Borrowing Blue. Lucy Lennox
Ihr Kompromiss war, die Namen der Apostel zu wählen, aber sie so abzukürzen, dass sie moderner klangen. Letztlich wurden es Pete, Jamie, ich, Thad, Jude und Simone. Und obwohl ich nicht mal im Ansatz religiös war, dankte ein Teil von mir Gott jeden Tag dafür, dass mir der Spitzname Bart erspart geblieben war.
»John ist hier irgendwo. Er wollte seinen Bruder Alex suchen. Ihre Eltern kommen bald an. Ist dein Zimmer okay?«, fragte sie.
»Jepp, alles gut. Ein wunderbares Fleckchen hier. Wem, sagtest du, gehört es? Jemandem aus Johns Familie?«
»Alex. Er hat es vor ein paar Jahren von seinem Großonkel gekauft, glaub ich. John hat sich nicht daran erinnert, aber Alex erinnert sich daran, dass er als kleiner Junge hier gewesen ist. Damals war es noch nicht so groß. Aber Alex hat hart daran gearbeitet, um etwas daraus zu machen. Kleine Weingüter wie dieses werden als einzigartig und besonders geschätzt. Ähnlich wie bestimmte Bierbrauereien. Er wird in vielen Weinmagazinen angepriesen. Ich weiß nicht viel darüber, aber ich hab schon ein paar Mal mit ihm darüber gesprochen. Ein netter Kerl. Du wirst ihn treffen. Ist es nicht einfach schön hier?«
»Ja, und wie. Und so friedlich. Erinnert mich daran, wie lange ich keine Pause mehr von der Stadt hatte.« Ich schlang meinen Arm um Simones. »Wo sind Mom und Dad und die Jungs?«
Sie lachte. »Drinnen. Du bist schon zweimal an uns vorbeigelaufen. Wir haben gewunken und gerufen, aber du hast nichts davon mitbekommen. Ich dachte, dass du nur einen Moment gebraucht hast, bis der Kaffee endlich wirkt.«
»So wahr. Es ist schon hart genug, die Marian-Familie voll koffeiniert zu ertragen, und noch schwerer wird’s mit einem leeren Tank. Geh vor, Brautzilla«, neckte ich sie.
Tristan
Nachdem ich zwanzig Minuten darauf verwendet hatte, mit Piper zu kuscheln, gab ich ihr Frühstück und sagte ihr, dass sie mit mir zum Landgut kommen könnte. Sie verbrachte die kompletten zwanzig Minuten damit, ihre Nase wieder mit meinem Duft vertraut zu machen. Es war ein bisschen merkwürdig, aber ich schob es darauf, dass sie mich vermisst hatte und ich ein Shirt trug, an dem der Duft eines fremden Waschmittels haftete.
Sobald ich die Hüttentür aufstieß, stürzte sie nach draußen und sprang auf die Ladefläche des elektrischen Wagens, den ich auf dem Grundstück fuhr.
Auf der Viertelmeile zum Landgut konnte ich sie im Seitenspiegel sehen. Ihre schwarzweiße Schnauze zeigte direkt in den Wind und ihre Ohren schlackerten glücklich. Border Collies waren verdammt clever und sie war keine Ausnahme. Sie wusste, dass etwas auf dem Weingut vor sich ging, und ich fragte mich, ob sie scharfsinnig genug war, um meine Familienmitglieder aus dieser Entfernung zu wittern.
Als ich parkte, sprang sie über die Seite des Wagens und hielt direkt auf die Vordertür des Landguts zu. Sie stand offen, um die kühle Frühlingsluft hereinzulassen, und Piper verschwand blitzartig hinein. Ich war neugierig, welche Familienmitglieder und Freunde sie zuerst aufspüren würde.
Ich stoppte beim Empfang, um sicherzugehen, dass es nichts Wichtiges gab, das meine Aufmerksamkeit verlangt hätte. Dann ging ich in Richtung der Gäste, die im Frühstücksbereich der Lobby mit ihrem Kaffee verweilten.
Bevor ich die Chance bekam, in der Gruppe von frühstückenden Leuten ein vertrautes Gesicht auszumachen, folgte ich Piper nach draußen durch die Glastüren auf die Steinterrasse. Ich sah Blue auf den Stufen zum Rasen sitzen und wollte verdammt sein, wenn es nicht mein Hund war, der da auf seinem Schoß saß und seinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt hatte. Seine Arme waren um den Hund geschlungen und seine Hände strichen immer wieder über ihre Seiten und ihren Rücken, während ihre Zunge heraushing und sie erfreute Laute von sich gab. Die Glückliche.
»Jesus, Piper. Hab ein klein wenig Selbstachtung!«, rief ich.
Blue drehte sich um und sah, wie ich auf ihn zukam. Auf seinem Gesicht breitete sich ein wunderschönes Lächeln aus und seine tiefblauen Augen zogen mich an wie Traktorstrahlen.
»Du kennst diese Schlampe?« Blue lachte und schlang seinen Arm in einer Umarmung fester um Piper.
»Sie ist diejenige, die ich letzte Nacht betrogen habe«, gab ich flüsternd zu. »Und sie war nicht besonders glücklich mit mir heute Morgen, das kann ich dir versichern.«
»Oh nein. War sie die ganze Zeit drinnen?«, fragte er besorgt.
»Nein, sie hat eine Hundetür, die in den Garten führt. Sie war nur gelangweilt. Ich hab ihr gesagt, ich gehe nur für eine Stunde und dann … na ja … du weißt ja. Ich wurde etwas abgelenkt.« Ich fühlte, wie ich rot wurde.
»Also wohnst du in der Nähe des Weinguts?«, fragte er.
»Meine Hütte steht etwa eine Viertelmeile von hier«, sagte ich und setzte mich neben ihn auf die Stufen.
»Das ist ein unglaublicher Ort. Du hast Glück, dass du so nah wohnst. Es ist wie der Himmel hier draußen. Immer, wenn ich reingehe, gehe ich kurz darauf wieder raus.«
Wärme flutete meine Brust. Niemand in meiner Familie verstand, warum das Weingut mich so anzog. Sie dachten alle, es wäre nur eine Eselei oder eine frühe Midlifecrisis. John und mein Vater spotteten beide über den Idioten, der aus einer lukrativen Ehe gegangen war. Meine Mutter verstand ebenso wenig, wie man einen großen gegen einen kleinen Gehaltsscheck tauschen konnte. Keiner von ihnen sah in diesem Ort mehr als eine Finanztabelle.
»Ich denke genau das Gleiche, Blue.« Ich lächelte ihn an.
Genau in diesem Moment kamen mein Bruder und seine Verlobte nach draußen und riefen nach mir.
»Da sind sie ja«, sagte Simone. »Ich sehe, ihr zwei habt euch schon kennengelernt.«
Ich sah sie verwirrt an. »Ähm, ja«, begann ich.
»Gut, weil wir entschieden haben, dass wir unseren Single-Brüdern im Laufe der Woche ein paar Blinddates besorgen wollen. Das wird lustig«, sagte Simone mit einem Grinsen.
»Was zur Hölle redet ihr da?«, fragte ich, bevor ich meinen Missmut bremsen konnte. »John?«
»Sieh nicht mich an. Es war ihre Idee. Ich glaube, Mom war beunruhigt darüber, dass du noch immer Single bist, und die Marians denken dasselbe über Blue. Er hat grad eine furchtbare Trennung hinter sich«, sagte John.
Das hier passierte nicht wirklich.
Blue sah zwischen Simone und mir hin und her. »Woher kennst du meine Schwester?«
Mein Bruder antwortete an meiner Stelle. »Tristan ist mein Bruder«, sagte er.
Blue und ich starrten uns an, als wir verstanden, was das bedeutete. Oh Scheiße.
Simone und John sahen uns an, warteten darauf, dass jemand etwas sagen würde. Blues Gesicht wurde rot und ich war sicher, er würde explodieren.
»Könnt ihr uns einen Moment allein lassen?«, fragte ich Simone und John, bevor ich Blue an seinem Ellbogen hinunter in den Garten zog.
»Deine Schwester heiratet meinen Bruder«, sagte ich leise, als ich ihn zu mir herumgedreht hatte. Blue starrte mich mit seinen umwerfenden Augen an. »John ist mein Bruder«, verdeutlichte ich.
Er starrte noch immer. Ich legte meine Hände an sein Gesicht und brachte es näher an meines. »Bist du okay? Sag etwas.«
»Aber … wie … Warum hast du nicht früher etwas gesagt?« Seine Stimme begann mit einem perplexen Tonfall, aber wurde zum Ende hin wütender. »Jesus, Tristan, John ist dein Bruder? Wir werden bald verwandt sein?«
»Blue, warte mal«, begann ich, wollte seinen Ausbruch im Keim ersticken.
»Der Name von Johns Bruder ist Alex. Er hat mehr als einen Bruder?«
»Mein Name ist Tristan Alexander. John nennt mich Alex, weil er den Namen Tristan nicht mag. Frag nicht. Ist eine dumme und bescheuerte Geschichte«, erklärte ich.
»Du bist Alex. Alexander-Weingut. Johns Bruder besetzt dieses Weingut«, murmelte er zu sich selbst, bevor er mich erneut alarmiert ansah. »Das