Viribus Unitis. Martina Winkelhofer

Viribus Unitis - Martina Winkelhofer


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dazu nicht mehr in der Lage war. Das bedeutete nicht nur, dass im Falle des Todes des Familienernährers die Witwen und Waisen Pensionen erhielten, sondern auch, dass bei geringer Besoldung der Kaiser bei den kinderreichen Familien mit Unterstützungsgeldern helfend eingreifen musste – und in der Regel hatte gerade das niedrige Personal weit mehr als drei Kinder. Wegen der niedrigen Löhne mussten fast alle Familien der Hofdienerschaft finanziell gestützt werden. Um zumindest diese Zusatzkosten der Hofdiener zu vermeiden, wurde ein allgemeines Heiratsverbot ausgesprochen, das so lange gelten sollte, bis sich die gewünschte Zahl an Hofdienern eingependelt hatte.28

      Durch natürliche Abgänge wie Pension oder Tod sollte die Zahl der Dienerschaft reduziert werden, gleichzeitig aber nicht durch zahlreiche Familiengründungen der Unterstützungsfonds des Hofes geleert werden, was nur eine Verschiebung der Kosten bedeutet hätte. Dieses Heiratsverbot, das erst 186729 wieder aufgehoben wurde, war für die niederen Hofbediensteten sehr hart und führte nach neun Monaten zu einem Problem, mit dem nicht nur niemand gerechnet hatte, sondern das auch unsagbar peinlich war für den Hof: Man sah sich nämlich innerhalb eines Jahres mit einer großen Anzahl an unehelichen Kindern konfrontiert – und das an einem katholischen Hof! Das Obersthofmeisteramt machte eine sofortige Kehrtwendung. Wegen »dringender Gründe« durften Hofdiener heiraten, sie mussten allerdings einen Verzichtsrevers unterschreiben.30

      Da man aber nicht zulassen konnte, dass ganze Familien in Armut fielen oder Witwen und Waisen ohne Versorgung am Kaiserhof lebten, wurden den Hofdienern und ihren Verwandten trotz aller Verzichtserklärungen weiterhin Gnadenpensionen bewilligt, die man abwechselnd aus dem Reservefonds des Hofes oder der Privatschatulle des Kaiser beglich. Auch zu allen Anlässen bezahlte man immer wieder Prämiengelder für Witwen und Waisen. Wirklich behoben wurden die Finanz- und Disziplinarprobleme auf diese Weise nicht, erst eine umfassende Besoldungsreform unter dem nächsten Obersthofmeister Konstantin Hohenlohe sollte das Problem endgültig lösen. In den 1850er Jahren konnte sich der Hof – auch aufgrund der schlechten Staatsfinanzen – nie zu einer kostspieligen Lohnreform durchringen und hatte dadurch für die nächsten 25 Jahre eine schwere Hypothek zu tragen, die ihm im Endeffekt genauso teuer zu stehen kam wie eine einmalige Reform gekostet hätte.

      Der blutjunge Franz Joseph brauchte noch etwas Zeit, um in seine neue Rolle als Kaiser hineinzuwachsen – er konnte noch nicht mit der Liebe seiner Untertanen rechnen. Franz Joseph war noch lange nicht Gegenstand einer geradezu mythischen Verehrung durch seine Untertanen, die später so sprichwörtlich wurde. Er wurde wegen seines harten Vorgehens gegen die Aufständischen, aber auch aufgrund der Tatsache, dass er nicht müde wurde, die alleinige Rolle des Militärs als Stütze seines Thrones zu betonen, von vielen Untertanen abgelehnt. Die Ungarn, deren Land seit dem Aufstand von 1849 unter strenger Militärverwaltung stand, hassten den jungen, reaktionären Kaiser – ein Attentatsversuch durch einen Ungarn vier Jahre später konnte nur knapp verhindert werden. Dass Franz Joseph selbst ein halbes Jahr nach seinem Regierungsantritt der wieder eingekehrten Ruhe in Wien nicht ganz traute, vielleicht sogar einen neuen Aufstand des Volkes fürchtete, zeigt eine vertrauliche Mitteilung seines Obersthofmeisters. Liechtenstein sollte ohne jedes Aufsehen herausfinden, wie man die Hofburg sichern konnte. Er berichtete seinem Herrn, dass sämtliche Keller- und Erdgeschossfenster mit Eisen gesichert werden konnten, die öffentlichen Hauptdurchfahrten der Burg jedoch »mit Einlagstangen, Spanitzen, Gittern oder eisenbeschlagenen Balken versehen, oder aber ganz vermauert werden müssen«. Nicht nur die Unmöglichkeit, die Hofburg, das Herz der Residenzstadt und Durchfahrt der wichtigsten Verkehrsadern des alten Wien derart von der Außenwelt abzusperren, ließen den Kaiser den Plan ad acta legen – es war auch schlicht und einfach kein Geld da, um derart kostspielige Umbau- und Schmiedearbeiten in Auftrag zu geben.31 Der Kaiser sparte nicht nur bei seinen Hofbediensteten, auch er selbst musste auf Wünsche verzichten – und war der Preis auch die Unsicherheit, dass jederzeit wieder eine revolutionärer Funke in die Burg fallen konnte.

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