Der neue Sonnenwinkel 74 – Familienroman. Michaela Dornberg

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bereits sagte, sehe ich diesem Ärztehaus ganz gelassen entgegen. Ich komme zurecht. Das Haus ist bezahlt, ein paar Rücklagen habe ich ebenfalls noch: Und meine Alma sagt immer, dass man nicht mehr als ein Kotelett essen kann. Ist sonst noch etwas, Max?«

      Max Steinfeld druckste herum. »Roberta, ich will dich nicht länger zumüllen, eines allerdings möchte ich noch loswerden. Du bist nicht nur eine sehr kluge, sondern eine wunderschöne Frau. Du besitzt Charme, bist großherzig, und ich …, ich bin ein Trottel, weil ich mein Glück, unser Glück, mit Füßen getreten habe. Es hätte gut gehen können.«

      Solche Worte aus seinem Munde verwirrten Roberta sehr, und sie wusste nicht, was das jetzt alles sollte, deswegen sagte sie rasch: »Ist es aber nicht, Max. Danke noch mal dafür, dass du dir solche Sorgen um mich gemacht hast, doch das ist, wie gesagt, unnötig. Ich bin wirklich froh, dass wir jetzt einigermaßen normal miteinander umgehen können. Doch ehrlich mal, Max, das soll nicht zur Gewohnheit werden, du hast dein Leben, ich habe meines. Ich wünsche dir viel Glück, vor allem Gesundheit, und das ist ja etwas, was wir als Ärzte auch nicht automatisch gepachtet haben, nicht wahr?«

      Er konnte und wollte nicht aufhören, und Roberta brachte es nicht übers Herz, ihren Exmann einfach abzuwürgen. Zum Glück wurde es bei ihm plötzlich laut, und er beendete das Gespräch mit den Worten: »Pass auf dich auf, Roberta.« Das hatte er beim letzten Male ebenfalls gesagt. »Es war schön, deine Stimme zu hören.«

      Dann verabschiedete er sich hastig, und sie kam nicht dazu, sich zu fragen, was das alles sollte, weil das Telefon erneut klingelte. Doch diesmal sah sie nach, wer da etwas von ihr wollte. Es war ihre Freundin Nicki. Die rief gerade richtig an, denn Roberta brannte geradezu darauf, Nicki von diesem Anruf zu erzählen. Doch ehe es dazu kam, erkundigte ihre Freundin: »Sag mal, mit wem hast du denn da ein Dauergespräch geführt, Roberta.«

      Nicki konnte maßlos übertreiben, sie hatte zwar mit Max telefoniert, doch als Dauergespräch konnte man das nicht bezeichnen. Sie gab keine Erklärung darüber ab, sondern antwortete einfach: »Mit Max.«

      Stille am anderen Ende der Leitung, dann kamen Geräusche, die sich beinahe so wie eine Schnappatmung anhörten, und dann erkundigte Nicki sich ganz vorsichtig: »Max? Du meinst doch nicht etwa deinen Ex, oder?«

      »Doch, Nicki, genau mit dem habe ich gesprochen.« Und dann erzählte Roberta ihr von dem Gespräch.

      »Roberta, erst der Besuch«, natürlich hatte Roberta ihr davon erzählt, »und jetzt der Anruf. Muss ich mir da Sorgen machen? Es sieht doch ganz so aus, als wolle er dich wieder anbaggern, nun, verwunderlich wäre es nicht. So etwas wie dich findet er niemals wieder, und das muss wohl auch dem Schwerenöter Max Steinfeld mittlerweile in die Birne gegangen sein.«

      »Nicki, er ist besorgt, dass mir dieses Ärztehaus Abbruch tun könnte.« Und dann erzählte sie Nicki von dem Angebot, ihr finanziell unter die Arme greifen zu wollen.

      »Roberta, sag mir jetzt bitte, dass das nicht wahr ist. Gut, er kann ein schlechtes Gewissen haben, weil er dich gnadenlos über den Tisch gezogen hat. Doch von welchem Geld will er dir was abgeben? Er hat doch alles verbrezelt.«

      Jetzt ereiferte Nicki sich erst einmal, Roberta ließ es zu, weil sie aus Erfahrung wusste, dass Nicki manchmal nicht zu bremsen war, dass man sie ausreden lassen musste, weil man ansonsten Gefahr lief, dass sie immer wieder davon anfangen würde.

      Irgendwann hielt Nicki ganz erschöpft inne, und Roberta erkundigte sich: »Nicki, bist du jetzt in der Lage, mir zuzuhören?«

      »Meinetwegen, ich muss mich eh erst einmal von dem erholen, was du mir da gesagt hast. Ganz traue ich dem Braten nämlich nicht, für Max würde ich keine Hand ins Feuer legen. Der führt doch was im Schilde, dass er Kreide gegessen hat, nehme ich ihm auch nicht ab.«

      »Darf ich jetzt, Nicki?«, wollte Roberta wissen, und ehe ihre Freundin wieder einen Kommentar abgeben konnte, erzählte Roberta ihr, dass sie seine wahren Beweggründe nicht kannte, dass sie sich niemals mehr auf Max einlassen würde, dass sie eigentlich auch nicht glaube, dass er es wolle.

      »Er hat ein schlechtes Gewissen, Nicki, und das kann er auch haben. Für mich fühlt es sich gut an, dass er sich entschuldigt hat, dass er seine Fehler einzusehen scheint, und er macht sich, glaube ich, wirklich Sorgen meinetwegen. Doch können wir jetzt aufhören, über Max zu sprechen? Der ist wirklich ein Never-Come-Back-Programm, und ich habe ihn auch gebeten, sich nicht mehr bei mir zu melden, ich habe ihm alles Gute für sein weiteres Leben gewünscht.«

      »Was sehr, sehr lobenswert ist, meine liebe Freundin, ich hätte nicht so großherzig reagieren können. Doch du bist halt ein guter Mensch, und Max …«

      Roberta stoppte sie.

      »Nicki, kein Wort mehr über Max, sonst lege ich auf. Weswegen rufst du eigentlich an? Wir haben doch erst gestern Abend sehr lange miteinander telefoniert. Auch wenn dein Leben aufregender ist als mein Leben, kann doch über Nacht nicht so viel geschehen sein, dass du erneut zum Hörer greifen musst, oder?«

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