Gesammelte Werke. Джек Лондон
Riesentannen und dann, immer noch an dem plaudernden Bach, eine Gartenpforte. Davor stand ein primitiver Briefkasten mit der Aufschrift »Edmund Hale«. Und in der aus Zweigen verfertigten Pforte standen ein Mann und eine Frau, die ein so schönes Bild boten, dass es Saxon den Atem benahm. Sie standen nebeneinander. Die Frau hatte ihre feine kleine Hand in die des Mannes gelegt, die aussah, als sei sie dazu geschaffen, sich segnend auf die Köpfe der Menschen zu legen. Und dieser Eindruck wurde durch sein Gesicht verstärkt – ein Gesicht mit einer schönen Stirn, großen, wohlwollenden grauen Augen und einem Reichtum von weißem Haar, das wie gesponnenes Glas leuchtete. Er war groß und schwer, und die Frau neben ihm war fein und leicht gebaut. Sie war safranbraun, wie Frauen der weißen Rasse zuweilen sein können, und ihre lächelnden Augen waren vom tiefsten Blau. In ihren fantastischen seegrünen Draperien und mit ihrem lebhaften Gesichtchen erinnerte sie Saxon an eine Frühlingsblume.
Vielleicht war das Bild, das Saxon und Billy boten, wie sie durch das goldene Licht des Sonnenunterganges gefahren kamen, ebenso schön. Die zwei Paare hatten nur Augen für einander. Die kleine Frau sah strahlend froh aus, und der Segen, der die ganze Zeit im Antlitz des Mannes zu lesen gewesen war, brach nun durch und machte es so unsagbar warm und milde. Saxon hatte dasselbe Gefühl wie bei dem Feld am Berge und beim Berge selbst – ihr schien, als hätte sie dieses liebe Paar stets gekannt. Sie wusste, dass sie sie liebte.
»Guten Abend«, sagte Billy.
»Gott segne euch, Kinder«, sagte der Mann. »Ich möchte wissen, ob ihr wisst, wie lieb ihr ausseht.«
Das war alles. Der Wagen hielt nicht an, sondern fuhr weiter den Weg entlang, der von einem knisternden Teppich herabgefallener Ahorn-, Eichen- und Erlenblätter bedeckt war. Dann kamen sie zu der Stelle, wo die beiden Bäche sich trafen.
»Ach, welch eine Stelle für ein Heim«, rief Saxon und zeigte über den Bach. »Sieh, Billy, die Ebene über der Wiese.«
»Es ist reicher Flussboden, Saxon, die Ebene ist auch sehr reich. Sieh die großen Bäume, die dort wachsen. Und es gibt sicher Quellen.«
»Lass uns hinfahren«, sagte sie.
Sie verließen den Hauptweg und fuhren auf einer schmalen Brücke über den Wildwasserbach, und dann gelangten sie auf einen alten Weg mit vielen Radspuren, die an einem ebenso alten, aus Riesentannenzweigen geflochtenen Zaun entlang liefen. Sie kamen zu einer Pforte, die offenstand und aus den Angeln gerissen war, und durch die führte der Weg auf die Ebene.
»Hier ist es – ich weiß es!« sagte Saxon mit tiefster Überzeugung. »Fahr hinein, Billy!«
Ein kleines, weißgestrichenes Bauernhaus mit zerschlagenen Scheiben kam zwischen den Bäumen zum Vorschein.
»Du mit deinen Madronjos –«
Billy zeigte auf den Vater aller Madronjos, der groß und stark, am Boden sechs Fuß im Durchmesser, vor dem Hause stand.
Sie dämpften ihre Stimmen, während sie unter großen Eichen um das Haus gingen und vor einer kleinen Scheune stehenblieben. Sie warteten nicht, bis sie die Pferde abgeschirrt hatten, sondern banden sie an den Zaun an und begaben sich dann auf ihre Entdeckungsreise. Der Hang von der Ebene zur Wiese hinab war steil, aber dicht mit Eichen und Manzanitas bewachsen. Als sie sich durch das Gebüsch drängten, scheuchten sie ein Dutzend Wachteln aus ihren Nestern auf und verjagten sie.
»Wie steht es mit Wild?« fragte Saxon.
Billy lachte und betrachtete eine Quelle, die einen klaren, quellenden Strom in die Tiefe entsandte. Hier war der Boden von der Sonne ausgetrocknet und an vielen Stellen gespalten.
Ein enttäuschter Ausdruck trat in Saxons Gesicht, aber Billy, der einen Klumpen Erde zwischen den Fingern zerkrümelte, war noch nicht zu einem festen Ergebnis gelangt.
»Es ist reicher Boden«, erklärte er. »Der beste und feinste Boden, der seit zehntausend Jahren von den Bergen herabgespült ist. Aber –«
Er unterbrach sich, sah sich nach allen Seiten um, studierte die Konturen der Wiese, ging zu den Riesentannen hinüber und kam dann wieder.
»Wie er jetzt ist, hat er keinen Wert«, sagte er. »Aber wenn er richtig behandelt wird, wird er so gut, wie nur etwas sein kann. Alles, was dazu gehört, ist ein bisschen gesunder Menschenverstand und tüchtige Dränage. Die Wiese bildet einen Steilhang auf der anderen Seite, mit Riesentannen bis zum Bache hinab. Komm, ich will es dir zeigen.«
Sie gingen zwischen den Riesentannen hindurch und kamen an den Sonomabach. Hier gab es kein Plätschern, der Strom lief geradeswegs in einen stillen Binnensee. Die Weiden an dieser Seite berührten das Wasser. Der Seite gegenüber war eine steile Böschung, und Billy maß die Höhe mit den Augen und die Tiefe des Wassers mit einem Stück Treibholz.
»Fünfzehn Fuß«, erklärte er, »da kann man vom Ufer aus tauchen, so tief man will. Und zum Schwimmen sind es hundert Meter hin und zurück.«
Sie gingen am See entlang. Er verengte sich zu einer Stromschnelle, die über nackten Felsboden in einen neuen See führte.
Während sie noch schauten, sprang eine Forelle mit blinkenden Schuppen in die Luft, und ihre Blicke folgten ihr, und sie sahen die Ringe auf der ruhigen Oberfläche immer größer und größer werden.
»Ich glaube doch nicht, dass wir den Winter in Carmel verbringen werden«, sagte Billy. »Der Ort hier ist direkt für uns beide fabriziert. Morgen früh müssen wir sehen herauszubringen, wem das hier gehört.«
Eine halbe Stunde später, als er für die Pferde sorgte, lenkte er Saxons Aufmerksamkeit auf das Pfeifen einer Lokomotive.
»Da hast du deine Eisenbahn«, sagte er. »Das ist ein Zug, der nach Glen Ellen fährt, und nur eine Meile von hier.«
Als sie abends unter den Decken lagen, und Saxon einschlafen wollte, weckte Billy sie.
»Wenn nun der Schwachkopf, dem es gehört, nicht verkaufen will?«
»Er verkauft, daran ist kein Zweifel«, antwortete Saxon mit ruhiger Zuversicht. »Hier gehören wir her. Ich weiß es.«
*
Sie wurden von Possum geweckt, der ärgerlich ein Eichhörnchen ausschalt, weil es nicht herunterkommen und sich töten lassen wollte. Das Eichhörnchen plauderte und war so geschwätzig, dass Possum in seiner Wut einen wahnsinnigen Versuch machte, den Baum zu erklettern, und Billy und Saxon lachten und amüsierten sich köstlich über den Ärger des Terriers.
»Wenn wir uns hier niederlassen, dann werden keine Eichhörnchen geschossen«, sagte