Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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benahm sich wie ein Elefant im Porzellanladen.

      Sollte sie nicht doch noch einmal in aller Ruhe mit Hilde Hellwig darüber sprechen, dass die ihrer Tochter reinen Wein einschenkte? Dann würde das Gerangel um den Hausverkauf aufhören, und Cornelia konnte nicht einmal sauer auf ihre Mutter sein, weil ihr Vater es zu seinen Lebzeiten gewesen war, der verfügt hatte, Cornelia nur begrenzte Mittel zur Verfügung zu stellen, auch nach dem Tod beider Elternteile.

      Sie war so sehr damit beschäftigt, dass sie vollkommen unaufmerksam war und erst wieder in die Gegenwart zurückgerufen wurde, als es knirschte und krachte, als ihr Auto herumgeschleudert wurde, bis es wieder in Fahrtrichtung stand.

      Sie war in einen Verkehrsunfall verwickelt, und sie wusste, dass sie die Schuldige war, sie hatte ganz eindeutig die Vorfahrt des anderen Fahrzeuges missachtet.

      Roberta stieg aus, dann lief sie, ohne nachzusehen, was an ihrem Auto defekt war, auf das andere Fahrzeug zu. Es handelte sich dabei um einen großen grauen Geländewagen, aus dem ein Mann ausstieg, als sie ihn erreichte.

      Der Mann mochte ungefähr in ihrem Alter sein, er war etwa einen Kopf größer als sie, schlank, sportlich, blond, hatte unglaublich blaue Augen.

      Das alles registrierte Roberta nur ganz nebenbei, sie sah, dass er aus einer Platzwunde aus seiner Stirn blutete.

      Sofort erwachte die Ärztin in ihr.

      »Über den Unfall unterhalten wir uns gleich«, sagte sie. »Zuerst einmal muss Ihre Wunde versorgt werden.«

      Er sah sie an.

      »Sind Sie Krankenschwester?«, erkundigte er sich, und aus seiner Stimme klang so etwas wie eine leichte Belustigung. Er schien den Unfall ziemlich gelassen zu nehmen. Normalerweise begannen Männer doch zu toben, wenn ihr Lieblingsspielzeug beschädigt wurde, und sie waren außer sich, wenn die Beschädigung gar durch eine Frau verursacht worden war.

      »Nein, Ärztin«, sagte Roberta. »Und ich habe auch alles dabei, damit ich die Wunde versorgen kann. Dann müssen wir nur zu meinem Auto gehen.«

      Er wollte ablehnen, alles sei doch nicht schlimm, doch darauf ließ Roberta sich nicht ein. Sie wollte eine ordnungsgemäße Wundversorgung machen, vor allem wollte sie feststellen, dass es sich wirklich nur, so wie es aussah, um eine oberflächliche Wunde handelte.

      Sie war die Schuldige, und man wusste nicht, was kommen würde, sie hatte keine Lust, sich plötzlich einem Schadensersatzprozess gegenüberzusehen. Das hatte es alles schon gegeben.

      Dieser Mann irritierte sie, vielleicht, weil er so gelassen, beinahe belustigt war. Immerhin folgte er ihr zu ihrem Auto, ließ sich behandeln. Und zum Glück war es wirklich nur eine oberflächliche Platzwunde, die schlimmer ausgesehen hatte als sie war, weil da so viel Blut gewesen war.

      Wie hatte es dazu überhaupt kommen können?

      Es hatte zwar ein lautes Getöse gegeben, aber jetzt sah Roberta, dass bei ihrem Auto nur die Stoßstange in Mitleidenschaft gezogen war, an seinem Wagen konnte deswegen auch nicht mehr passiert sein. Das hoffte sie zumindest.

      Die Wunde war versorgt.

      »Es tut mir leid, dass der Zusammenstoß passiert ist, es ist eindeutig meine Schuld, weil ich geträumt und die Vorfahrt nicht beachtet habe. Natürlich werde ich für den ganzen Schaden aufkommen. Sollen wir uns Ihr Auto einmal ansehen?«

      Ohne seine Antwort abzuwarten, lief sie zu seinem Geländewagen.

      Der hatte bereits einige Beulen, die sie allerdings nicht verursacht haben konnte. Es beruhigte Roberta ein wenig, weil das ein Anzeichen dafür war, dass sein Auto für ihn kein Statussymbol war, sondern ein Beförderungsmittel.

      Ein wenig ratlos sagte sie: »Ich weiß nicht, was ich jetzt verursacht habe. Das wird vielleicht ein Sachverständiger feststellen.«

      Jetzt grinste er wirklich.

      »Ich glaube, Sie machen sich zu viele Gedanken. Es ist doch nichts passiert.«

      Was sagte er da?

      »Ich bin schuld, und Sie haben sich sogar verletzt«, erinnerte sie ihn.

      »Das liegt daran, dass ich nicht angeschnallt war, sonst hätte ich keinen Kratzer abbekommen. Vielleicht ist eine kleine Schramme entstanden, vielleicht auch nicht. Ich schlage vor, dass wir die Sache auf sich beruhen lassen. Ich habe nämlich noch einen Termin, den ich unbedingt einhalten möchte.«

      Er wollte gehen, doch das ging überhaupt nicht. Er tat das jetzt locker ab, aber wer sagte ihr denn, dass er sich nicht anders besinnen würde, und dann kam für sie nicht nur die Tatsache in Betracht, sondern dann würde man ihr gegebenenfalls auch noch unbefugtes Entfernen vom Unfallort anlasten oder so etwas. Sie kannte sich zum Glück nicht damit aus, es war ihr erster Unfall, und deswegen war sie auch so verunsichert.

      »Ich bin schuld an dem Unfall, und ich bin auch bereit, ­dafür geradezustehen. Ich gebe Ihnen jetzt meinen Namen, und­ Sie können sich mit mir in Verbindung setzen, wenn Sie Ansprüche geltend machen ­wollen, was schließlich Ihr Recht ist.«

      Er sah sie mit einem undefinierbarem Blick an, der ihr irgendwie durch Mark und Bein ging. Weil ihr der Mann gefiel? Nein, abermals nein, solche Gedanken wollte sie überhaupt nicht fortsetzen.

      Sie lief zu ihrem Auto, holte aus der Tasche ihren Rezeptblock hervor, riss ein Blatt davon ab, entwerte das Blatt, sodass nur noch ihr Name und ihre Anschrift darauf deutlich zu sehen waren.

      Er blickte sie an, das Blatt, las, sagte beinahe versonnen: »Roberta …, ein wirklich schöner Name«, dann steckte er den Zettel beinahe achtlos in seine Jackentasche. Dabei bemerkte Roberta, dass er sehr schöne Hände hatte, und das irritierte sie noch mehr. Nicht, dass die Hände schön waren, sondern dass sie es so sehr registrierte. Was war denn bloß los mit ihr? War durch den Zusammenstoß ihr Verstand durcheinandergeraten?

      Er tippte an seine Stirn, sagte: »Einen schönen Tag noch, schade, dass wir uns nicht unter anderen Umständen begegnet sind«, dann ging er zu seinem Auto, schwang sich hinein, fuhr davon, und als er an ihr vorüberfuhr, schenkte er ihr einen Blick, der sie noch mehr irritierte.

      Sie war so durcheinander, dass sie für einen Augenblick vergaß, dass sie in ihre Sprechstunde musste.

      Was für ein Mann!

      Ihre Freundin Nicki würde jetzt sagen, dass es jemand war, der in ihr Beuteschema passte, doch dem konnte Roberta widersprechen, weil ihre Ausbeute an Männern so spärlich war, dass man daraus kein Schema herleiten konnte.

      Dieser Mann hatte etwas, und ein wenig erinnerte er sie sogar an Kay, nur dass er eine ältere Ausgabe von ihm war.

      Oh Gott!

      Wie verrückt war das denn, zuerst knallte sie mit ihm zusammen, und jetzt knallte sie durch.

      Das war bedenklich, und eigentlich war es ein deutliches Zeichen dafür, dass sie so selten mit Männern zusammentraf, die nicht ihre Patienten, Bekannten oder Freunde waren, dass sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte.

      Es hatte einen Zusammenstoß gegeben, und wenn sie Glück hatte, würde sie glimpflich davonkommen, und er würde ihr den ganzen Ärger mit der Versicherung ersparen. Ihren Bagatellschaden würde sie auf jeden Fall nicht melden, es störte sie nicht, dass die Stoßstange ihres Wagens nun eine kleine Beule hatte.

      Es war schon unglaublich, es hatte gescheppert, als sei ein Totalschaden an beiden Fahrzeugen entstanden, und es waren schon ziemliche Kräfte durch den Zusammenprall freigeworden, denn sonst hätte es ihr Auto nicht herumgedreht.

      Ein wenig verunsichert startete sie. Es war alles in Ordnung, ihr Auto fuhr, als sei nichts geschehen.

      Wer er wohl war?

      Besuchte er jemanden hier in der Gegend?

      Roberta glaubte nicht, dass er hier wohnte, denn dann wäre er ihr unweigerlich aufgefallen.

      Wie schade, dass er ihr nicht wenigstens einen Namen genannt hatte!

      Und was hätte


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