Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
„Ich beginne zu begreifen, Mr. Smith. Hier im Sherman-Hotel wurde die angelieferte Ware auf Klein verteil er umgeladen, die wahrscheinlich als Kur- und Feriengäste getarnt waren und sind …
„Sie haben die Zusammenhänge schnell erfaßt“, sagte Mr. Smith und nickte lächelnd. „Sie brauchen übrigens nicht auf Rettung zu warten. Die Bäderabteilung ist geschlossen worden. Und die alte Dame drüben in der Kabine kann erst heraus, wenn wir die Tür öffnen. Sie wird sich nachher wahrscheinlich beschweren, aber man wird sie auch wieder beruhigen.“
„Ich muß Ihnen mein Kompliment aussprechen“, antwortete Parker in seiner unnachahmlich höflichen Art. „Haben Sie sich dieses Verteilersystem ausgedacht, Mr. Smith?“
„Ich muß Sie enttäuschen … Ich war es nicht. Denken Sie denn überhaupt nicht an Miß Farewell?“
„Miß Gloria Farewell?“
„Richtig, Parker … Sie hat den Plan ausgetüftelt …“
„Natürlich mit Billigung eines Rauschgiftsyndikats, nicht wahr?“
„Mit Billigung, natürlich!“
„Und dieses Syndikat sitzt in Denver …?“
„In Denver … Haben Sie sonst noch Fragen?“
„Dann darf ich also als richtig unterstellen, daß der seinerzeit abgestürzte junge Mann absichtlich umgebracht worden ist?“
„Er wurde aus dem Verkehr gezogen, weil er zu neugierig geworden war. Er hatte zufällig oben auf dem Plateau zugesehen, wie frische Ware ausgeladen wurde.“
„Und aus ähnlichen Gründen starb dann auch Glenn Harpers?“
„Okay, Parker! Glenn Harpers mußte ebenfalls beseitigt werden. Auch er war auf der richtigen Spur, als er sich hier unten in der Bäderabteilung umsah!“
„Bleibt noch Mr. Fenmore …“
„Fenmore war ebenfalls zu neugierig geworden. Wie konnte er denn auch das Gepäck abreisender Hotelgäste durchschnüffeln? Dabei entdeckte er Rauschgift. Man muß sich eben absichern, dafür werden Sie ja Verständnis haben.“
„Und nun sollen Miß Windham und meine Wenigkeit ebenfalls sterben?“
„Läßt sich nicht vermeiden, Parker. Aber vorher sollten Sie uns noch sagen, was Sie oben am Hubschrauber getan haben. Wir möchten nämlich flügge bleiben.“
„Ich bin im Moment nicht ganz in der Lage, Ihre Anspielung zu begreifen, Mr. Smith …
„Uns brauchen Sie doch nichts vorzumachen, Parker … Sie haben den Hubschrauber defekt gemacht. Für mich ist das sonnenklar!“
„Ich kapituliere vor Ihrer Kombination, Mr. Smith … Darf ich vorher noch einige Fragen an Sie richten?“
„Wir müssen machen!“ drängte Landly dazwischen.
„Die paar Minuten Zeit haben wir noch“, sagte Mr. Smith lächelnd. Er genoß die Situation … „Fragen Sie, Parker.“
„Wie kam es, daß Landly mir tausend Dollar auf drängte?“
„Weil Landly Ihnen eine Falle stellen sollte. Die Harpers und Farewell sollten aufeinander gehetzt werden.“
„Was Ihnen ja ungemein gut gelang, Mr. Smith! Und warum erschienen Sie nachfolgend bei mir?“
„Um diesen Trick noch zu vertiefen. Sie sollten annehmen, daß ich ein gekaufter Killer bin, der entweder für die Harpers oder für Farewell arbeitet.“
„Ein gelungenes Ablenkungsmanöver. Die Familien Harpers und Farewell haben demnach mit dieser Rauschgiftaffäre nichts zu tun?“
„Bestimmt nicht … beide Familien sind völlig ahnungslos … Und grenzenlos dumm!“
„In dieser Hinsicht möchte ich kaum widersprechen, Mr. Smith. Eine letzte Frage …“
„Ich nehme Sie beim Wort, Parker, die letzte Frage!“
„Glauben Sie nicht, daß Sheriff Andrew Ihnen auf der Spur ist?“
„Selbst wenn, er hat nicht das Format, uns in Schwierigkeiten zu bringen! Es hat sich doch längst herumgesprochen, daß er eine taube Nuß ist …“
„Und seine beiden Hilfssheriffs Culpers und Higgins …?“
„Sie hatten bereits Ihre letzte Frage, Parker … Landly, trag Miß Windham zurück in eine Sauna! Wir wollen Schluß machen!“
Landly befaßte sich nur zu gern mit Kathy Windham, deren Bademantel sich verschoben hatte und die langen Beine freigab. Er beugte sich über sie und griff nach ihr. Um im nächsten Augenblick schreiend zurückzutaumeln.
*
Mr. Smith wirbelte herum. Er war völlig überrascht und vergaß darüber Josuah Parker, vor allen Dingen aber dessen Regenschirm. Er besann sich auf das Regendach, als der bleigefütterte Bambusgriff auf seinem Kopf niedersauste.
Landly wollte retten, was noch zu retten war, doch der Bambusgriff war schneller. Sekunden später lagen beide Gangster relativ friedlich auf dem Boden.
Kathy Windham erhob sich.
„Ich erlaube mir, mich bei Ihnen sehr herzlich zu bedanken“, sagte Parker höflich und lüftete seine schwarze Melone. „Und ich denke, daß diese Schwierigkeit erst einmal aus dem Weg geräumt ist.“
„Ich bekam den letzten Teil Ihrer Unterhaltung mit diesem Smith mit“, sagte Kathy Windham und schloß wieder den Bademantel, „und wenn sich einer zu bedanken hat, dann wohl ich … Ohne Sie wäre ich jetzt wohl schon in der Sauna erstickt!“
„Fühlen Sie sich willens und in der Lage, noch weiterhin aktiv zu bleiben?“
„Und ob!“ sagte Kathy Windham. „Nehmen wir das Nest aus, Mr. Parker?“
„Nachdem wir die beiden Herren sicher untergebracht haben, Miß Windham …!“
Sie schleppten Smith und Landly in eine noch intakte Sauna. Dann verbaute der Butler die beiden Schlösser an Vor- und Haupttür. Damit saßen diese beiden Killer bombenfest und konnten mit Sicherheit nicht mehr in das Geschehen eingreifen.
„Wo hat man Ihre Kleidung untergebracht?“ fragte Parker.
„Ich weiß nicht“, sagte Kathy Windham, „aber ich werde einen dieser weißen Bademäntel nehmen, dann sehe ich wie eine Hostess aus der Bäderabteilung aus … Diese Tarnung kann nicht schaden. Was unternehmen wir jetzt zuerst …?“
„Nun, ich schlage vor, Miß Gloria Farewell festzunehmen“, erwiderte Butler Parker. „Sie wird es uns sicher nicht allzu schwer machen.“
*
Leider kamen Parker und Kathy Windham einige Minuten zu spät. Gloria Farewell saß in der Gondel, begleitet von zwei langbeinigen Blondinen. Sie befand sich auf dem Weg hinauf zum Plateau. Wahrscheinlich wollte sie sich selbst davon überzeugen, was mit dem Hubschrauber los war.
„Schade!“ seufzte Kathy Windham. „Jetzt müssen wir noch einmal durch den ganzen Stollen, um aufs Plateau zu kommen.“
„Aber mitnichten!“ widersprach Parker. Er befaßte sich kurz mit dem Sicherungskasten des elektrischen Seilzugsystems der Gondel und schob dann einen seiner Patentkugelschreiber an die Sicherungen und Schalttafel heran. Ein Druck auf den Clip, dann wandte Parker sich an Kathy Windham.
„Ich möchte vorschlagen“, sagte er, „sich ein wenig in Deckung und Sicherheit zu bringen …!“
Kathy Windham und Parker brachten sich hinter einem Stützpfeiler der Gondelbahn in Sicherheit. Sekunden später erfolgte eine nicht allzu laute Detonation, mit der die Einzelteile der Schalttafel sich in alle Winde zerstreuten.
„Ich möchte mit Sicherheit annehmen, daß Miß Gloria Farewell nun