Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
berührte den Betonboden und platzte mit einem kleinen Knall auseinander. Im gleichen Augenblick verbreitete sich auf dem Plateau ein stechender Geruch, der die Schleimhäute reizte.
Ernest Litch hüstelte, der Pilot hustete.
Sie sahen sich beide verdutzt an, schnüffelten herum und husteten dann wie auf Kommando bellend wie Schlittenhunde los. Sie hielten sich ihre Nasen zu und beeilten sich, an den Rand des Plateaus zu kommen, wo sie sich frische Luft erhofften.
Inzwischen traf die Hotelgondel auf dem Plateau ein.
Aus ihr stiegen zwei Hostessen des Hotels, fast genormt aussehend, langbeinig, blond, langhaarig und äußerst kriegerisch in der Aufmachung. Sie hielten Schußwaffen bereit und wollten wohl von Ernest Litch eingesetzt werden. Es war klar, daß man zur Treibjagd auf den Butler geblasen hatte. Man hatte festgestellt, daß er den Höhlenstollen verlassen hatte, konnte sich also ausrechnen, daß er sich noch im Fels oberhalb des Hotels befinden mußte.
Nun, die beiden Hotelhostessen husteten nun aus Sympathie mit und beeilten sich, hinüber zum Rand des Plateaus zu gelangen. Um die beißenden Düfte zu verstärken, opferte der Butler eine weitere Kapsel.
Sie hatte durchschlagenden Erfolg.
Aus dem Husten wurden Hustenanfälle, die den Betroffenen das Wasser in die Augen trieben. Sie pfiffen plötzlich auf die geplante Treibjagd, sprangen und zwängten sich in die Gondel und beeilten sich, hinunter zum Hotel zu kommen.
Damit war für den Butler der Weg frei.
Er stand auf, sobald die Gondel verschwunden war. Dann stieg er hinunter zum Hubschrauber, den er fachmännisch musterte und begutachtete. Als Experte in technischen Dingen nahm er an diesem Fluggerät einige Manipulationen vor. Ihm ging es darum, diese Riesenlibelle dazu zu bringen, vorerst einmal auf dem Plateau zu bleiben. Nach wenigen Minuten hatte er es geschafft und konnte sicher sein, daß nur ein ausgefuchster Mechaniker den technischen Fehler finden würde. Nach getaner Arbeit, die er im Atemschutz der Spezialzigarre hinter sich gebracht hatte, wollte er sich mit dem Betonriegel vor dem Stolleneingang beschäftigen, doch das Gondelrad kündigte ihm an, daß das Plateau Besuch erhielt. Aus Zeitgründen verschwand der Butler hinter den Benzinfässern.
*
„Jawohl, Sie haben richtig verstanden“, sagte Litch zu dem Hubschrauberpiloten, „wir bringen die ganze Ware zurück … Hier oben wird es zu mulmig, seitdem dieser verdammte Butler herumschnüffelt.“
„Seit wann kneifen wir vor einem Schnüffler?“ fragte der Pilot verärgert.
„Seit heute!“ gab Litch zurück. „Machen Sie die Mühle schon klar! Sie können in zehn Minuten losfliegen.“
„Und wohin soll ich die Ware bringen …?“
„Das wird Ihnen der Chef schon sagen … Beeilen Sie sich jetzt, wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Litch ließ den Piloten stehen und kam auf Parker zu, ohne ihn allerdings zu bemerken. Litch öffnete den Betonverschluß vor dem Stollenmund und verschwand in der Dunkelheit. Nach wenigen Minuten erschien er wieder. Diesmal wurde er von vier Blondinen begleitet, die sich mit dem eben erst abmontierten Zusatztank und mit einigen Koffern abschleppten. Sie brachten das ganze Gepäck in die Nähe des Hubschraubers und warteten wohl darauf, daß die Rotoren sich endlich in Bewegung setzten.
Litch lief zum Hubschrauber, dessen Kuppel geöffnet war.
„Was ist denn?“ fragte er den Piloten, der sich abmühte, den Motor aber verständlicherweise nicht in Gang zu bringen vermöchte. „Worauf warten Sie noch?“
„Das verdammte Ding springt nicht an …!“
„Wieso denn nicht?“
„Irgendein Defekt … Ich weiß auch nicht!“
„Dann suchen Sie nach dem Fehler, verdammt noch mal! Sie müssen mit der Ware von hier weg!“
Der Pilot mühte und plagte sich ab, doch er schaffte es nicht. Nervös geworden, schrie er den ungeduldigen Ernest Litch an, der seinerseits zurückbrüllte. Die vier Blondinen standen inzwischen tatenlos neben dem Zusatztank und den Koffern. Ob sie die Szene genossen, konnte der Butler leider nicht erkennen, zumal er sein Versteck verlassen hatte und gemessen im Stollen verschwand. Er wollte nicht weiter stören.
*
Im Souterrain des Sherman-Hotels erreichte er die Bäderabteilung und tat etwas, was ihm im Grunde verhaßt war, Er wurde ausgesprochen indiskret und öffnete eine Einzelsauna nach der anderen. Um nicht sofort aufzufallen, hatte er sich einen der Bademäntel umgehängt, den er auf einem langen Wandbrett entdeckt hatte.
Die dritte Einzelsauna war besetzt.
Eine etwas ältliche Dame kreischte auf, als Parker kurz hineinschaute. Mit Besuch schien die Dame keineswegs gerechnet zu haben. Parker murmelte eine Entschuldigung Und hastete weiter.
Die übernächste Sauna war ebenfalls besetzt. Auf den Anzeigeinstrumenten las er ab, daß sie in vollem Betrieb war, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie war verschlossen.
Parkers Mißtrauen wurde sofort geweckt.
Er opferte eine Thermitmine, schob sie ins Schlüsselloch und zündete sie. Nach genau zweieinhalb Sekunden tropfte die Mechanik des Schlosses zu Boden. Parker stieß die schwere Tür mit der Spitze seines Regenschirms auf, trat in den Vorraum und vermißte hier die Kleidung des Saunabenutzers, die normalerweise hier hängen mußte.
Sein Mißtrauen verstärkte sich zum handfesten Verdacht.
Eine weitere Thermitmine.
Er zog die Tür zur eigentlichen Sauna auf und … prallte fast zurück, als ihm brühheißer Wasserdampf entgegenschlug. Zu sehen war nichts. Parker holte tief Luft, drang in die Einzelsauna ein und stolperte fast über einen Körper, der auf dem Boden lag. Er griff nach ihm und zerrte ihn in den Vorraum.
„Miß Windham …!“ Parker war betroffen. Die junge Dame, die Angestellte des Denver Detektivinstitutes, gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Hoffentlich war sie nicht erstickt.
Parker hob den schlaffen, weichen Körper auf die Sitzbank und verbrannte sich an der heißen Kleidung fast die Hände. Hier mußte schnell und gründlich geholfen werden, falls überhaupt noch zu helfen war.
Parker streifte Kathy Windham die Kleidung vom Leib und hüllte die junge Frau in den ausgeborgten Bademantel ein. Dann schob er ihr eine Kreislaufpille in den Mund und wartete auf ein erstes Ergebnis.
Dieses Ergebnis fiel leider anders aus, als er es erwartet hatte. „Bringen Sie mir endlich mein Geld?“ fragte eine sanfte Stimme. Gleichzeitig bohrte sich Parker der Lauf eines Revolvers in die kurzen Rippen.
*
Mr. Smith, wie der Magere sich nannte, stand zusammen mit Landly vor dem Butler. Beide grinsten freundlich, als hätten sie einen lieben, guten und alten Bekannten wiedergetroffen. Beide trugen leider aber auch Handfeuerwaffen mit sich herum.
„Wie kann man nur, Mr. Parker …?“ sagte Mr. Smith und deutete auf Kathy Windham. „Wenn sich das ’rumspricht, daß Sie junge Damen ausziehen …
„Ich bin sicher, daß Sie die Situation mißverstehen“, erklärte der Butler, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen. „Miß Windham wäre ohne mein Eingreifen sicher erstickt und verbrüht …“
„Aber genau das war doch geplant“, sagte Landly. „Müssen Sie sich denn überall einmischen?“
„Sie wollten Miß Windham umbringen …?“
„Das wollen wir nach wie vor, aber jetzt wird sie Gesellschaft erhalten, Parker …
„Ich verstehe …!“
„Na, endlich …! Seien Sie ein guter Verlierer, Mr. Parker!“ Mr. Smith, der Mann mit der sanften Stimme, lächelte zufrieden. „Sie kennen doch die alte Regel … Schnüffler müssen sterben. Und Sie beide sind eben Schnüffler!“
„Auch