Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Vorsprung genügte ihnen. Sie verschwanden in einer Seitenstraße und jagten mit dem Ford in eine große Tiefgarage hinunter. So verschwanden sie für wichtige Minuten von der Bildfläche. Mit kreischenden Bremsen stoppte der Ford vor dem hinteren Ausgang der Tiefgarage. Die vier Männer stiegen sehr schnell aus und machten sich zu Fuß davon. Die Beute stak in großen Ledertaschen wie sie Vertreter gern benutzten. Die vier Gangster, jetzt ohne Rauschebärte und Pappnasen, mischten sich unter das Fußvolk auf der Straße und trennten sich. Nach Lage der Dinge waren sie unauffindbar für die Polizei.

      Die Planung dieses Bankraubs ließ immerhin darauf schließen, daß die vier »Rotnasen« die Örtlichkeiten genau kannten und sich die Einzelheiten des Raubes sehr gut überlegt hatten. Die Flucht durch die Tiefgarage war raffiniert einfach.

      Fast erfreulich war es nur zu nennen, daß bei diesem Banküberfall keine Menschen zu Schaden gekommen waren. Selbst der aggressive Pekinese konnte nach dem Überfall in die Arme seines erholten und wieder zu sich gekommenen Frauchens zurückeilen. Einziger Schönheitsfehler war der Verlust von etwa 96000 Dollar …!

      *

      Parker erstattete Bericht.

      Er hatte das reichhaltige Frühstück serviert und baute sich in steifer Haltung vor dem Tisch auf. Er trug eine dunkle Hose und eine gelb-schwarz gestreifte Weste. Der Eckkragen saß untadelig.

      »Die Sache mit dem Polizei-Krad wird sich einrenken lassen«, meinte der Anwalt Rander und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. »Ich fürchte nur, Sie werden sich bei dem betreffenden Polizist entschuldigen müssen.«

      »Dazu bin ich selbstverständlich bereit, Sir«, entgegnete Butler Parker. »Immerhin gelang es mir, Henry Harrison zu stellen.«

      »Der Junge ist also Junior des St. John’s?«

      »Sein Vater, Sir, verfügt über einige Millionen. Henry darf und kann sich jede Extravaganz leisten. Das stellte ich inzwischen durch diskrete Ermittlung fest.«

      »Dennoch arbeitet er mit Gangstern zusammen …! Das wird eine Sensation werden.«

      »Vorerst würde ich die bereits bekannten Tatsachen nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen, Sir. Ich rechne damit, daß Henry Harrison sich melden wird, um eine Erklärung abzugeben. Er weiß schließlich, daß ich seinen Namen kenne.«

      »Er gehört zu den beiden Männern, die Sie erschießen wollten, Parker. Ist der von seinem Partner erschossene Gangster bereits identifiziert worden? Kann der Mörder nicht Henry Harrison heißen?«

      »Mit Sicherheit weiß ich diese Frage nicht zu beantworten, Sir. Der erschossene Gangster gehört einwandfrei zur Barry-Gang. Sein Name ist in diesem Zusammenhang unwichtig.«

      »Könnte die Barry-Gang mit den ›Rotnasen‹ identisch sein?«

      »Diese Frage versuche ich im Moment zu lösen, Sir. Durch den Diebstahl der Anstecknadeln haben die Akzente sich erheblich verschoben.«

      »Sagen Sie das Leutnant Custer, Parker. Wir dürfen mit unserem Wissen nicht länger hinter dem Berg halten.«

      »Gewiß, Sir, sobald ich Leutnant Custer sehe, werde ich ihn über die Einzelheiten meiner Ermittlungen informieren.«

      »Ich fürchte nur, Sie werden ihm betont aus dem Weg gehen, Parker.« Mike Rander lächelte und trank den Rest des Morgenkaffees aus. Es wurde Zeit für ihn, ins Büro zu fahren. Er arbeitete augenblicklich an einer sehr wichtigen Verteidigung. Deshalb konnte er sich nicht in gewohnter Weise um diesen Fall kümmern. Er wußte jedoch, daß er sich auf den Butler verlassen konnte. Josuah Parkers Methoden mochten ungewöhnlich sein, seine Erfolge gaben ihm allerdings in den meisten Fällen recht.

      »Noch etwas, Parker, was ist mit dieser Elsie Warner los?«

      »Sie arbeitet als Sekretärin des Clubsekretariats.«

      »Das weiß ich inzwischen. Sie deuteten aber an, daß Sie diese Elsie von früher her kennen, Parker. Ich muß doch wohl annehmen, daß eine alte Liebe von Ihnen aufgetaucht ist?«

      »Sir, ich kann Sie beruhigen. Elsie Warner entspricht nicht meinem Geschmack. Ich will jedoch einräumen, daß ich sie kenne. Vor knapp einem Jahr muß sie aus dem Gefängnis entlassen worden sein. Sie wurde seinerzeit wegen Diebstahls und Betrug verurteilt. Es wunderte mich erheblich, sie jetzt als Clubangestellte zu sehen.«

      »Sie bringen Elsie mit dem Diebstahl der Anstecknadeln in Verbindung?«

      »Solch eine Tat wäre Elsie Warner durchaus zuzutrauen, Sir.«

      »Das hieße, daß sie mit den ›Rotnasen‹ in Verbindung steht.«

      »Auch das wäre möglich, Sir, wenn ich nicht genau wüßte, daß Miss Elsie eine Einzelgängerin ist.«

      »Sie kann sich das im Gefängnis anders überlegt haben.«

      »Das kalkuliere ich durchaus ein, Sir. Ich werde Miss Elsie darüber genau befragen. Gegen Mittag bin ich mit ihr verabredet. Sie bat mich, vorerst Diskretion zu wahren. Sie möchte ihren Arbeitsplatz nicht verlieren.«

      »Lassen Sie sich von der Dame nicht aufs Kreuz legen, Parker«, warnte der Anwalt sehr burschikos. »Es ist vielleicht recht aufschlußreich zu erfahren, ob Elsie Warner und Henry Harrison sich kennen.«

      »Sir, ich bedanke mich wärmstens für diesen Hinweis«, entgegnete Josuah Parker würdevoll. »Elsie ist jedoch mit einem Junior namens Gerald Thorne befreundet.«

      »Was wissen Sie eigentlich nicht, Parker?«

      »Wer die ›Rotnasen‹ sind, Sir«, antwortete Parker lakonisch.

      *

      Elsie Warner wohnte in einem Apartment-Haus in der Nähe des exklusiven Clubs. Sie hatte auf Parker bereits gewartet und öffnete auf sein erstes Klingelzeichen. Sie trug einen leichten Hausmantel und bequeme, mit weißem Waschpelz besetzte Pantöffelchen. Sie hatte sich geschickt zurechtgemacht und war eine erfreuliche Augenweide.

      »Oh, nett, daß Sie kommen, Mr. Parker«, flötete sie und ließ den Butler eintreten. »Ich habe uns einen frischen Kaffee gemacht. Sie sind doch einverstanden, ja?«

      »Falls der Kaffee sich trinken läßt, ganz gewiß, Elsie.«

      »Wollen Sie nicht ablegen?«

      »Mit Vergnügen«, turtelte Parker. Er legte Melone und Covercoat ab und präsentierte sich in einem schwarzen Einreiher, der ihm tadellos stand und ihm das Aussehen eines Herrn verlieh. Der ungewöhnlichen Stunde gemäß hatte Parker sich eine rote Nelke geleistet, die im Knopfloch stak.

      »Dort steht französischer Cognac«, sagte Elsie. »Bedienen Sie sich bitte.«

      »Französischer Cognac?« Parker wollte es nicht glauben. Er öffnete die Flasche und roch diskret. Sein Gesicht verklärte sich. Seine Gesichtsnerven schienen voll getroffen worden zu sein.

      Parker nahm in einem niedrigen Sessel Platz und war wenig später auch mit dem frisch aufgebrühten Kaffee zufrieden. Elsie setzte sich ihm gegenüber auf die breite Couch und zog die Beine hoch. Beine übrigens, die sich durchaus sehen lassen konnten.

      »Mr. Parker, ich möchte Ihnen noch einmal danken, daß Sie mich nicht verraten haben«, begann Elsie. »Kommt heraus, daß ich vorbestraft bin, würde ich natürlich sofort entlassen.«

      »Sie können meiner Diskretion versichert sein«, beruhigte Parker sein reizendes Gegenüber. »Das hängt natürlich von gewissen Dingen ab, über die wir jetzt ausführlich reden sollten.«

      »Oh, ich verstehe«, turtelte Elsie, die Parker gründlich mißverstand. »Ich werde mich natürlich dankbar erweisen, Mr. Parker.«

      Sie fühlte sich verpflichtet, noch mehr Bein zu zeigen und nestelte am Hausmantel herum, um Parkers Blick auf ihre vollen Schultern zu unterstützen.

      »Ich fürchte, daß das nicht genügen wird«, meinte Parker, der seinerseits etwas mißverstand.

      »Sie werden mit mir zufrieden sein«, hauchte


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