Lass mich kommen! Erotischer Roman. Julia Hope
Herz übersprang einen Schlag. »N-nein«, stammelte sie. »Das kann nicht dein Ernst sein. Wie stellst du dir das vor? Hier in der Wohnung?«
Er nickte. »Klar. Sie kennt sie schon. Sie war vor ein paar Tagen bereits hier, während du auf diesem Symposium warst.«
Sandra fuhr in die Höhe. »Sie war hier? In meiner Wohnung? Ohne dass ich davon wusste?«
Frank lag noch immer entspannt und lässig da. »Yep. Du musst nicht immer dabei sein, wenn ich meine Mädchen hier vögele. Das Gesicht, das du dann machst, gibt mir nur immer wieder einen Extrakick.«
»Du ... Das kannst du doch nicht machen!« Sie war fassungslos, wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
»Ihr hat deine Wohnung gefallen.« Er blickte versonnen zur Decke hinauf. »Ein bisschen spießig, meinte sie, aber ganz okay für jemanden in deinem Alter. Sie hat auch ein paar von deinen Sachen anprobiert. Ich hab ihr gesagt, sie kann mitnehmen, was ihr gefällt.«
»Du hast ... Sie war an meinen Sachen? Das hast du nicht wirklich getan, oder?«
»Es wundert mich, dass dir gar nicht aufgefallen ist, dass jemand an deinen Schränken war.«
Sie durchflog im Geist die letzten Tage. Alles war hektisch gewesen wie immer. Zwischen ihrem zeitintensiven Job und den perversen Spielen mit Frank kam sie kaum zur Ruhe. Aber jetzt, wo er es sagte ... Doch, am Morgen zuvor hatte sie durchaus kurz den deutlichen Eindruck gehabt, dass jemand in ihrem Kleiderschrank gewühlt hatte. Aber sie war automatisch davon ausgegangen, das wäre Frank gewesen, auf der Suche nach neuen Ideen. Und als sie am Abend von der Uni nach Hause gekommen war, hatte sie nicht mehr daran gedacht, ihn danach zu fragen.
»Was hat sie sich genommen?«, flüsterte Sandra tonlos.
»Ach, sie hat nicht viel gefunden. Sie ist ein gutes Stück schlanker als du. Dieses korallfarbene Top, das du dir neulich gekauft hast. Du warst ziemlich stolz darauf gewesen, glaube ich. Ihre Titten sehen klasse darin aus. Naja, und so ein Zeug halt, Gürtel, vielleicht einen Armreif und sowas.«
Sandra war wie erschlagen. Er hatte so einem jungen Ding einfach freien Zugriff zu ihrem Kleiderschrank gewährt? Eigentlich hätte sie ihn dafür zur Rede stellen müssen oder rausschmeißen oder was auch immer. Vielleicht sogar diese gesamte verfluchte Beziehung beenden. Auf jeden Fall eine Grenze ziehen. Das ging so nicht! Wenn sie jetzt nichts sagte, dann konnte er wirklich mit ihr anstellen, was immer ihm gerade in den Sinn kam.
Diese Demütigung, die sie gerade fühlte, war noch viel intensiver als wenige Minuten zuvor, als sie für ihn das Ferkel gespielt hatte. Aber trotzdem – oder gerade deswegen – blieb sie stumm.
Donnerstag, 29. April 2010
Sandra konnte es nicht fassen, dass sie solche Dinge immer wieder mit sich machen ließ.
Sie hatte sich an diesem Nachmittag so gekleidet, wie Frank es ihr befohlen hatte. Ihre Garderobe bestand aus einem schwarzen Dienstmädchenkostüm, Strapsen und Pumps in der gleichen Farbe sowie einem weißen Schürzchen und einer ebenfalls weißen Haube. Ihr Rock war unfassbar knapp. Während sie vor zwei Stunden noch einige Seminartexte herausgesucht hatte, wirkte sie jetzt wie die Verkörperung einer abgeschmackten Pornofantasie.
Und in dieser Aufmachung hatte sie Frank und seine neue Gespielin zu erwarten, die schon bald in Sandras Wohnung aufkreuzen sollten.
Sandra warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor sieben. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Halb aus Nervosität wegen der zu erwartenden Demütigung, halb – sie konnte nicht umhin, sich das einzugestehen – wegen unverhohlener sexueller Erregung. Dass sie das eine nicht ohne das andere erleben konnte, schien ihr einmal mehr wie ein allzu grausamer Fluch.
Was mochte das wohl für eine Frau sein, die Frank an diesem Abend mitbrachte? Wie würde sie sich Sandra gegenüber verhalten? Was kam da auf sie zu? Ihre Gedanken begannen zu wandern.
Plötzlich schrillte das Telefon. Sandra fuhr erschrocken hoch.
»Hallo«, sprach sie mit fast versagender Stimme in den Hörer.
»Hi Schnecke, ich bin’s. Du bist bereit, nehme ich an? Und wie ich dich kenne, zerfließt du schon fast vor sehnsüchtiger Erwartung ...«
Sandra fehlten die Worte für eine schlagfertige Antwort. Immer, wenn sie sich in diesem Erregungszustand befand, war ihr Kopf wie mit Watte ausgestopft. Also krächzte sie nur ein hilfloses »Ja, ich warte hier auf euch« in die Leitung.
»Bei mir kann’s ein bisschen später werden«, erklärte Frank gutgelaunt. »Kann also gut sein, dass Rachel ein gutes Stück vor mir bei dir aufkreuzt.«
Rachel hieß sie also. Und sie sollte ohne Frank hier erscheinen? Das war ein völlig neues Szenario, mit dem Sandra erst mal klarkommen musste.
»Also bis später dann«, verabschiedete sich Frank und legte auf.
Sandra blieb mit ihrem Gedankenwirrwarr zurück. Die Vorstellung, dass sie hier gleich eine wildfremde junge Frau in dieser Aufmachung empfangen sollte und jedem ihrer Wünsche zur Verfügung zu stehen hatte – das brachte sie noch mehr durcheinander als der innere Film, der vor dem Telefonat mit Frank in ihrem Kopfkino gelaufen war.
Wie von selbst wanderte ihre Hand zu ihrem Schoß. Aber indem sie all ihren Willen zusammennahm, konnte sich Sandra gerade noch beherrschen. Sie legte ihre Hand auf die Lehne der Couch zurück. Ein weiterer Blick auf die Uhr. Inzwischen war es zehn nach sieben.
Sandra fröstelte ein wenig. Ihr Körper begann zu zittern, als ob in der Wohnung eisige Temperaturen herrschten. Tatsächlich sah sie durch die Fenster auf einen angenehmen Frühlingstag hinaus. Liebend gern wäre sie auf den Balkon hinausgetreten, um sich von den Sonnenstrahlen wärmen zu lassen. Aber in ihrer Dienstmädchen-Porno-Aufmachung fürchtete sie, einen noch obszöneren Anblick zu bieten, als bei ihren bisherigen Spielen mit Frank.
Dann ertönte die Türglocke.
Einige Sekunden saß Sandra nur stocksteif da. Ihr Herz raste. Gleichzeitig fühlte sie sich wie gelähmt.
Die Glocke erklang ein zweites Mal.
Das gab Sandra endlich den Impuls, sich in die Höhe zu stemmen. Gleich würde es kein Zurück mehr geben, sagte sie sich, während sie schon auf die Wohnungstür zueilte.
»Ich komme«, rief sie, als ob sie Angst hatte, dass es sich ihre Besucherin anders überlegen und einfach wieder gehen würde.
Dann stand Sandra vor ihrer Tür und legte die Hand auf die Klinke. Sie atmete noch einmal tief durch und öffnete.
Draußen stand Rachel in dem korallfarbenen Top, das früher Sandra gehört hatte. Und Frank hatte recht: Es betonte die Figur der Blondine, die fünfzehn Jahre jünger als Sandra sein mochte, in der Tat ausgesprochen schmeichelhaft.
Allerdings war dieser Eindruck nicht der heftigste, von dem sich Sandra in diesem Moment getroffen fühlte. Viel erschütternder für sie war, dass sie diese Rachel kannte. Sie war eine der Studentinnen in ihrem Kate-Chopin-Seminar.
Sandra hatte Rachel meistens als elegant gekleidete, etwas hochnäsige, um nicht zu sagen arrogante junge Frau kennengelernt. Heute war sie zwar etwas lässiger angezogen – außer Sandras Top trug sie Jeans und dazu Stiefeletten aus rotbraunem Leder – aber der Blick in ihren Augen traf Sandra wie ein Peitschenschlag. Und während Sandra noch ganz von ihrer Fassungslosigkeit überwältigt war – das durfte doch nicht wahr sein, dass hier ausgerechnet eine ihrer Studentinnen vor ihr stand! –, prustete Rachel plötzlich los.
»Du lieber Himmel«, sagte sie, und der Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Was für ein Anblick! Da hat mir Frank ja echt nicht zu viel versprochen!«
Sandra spürte, wie sie puterrot wurde. Was mochte ihr Frank über das erzählt haben, was er bereits alles mit Sandra angestellt hatte?
Endlich fing sich das Mädchen. »Was ist?«, fragte sie, und der bekannte arrogante Tonfall schlich sich wieder in ihre Stimme. »Willst du mich nicht hineinbitten?«
Sandra