Der Assistent 2 | Erotischer Roman. Jones Susan Morrow
Penthouses am anderen Ende der Stadt. Doch ihre Beine gehorchen nicht, sie finden den kurzen Weg wie von selbst, und plötzlich findet sie sich schwer atmend vor der Glastür wieder, mit klopfendem Herzen.
Nur ein Blick, wenn er herauskommt, nur kurz in die schwarzen Augen sehen, unentdeckt. Warten, ob er allein nach Hause geht oder ob er abgeholt wird, von einer anderen.
Sie kennt die Gegend wie ihre Nachttischschublade, schließlich hat sie viele Jahre ihres Lebens genau hier verbracht. Und so überquert sie die belebte Straße und betritt eine kleine Boutique in einer Shopping Mall gegenüber, von deren Schaufenster aus sie einen perfekten Blick auf das zischende Glasportal hat.
Sie ignoriert die irritierten Blicke der älteren Verkäuferin, die sie durch dicke Brillengläser hindurch neugierig mustert, während sie eine ganze Stunde immer wieder den Kleiderständer am Fenster durchstöbert und dabei hinausstarrt, auf die andere Straßenseite.
Sie kann sich nicht helfen, sie kann nicht weg, auch wenn er doch vielleicht schon längst nach Hause gegangen ist und gar nicht mehr im Büro sitzt. Sie versucht zu erkennen, ob noch Licht in ihrem Büro ist, ganz oben im achten Stock, doch sie kann das Fenster von hier unten nicht mehr sehen.
Sie fixiert den Ausgang des großen Komplexes und wendet die Augen nicht einmal ab, als die Verkäuferin sie zum fünften Mal fragt, ob sie ihr helfen kann, aus Angst, ihn zu verpassen.
»Madam, ich muss Sie jetzt aber wirklich bitten, das Geschäft zu verlassen, wenn Sie nichts kaufen möchten.« Die ältere Dame klingt nervös, vielleicht hat sie Angst vor einem Überfall? Rebecca könnte ja Amok laufen, und wenn sie die Dame wäre, würde sie etwas Ähnliches befürchten. Nach zwei weiteren Aufforderungen gibt sie nach und verlässt zur Erleichterung der Verkäuferin die kleine Boutique.
Kalter Wind umfängt sie auf der Straße, es ist noch hell draußen in Seattle und langsam leert sich der Asphalt, die meisten Menschen haben das traute Heim erreicht und teilen ihre Arbeitserlebnisse schon mit der lieben Familie.
Sie muss gar nicht genau hinsehen, um ihn zu erkennen. Schon aus den Augenwinkeln fällt er ihr auf, und noch bevor die Augen überhaupt das Ergebnis ihrer Analyse an ihr Hirn gesendet haben, reagiert ihr Körper wie ein pawlowscher Hund.
Diesmal sieht er sie nicht. Die Hände in den Manteltaschen vergraben, geht er gerade und aufrecht mit schnellen Schritten die Straße hinunter, und sie folgt ihm vorsichtig, versteckt sich zwischendurch in Hauseingängen und hinter Mauern, um rasch wieder auf die Straße zu gehen und ihm nachzulaufen. Sie weiß, wo er hingeht, sie kennt den Weg, den sie oft genug mit dem Wagen gefahren ist. Er hat kein Auto, er geht gern zu Fuß, hatte er immer gesagt, und wenn sie zusammen unterwegs waren, hatte er ungefragt ihren kostbaren Mercedes benutzt, was sie ihm wie selbstverständlich gestattet hatte.
Trotz der Kälte ist ihr warm unter dem zu dünnen Mantel. Sie will ihn nur ansehen, nur ein paar Minuten, während sie ihm folgt. Sie starrt auf seine Füße, die in teuren Schuhen stecken und auf dem Asphalt knirschen. Sie betrachtet seinen Nacken, der stark ist und im Ansatz seiner dichten, schwarzen Haare mündet. Marc Lavie. Ihr Leben, ihre Liebe, ihr Schicksal. Ihr Ruin.
Seltsamerweise verspürt sie keine Wut mehr bei seinem Anblick. Sie wird das mit Dr. Sterling besprechen, gleich morgen, der ihr die Phasen der Traumaverarbeitung deutlich erklärt hatte. In welcher Phase befand sie sich? Warum gehörte die Phase »Fick mich, meinetwegen gleich hier auf der Straße, ich brauche dich jetzt« nicht zu dem Plan des Psychologen?
Zwischen ihren Beinen pocht es unaufhörlich. Das Blut ist aus ihrem Gehirn gewichen und geradewegs zwischen ihre Beine gefahren, wo es sich nun offenbar sammelt und sich zu einem übermächtigen Impuls vereint, der nur ein Ziel kennt.
Sie hat Angst. Nicht vor ihm, aber vor seiner Reaktion, wenn er sie entdeckt. Vielleicht wird er sie auslachen, verhöhnen? Oder er würde sie wegschicken, und sie wäre nicht in der Lage, diesem Befehl zu folgen. Nicht jetzt.
Als er die Pforte des kleinen Zaunes aufstößt, der den Weg zu dem alten Haus versperrt, in dem er wohnt, und über den knirschenden Kies auf die Tür zugeht, bleibt sie stehen. Atemlos.
Sie kann ihm nicht einfach weiter ins Haus folgen. Die Tür fällt hinter ihm zu, und im Treppenhaus geht Licht an.
Rebecca nagt auf ihrer Unterlippe. Sie sollte umkehren und nach Hause fahren, wie Dr. Sterling es ihr geraten hat. Ihm aus dem Weg gehen. Es ist zu früh. Er ist gefährlich. Unschlüssig verharrt sie und starrt weiter auf das wohlbekannte Haus.
»Genevieve ...« Die bekannte Stimme hinter ihr lässt ihr Herz rasen. »Was tust du hier?« Tief, wohlklingend fährt sie ihr wie ein zu lauter Bass mitten in den Magen.
Panisch dreht sie sich um und starrt ihn mit aufgerissenen Augen an. »Wie ... woher?« Er ist doch gerade in das Haus hineingegangen, sie hat ihn doch gesehen! Wo kommt er so plötzlich her, von hinten? Hat er doch bemerkt, dass sie ihm gefolgt ist, und ist um das Haus herumgegangen, um sie zu überraschen?
Ihre Knie zittern, als er sie wortlos in den Arm nimmt. Und dann legt sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge, gegen seine Brust, atmet seinen vertrauten Duft ein, den sie so vermisst hat, und weint hemmungslos.
Er streichelt ihr Haar, hält sie ganz fest, küsst sie auf die Stirn, lässt sie weinen, tröstet sie. Er bringt sie über die Straße durch den kleinen Vorgarten in das Haus, das so viele Erinnerungen birgt und das ihr ein Gefängnis war. Ein Gefängnis ihrer eigenen Lust.
Sie schließt die Augen, als sie den Flur seiner Wohnung durchqueren, um die Bilder nicht zu sehen, die hier hängen. Sie kennt sie, und sie fürchtet sich davor, ihr eigenes Konterfei zwischen all den Trophäen zu sehen, die er hier gesammelt hat.
Krank, sagt Stacy.
Gefährlich, sagt Dr. Sterling.
Magisch, sagt Rebecca.
Er schält sie aus dem Mantel, legt die Arme um sie und trägt sie in sein Wohnzimmer, das warm und dunkel ist. Er macht kein Licht, nachdem er sie vorsichtig wie eine Porzellanpuppe auf der antiken Chaiselongue abgelegt hat.
Wie eine Ertrinkende klammert sie sich an ihn, presst ihre Lippen auf seine und atmet tief ein. Endlich! Kleine Stromstöße jagen bei jeder Berührung seiner Zungenspitze durch ihren Körper, die Tätowierung am Steiß brennt, ihr Schoß pocht so heftig, dass sie ihn im Kopf noch spüren kann, ihren eigenen Puls, der sich überschlägt und ihr den Atem nimmt.
Dieser erste Kuss ist das Köstlichste, das sie seit Wochen zu sich genommen hat. Er ersetzt jedes Getränk, jede Mahlzeit, die sie nicht gegessen hat, jede Sekunde Schlaf, die sie entbehrt hat. Sie fühlt sich ganz, vollkommen, und es ist egal, dass sie ungeschminkt ist und schwarze Socken in flachen Schuhen trägt, statt der feinen Nylons in den hochhackigen Pumps, die er so gern an ihr sieht.
Hemmungslos seufzend spreizt sie die Beine für ihn, nackt bis auf die Socken, die er ihr nicht ausgezogen hat, auf der wunderschönen alten Chaiselongue, die unter ihrem Gewicht und seinen Stößen knarrt und ächzt, bis er endlich in sie eindringt und sie wieder eins werden lässt mit sich und der Welt.
Sein Schwanz ist hart, als er zwischen ihre Labien gleitet und sich tief in ihr versenkt, seine Lippen sind fest und rau, sein Kuss fordernd und leidenschaftlich. Er hat sie auch vermisst, frohlockt sie, sie hat doch gewusst, dass es nicht vorbei ist, dass sie wichtig für ihn ist, dass sie noch immer Genevieve ist, die Frau, die nicht in seine Sammlung gehört. Lieblingsspielzeug, hatte er einmal gemurmelt, und jetzt lauscht sie verzückt seinem leisen Keuchen, betrachtet die winzigen Schweißperlen, die wie von Geisterhand auf seiner Stirn erscheinen, presst ihre Lippen wieder fest auf seine und fordert ihn heraus wie zu einem Kampf.
Rebecca schlingt die Muskeln um seinen Schwanz, der in ihr immer härter wird, massiert ihn und drückt ihn mit den Füßen so eng an sich, dass sie keine Luft mehr bekommt. »Fick mich«, sagt sie leise, »fick es aus mir heraus, mach mich wieder gesund.«
Er hebt den Kopf und sieht ihr tief in die Augen. Diese schwarzen Augen, unergründlich wie das Meer und ebenso gefährlich. Sie erkennt die Abgründe hinter dem dunklen Vorhang, die ihn so anziehend geheimnisvoll machen, sieht die Lust