Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman - Michaela Dornberg


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sein. Sie war überhaupt ein sehr sozial eingestellter Mensch, und sie half bei den unterschiedlichsten Organisationen, Vereinen, Einrichtungen, ohne ein Aufhebens davon zu machen.

      Rosmarie beschloss, sich endlich ein Herz zu fassen und ins Tierheim hineinzugehen. Deswegen war sie schließlich hergekommen. Da sie sich auskannte, ging sie direkt in Frau Dr. Fischers Büro, und dort fand sie sie auch. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch und machte ein sehr sorgenvolles Gesicht.

      Rosmarie wusste, warum!

      Es mangelte dem Tierheim wieder mal an Geld!

      Doch ein paar Sorgen konnte sie der armen Frau nehmen, sie hatte nämlich einen dicken Umschlag mit Geld in der Tasche, Geld, das sie beim Verkauf eines Brillantarmreifens erzielt hatte, den sie sich irgendwann einmal in einem Anflug von Wahnsinn für sehr, sehr viel Geld gekauft hatte. Einen Bruchteil des Geldes hatte sie jetzt beim Verkauf erhalten, dabei hatte der Armreif ungenutzt im Safe gelegen. Sie hätte ihn niemals getragen. Es gab noch eine ganze Menge von Schmuck, der ebenfalls ein solch trauriges Dasein fristete.

      Manchmal glaubte sie wirklich, das musste eine andere gewesen sein, die ihren Lebenssinn darin gesehen hatte, die Scheckkarte glühen zu lassen und sich alles zu kaufen, wonach ihr der Sinn stand. Glücklich war sie eigentlich nur gewesen, ehe sie das Objekt ihrer Begierde in Händen gehabt hatte, danach war nur eine geradezu unerträgliche Leere in ihr gewesen.

      Vorbei!

      Sie hatte in ihrem Leben noch viel mehr falsch gemacht, als sich unsinnige Dinge zu kaufen. Leider ließ sich das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen.

      Margot Fischer erhob sich sofort, als sie Rosmarie bemerkte. Ein Lächeln glitt über ihr sorgenvolles Gesicht.

      »Frau Rückert, das ist aber eine schöne Überraschung, dass Sie mich besuchen«, mit ausgestrecktem Arm kam sie auf Rosmarie zu, begrüßte sie.

      Rosmarie fühlte sich noch schlechter.

      »Ich könnte eine kleine Pause gut gebrauchen. Trinken wir zusammen einen Kaffee?«

      Damit war Rosmarie sofort einverstanden, sie setzte sich in die kleine Besucherecke.

      »Wie geht es Beauty? Sind Sie noch immer froh, sie aus dem Heim geholt zu haben?«, erkundigte Margot Fischer sich, als sie den Kaffee servierte und sich gleichfalls setzte.

      Rosmarie staunte, dass die Heimleiterin sogar noch den Namen des Beagles wusste. Und das bei all den Tieren, die es hier gab, bei all den Ab- und Zugängen. Frau Fischer machte nicht nur einen Job, nein, es war ihre Berufung, ihre Lebensaufgabe, das Dasein der Tiere, so gut es ging, zu erleichtern.

      »Ich liebe Beauty über alles. Sie mitzunehmen, war meine beste Entscheidung. Sie ist nicht nur ein wunderschönes Tier, nein, sie ist klug und so anhänglich. Sie macht uns große Freude.«

      Das hörte Frau Dr. Fischer gern. Sie begann ein wenig zu erzählen, was sich während Rosmaries Abwesenheit im Tierheim ereignet, welche Veränderungen es gegeben hatte.

      Rosmarie entspannte sich allmählich. Frau Fischer war nicht sauer auf sie. Das konnte sie auf sich selber sein, weil sie so lange nicht hier gewesen war. Da hatte sie sich um einiges gebracht.

      »Schön, wieder hier zu sein«, sprach Rosmarie ihre Gedanken aus.

      »Frau Rückert, ich wollte mich immer mal bei Ihnen melden. Doch mein Tag könnte die doppelte Anzahl von Stunden haben, und es würde immer noch nicht reichen. Ich möchte jetzt die Gelegenheit nutzen, mich noch einmal für Ihre großzügigen Spenden zu bedanken. Das Geld hat sehr geholfen. Ich wage überhaupt nicht daran zu denken, wie es ohne Ihre Hilfe gegangen wäre.«

      Rosmarie wurde rot.

      Sie könnten noch viel mehr tun. Aber Heinz saß auf seinem Geld, und wenn er mal etwas herausrückte, dann erinnerte er sie mehrfach, die Spendenbescheinigung nicht zu vergessen, damit er es beim Finanzamt geltend machen konnte.

      Rosmarie fasste einen Entschluss. Sie musste Heinz nicht bitten. Sie musste nur nach und nach Schmuck verkaufen, den eh niemand tragen würde. Stella hatte einen ganz anderen Geschmack, und Ricky trug keinen Schmuck. Auch ihr Geschmack hatte sich verändert.

      Es fühlte sich gut an. Sie konnte für die Tiere etwas tun.

      Und das würde sie auch.

      Zuerst einmal griff sie in ihre Handtasche und reichte den prallen Briefumschlag über den Tisch.

      Margot Fischer blickte ihr Gegenüber an.

      »Mit dem darin enthaltenen Geld möchte ich gern das Tierheim unterstützen«, erklärte Rosmarie, »ich weiß doch, dass es an allen Ecken fehlt.«

      Margot Fischer hatte Tränen in den Augen.

      »Frau Rückert, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie schickt der Himmel. Ehe Sie kamen, habe ich an meinem Schreibtisch gesessen und mir Gedanken gemacht, wie ich die offen stehende Futterrechnung bezahlen soll. Und nun …, eigentlich dürfte ich das nicht annehmen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie haben schon so viel getan.«

      »Und ich werde noch mehr tun, Frau Dr. Fischer«, versprach Rosmarie. »Und ich werde mich auch wieder einbringen.«

      Margot Fischer konnte ihr Glück nicht fassen, das Geld jetzt war wirklich so etwas wie eine Rettung in letzter Sekunde gewesen. Sie wusste nicht, wie viel Geld in dem Umschlag steckte, doch so dick, wie er war, musste es eine ganze Menge sein.

      »Ich stelle Ihnen dann auch sofort eine Spendenbescheinigung aus«, sagte sie, weil sie mitbekommen hatte, wie sehr der Ehemann darauf bestand.

      »Das ist nicht nötig, Frau Dr. Fischer. Ich habe Schmuck verkauft, ich brauche keine Bescheinigung.«

      Jetzt bekam Margot wirklich ein schlechtes Gewissen. Rosmarie Rückert hatte bereits Schmuck verkauft, um etwas für die Tiere zu tun.

      »Frau Rückert, das dürfen Sie nicht tun. Schmuck ist für jede Frau von Bedeutung.«

      Rosmarie beruhigte Margot, indem sie sagte: »Frau Dr. Fischer, ich habe den Schmuck gekauft, wie andere Leute Briefmarken sammeln. Es sind nur wenige Stücke, die ich mag und die ich auch trage. Bitte, machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin sehr froh, helfen zu können. Und ich habe eine ganz große Bitte. Können Sie sich die Zeit nehmen, mir zu zeigen, was sich verändert hat? Es wäre mir eine ganz große Freude.«

      Margot Fischer tat nichts lieber als das.

      Sie verstaute sorgsam den Geldumschlag in ihrem Schreibtisch, schloss ihn ab, dann sagte sie: »Meinetwegen können wir unseren Rundgang starten. Es wird mir ein Vergnügen sein …, aber vorher möchte ich Ihnen eine indiskrete Frage stellen, die Sie nicht beantworten müssen …, haben Sie Kummer?«

      Zunächst einmal fiel Rosmarie aus allen Wolken, dabei durfte sie sich eigentlich nicht wundern. Wer sich so gut mit Tieren auskannte, der hatte auch einen Blick für die Menschen.

      Margot Fischer hatte nicht aus Neugier gefragt, und deswegen sprudelte es aus Rosmarie nur so heraus. Sie erzählte, wie sehr es sie belastete, dass ihre Tochter aus ihrer Ehe ausgebrochen war und dass sie das ihren Eltern bis heute nicht erzählt hatte.

      Margot Fischer war eine sehr einfühlsame Person, und sie war eine sehr gute Zuhörerin.

      Rosmarie war ganz erschöpft, als sie mit ihrer Erzählung fertig war. Doch es war sehr befreiend, das loszuwerden, was sie so sehr belastete. Immer konnte sie nicht zu Inge Auerbach laufen. Eigentlich hatte sie sonst niemanden, denn Fabian, der war zwar ihr Sohn, sie verstanden sich auch viel besser als früher, aber dem durfte sie mit so etwas nicht kommen. Klar hatte er recht damit, wenn er sagte, es sei einzig und allein Stellas Entscheidung. Sie war die Mutter, und da nahm man so etwas Schwerwiegendes nicht einfach zur Kenntnis und ging zur Tagesordnung über.

      Welch ein Glück, dass sie ins Tierheim gekommen war. Es fühlte sich so gut an, den Tieren helfen zu können, aber noch besser fühlte sich die Anteilnahme von Frau Dr. Fischer an, die jetzt die richtigen Worte fand, um Rosmarie ein wenig herunterzuholen.

      Sie nahm


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