Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman - Michaela Dornberg


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Du sagst mir jetzt deine Adresse, und dann bekommst du die Scheidungspapiere zugeschickt. Und wenn ich deine Adresse habe, dann bitte ich dich zu gehen und nicht mehr herzukommen. Die Kinder sind gerade dabei, ihr Trauma zu überwinden. Die sind in ein tiefes Loch gefallen, als du sie verlassen hast.«

      »Mein Gott, dramatisiere das doch jetzt nicht so. Sie sind kein Einzelfall, Eltern trennen sich immer wieder. Und ich bin sogar zurückgekommen. Es kann alles wieder so werden wie es war, leider nur hier. Was hast du dir bloß dabei gedacht, Maren und Tim in eine Gegend zu verfrachten, in der Fuchs und Hase sich Gute-Nacht sagen.«

      Begriff sie es immer noch nicht?

      Dann musste er eben drastischer werden.

      »Ilka, es ist aus, es gibt keinen Weg zurück.«

      Was war denn aus Peter geworden? Er war doch immer so bemüht gewesen, für alle eine heile Welt zu schaffen. Zog das nicht mehr?

      Ihr Gesicht verzerrte sich.

      »Du weißt schon, dass du für mich Unterhalt zahlen musst, und die Kinder, die nehme ich zu mir. Kinder gehören immer zur Mutter, das wissen die bei den Gerichten auch.«

      Sie konnte ihm keine Angst machen, und es war wirklich erschreckend, das er für diese Frau nichts mehr empfand. Er hatte sie doch einmal geliebt.

      »Ilka, du bist schlecht informiert und du hast eine falsche Erwartungshaltung. Ich muss keinen Unterhalt für dich zahlen, und kein Gericht der Welt wird dir das Sorgerecht für die Kinder erteilen. Du hättest dir alles vorher überlegen sollen. Schreib deine Adresse auf, und dann geh bitte.«

      Sie dachte nicht daran.

      »Wo sind eigentlich Maren und Tim? Die haben doch heute keine Schule.«

      »Die sind unterwegs, und ehe du dich aufregst, sie sind unterwegs mit sehr guten Freundinnen, die sich sehr um die beiden kümmern.«

      Ilka sah ihre Felle davonschwimmen. Mit einem solchen Ausgang hatte sie nicht gerechnet. Sie war vermessen genug gewesen zu glauben, Maren und Tim würden ihr um den Hals fallen, ganz so wie früher, und Peter würde sich ebenfalls freuen.

      Wirklich dumm gelaufen!

      Was sollte sie jetzt machen?

      Sie musste versuchen, das Ruder herumzureißen.

      »Peter, denk an die schönen Zeiten zurück, die wir miteinander hatten. Mit etwas gutem Willen kriegen wir das wieder hin. Allein schon der Kinder wegen.«

      »Ilka, an die hast du doch überhaupt nicht gedacht, sonst wärest du nicht einfach gegangen. Schieb jetzt die Kinder nicht vor. Die sind dabei, in ihrem neuen Leben richtig anzukommen, funke nicht dazwischen und bring alles erneut in Unordnung.«

      »Und du, Peter?«

      Er blickte sie an, und er erkannte sie nicht mehr. Sie war nicht die Frau, die er geliebt hatte.

      »Ich liebe dich nicht mehr.«

      Damit hätte sie nicht gerechnet, sie starrte ihn an.

      »Ilka, was du getan hast, hat mich sehr verletzt. Das ist nichts, wo man gleich wieder zur Tagesordnung übergehen kann. Es ist zu viel Porzellan zerschlagen worden, und es hat verdammt wehgetan.«

      Darauf ging sie nicht ein.

      »Gibt es eine Neue?«

      Das war ihre Sorge?

      »Nein, gibt es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Ich weiß nicht, ob noch einmal eine Frau Platz in meinem Leben haben wird. Ich brauche ja nicht nur eine Partnerin für mich, sondern jemanden, der Kinder mag, jemanden, den die Kinder mögen. Ich bin für Maren und Tim verantwortlich. Ich will, dass es ihnen gut geht, dass sie nicht noch einmal enttäuscht werden. Im Gegensatz zu dir will ich nicht nur ein bisschen Spaß haben. Da geht es um mehr. Aber das müssen wir jetzt nicht diskutieren. Unsere Wege trennen sich für immer, und es wäre gut, wenn wir die Scheidung hinter uns bringen könnten, ohne dass es zu einer Schlammschlacht kommt. Da wir keine Gütertrennung vereinbart haben, sondern in einer Zugewinngemeinschaft lebten, steht dir die Hälfte von dem zu, was während der gemeinsamen Ehejahre angeschafft wurde. Und du hast auch für die Zeit der Ehe Rentenansprüche. Für all das gibt es Gesetze, und du sollst alles bekommen, was dir zusteht. Was immer auch geschehen ist, wir hatten schöne Jahre miteinander, und du bist die Mutter meiner Kinder. Schon allein deswegen sollten wir versuchen, in Frieden die Trennung zu vollziehen, denn wir werden uns wegen der Kinder immer wieder begegnen.«

      Sie sah ihre Fälle davonschwimmen!

      Sie war wirklich davon ausgegangen, wieder da anknüpfen zu können, wo sie aufgehört hatten.

      »Okay, Peter, dann gib mir auf das, was mir zusteht, einen Vorschuss«, sagte sie, weil sie wirklich klamm war und kein Geld hatte. Es war zu blöd, dass sie nicht in ihr altes Leben eintauchen konnte.

      Damit war er einverstanden. Er hatte allerdings ein schlechtes Gefühl, weil es wirklich nicht seine Art war, ihr zu sagen: »Ich bekomme von dir die Adresse, unter der du erreichbar bist, und für das Geld bekomme ich eine Quittung.«

      Er hatte sich wirklich verändert.

      »Peter, ich bitte dich, ich bin deine Frau, da muss ich doch nichts unterschreiben.«

      Klar, so war es früher gewesen.

      »Wir sind nur noch auf dem Papier ein Ehepaar, und ehrlich gesagt, nach allem, was geschehen ist, traue ich dir nicht mehr, Ilka. Also was ist, gehst du auf meinen Vorschlag ein?«

      Sie hatte keine andere Wahl.

      Sie brauchte das Geld.

      Es war zu dumm, dass die Kinder nicht daheim waren, dabei hatte sie den Zeitpunkt extra so gewählt. Vielleicht wäre da alles anders gelaufen. Die hingen an ihr, ganz besonders Tim.

      Er ging in sein Arbeitszimmer. Er hatte normalerweise nicht viel Bargeld im Haus. Doch er wollte eine größere Anschaffung machen, und die musste bar bezahlt werden.

      Er überlegte kurz, dann entnahm er der Schatulle fünftausend Euro, stellte die Quittung aus und schrieb als Zahlungsgrund auf, dass es sich um eine Vorauszahlung für die Vermögensteilung im bevorstehenden Scheidungsverfahren handelte.

      Ehe er ihr das Geld gab, ließ er sich Ilkas Personalausweis zeigen, ob in dem tatsächlich die Adresse stand, die sie ihm aufgeschrieben hatte.

      Nachdem alles erledigt war, traf sie noch immer keine Anstalten zu gehen, und deswegen sagte er: »Ilka, ich möchte jetzt gern wieder allein sein.«

      Er hatte ihr keinen Kaffee angeboten. Eigentlich ging so etwas überhaupt nicht. Doch die Verletzungen saßen einfach noch zu tief, da konnte man nicht so tun, als sei nichts geschehen.

      Weil sie Spaß haben wollte, war alles zerstört worden.

      Das saß so tief, das würde er nie vergessen, und er musste sich sehr zusammenreißen, um jetzt nicht grob zu werden und ihr ein paar Wahrheiten zu sagen, die sich gewaschen hatten.

      Welch ein Glück, dass die Kinder das jetzt nicht miterleben mussten, die wären ausgeflippt.

      Ilka steckte das Geld ein.

      »Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du ein solcher Spießer bist, Peter. Es ist doch überhaupt nichts passiert, ich bin keine andere geworden, ich war nur eine Weile weg.«

      Wollte sie von vorne anfangen?

      Er stand einfach auf.

      »Du bist eine andere geworden, und wenn ich dir einen Rat geben darf, Ilka, dann lass dir deine Haare wieder in deiner ursprünglichen Farbe einfärben. Das Bunte, das bist nicht du, irgendwie wirkst du wie jemand, der etwas sein möchte, was er nicht ist.«

      Nach diesen Worten verließ er einfach den Raum, und sie hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Er öffnete die Haustür und komplimentierte sie mehr oder weniger hinaus.

      Seine letzten Worte waren: »Du hörst also von meinem Anwalt, der wird dir die entsprechenden


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