Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto

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ja auch selbst, wenn es heute stirbt, vielleicht nicht allzulange seiner Auferstehung entgegenzuschlummern hat.

      Dennoch, obwohl ich diese freudige Gewißheit mit mir nehme und obwohl ich in diesem augenblicklichen Untergang der Frauen-Zeitung keinen Untergang sehe für die Prinzipien, denen sie diente, kann ich nicht ohne Wehmut, ja sogar nicht ohne Schmerz dies Abschiedswort schreiben, und darum gestatte man mir, daß ich so lange dabei verweile, wie man Abschied nimmt von einem treuen Gefährten und zugleich, wie von ihm, aus einem ganzen großen lieb gewordenen Kreise scheidet.

      Als ich die Zeitung begann, zweifelten viele an dem Gelingen des Unternehmens und andere daran, daß es wirklich ein Bedürfnis sei. Die Zweifel beider haben durch die gemachten Erfahrungen verstummen müssen. Wir begannen zu einer Zeit, wo die Verhältnisse für die demokratische Presse immer ungünstiger wurden, aber wir haben ihnen standgehalten, wir haben unserer Sache Opfer gebracht, aber andere mit uns haben dies auch getan, und wir danken allen, welche unsere Bestrebungen und unsern redlichen Willen unterstützten. Wie sehr aber eine Zeitung wie diese ein Bedürfnis war, dafür bürgt die weite Verbreitung, welche sie erhielt, dafür bürgen unzählige Briefe begeisterter Frauen von nah und fern, die ihre Zustimmung, ihre Freude zu erkennen gaben, daß endlich ein Organ geschaffen sei für ihre Interessen, ein Organ, welches mit ihren höheren Angelegenheiten sich beschäftigte und zugleich ein Band der Vereinigung webe für die gleichen und bisher doch vereinzelten Elemente. Viele unserer besten Schriftsteller und Schriftstellerinnen wendeten ihre Tätigkeit dem Blatte zu und bewiesen durch diese Unterstützung des Unternehmens, wie zeitgemäß dasselbe sei. Zu unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gehörten:

      Karl Albrecht, Eugenie Blum, Dr. Diesterweg, Adele Erbe, Hugo Göring, Heinrich Hoffmann, Benno Haberland, Th. Jäckel, G. Jung, Eduard Kauffer, Louise Kindscher, Wilhelm Lüders, M. Norden, August Peters, Hermann Rollett, Hermann Semmig, Emilie Spreu, Emilie Lecerf, Ludwig Wittig, Kathinka Zitz, Joseph Zembrod, Minna Zimmermann u.a.

      Unter den Vornamen schüchterner Frauen, die sich scheuten, ihren ganzen Namen der Öffentlichkeit zu verraten, erinnern wir an: Georgine, Emmy, Friederike, Alma, Anna, Caroline, Meta usw., die sich viel leicht inniger und tiefer in manches gleichfühlende Frauenherz eingegraben haben als die berühmtesten Namen. Korrespondenten und Korrespondentinnen, und zwar in den gesperrt gedruckten Städten regelmäßige, hatten wir in Altenburg, Aarau, Altona, Breslau, Berlin, Braunschweig, böhmische Grenze, Coburg, Chemnitz, Dresden, Erzgebirge, Freiberg, Großstrelitz, Hamburg, Hirschberg, Hanau, Kiel, Königsberg, Leipzig, Lausitz, Mecklenburg, Mainz, Meißen, Marggrabowo, Nancy, New-York, Provinz Preußen, Plauen, Oberschlesien, Rastatt, vom Rhein, Ravendsberg, Straßburg, Schleswig, Wien, Voigtland, Zürich u.a.

      Zu scheiden aus diesem Kreise, dessen Mittelpunkt ich bis jetzt war – auseinanderfallen zu sehen, was nicht ohne Müh' geeinigt worden – aufzugeben eine Arbeit, die ziemlich zwei Jahre lang mein größtes Glück war und deren befriedigende Resultate, wo es sich um die Verbreitung und weitere Entwickelung unserer Tendenzen handelte, mich für vieles Trübe entschädigen, was diese traurige Zeit uns allen bietet – ich fühle es heute, wie schwer dies ist. Ich werde aus diesem teueren Kreise meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Leser und Leserinnen scheiden, aus diesem bewegten Leben der Journalistik zurückkehren in die stumme Einsamkeit, und man wird wenig von mir hören, vielleicht mich vergessen. Aber ich nehme den Trost mit mir, daß ich nach Kräften das beste gewollt und erstrebt und daß der Samen, welchen die »Frauen-Zeitung« ringsum ausgestreut, nicht überall auf dürres Land gefallen ist und aufgehen, keimen und fortblühen wird, wenn die Hand, die ihn streuete, auch vergessen ist und keinen neuen hinzufügen kann. – Und ich nehmen noch etwas mehr mit als diesen Trost: die Hoffnung, daß die Frauen-Zeitung heute nicht für immer begraben wird.

      Ich betrachte das heutige Aufhören dieser Zeitschrift eigentlich mehr nur als eine Suspensation. Es ist jetzt in Deutschland, in Sachsen ja beinah alles suspendiert. – warum nicht auch die Frauen-Zeitung? – Es werden wieder andere, menschlichere Zeiten kommen, wo diese Suspensierungen aufhören, auch die der Preßfreiheit – dann werden wir wieder an unserm Platze sein. Dann wird die »Frauen-Zeitung« wieder erstehen mit neuer Kraft in dem alten Geiste – und dann wird er nicht mehr gehemmt sein durch Verordnungen, Verbote, Verwarnungen und Konfiskationen, dann werden wir wieder frei sprechen und schreiben dürfen, und wie man jetzt ein Recht uns weigert, das bisher noch niemals in Frage kam, wird man dann keines mehr uns weigern von alle den Rechten, die jetzt vielleicht noch in Frage sind. – Bis dahin, deutsche Schwestern, wollen wir in der Stille wirken im Dienst der Freiheit, der allgemeinen, und darum auch der unseren, wir wollen ihr Bürgerinnen werben im Haus, in der Familie, wir werden es noch überall vermögen, wenn es auch durch die Presse nicht mehr wie vordem geschehen kann. Und wenn dann die Stunde der Erlösung kommt, auf die wir alle warten, so werden wir derselben besser dienen können und würdiger auf sie vorbereitet sein, als wie es vor Jahren der Fall war.

      Bis dahin, lebet wohl – auf Wiedersehen!

       Die Redaktion

       Fußnoten

      1 Dieser Artikel war bereits einmal in der Verbrüderung, Organ der ›Arbeiterverbrüderung‹, Nr. 8, am 27. 10. 1848 erschienen.

      D.R.

      Das Recht der Frauen auf Erwerb

       Inhaltsverzeichnis

       I. Der Beruf der Frauen

       II. Die Unzulänglichkeit der gegenwärtigen weiblichen Erwerbszweige

       III. Die Familie und ihre Pflichten

       IV. Selbstständigkeit

       V. Selbsthilfe

       VI. Fortschritte und Aussichten weiblicher Erwerbsthätigkeit

      I. Der Beruf der Frauen

       Inhaltsverzeichnis

       Die Braut. Gattin. Mutter. Die Wittwen. Die Ehelosen. Liebe und Leben.

      Der Beruf der Frauen! Welche lieblichen Bilder entfaltet man vor uns, wenn diese Worte ausgesprochen werden!

      Da steht sie die weißgekleidete Braut, mit dem grünen blühenden Myrthenkranz und dem wallenden Schleier im schön geordneten Haar, da steht sie an der Seite des Bräutigams, umringt von ihren Gespielinnen, gesegnet von einem zweifachen Elternpaar, der Mittelpunkt des fröhlichen Hochzeitfestes – Alles hat nur Augen für sie, Alles ist nur darauf bedacht sie zu beschenken, zu verherrlichen, ihr zu dienen – sie ist die Königin des Festes; diese Blumen, diese Guirlanden, diese Gesänge – sie gelten ihr. Der Bräutigam, im vorschriftsmäßigen schwarzen, unpoetischen Anzug, verliert sich fast daneben – er spielt gewissermaßen die zweite Rolle. Aber alle die Aufmerksamkeiten, die man seiner


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