Borrowing Blue. Lucy Lennox

Borrowing Blue - Lucy Lennox


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      Er musste bemerkt haben, dass ich nicht darüber reden wollte, denn er wechselte das Thema.

      »Liegt es an mir oder sieht dieser Brad aus, als wäre er zwölf?«, fragte er mit einem boshaften Blitzen in den Augen. »Meiner Mom wird alles aus dem Gesicht fallen, wenn sie Jeremy mit diesem Kind sieht.«

      »Definitiv noch kein Teenager.« Ich lachte zustimmend. »Ich frag mich, ob er die Erlaubnis seiner Eltern braucht, um die Stadt zu verlassen.«

      »Und wie zur Hölle findet jemand einen Lebenspartner und heiratet ihn innerhalb von wenigen Monaten? Ich mein, Jesus Christus. Ist das nicht etwas überstürzt? Warum vögelt er ihn nicht einfach nur? Warum heiratet er ihn? Warum hat er es so eilig?« Blue schien an Fahrt zu gewinnen.

      »Ich weiß nicht. Ich hab gute Freunde, die sich getroffen und so schnell geheiratet haben und schon seit Jahren zusammen sind. Ich hab sie mal gefragt. Sie meinten, wenn man es weiß, weiß man es einfach. Ich seh das anders.«

      Blue fragte: »War es mit Sheila nicht so?«

      »Nein. Aber nichts war je spontan mit Sheila. Sie zu heiraten, war ein bisschen, wie einen Businessdeal auszuhandeln. Sie wollte warten, bis es finanziell Sinn gemacht hätte, logistisch und so weiter. Als die Zeit passte, haben wir beim Standesamt geheiratet. Keine Fanfaren, keine Familie. Überhaupt keine Romantik. Ich habe es gehasst.«

      »Warum hast du es dann gemacht?«, fragte Blue.

      Ich zuckte mit den Schultern und lachte. »Wirkte damals wie eine gute Idee.«

      »Das klingt schrecklich. Kein Wunder, dass die Ehe nicht gehalten hat.«

      »Ach was. Sie war niemals gut. Ich weiß nicht, was ich damals dachte. Vielleicht war es eine dieser Situationen, in denen die biologische Uhr laut tickt und sagt, dass man endlich mit demjenigen sesshaft werden soll, der gerade da ist, und nicht mit dem Richtigen«, erklärte ich.

      Blue

      Ich hätte Tristan die ganze Nacht lang zuhören können. Der tiefe Nachhall seiner Stimme lullte mich ein wie das Lied einer Sirene. Die Neuigkeit, dass er vermutlich bi war, schickte Schauer der Aufregung durch meinen Körper und ich musste mich selbst bremsen. Ich erinnerte mich daran, dass er mich trotz seiner beruhigenden Worte noch immer als der jämmerliche Loser sehen musste, der ich war. Und selbst wenn nicht: Es war nicht so, dass jemand, der im College ein wenig mit seinem Mitbewohner experimentiert hatte, automatisch bereit war, ein Leben als geouteter, schwuler Mann zu führen. Das funktionierte so nicht. Und außerdem zog ich nach London.

      Tristan stand auf und griff nach den beiden Wasserflaschen, die oben auf einem Tablett auf der Kommode standen. Er reichte mir eine und öffnete die andere selbst. Ich klopfte neben mir auf’s Bett.

      »Setz dich her. Der Stuhl da sieht aus wie ein antikes Folterinstrument«, sagte ich ihm.

      »Ja, oder? Und er sieht noch besser aus, als er sich anfühlt. Himmel, mein Arsch ist unglücklich.« Er lachte.

      Er setzte sich neben mich auf das Bett und trat seine Schuhe von den Füßen. Als er sich gegen das Kopfteil lehnte, nahm er einige Schlucke von seiner Flasche.

      Ich dachte an etwas. »Hast du Kinder? Mit Sheila?«

      »Nein. Sie wollte keine Kinder. Wir hatten beide Jobs, die uns ziemlich eingenommen haben, aber ich glaube, für sie war es sogar mehr als das. Sie ist Ärztin und ich dachte immer, wenn man sie vor die Wahl stellt, dann wählt sie eher die Medizin als die Familie. Ich bin nicht sicher, ob sie je realisiert hat, dass sie hätte beides haben können. Und ich war zu der Zeit Anwalt für internationales Recht für eine große Firma, also flog ich um die ganze Welt. Niemand von uns war zu Hause, also wären unsere Kinder von Nannys aufgezogen worden. Nicht so toll.«

      Es überraschte mich, dass Tristan Anwalt war. Er wirkte nicht wie ein Jetset-Typ, obwohl er weltgewandt zu sein schien. Aus irgendeinem Grund sah ich ihn eher in einem gemütlichen Leben oder aber in einem etwas wilderen und viel an der frischen Luft. Aber was wusste ich schon. Es war ja nicht so, dass ich ihn wirklich kannte.

      Der Schwips wurde immer mehr zu bleierner Müdigkeit. Ich fühlte, wie mein Körper tiefer in die Kissen sank, während Tristan erzählte. Am Ende lagen wir uns gegenüber auf der Seite, sahen uns an, jeder auf einem eigenen Kissen. Als ich realisierte, dass wir gerade Bettgeflüster hatten, ohne zuvor Sex gehabt zu haben, kicherte ich.

      »Was?« Tristan grinste mich an.

      »Ich schätze, seit du mir mein Abendessen bezahlt hast, hab ich das Bedürfnis, dich in mein Bett einzuladen«, scherzte ich.

      Er kicherte ebenfalls. »Sorry, ich sollte gehen. Du siehst wirklich müde aus.«

      »Bin ich«, gab ich zu. »Aber ich will nicht, dass du gehst. Man kann gut mit dir reden. Ich hatte viel Spaß heute Abend, abgesehen von den Deppen in der Bar.«

      »Blue?«, fragte er mich und seine grauen Augen sahen direkt in mich hinein.

      »Ja?«, gab ich zurück.

      »Ich will dich noch mal küssen«, flüsterte er.

      »Fuck, ja«, hauchte ich, aber bevor ich zu Ende gesprochen hatte, waren seine Lippen auf meinen.

      Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit küsste er mich mit einer langsamen Zärtlichkeit, die mir beinahe das Herz brach. Seine Lippen waren weich und warm. Sie liebkosten meine und strichen darüber wie in einem langsamen Tanz. Ich spürte die Stoppeln auf seinem Kinn, aber sie waren nicht rau auf meiner Haut, weil er so unglaublich behutsam mit mir umging.

      Ich hob eine Hand zu seiner Wange und eine seiner Hände landete auf meiner Seite, direkt über dem Bund meiner Jeans. Sein erdiger Geruch hüllte mich ein und ich fragte mich, ob er schon länger hier war als ich, sodass er den Geruch des Weinguts in sich aufgenommen hatte. Da war außerdem eine leichte Note nach Seife, aber diese konnte ich nicht genauer zuordnen. Seine Stimme brummte genießerisch; ich spürte das Geräusch auf meiner Zunge.

      Mein Körper rollte näher an ihn heran und er tat es mir nach, hob ein Bein, um es zwischen meine zu schieben. Ich spürte seinen bloßen Fuß, wie er gegen meinen drückte, und eine laute Stimme in meinem Kopf feuerte ihn an: Mehr, oh Gott, bitte mehr.

      Ich bewegte meine Hände über seinen Rücken zu seinem Arsch, während er sich immer weiter rollte, bis er über mir thronte. Meine Hände umfassten seinen festen Hintern und zogen ihn zu mir. Seine Erektion presste sich an meine und ich unterbrach den Kuss lange genug, um aufzustöhnen, als ein Schauer der Erregung von meiner Leiste bis in meine Fingerspitzen rieselte. Seine harte Länge an meiner zu spüren, war genug, dass ich sofort wie ein Teenager in meiner Hose kommen wollte. Zum Glück hielt ich mich zurück und vermied es, mich selbst zu blamieren.

      Tristans Hand wanderte hinab zu dem Knopf meiner Hose und plötzlich hatte ich das Gefühl, in meinen Klamotten zu ersticken. Nackt. Ich musste nackt sein. Ich hörte Tristans Stimme etwas murmeln, aber konnte nicht jedes Wort verstehen.

      »Auf … verdammtes Ding … geh … auf«, knurrte er.

      Ein Lachen entkam mir. Er sah auf mich hinunter, zog frustriert seine Brauen zusammen.

      »Über was lachst du?«, grummelte er. »Ist das die Fashion-Version eines Keuschheitsgürtels?«

      Ich lachte noch mehr. »Ja, Tristan. Man nennt es einen echten Gürtel. Ich schätze, du bist es nicht gewohnt, ihn von der anderen Seite aufzumachen.«

      Er sah hinunter auf meinen Gürtel. »Oh … richtig.«

      Dann sah er mich mit dem süßesten Hundeblick aller Zeiten an. Ich streckte mich, um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen und ihn zu küssen.

      »Warum machen wir nicht etwas langsamer? Es ist spät, wir haben getrunken. Du bist irgendwie hetero. Ich fürchte, wenn wir uns jetzt ausziehen, werden wir etwas tun, das einer von uns bereuen wird.«

      Er sah enttäuscht aus, aber stimmte zu. »Ich schätze, du hast recht, aber verdammt. Du bist so sexy, Blue. Jeremy ist


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