Wenn sie schon mit Herrn Ullrich verheiratet ist, heißt sie auch so wie er.«

      Bambi, die mit staunenden Augen und weit offenen Ohren diesem Disput zuhörte, mischte sich zum ersten Mal ein.

      »Eine Mutti heißt immer wie der Vati.«

      »Ganz recht, Bambi«, sagte Werner Auerbach.

      »Von Ausnahmen abgesehen«, bemerkte Inge.

      »Was für Ausnahmen?«, wollte Hannes sogleich wissen. Aber dann erinnerte er sich, dass die Zwillinge auf ihn warteten, und er hatte es plötzlich eilig. So kam Inge um eine langatmige Erklärung herum, und man konnte nicht sagen, dass ihr dies unwillkommen war.

      »Will Frau Minetti denn schon wieder auf Reisen gehen?«, fragte Werner Auerbach plötzlich.

      Seine Frau warf ihm einen schrägen Blick zu. »Du würdest sie wohl vermissen«, meinte sie anzüglich.

      »Warum soll Papi sie vermissen?«, warf Bambi ein. »Sie heißt Ullrich, Papi«, fügte sie dann hinzu.

      Aber durch den Blick seiner Frau war er schon wieder aus dem Konzept gebracht. »Mir kann es ja egal sein«, brummte er. »Soll sie doch reisen und singen, wohin und wo sie will.«

      »Unsere Mami würde uns nicht allein lassen«, wisperte Bambi. Sie drückte Inge sogleich einen zärtlichen Kuss auf die Wange. »Ich gehe jetzt zu Ricky«, erklärte sie dann. »Mal gucken, ob sie munter ist.«

      Henrike dämmerte vor sich hin. Ganz langsam musste sie erst verarbeiten, was man ihr vorsichtig über Ulla beigebracht hatte. Hätte sie sich nicht so elend gefühlt, wäre sie gleich zu Ulla gefahren. Aber dann erinnerte sie sich plötzlich, dass sie ja auch keinen Wagen mehr hatte, und alles war ihr gegenwärtig.

      Auf Zehenspitzen näherte sich Bambi ihrem Bett. Da sie die Augen geschlossen hatte, wusste die Kleine nicht, ob sie schlief oder doch wach sei. Ganz nahe brachte sie ihre kleine Nase an Rickys Wange und schnüffelte.

      »Liebe Ricky«, sagte sie zärtlich.

      »Mein kleiner Schatz«, murmelte Ricky. »Geht es dir gut?«

      »Mir schon, aber wie geht es dir? Hast du Hunger? Sollen wir dir was bringen?«

      »Erzähl mir erst ein bisschen was. Habt ihr Nachricht von Ulla?«, fragte Ricky.

      »Sie ist doch im Krankenhaus. Sandra und der Herr Münster haben sie besucht. Sie hat sich mächtig erkältet. Bei solcher Kälte badet man ja auch nicht. Ulla müsste das eigentlich wissen. Aber du bist ja auch erkältet und hast nicht gebadet.«

      Da Bambi noch niemals ernsthaft krank gewesen war, hielt sie eine Erkältung für das Schlimmste, was einem passieren konnte, und nur deswegen musste man ins Bett.

      »Ich hole jetzt aber lieber die Mami, damit sie dir ein Süppchen macht. Ein feines Süppchen für das brave Kind, dann wird es wieder gesund geschwind«, reimte sie eifrig.

      Ricky musste lächeln. Zärtlich legte sie ihren Arm um die Kleine. »Du bist doch unser Sonnenschein«, sagte sie innig. »Was täten wir ohne dich, Bambilein?«

      »Ich bin doch nicht so wichtig. Was täten wir ohne Mami«, erwiderte Bambi. »Das weiß man erst, wenn man weiß, was andere Kinder für eine Mami haben. Aber dann sagen sie eben auch nur Muni.« Diese nachdenkliche Feststellung regte Henrike zum Überlegen an. Doch bevor sie Bambi noch etwas fragen konnte, war das Kind schon davongelaufen.

      Wenig später trat Inge Auerbach ins Zimmer. »Nun, mein Schatz, wie geht es dir?«, fragte sie besorgt.

      »Ganz gut, Mami. Bambi hat mir Appetit gemacht.«

      »Das höre ich gern.« Inge fühlte die Stirn und den Puls ihrer Tochter. »Das Fieber ist ja auch herunter. Gott sei Dank«, seufzte sie erleichtert auf.

      »Ich möchte gern wissen wie es Ulla geht«, sagte Henrike leise.

      »Zuerst stärkst du dich, mein Kleines«, murmelte Inge fürsorglich, doch die Angst aus Henrikes Augen war damit nicht zu vertreiben.

      »Ist es sehr schlimm, Mami?«, fragte sie gepresst.

      »Nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Fabian hat sich jedenfalls auch eine tüchtige Erkältung geholt. Er muss das Bett hüten.«

      Die Farbe kehrte in Henrikes blasse Wangen zurück. »Darf ich ihn wenigstens mal anrufen?«, fragte sie scheu.

      »Du darfst – aber später. Jetzt erfrischst du dich, dann schmeckt das Essen besser. Und das andere läuft nicht davon.«

      Henrike legte die Arme um ihren Hals. »Ich habe ihn ja so lieb, Mami«, flüsterte sie. »Du weißt ja nicht, wie sehr ich es gefühlt habe, als er mich gestern so getröstet hat.«

      Inge strich mit sanften Händen durch das feuchte Haar. »Doch, ich weiß es, Ricky«, erwiderte sie weich. »Und ich weiß auch, wie sehr er sich um dich gesorgt hat. Aber wer kommt denn da?«, lächelte sie, als Charly sich durch die Tür schob. »Da möchte auch jemand nachschauen, wie es unserer Patientin geht. Pass schön auf sie auf, Charly, damit sie nicht gleich wieder übermütig wird.«

      Danach war es Ricky gewiss nicht zumute. Der Hund legte seine Schnauze auf ihre Hand und sah sie unverwandt an.

      »Hast du Sehnsucht nach deinem Herrchen, Charly?«, fragte sie.

      Er gab ein leises Winseln von sich. Sie streichelte seinen schönen Kopf. »Ich auch, Charly«, flüsterte sie. »Aber du kannst sonst immer bei ihm sein, und ich darf ihn nur ab und zu sehen. Und jetzt müssen wir noch vorsichtiger sein.«

      *

      Die drei Jungen waren nicht gleich zur Felsenburg gegangen. Auch Dirk und Claas fanden es interessant, den Bauarbeitern zuzuschauen, die an der neuen Siedlung arbeiteten.

      »Das geht aber schnell«, staunte Dirk. »Man kann ja direkt sehen, wie die Häuser wachsen.«

      »Vor vier Wochen hat man noch gar nichts gesehen«, erklärte Hannes so stolz, als wäre er selbst am Bau beteiligt. »Aber im März sollen ja die ersten Häuser schon bezogen werden.«

      »Was kommen dann für Leute her?«, erkundigte sich Claas skeptisch.

      »Auch Familien mit Kindern. Mein Papi sagt, dass es für solche einfach ideal ist.«

      »Und wenn sie kein Auto haben und ihre Kinder nicht zur Schule bringen können?«, überlegte


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