Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hechtete ins Wasser und kraulte wie ein Meistersprinter zurück ans Ufer. Dicht hinter ihm folgten Judy Harless und Hazel Belmont. Sie schienen Deering zu jagen, besaßen aber nicht dessen Kraft.

      Deering hatte den Strand erreicht und rannte schnurstracks ins Dickicht. Am Brechen und Knicken der Zweige war deutlich zu hören, daß er dort seine Flucht fortsetzte und sich nicht irgendwo auf die Lauer legte.

      Nun erreichten die beiden Damen Judy und Hazel den Strand.

      Parker sah erneut diskret zur Seite, da die Restbekleidung mehr als sparsam war und eigentlich nur aus einem winzigen Höschen bestand. Judy und Hazel gingen hinüber zu der Stelle, wo sie ihre Kleidung deponiert hatten, wo sie aber nicht mehr lag …

      Parker konnte sich lebhaft vorstellen, wie verblüfft sie sich jetzt ansahen …

      *

      „Darf ich Ihnen meine sicher mehr als bescheidene Hilfe anbieten?“ fragte Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone. Er hatte sich ein, zwei Meter hinter den beiden Hostessen aufgebaut und wunderte sich, wie blitzschnell sie herumwirbelten. Ihre Reaktionsschnelligkeit ließ auf ein gewisses Spezialtraining schließen.

      Sie genierten sich übrigens überhaupt nicht. Sie trugen ihre Nacktheit mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit.

      „Was tun Sie denn hier …?“ fragte Hazel Belmont, die etwas kleiner und zierlicher war als Judy Harless.

      „Ich vertrete mir die müden, alten Beine“, antwortete Parker, „was ich in Ihrem Fall wohl nicht annehmen muß.“

      „Uns war zu … heiß“, sagte Hazel schnell, „wir wollten ein Bad in der Lagune nehmen.“

      „Und können jetzt unsere Kleidung nicht finden.“ Judy Harless trat ein wenig zur Seite, als suche sie weiter nach ihr. Parker war jedoch auf der Hut und ließ sie nicht aus den Augen. Er wußte ja inzwischen, wie entschlossen und gut Judy Harless sein konnte, wenn sie nur wollte.

      „War nicht Miß Owen noch draußen bei Ihnen?“ erkundigte Parker sich höflich, „ich denke, ich habe noch eine dritte Person in der Nähe der ‚Seejungfrau‘ gesehen.“

      „May Owen …!?“ Hazel nickte zögernd, „sie ist … sie ist schon vorausgeschwommen. Haben Sie sie nicht gesehen? Stehen Sie hier schon lange, Mister Parker?“

      Sie wollte ihn absichtlich ablenken, damit Judy Harless eine Chance hatte. Parker ging auf dieses Spiel ein und war sich übrigens seiner Sache sicher, daß diese beiden Hostessen von ihm nicht mit Blasrohrpfeilen beschossen worden waren. Sie hätten sich sonst ganz sicherlich nicht so gelassen bewegt.

      Er hörte hinter sich das feine Knirschen von zusammengepreßtem Sand und wußte, daß Judy ihn jetzt angriff.

      „Hier …!“ sagte Parker, deutete in den Sand und bückte sich blitzschnell.

      Judy Harless hatte mit dieser Verbeugung nicht gerechnet. Sie schlug mit ihrer Handkante ins Leere, verlor das Gleichgewicht, fiel über Parker und landete kopfüber im weichen Sand.

      Hazel Belmont hechtete gekonnt über Judy und sprang nun ihrerseits den Butler an.

      Doch dort, wo er sich gerade noch befunden hatte, war der Butler nicht mehr. Bäuchlings und nach Luft schnappend, blieb sie neben Judy liegen.

      „Ob dies die richtige Zeit für Spezialgymnastik ist, möchte ich doch sehr bezweifeln“, sagte Parker gemessen. „Aber ich möchte Ihnen da auf keinen Fall dreinreden … Toleranz ist das, was der Mensch in sich besonders gut ausbilden sollte … Ich wünsche den Damen noch eine nette Freizeitbeschäftigung!“

      Er lüftete seine schwarze Melone, legte sich den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und schritt würdevoll von dannen. Er ließ zwei sehr verdutzte, kriegerische Damen zurück, die die Welt nicht mehr verstanden.

      Sehr geräuschvoll verschwand Josuah Parker im Dickicht. Dann ging er allerdings auf leisen Sohlen wieder zurück zum Strand, wo Judy Harless und Hazel Belmont weiter nach ihrer Kleidung suchten. Es war ihnen wohl peinlich, so knapp bekleidet zurück ins Lager zu gehen.

      „… was ich dir gesagt habe“, meinte Judy gerade wütend, „dieser komische Kerl hat es faustdick hinter den Ohren!“

      „I wo, Judy, das war reiner Zufall!“ Hazel Belmont lachte, leise auf, „dieser Parker ist doch vollkommen vertrottelt. Hör’ ihn dir doch genau an! Diese umständliche Sprache!“

      „Das ist doch nur Mache.“ Judy Harless schien es besser zu wissen.

      „Glaube ich einfach nicht!“

      „Und wer hat unsere Kleidung weggenommen? Das kann nur dieser Parker gewesen sein.“ Judy blieb verärgert und wütend.

      „Das ist Deering gewesen. Er hat sich einfach an uns gerächt. Aber dafür soll dieser Playboy noch büßen, das verspreche ich dir!“

      „Denk’ doch an die Leuchtrakete!“ Judy blieb bei ihrer Warnung. „Das paßt genau zu diesem listigen, raffinierten Burschen. Ich möchte nur wissen, was er eigentlich noch plant. Du, Hazel, wenn du mich fragst, so sollten wir ihn so schnell wie möglich außer Gefecht setzen!“

      „Auf welcher Seite mag er stehen?

      „Broken hat ihn und diesen Anwalt engagiert, weißt du doch. Er kann also nur auf Brokens Seite sein.“

      „Dann wissen wir ja Bescheid. Gut, setzen wir ihn außer Gefecht. Aber wie!? Ich habe keine Lust, nackt ins Lager zurückzugehen. Die Kleider, müssen irgendwo sein!“

      „Und wenn Deering sie doch mitgenommen hat? Willst du hier draußen an der Lagune bleiben?“

      „Vielleicht sieht May nach uns. Wir sollten lieber noch etwas warten.“

      Die beiden Hostessen Judy Harless und Hazel Belmont ließen sich resigniert im Sand nieder und warteten auf Hilfe. Parker hingegen entfernte sich endgültig. Er war froh über die Entwicklung der Lage. Zwei der streit- und kampflustigen jungen Damen saßen am Lagunenstrand fest und konnten zur Zeit nicht stören. Grund genug, zurück ins Lager zu eilen und dort weitere Informationen zu sammeln.

      Parker schritt schnell aus, zumal der Palmenwald lichter Wurde. Er besaß von Natur aus einen sehr gut ausgebildeten Orientierungssinn und wußte genau, welche Richtung er einzuschlagen hatte.

      Dennoch war der Butler etwas irritiert, als er sich plötzlich einem Beinpaar gegenübersah, das in Augenhöhe vor seinem Gesicht von einer umgeknickten Palme herunterbaumelte.

      „Hallo?“ fragte Parker höflich und blickte an dem Beinpaar hoch. Er durfte ja als durchaus richtig und normal unterstellen, daß zu diesem Beinpaar auch ein Körper gehörte.

      Die Antwort blieb aus.

      Tote haben nun einmal die Angewohnheit, auf noch so interessante Fragen nicht mehr einzugehen …

      *

      „Aufgehängt!?“ Mike Rander schluckte und sah seinen Butler entgeistert an. „Deering ist ermordet worden?“

      „Dies, Sir, möchte ich in Anbetracht der Lage als vollkommen sicher unterstellen.“

      „Gehen wir …!“

      Josuah Parker hatte seinen jungen Herrn verständigt. Mit Genugtuung hatte er zur Kenntnis genommen, daß sich im Hauptlager inzwischen nichts getan hatte. Bis auf die Kleinigkeit vielleicht, daß die Schiffbrüchigen – von rätselhafter Unruhe erfaßt – ihre Lagerstätten aufgegeben und gewechselt hatten. Eine Gesamtübersicht war nicht mehr möglich, man hatte sich zu sehr verstreut.

      Rander und Parker bargen vor ihrem Ausflug die beiden Gummipuppen, ließen die Luft entweichen und rollten sie zusammen. Dann machten sie sich auf den Weg.

      Zuerst kümmerten sie sich um die beiden Hostessen Judy Harless und Hazel Belmont.

      Sie waren nicht mehr allein.

      May Owen hatte sich


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