Sind Frauen die besseren Mörder?. Sigrun Roßmanith

Sind Frauen die besseren Mörder? - Sigrun Roßmanith


Скачать книгу
des Mannes.

      Das kann bis zu einer krankhaften Verkennung der Realität führen. Manchmal lassen sich Opfer von der irrigen Ansicht leiten, ein letztes Treffen würde alles klären. Stalkerinnen vermitteln sehr glaubhaft, dass sie nach dem ersehnten Gespräch mit ihrem Treiben aufhören, möglicherweise glauben sie das selbst kurz. So gut wie immer ist es ein fataler Irrtum. Denn dann geht es erst richtig los. Das Gespräch wird fehlinterpretiert, der Wunsch nach Nähe für eine kurze Zeit erfüllt. Die Verfolgung wird zu einer Art Sucht. Die Wirklichkeit wird verzerrt und zum Abbild des Liebeswahns, womit jede Korrektur von außen zwecklos ist. Die Wahnkranke kennt nur ihr eigenes Gesetz und hält an ihren irrealen Ideen fest.

      Zwar gibt es mehr Männer, die Stalker sind. Aber beim Liebeswahn, der auch zur Ermordung der idealisierten Ex-Partner führen kann, überwiegen die Frauen als Täter. Stalkingtötungen sind trotzdem eher selten. Wenn, dann erfolgen sie nach vehementer Zurückweisung oder eben infolge der krankhaften Verkennung der Realität. Und mit kreativer Beharrlichkeit.

      Frauen denken komplexer, ihre Rache ist differenzierter. In den meisten Fällen handelt es sich nicht nur um ein plumpes Niederstechen oder banales Erschießen. Natürlich kommt das auch vor. Zum Beispiel wenn Frauen in abhängigen Beziehungen stecken und sich nicht anders zu befreien wissen. Oder wenn ein Mann eine Partnerin und eine Geliebte hat, die er beide verletzt. Frauen rächen sich da oft auf absurd grausame Weise. Kreativität und Destruktivität verschränken sich. Sie setzen ihn mit K.O.-Tropfen außer Gefecht, bemalen seinen Penis mit Nagellack, schmücken ihn noch mit Federn und kleben ihm die Hoden an den Bauch. Eigentlich fabrizieren sie eine böse Skulptur, in die sie ihren Hass bis zum Töten gießen können. Sie bearbeiten den Wehrlosen, demütigen ihn, fügen ihm Schmerz zu und lassen ihm Verletzungen angedeihen, an denen er sterben kann.

       Überforderung und innere Stimmen

      Frauen sind schon deshalb gefährlicher, weil man ihnen Grausamkeit oder Mord nicht zutraut. Ihr nährender Schoß wird mit Geborgenheit verbunden, mit Sicherheit, Schutz und Fruchtbarkeit. Mütter spenden Leben, sie bringen nicht den Tod. Und doch sind sie nicht weniger grausam und brutal als Männer, sie verbergen es nur besser. Sie sind zäher, belastbarer, halten länger durch und sind leidensfähiger. All das brauchen sie, um Kinder zu gebären. Aber wenn sie am Ende sind, dann kommen ihre an sich positiven Eigenschaften absurderweise beim Töten zum Tragen. Mütter töten nicht nur ihre Partner, sondern auch ihre Kinder. Und das destruktive Potenzial entlädt sich unabhängig vom Bildungsgrad. Im Sorgerechtsstreit schlug eine Managerin ihr Kind zuerst bewusstlos, band ihm einen Plastiksack um den Kopf und zündete die Wohnung an. Es gab kein Entkommen, der Mord war mehrfach abgesichert. Alles war geplant, und in der Aussichtslosigkeit des Rosenkriegs nahm sie sich dann selbst das Leben.

      Kinder werden fast ebenso oft von Müttern getötet wie von Vätern. Handelt es sich um Neugeborene, sind Frauen zahlenmäßig deutlich überlegen. Frauen schenken Leben, und sie nehmen es. Manchmal nicht mit Absicht. Eine suchtkranke Mutter war von den Schreien ihres Babys derart entnervt, dass sie Morphium auf ihre Brustwarzen träufelte. Der Säugling saugte die tödliche Tinktur mit der Muttermilch auf. Die Frau wollte ihr Baby nicht umbringen, sagte sie, sie wollte nur endlich Ruhe haben. Eine alkoholkranke Frau aus der Ukraine tötete ihr Baby fahrlässig, indem sie vor dem Stillen einen halben Liter Schnaps trank.

      Etwa fünfzehn Prozent der Frauen im deutschsprachigen Raum, die schwere Gewalt anwenden oder töten, sind geisteskrank. International sind es etwas mehr. Die Verkennung der Realität macht ihre Tötungshandlungen zur Notwendigkeit. Schizophrene Mütter ermorden ihre Kinder oft, weil Stimmen es ihnen befehlen. Im Wahn glauben sie, etwas Gutes zu tun. Sie töten ein Monster, um das wahre Kind zu befreien. Sie lassen es aus großer Höhe fallen, um es zu erlösen. Manche fühlen sich auch hypnotisiert oder ferngesteuert von einer bösen Macht, die ihnen den Mord aufdrängt. Frauen taktieren also nicht nur. Es gibt genügend Fälle, in denen sie spontan morden. Viele von ihnen hätten von sich selbst nie gedacht, dazu fähig zu sein, sie gehörten zur Mehrheit derjenigen, die das Böse stets in den anderen vermutet.

      Ich habe während meiner langjährigen Karriere kaum Frauen getroffen, die Angst hatten, Täterin zu werden. Frauen fürchten, Opfer zu werden. Nur einige junge Mütter hatten panische Angst davor, die Kontrolle zu verlieren und ihrem Kind etwas anzutun. Solche Gefühlsverstrickungen sind meistens hoch ambivalent. Darin eingepackt existiert ein streng abgeschirmter Teil, der dieses Kind wieder loswerden möchte und der sich in der Angst, dem Baby gegenüber tätlich zu werden, zu Wort meldet. Weil das eine vom Gewissen verpönte Regung ist, muss sie verbannt werden, was ungeheure Angst macht. Als Mutter darf man solche Überlegungen nicht anstellen. Wenn aber eine Geisteskrankheit oder eine psychische Störung die Barrieren brüchig werden lässt, oder wenn die Schutzmechanismen umgangen werden, kommt der destruktive Teil zum Vorschein, und es werden grausame Verbrechen an Kindern begangen. Das betrifft allerdings nur einen vernachlässigbaren Teil der Frauen, es ist sozusagen ein Blick in die dunkelsten Ecken der weiblichen Seele.

      Menschen zu töten gehört nicht zum Alltagsrepertoire. Weder bei Männern noch bei Frauen. Hinter jeder Gewalttat verbirgt sich eine Leidensgeschichte. Manche Morde sind Erlösungsversuche. Nur erlöst werden die Täterinnen nie. Sie bleiben emotional an ihre Opfer gebunden, denen sie schwere Gewalt angetan oder sie sogar getötet haben. Nicht selten idealisieren sie die Toten im Nachhinein. Gerade wenn die Familie der Tatort ist. Das getötete Kind wird rückblickend als einziges erlebt, was den Täterinnen wirklich wichtig war. Ich habe die skurrilsten Begründungen von Mörderinnen gehört, die Verbrechen fern jeder Vernunft verübt haben, von denen sie sich dann seelisch distanzierten. Die Gewissensinstanz schützt eine Täterin davor, Verständnis für ihre eigenen Handlungen zu haben und klammert sie aus. So hat sie scheinbar damit nichts zu tun. Die bösen Strömungen werden vom Gewissen ignoriert.

      Manche Frauen haben mir gesagt, dass sie ihr Kind getötet haben, weil es mit dem eigenen Überleben unvereinbar war. Das klingt eigentlich unsinnig, aber die Stimme der Vernunft ist leise und wird oft von Gefühlseindrücken übertönt. Andere Täterinnen haben mit dem Kind Kränkungen und seelische Verletzungen durch den Vater in Verbindung gebracht. Das Kind fungiert dann als Giftbehälter für den Hass der Frauen auf die Männer.

      Wenn Frauen etwas als abgeschlossen, unveränderbar und aussichtslos erleben, resignieren sie eher, als einen Neuversuch zu wagen. Sie trennen sich oder finden andere Wege. Wenn alle versperrt sind, schreiten sie in Gedanken, in der Fantasie zum Äußersten. Doch nur die wenigsten machen den letzten Schritt und töten, weil sie keine andere Lösung mehr sehen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgEBLAEsAAD/4RqZRXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUA AAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAAagEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAbAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAjYdp AAQAAAABAAAApAAAANAAAAEsAAAAAQAAASwAAAABQWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIENTIFdpbmRvd3MA MjAxMzoxMDoxNyAxMDo0ODo0MgAAAAAAA6ABAAMAAAABAAEAAKACAAQAAAABAAADAKADAAQAAAAB AAAEyAAAAAAAAAAGAQMAAwAAAAEABgAAARoABQAAAAEAAAEeARsABQAAAAEAAAEmASgAAwAAAAEA AgAAAgEABAAAAAEAAAEuAgIABAAAAAEAABljAAAAAAAAAEgAAAABAAAASAAAAAH/2P/gABBKRklG AAECAQBIAEgAAP/tAAxBZG9iZV9DTQAB/+4ADkFkb2JlAGSAAAAAAf/bAIQADAgICAkID
Скачать книгу