Der Assistent 2 | Erotischer Roman. Jones Susan Morrow

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zu ihrem Auto gehen und hinfahren. Gut eine Stunde braucht sie für den Weg, also keine Zeit mehr, unter die Dusche zu springen.

      Als sie ihre Handtasche vom Boden aufnimmt, entdeckt sie den großen, braunen Umschlag darunter. Mit klopfendem Herzen hebt sie ihn auf und lässt sich zur Sicherheit auf einen Stuhl fallen. Wer weiß, welche Überraschung er hier für sie vorbereitet hat? Sie wird die Unterstützung vielleicht nötig haben.

      Rebecca öffnet den nicht verklebten Umschlag und zieht einen Zettel heraus. Es ist die ausgedruckte Onlinereservierung für einen Flug.

      Rebecca Moon. Marc Lavie.

      Freitag, 14. September. Neun Uhr.

      Tacoma – Paris.

      Sie schließt die Augen und presst das Papier fest gegen ihre Brust. Lächelnd legt sie es anschließend offen auf den kleinen Tisch, bevor sie die Wohnung, ohne sich noch einmal umzudrehen, verlässt.

       Kapitel 4

      »Was ist mit Ihnen passiert?« Dr. Sterling schiebt die Brille gegen die Stirn und begutachtet sie neugierig und misstrauisch.

      Rebecca lächelt. »Was soll schon passiert sein? Es geht mir wieder besser«, sagt sie.

      »Sie sehen etwas, entschuldigen Sie bitte, derangiert aus«, erwidert der Psychologe und notiert etwas in seiner großen Kladde.

      Sie grinst. Wenn er wüsste ...

      Eigentlich müsste er es riechen können, sie zieht den Duft wie ein schweres Parfüm hinter sich her. Jeder Hund würde in ihrer Gegenwart verrückt werden. Sie kann den Geruch ihrer eigenen Lust, der sich mit seinem ihm eigenen Duft sinnlich paart, selbst riechen. Sie kann ihn förmlich spüren. Sie hat darin gebadet, und er haftet an ihr wie eine zweite Haut, die sie nicht ausziehen will.

      »Ich möchte wieder arbeiten«, sagt sie entschlossen und richtet sich auf dem Sofa auf.

      Dr. Sterling stutzt verwundert. »Wie bitte?«

      »Sie haben schon richtig gehört. Ich fühle mich deutlich besser und will wieder arbeiten.«

      Der Arzt mustert sie schweigend, während sie die Lippen zusammenpresst und seinen Blick entschlossen erwidert.

      »Rebecca, etwas ist gestern mit Ihnen passiert, das kann ich fühlen«, sagt er leise und beugt sich zu ihr. »Und ich hoffe, es hat nichts mit Marc zu tun.«

      Täuscht sie sich, oder klingt da so etwas wie Eifersucht in seiner Stimme?

      »Ich habe mich mit meiner Freundin wieder versöhnt«, erklärt sie.

      Sein Gesicht erhellt sich. »Das ist großartig! Wie hat Stacy reagiert?« Er lehnt sich beinahe erleichtert auf dem Stuhl zurück und mustert sie auffordernd.

      »Sie hat sich gefreut, es war fast wie früher. Wir haben uns ausgesprochen und alles ist gut.«

      Er kritzelt wieder mit dem dünnen Kugelschreiber in sein Heft, dann nickt er aufmunternd. »Ich verstehe, dass Sie das beruhigt. Aber ich denke, es ist noch zu früh für Sie, wieder arbeiten zu gehen, zumal Marc doch noch dort ist, oder?«

      Rebecca nickt. »Ja, natürlich. Aber ich kann meinen Job nicht seinetwegen aufgeben. Ich werde ihm in die Augen sehen und mich ihm stellen müssen«, sagt sie wild entschlossen. »Ich bin mir sicher, dass ich es kann und bereit dazu bin. Aber das alles muss ein Ende haben.«

      Dr. Sterling wiegt nachdenklich den Kopf hin und her, bevor er sich an der Stirn kratzt und die Brille abnimmt. Das kurz geschnittene blonde Haar sieht heute etwas wirr aus, offenbar hat auch er eine aufregende Nacht hinter sich. Mit wem bloß?

      »Rebecca, ich glaube wirklich, dass Sie sich noch eine längere Auszeit nehmen sollten. Soweit ich weiß, gibt es ja keine Probleme mit Ihren Vorgesetzten. Das Verständnis für Ihre – Situation war ja groß. Fahren Sie doch noch in den Urlaub, bevor Sie sich wieder in die Arbeit stürzen. Ich werde Ihnen natürlich attestieren, dass ein gewisser räumlicher Abstand nötig ist, um Ihre Heilung positiv zu beeinflussen.«

      Urlaub. Räumlicher Abstand. Paris. Frankreich. »Das ist eine gute Idee, Dr. Sterling«, sagt sie und steht auf. »Ich werde darüber nachdenken.«

      »Das ist gut«, antwortet der Arzt erleichtert und begleitet sie zur Tür. »Sehen wir uns morgen wieder?«

      »Ich denke es reicht, wenn ich am Montag wiederkomme«, sagt sie und ignoriert seinen verdutzten Gesichtsausdruck. »Wie gesagt – es geht mir schon viel besser.«

      Die Drogen sind zurück. Endorphine, Adrenalin, Pheromone, Oxytocin – die Fachbegriffe hat er ihr wochenlang um die Ohren gehauen, um ihr die eigene Situation leichter verständlich zu machen. Jetzt weiß sie, was es ist, das sie so berauscht wie keine Chemie der Welt es je könnte. Nun hat sie einen Namen dafür. Und ein einziger, kleiner Name lässt ihren ganzen Körper vor Vorfreude erbeben.

      Überhaupt, Paris ... Sie war nach der Highschool einmal in Europa gewesen, vier Wochen lang. Zusammen mit Stacy hatte sie eine Rundreise gemacht: Paris, Berlin, London, Prag, Rom, Stockholm, Barcelona, Wien ... All die schönen Städte hatten sie besucht, hatten gefeiert, Kultur und Architektur bewundert und viele Menschen kennengelernt.

      »Was darf ich Ihnen bringen?« Der Kellner in dem kleinen Café mustert sie neugierig. Sie bestellt einen Cappuccino und wartet.

      »Hey, Süße!« Stacy lässt sich schnaufend auf den Stuhl ihr gegenüber fallen und strahlt. »Schön, dich zu sehen!« Dann runzelt sie die Stirn und betrachtet ihre Freundin. »Wie siehst du aus? Warst du nicht zu Hause gestern?« Natürlich ist ihr aufgefallen, dass sie noch immer die gleichen Klamotten trägt wie am Vortag. Und dass sie noch nicht geduscht hat, ist auch ziemlich deutlich.

      Rebecca grinst. »Doch, klar. Aber ich komme gerade von Dr. Sterling und hatte heute Morgen keine Lust, mich zurechtzumachen.«

      Stacy schnalzt mit der Zunge. »Also wirklich – das bin ich ja gar nicht von dir gewöhnt. Sonst legst du immer so viel Wert auf dein Äußeres.«

      Sie plaudern ein wenig vom Büro, Stacy berichtet von den neusten Fortschritten ihrer kleinen Tochter, die täglich etwas Neues lernt, und von den beruflichen Rückschritten ihres Mannes, der unglücklich ist in seinem Job und doch nicht den Mut hat, etwas zu ändern.

      Rebecca hört zu, kommentiert und versucht, ihre Gedanken zusammenzuhalten. Unmöglich kann sie Stacy von Marc erzählen, sie würde sie für verrückt erklären und in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen.

      Geheimnisse ... Nicht einmal Dr. Sterling gegenüber war sie ehrlich gewesen. Sie konnte damit leben, hatte es lange genug getan. Und sie wusste, dass Marc es nicht leiden konnte, wenn sie mit anderen über ihn sprach. »Was unter uns passiert, sollte unter uns bleiben, Chéri«, hatte er gesagt und sie eindringlich angesehen. »Wir sind eine Einheit, und Dritte passen nicht dazu.« Sie hatte genickt und ihm zugestimmt. Als er erfuhr, dass sie Stacy doch von ihnen erzählt hatte, hatte er sich gerächt. Und daran will sie sich eigentlich gar nicht zurückerinnern.

      »Ich soll in den Urlaub fahren, hat Dr. Sterling gesagt. Und ich habe mir überlegt, nach Paris zu fliegen. Nächste Woche.« Sie strahlt die Freundin auffordernd an.

      Stacys Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. »Paris! Was für eine großartige Idee! Weißt du noch, wir beide damals? Oh, Paris, da werden Erinnerungen wach! Sacré Coeur, Notre Dame, der Eiffelturm, der Louvre ...« Sie schließt genießerisch die Augen und schwelgt in ihren Gedanken. »Ich glaube, Paris ist die schönste Stadt der Welt. Allein die vielen, gut aussehenden Menschen dort! Von den Touristen natürlich abgesehen. Die Stadt der Liebe, allerdings!«

      »Und die Stadt der Gefahr«, fügt Rebecca hinzu und lacht. »Immerhin sind wir im Pigalle bei den beiden heißen Typen unser gesamtes Geld und unsere Ausweise losgeworden!«

      Stacy grinst. »Oh ja, das werde ich nie vergessen! Wie zwei Idioten haben wir uns ausnehmen lassen von den Kerlen! Aber der Sex war immerhin gut.«

      Rebecca nickt zustimmend. »Allerdings war er den ganzen Ärger nicht wert.«


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