Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg
Ring, ein wunderschöner Ring, das erkannte sie auf den ersten Blick.
Und das bedeutete …
Sie war aufgeregt!
Und diese Aufgeregtheit erinnerte sie an ihre Kindheit, wenn sie an Weihnachten darauf gewartet hatte, vom Christkind beschenkt zu werden.
Ring …
Dafür gab es nur eine einzige Erklärung.
Lars würde ihr gleich einen Antrag machen, etwas, was sie nicht erwartet hatte, und sie … sie würde die glücklichste Frau auf der ganzen Welt sein.
In ihrem Kopf spielte sich ein Feuerwerk von Gedanken ab.
Sie blickte ihn erwartungsvoll an, natürlich würde sie direkt ›JA‹ sagen, hoffentlich nicht schon, ehe er seinen Antrag beendet hatte.
Sie würden heiraten …
Manchmal wurden Träume wahr, und sie, Roberta Steinfeld, befand sich in einem Traum, der niemals enden sollte!
Als Lars zu sprechen begann, hielt sie den Atem an.
»Als ich bei dem Juwelier vorbeikam und im Schaufenster diesen Ring entdeckte, da wusste ich, dass er keiner anderen Frau als nur dir gehören durfte. Es ist ein Unikat, das heißt, es gibt ihn kein zweites Mal auf der Welt. Und das ist gut so, denn keine andere Frau kommt nur annähernd an dich heran, du bist einmalig, und ich bin ein großer Glückspilz, weil du ausgerechnet mir deine Liebe schenkst. Roberta, ich liebe dich, du bist mein Zuhause …«
Er sprach noch viele wundervolle Worte aus, bei denen ihr Herz normalerweise vor Freude gehüpft wäre. Jetzt musste sie alles tun, um ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Es gab keinen Antrag, Lars hatte den Ring einfach so gekauft. Normalerweise müsste sie das freuen. Normalerweise … normalerweise … vermutlich war sie jetzt undankbar, weil sie nur geheuchelte Freude zeigen konnte.
Sie war sich so sicher, dass ein Antrag folgen würde …
Lars steckte ihr den Ring an den Finger. Er passte perfekt, und er war wirklich außergewöhnlich. Roberta hatte ein so schönes Schmuckstück noch nie zuvor gesehen. Lars musste ein Vermögen dafür ausgegeben haben. Roberta verstand nicht viel von Brillanten, doch diese hier mussten lupenrein sein, denn sie funkelten verheißungsvoll, hatten einen besonderen Glanz.
Sie riss sich zusammen.
»Danke, Lars, du beschämst mich. Ich habe doch keinen Geburtstag, und auch sonst steht nichts an, um …«
Er unterbrach sie einfach.
»Es braucht keinen Anlass, um dem Menschen, den man über alles liebt, eine Freude zu machen. Ich bin ohnehin jemand, der zwar gern Geschenkte macht, aber nicht zu Weihnachten.«
Er nahm sie zärtlich in seine Arme, hielt sie fest umfangen. Und sofort war sie wieder da, die Magie, die es zwischen ihnen gab, und die auch keine Worte brauchte, und wenn sie ehrlich war, auch keinen Antrag. Ob nun verheiratet oder nicht, ihre Liebe konnte nicht größer werden, das Vertrauen konnte sich nicht mehr verfestigen. Sie wäre von ihm halt gern gefragt worden, weil das einfach der Traum einer jeden Frau war, ob sie nun eine tüchtige, beliebte Ärztin war oder eine ganz einfache Frau. Da gab es keinen Unterschied.
Sie presste sich an ihn, fühlte sich unglaublich wohl in seiner Umarmung, und sie tat alles, um wieder herunterzukommen aus ihrer Anspannung. Sie musste nicht enttäuscht sein, es hatte überhaupt keine Anzeichen dafür gegeben, dass Lars ihr einen Heiratsantrag machen würde. Sie hatte es erwartet. Und in diesem vertrauten, intimen Augenblick war sie fest entschlossen, sich endlich von den Gedanken zu befreien, ihn zu heiraten und mit ihm Kinder zu haben. Es war schön, doch es war nicht alles. Sie liebten sich, sie liebten sich sehr. Und dafür musste sie dankbar sein.
Irgendwann küsste er sie sanft und zärtlich, flüsterte ihr ins Ohr: »Es ist so schön, dass es dich gibt. Ich kann es dir nicht oft genug sagen, und ich werde niemals begreifen, dass eine Frau wie du an meiner Seite bist. Du könntest doch alle Männer der Welt haben.«
Ihr Lars …
»Ich will aber nur dich«, sagte sie einfach, und das wurde prompt mit einem innigen Kuss belohnt.
Dann aber sagte Lars: »Ich denke, jetzt sollte ich nach dem Essen sehen. Ich habe für uns gekocht, etwas Besonderes, denn es gibt einen Grund zu feiern. Die Korrekturfahnen sind wieder in der Druckerei. Nun kann das Buch gedruckt werden. Die Arbeit ist getan, und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Dieses Buch über die Eisbären wird mir immer in ganz besonderer Erinnerung bleiben. Es war wirklich aufregend und spannend zugleich. Doch das alles ist nichts, es ist nichts, was mein Leben verändert hat, auch nicht der Erwerb den kuscheligen kleines Hauses. Nein, es war die Begegnung mit dir. Erinnerst du dich, wie du mit deinem Auto in meines hineingefahren bist? Das hatte so sein müssen, das war Magie. Das war der Beginn unserer großen, tiefen und unglaublich schönen Liebe. Dass man so lieben kann, das hätte ich niemals für möglich gehalten. Ich kann dir immer wieder dafür danken, dass du die Größe besitzt, mich mein Ding machen zu lassen. Und dafür liebe ich dich noch viel mehr, wenn es überhaupt noch eine Steigerung gibt.«
Lars hätte gewiss noch eine ganze Menge mehr gesagt, wenn nicht vom Herd ein Signal gekommen wäre. Augenblicklich ließ er sie los.
»Wenn du gleich schön essen möchtest, dann muss ich mich jetzt kümmern, auch wenn ich viel lieber deine Nähe genießen würde.«
Er warf ihr einen liebevollen Blick zu, ehe er sich um das Essen kümmerte. Roberta blickte ihm hinterher. Wie sehr sie ihn doch liebte. Er war wirklich ihr Mr Right. Und ja, auch wenn sie eigentlich nicht daran glaubte, wenn das eher das Ding ihrer Freundin Nicki war, sie wusste, dass das Schicksal sie zusammengeführt hatte in diesem Augenblick ihrer Unachtsamkeit. Das Schicksal ging manchmal seltsame Wege. Vielleicht wären sie sich sonst niemals begegnet.
Roberta setzte sich aufs Sofa, und dann blickte sie auf den Ring an ihrer Hand. Er war wirklich unglaublich schön, ganz besonders.
War sie undankbar, dass sie sich nicht von Herzen freuen konnte? Sie musste erst einmal mit ihrer Enttäuschung fertig werden, weil ihre Erwartungshaltung sich nicht erfüllt hatte.
Roberta wurde sehr schnell klar, dass es nichts mit dem Ring, dem nicht erfolgten Heiratsantrag zu tun hatte. Nein, sie hatte Angst vor dem, was kommen würde. Das Thema Eisbären war vorbei, jemand, der so ruhelos war wie Lars, würde sich niemals beschaulich zurücklehnen und ein ruhiges Leben führen. Er hatte doch bereits ein neues Angebot von International Geographic, ein Buch über die Highlandtiger zu schreiben, jene seltene Art von Wildkatzen, die in den Highlands von Schottland lebte und kaum gesichtet wurde. Das war etwas für ihren Lars, und für sie war es tröstlich, sollte der Deal zustande kommen, dass seine Recherchen ihn diesmal nicht bis in die Arktis führen würden, sondern nur bis Schottland. Nein, wenn sie ehrlich war, dann war es nicht tröstlich, und sie zeigte auch keine Größe, weil sie ihn sein ungebundenes Leben führen ließ, sondern sie hatte keine andere Wahl. Ihn mit seiner Arbeit teilen, oder ihn verlieren. Eine andere Alternative gab es nicht. Und so blieb ihr überhaupt keine andere Wahl, als sich mit dem zufriedenzugeben, was sie von ihm bekam.
Sie zuckte zusammen, als er sich neben sie setzte, sie umarmte. »Wenn du magst, können wir jetzt essen. Doch vorher möchte ich dir gern etwas sagen, und danach möchte ich dich natürlich küssen. Roberta Steinfeld, du bist mein Leben, und ich war noch nie zuvor in meinem Leben so glücklich wie mit dir.«
Sie hätte ihm gern eine Antwort gegeben, doch dazu kam es nicht, denn er setzte seine Worte in die Tat um und küsste sie. Sanft, zärtlich und dann immer leidenschaftlicher.
Sie klammerte sich an ihn, erwiderte seine Küsse, und all ihre Gedanken lösten sich auf in einem Nebel.
Lars und sie, sie waren ein Dreamteam. Er war ein einsamer Wolf, und es würde immer wieder Abschiede geben, lange Zeiten der Einsamkeit. Aber das Wiedersehen, das war jedes Mal ein Fest.
Sie musste sich keine weiteren Gedanken machen.
»Ich liebe dich«, sagte sie, überwältigt von ihren Gefühlen, und diese Worte belohnte Lars Magnusson mit einem