Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman - Michaela Dornberg


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rief sie an, und sie meldete sich auch sofort. Als sie mitbekam, wer der Anrufer war, wurde sie direkt aggressiv.

      Sie glaubte wohl, dass Angriff die beste Verteidigung war.

      »Du hast die Kinder ja ganz schön gegen mich aufgehetzt, Peter. Was immer du auch tust, es wird dir nicht helfen. Ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das Sorgerecht, das alleinige, wohlgemerkt, zu bekommen. Und ich werde es schaffen, denn Kinder in dem Alter gehören nicht zum Vater, die gehören zur Mutter.«

      Peter wurde bei solchen Worten übel. Er konnte nicht begreifen, dass er diese Frau einmal geheiratet hatte. Ilka musste durch eine Gehirnwäsche gegangen sein, anders war es nicht zu erklären.

      »Ilka, warum hast du nicht daran gedacht, als du abgehauen bist, um Spaß zu haben?«

      Ilka antwortete nicht sofort, doch dann wetterte sie los. Er solle ihr das nicht ewig vorwerfen und nachtragen, sie sei wieder da, wolle die Kinder, und während ihrer Abwesenheit sei es ihnen schließlich nicht schlecht gegangen.

      Am liebsten hätte Peter jetzt das Gespräch beendet. Es war unerträglich. Doch es ging nicht um seine Befindlichkeiten. Es ging um Maren und Tim, und er war wild entschlossen, um die beiden zu kämpfen.

      Er versuchte, ganz ruhig zu bleiben, als er sagte: »Ilka, schminke es dir ab. Du wirst das Sorgerecht für Maren und Tim niemals bekommen. Doch ich mache dir einen Vorschlag.«

      Sofort wurde sie hellhörig.

      »Und der wäre? Aber ich sag dir gleich. Ich bin nicht blöd, ich lasse mich von dir nicht übers Ohr hauen.«

      Es fiel ihm immer schwerer, ruhig zu bleiben.

      »Ilka, ich habe doch noch überhaupt nichts gesagt. Und hast du einen Grund dafür, anzunehmen, dass ich dich übers Ohr hauen will?«

      »Früher nicht, aber jetzt hat sich die Situation verändert, du willst mich ja nicht mehr. Da muss ich sehen, wo ich bleibe, und wenn sich die Gelegenheit bietet, dann werde ich mein Fell so teuer wie möglich verkaufen.«

      Es fehlte nicht viel, und Peter hätte das Gespräch Knall auf Fall beendet. Aber die Kinder! Er musste an sie denken.

      »Ilka, mal hypothetisch gesehen, du bekämst das Sorgerecht für Maren und Tim. Was würde das bedeuten? Maren ist fünfzehn Jahre alt, du bekämst also für sie den Unterhalt für drei Jahre, und für Tim wären es fünf Jahre. Und um das Geld geht es dir doch, Ilka, nicht um die Kinder. Mein Vorschlag ist, ich zahle dir den Unterhalt für die gesamte Zeit auf einen Schlag, obwohl ich das nicht müsste. Du verzichtest notariell auf die Kinder. Es sei denn, Maren und Tim überlegen es sich anders und wollen zu dir, dann gilt in erster Linie das Kindeswohl. Und wenn du in eine sofortige Scheidung einwilligst, dann lege ich noch etwas drauf, ohne dass du einen Anspruch hast. Das kannst du dir überlegen, informiere mich zeitnah, und dann können wir das über die Bühne bringen.«

      Es gab eine kleine Pause, Ilka musste das erst einmal verdauen, dann erkundigte sie sich misstrauisch: »Und wo ist der Haken?«

      »Es gibt keinen Haken, ich möchte, dass die Kinder zur Ruhe kommen, und ich möchte die Vergangenheit hinter mich bringen, wieder frei sein.«

      »Für eine Neue?«, erkundigte Ilka sich sofort, obwohl sie das ja überhaupt nichts anging.

      »Es gibt keine Neue«, antwortete er sofort, doch er konnte es nicht verhindern, dass sich vor sein geistiges Auge ein Gesicht schob, ein wunderschönes Gesicht, das zu einer Frau gehörte, die ihn sofort interessiert hatte. Die Freundin der Frau Doktor. Merkwürdig, dass er jetzt an sie denken musste. Damit war für Ilka das Thema beendet.

      »Und wann bekomme ich die Kohle?«, erkundigte sie sich, und jetzt wurde Peter wirklich schlecht. Er hatte es geahnt, und nun hatte er die bittere Bestätigung. Es war Ilka nicht einen Augenblick um Maren und Tim gegangen, sie hatte sie nur einsetzen wollen, um an Geld zu kommen.

      »Wenn du unterschreibst, wenn es notariell beglaubigt ist, dann bekommst du das Geld sofort.«

      Da musste sie nicht länger überlegen.

      »Okay, dann mach direkt einen Termin, und bleib bei dem, was du gesagt hast.«

      Darauf antwortete er nicht.

      »Ich sag dir Bescheid, rechne in den nächsten Tagen mit einem Anruf.«

      Dann verabschiedete er sich kaum von ihr, er wollte das Gespräch bloß beenden.

      Es würde ihn viel Geld kosten, das er nicht zahlen müsste. Doch was war Geld denn schon? Es war nicht mehr als willkürlich bedrucktes Papier. Und wenn er sich damit die Freiheit erkaufen konnte und vor allem das Seelenheil seiner Kinder …, dafür würde Peter alles hergeben, was er besaß.

      Eigentlich hätte er jetzt noch den Mathetest der Schüler der Oberstufe nachsehen müssen. Er war dazu nicht in der Lage, und so etwas war noch nie zuvor vorgekommen. Aber er war auch noch nie zuvor in einer solchen Situation gewesen.

      Ilka war ein geldgieriges Monster!

      Es war eine bittere Erkenntnis, die noch bitterer war, wenn man bedachte, dass dieses Monster die Mutter der gemeinsamen Kinder.

      Marens und Tims sehnlichster Wunsch war, unbedingt nach Paris fahren zu wollen. Leider nicht, um dort in den Louvre zu gehen und sich all die großartigen Sehenswürdigkeiten anzusehen. Nein, sie wollten nach Paris, um dort Disneyland zu besuchen. Und das hatte Peter bislang kategorisch abgelehnt. Er wollte sich überwinden, er würde Maren und Tim deren Herzenswunsch erfüllen. Und das tat er nicht, um bei ihnen zu punkten. Das war nicht nötig, ihr Verhältnis zueinander war mittlerweile sehr gut. Sie zogen an einem Strang, und die Kinder hatten längst begriffen, dass er nur ihr Bestes wollte. Es war nicht Weihnachten, keiner von den beiden hatte Geburtstag. Es brauchte nicht immer einen bestimmten Anlass, um Wünsche zu erfüllen.

      Trotz all seines Elends lächelte er.

      Maren und Tim würden Augen machen, wenn er ihnen das erzählte, was er gerade beschlossen hatte. Hoffentlich kamen sie bald von Angela und Sophia von Bergen zurück.

      So, und nachdem das jetzt klar war, sprach nichts dagegen, sich doch an die Korrektur des Mathetests zu machen. Es interessierte ihn, wie der Test ausgefallen war.

      Dr. Peter Bredenbrock war nicht nur ein Vater, der sehr am Wohl seiner beiden Sprösslinge interessiert war. Nein, er war auch ein ganz besonderer Lehrer, der alles daransetzte, alle Schüler in seinen Fächern durchzubringen. Und bislang war ihm das durch ein besonderes Engagement auch stets gelungen. Darauf konnte er stolz sein.

      Disneyland …

      Das war nicht seine erste Wahl, doch er würde in den sauren Apfel beißen. Maren und Tim brauchten ganz einfach etwas zum freuen.

      Er würde Ilka das Geld geben, damit endlich Frieden einkehrte, und er würde dafür sorgen, dass sie sich den Kindern nicht mehr näherte, wenn die es nicht wollten. Ob er nun freiwillig viel Geld zahlte oder nicht. Darauf kam es nicht an. Es war entscheidend, was Maren und Tim wollten. Und er wäre der Letzte, der ihnen den Umgang mit ihrer Mutter verbieten würde.

      So, und jetzt genug davon. Er griff nach der ersten Arbeit.

      *

      Es war schon erstaunlich, wie sich manchmal im Leben alles scheinbar mühelos fügte. Rosmarie Rückert hätte niemals für möglich gehalten, dass ein Besuch im Tierheim, der Blick in zwei große braune Hundeaugen ihr Leben verändern würde. Und doch war es so.

      Missie hatte auf ihren Weg kommen müssen.

      Richtig musste man wohl staunen, was den Weg von Heinz betraf. Zwischen Missie und ihm war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, und das hielt an.

      Beauty war eher der Hund von Rosmarie, Missie gehörte zu Heinz. Sie machten gemeinsame Spaziergänge mit den Hunden. Spaziergänge …

      Rosmarie konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, wann es die vorher gegeben hatte.

      Heinz und sie waren überhaupt näher zusammengerückt. Sie verbrachten viel Zeit miteinander,


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