Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth

Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth


Скачать книгу

      Ich bin da. Ich halt mein Wort. Ich bin bereit.

      KNORKE

      Das freut uns außerordentlich.

      SALM

      Haben wir noch Benzin?

      HALEF

      Dreieinhalb Tropfen. Nicht ganz.

      SALM

      zu Horst: Kauf das bessere Öl. Nimm Halef mit. Horst und Halef ab.

      RÜBEZAHL

      Wir brauchen bald ein neues Auto.

      KNORKE

      zu Sladek: Und wie geht es der gnädigen Frau?

      SLADEK

      Es ist aus. Radikal.

      KNORKE

      Man gratuliert.

      SLADEK

      Danke. Das Fräulein spielt am Grammophon die Träumerei von Schumann.

      KNORKE

      Du weißt, was mit einer gnädigen Frau geschieht, die Soldaten vor dem Feinde verrät?

      SLADEK

      Sie hat noch nichts verraten.

      KNORKE

      Aber sie wird uns verraten.

      SLADEK

      Wenn sie uns verrät, so gebührt ihr nichts anderes.

      KNORKE

      Soll man warten, bis einen der Feind vernichtet?

      SLADEK

      Nein. In der Natur wird gemordet, das ändert sich nicht.

      SALM

      Wir sind Natur.

      KNORKE

      Du bist auch Natur.

      SLADEK

      Ja.

      KNORKE

      Also?

      SLADEK

      Also.

      SALM

      Zur Sache.

      KNORKE

      Du wartest hier. Wir haben es nur zu melden und sind in zwei Stunden wieder da. Dann erlauben wir uns, der gnädigen Frau unsere Aufwartung zu machen. Du hast doch den Schlüssel?

      SLADEK

      Ja.

      KNORKE

      Du läßt die Haustüre offen. Verstanden? Wir warten unten zehn Minuten, dann wirst du einen Pfiff hören, und dann sind wir auch schon droben. Die zehn Minuten brauchen wir, du mußt ihr etwas vorspielen, damit sie nur nichts ahnt und schreit. Sie ist nämlich raffiniert, das weißt du ja. Sag ihr, du seiest zurückgekehrt, hättest alles bereut – es ist alles ungeschehen und du liebst sie, verstanden?

      SLADEK

      Ja.

      SALM

      Sladek. Falls du es dir überlegen solltest –

      SLADEK

      unterbricht ihn: Ihr müßt mir nicht drohen. Ich hab keine Angst. Ich hab mir das alles genau überlegt und kann selbständig denken. Das ist anerkannt.

      SALM

      Das spielt keine Rolle.

      SLADEK

      Oho!

      SALM

      Zahlen! Es wird Zeit.

      DAS FRÄULEIN

      Alles zusammen?

      SALM

      Wir sind eine Familie.

      RÜBEZAHL

      Sein Vater ist mein Sohn.

      KNORKE

      zu Sladek: Also: in zwei Stunden. Ab.

      SLADEK

      Auf Wiedersehen.

      SALM

      zu Rübezahl: Auf! Los, sonst weint der General. Ab.

      RÜBEZAHL

      sauft aus: Herr General. Wir brauchen ein neues Auto. Einen Autobus. Ab.

      DAS FRÄULEIN

      Auf Wiedersehen die Herren! Auf Wiedersehen! Sie beschäftigt sich mit ihrem Strumpfband.

      SLADEK

      beobachtet sie: Auf Wiedersehen.

      DAS FRÄULEIN

      Der Herr kennt die Herren? Das waren doch Soldaten? Nicht? Oder? – So antworten Sie doch! Sind Sie taub?

      SLADEK

      Ja.

      DAS FRÄULEIN

      Die Männer heutzutag sind alle originell. – Was wünscht der Herr? Trinken wir eine Flasche Wein?

      SLADEK

      Was kostet das?

      DAS FRÄULEIN

      Eine Milliarde.

      SLADEK

      Und, was kosten Sie?

      DAS FRÄULEIN

      Wie meint das der Herr?

      SLADEK

      Wenns nicht stimmt, so sagen Sies nur. Ich hab gehört, daß Sie sich für eine Milliarde ausziehen.

      DAS FRÄULEIN

      Manche Herren trinken lieber Wein.

      SLADEK

      Ich nicht. Ich krieg nämlich keinen Rausch. Ich spei nur alles voll.

      DAS FRÄULEIN

      Ist das so schlimm? Dann ziehe ich mich lieber aus.

      SLADEK

      Eine Milliarde ist viel Geld.

      DAS FRÄULEIN

      Der Herr sind Kaufmann?

      SLADEK

      Ich bin kein Schieber.

      DAS FRÄULEIN

      Also redlich verdient?

      SLADEK

      Nein.

      DAS FRÄULEIN

      Geschenkt?

      SLADEK

      Nein.

      DAS FRÄULEIN

      Es geht mich auch nichts an.

      SLADEK

      Ich hab die Milliarde gestohlen. Ich kenn nämlich eine Witwe, die hat noch drei im Schrank. Sie verdient sehr schön und liebt mich, das heißt: Eigentlich gibt es keine Liebe. Man muß nur selbständig denken. Es ist ein glattes Geschäft. Sie hat sich den Sladek gekauft. Ich hab mich ihr ganz gegeben, aber sie ist so eifersüchtig, daß ich nicht zum Arbeiten komm. Sie will herrschen, drum läßt sie mich um jede Million betteln. Da hab ich die Milliarde gestohlen, sie gehört mir, ich bin im Recht. Gib mir eine Zigarette.

      DAS FRÄULEIN

      Du gefällst mir immer besser. Gib mir die Milliarde.

      SLADEK

      Zieh dich aus.


Скачать книгу