Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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die Seejungfrau stürzte kopfüber ins auf spritzende Wasser.

      May Owen war da ganz anders eingestellt.

      Sie hatte den kleinen, schmalen Aktenkoffer in der Hand und warf sich rücklings in die Lagune. Sie tauchte sofort unter und beeilte sich, vom Wrack wegzukommen.

      Hazel Belmont wollte das Wrack wohl verlassen, doch sie war dazu nicht mehr recht in der Lage.

      „Ich fürchte, ich habe Sie etwas zu gezielt getroffen“, sagte der Butler und eine deutliche Spur von Mitgefühl schwang in seiner Stimme mit, „wenn Sie erlauben, werde ich mir das geprellte Bein gern einmal ansehen.“

      Sie kochte vor Wut, aber sie hütete sich, irgend etwas gegen den Butler zu unternehmen. Dazu kam der Schmerz oberhalb ihres rechten Knies. Dort war sie vom Universal-Regenschirm empfindlich getroffen worden.

      Parker ließ sich weder von der Glätte der Haut noch von der tiefbraunen Hautfarbe irritieren. Neutral und fachgerecht untersuchte er die Prellung.

      „Sie werden einen kleinen, an sich geringfügigen und harmlosen Bluterguß davontragen“, meinte er, als er sich aufgerichtet hatte, „ich rate Ihnen, diese Sache nicht sonderlich tragisch zu nehmen.“

      „Ich … Ich könnte Sie umbringen“, fauchte sie, um dann stöhnend die schmerzende Stelle vorsichtig zu massieren.

      „Hatten Sie dies nicht vor?“ erkundigte Parker sich höflich.

      „Unsinn …! Sie haben ja alles mißverstanden. Wir wollten … uns nur einen kleinen Spaß machen!“

      „Mit dem Revolver in Miß Harless’ Hand?“

      „Sie hat gesagt, sie hätte ihn gefunden und er wäre nicht geladen!“

      „Und ob er geladen ist“, sagte Rander und wog die Waffe in der Hand, „geladen und entsichert …!“

      „Dann … Dann muß Judy uns belogen haben“, redete Hazel Belmont sich schnell heraus, „aber sie hätte bestimmt nicht geschossen!“

      Bevor Mike Rander oder Josuah Parker antworten konnten, war vom Strand her ein Schuß zu hören, laut und peitschend …

      Rander, Parker und Hazel Belmont wirbelten herum und sahen May Owen, die in der Nähe der bewachsenen Landzunge den Strand erreicht hatte.

      Sie stolperte, taumelte einige Schritte weiter, direkt auf das Unterholz zu, stolperte erneut und fiel dann haltlos in die blühende Wildnis. Dabei verlor sie den kleinen schmalen Aktenkoffer, der knapp neben ihr im Sand liegen blieb.

      „Sie ist erschossen worden!“ In Hazel Belmonts Stimme kam Hysterie auf. Das Organ klang schrill und entsetzt. „Haben Sie gesehen … Sie ist erschossen worden!“

      Parker und Rander antworteten nicht.

      Sie sahen, wie aus dem dichten Unterholz, wie aus den blühenden Sträuchern und Büschen jetzt ein langer Ast hervorzüngelte, dessen Spitze nach dem Koffer griff.

      Nach zwei Versuchen gelang es.

      Der Ast verhakte sich an einem Ring und zog den Aktenkoffer langsam, fast vorsichtig ins Gebüsch.

      Zurück blieb May Owen, die sich nicht mehr rührte …

      *

      „Hören Sie doch mit der Fragerei auf“, sagte Hazel Belmont verzweifelt, „kümmern Sie sich lieber um May …! Vielleicht kann man ihr noch helfen?“

      „Mein junger Herr ist gerade damit beschäftigt, wie ich bemerken möchte“, sagte Josuah Parker und deutete auf das Wasser hinaus. Er war sehr besorgt. Trotz aller Warnungen war Rander zur Landzunge hinübergeschwommen und stieg dort gerade aus dem Wasser.

      Er hatte die von Judy Harless erbeutete Waffe mitgenommen und bewegte sich sehr vorsichtig. Er bot sich wie auf einem Präsentierteller an. Ein im Unterholz versteckter Schütze durfte kaum Schwierigkeiten haben, ihn mit einem schnellen Schuß zu erledigen.

      Doch es tat sich nichts …

      Mike Rander kam ungeschoren an May Owen heran, die nach wie vor regungslos im Sand lag. Nach kurzer Untersuchung richtete Mike Rander sich auf. Seine Handbewegung deutete an, daß diesem jungen Mädchen nicht mehr zu helfen war.

      Hazel Belmont hatte das Endgültige dieser Hand- und Armbewegung richtig gedeutet. Sie schluchzte auf und war vorerst nicht anzusprechen. Josuah Parker wartete, bis sein junger Herr wieder auf der „Seejungfrau“ war.

      „Sie muß sofort tot gewesen sein“, berichtete Rander, „ein Wunder, daß sie diese paar Schritte noch schaffte!“

      „Dieser Koffer scheint sogar einen dritten Mord zu rechtfertigen“, erwiderte der Butler, „hoffentlich ist er nun in der richtigen Hand. In der Hand des Mörders!“

      „Warten wir’s ab, Parker … Was hat’s hier gegeben?“

      „Ich wollte Miß Hazel Belmont gerade einige Fragen stellen, aber sie scheint es vorzuziehen, sie zu überhören. Man könnte fast unterstellen, Sir, daß sie sich nach ihrem Tod sehnt!“

      „Wie … Wie meinen Sie denn das?“ Hazel Belmont wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah den Butler überrascht an.

      „Haben Sie denn immer noch nicht begriffen, Miß Belmont, daß Sie nur der verlängerte Arm des Mörders sind?“

      „Keswick ist kein Mörder“, sagte sie spontan und wahrscheinlich auch ehrlich.

      „Darf ich Ihren Worten entnehmen, daß Mister Keswick Sie und Ihre beiden Freundinnen hierher auf die ‚Seejungfrau‘ geschickt hat?“

      „Das ist richtig …“

      „Wie lautete Ihr Auftrag?“

      „Wir … Wir sollten Ihnen die Aktentasche wegnehmen. Und ich sage es Ihnen noch einmal, Mister Parker, wir wollten Sie nicht ermorden! Wenigstens ich nicht! Davon ist nie gesprochen worden!“

      „Klammern wir dieses Thema aus“, schlug der Butler vor, während Mike Rander angestrengt den Sandstrand, die Tote und das schweigende Unterholz beobachtete, in dem sich nichts rührte, „klammem wir dieses Thema also aus. Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit wurden also vom Strand aus beobachtet? Von Mister Keswick und von Ihnen?“

      „Wir sahen deutlich, daß Sie die Tasche aus dem Wrack holten. Keswick hatte so was erwartet … Er schickte uns danach sofort los. Was dann geschah, wissen Sie ja.“

      „Warum ist diese Tasche so wichtig für ihn? Sagte er Ihnen, was sie enthält?“

      „Es waren eigentlich mehr Andeutungen“, gab Hazel Belmont zurück. „Es soll sich um wichtige Geschäftspapiere handeln.“

      „Um Geschäftspapiere von Mister Keswick?“

      „Natürlich!“ Sie sah ihn etwas unsicher an.

      „Er sagte Ihnen nicht, daß diese Tasche sich in einem Tresor befand und befindet, die in Mister Brokens Kabine installiert ist!?“

      „Nein …! Stimmt denn das …!?“ Sie wunderte sich nur noch. Ob gespielt oder wirklich, war schwer zu sagen.

      „Es stimmt“, sagte Josuah Parker, „Mister Keswick ließ einen Aktenkoffer stehlen, der sich in Mister Brokens Tresor befand, Würden Sie mir zustimmen, Miß Belmont, daß dies recht ungewöhnlich und belastend ist?“

      „Natürlich“, räumte sie leise ein, „jetzt möchte ich endlich wissen, was hier gespielt wird! Ist Keswick etwa der Mörder?“

      „Auf eine Bejahung dieser Frage möchte ich im Moment noch verzichten“, schloß Parker, „man müßte Mister Keswick fragen. Wissen Sie zufällig, wo er sich auf der Insel aufhält?“

      „Wir wollten uns unterhalb einer kleinen Quelle treffen“, sagte sie sofort, „sie kommt aus dem Felssockel, ich weiß nicht, ob Sie Bescheid wissen.“

      „Diese Stelle ist mir inzwischen wohlbekannt“, erwiderte


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