Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman - Michaela Dornberg


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      Oder war er so, wie er immer gewesen war, und sie sah ihren Ehemann jetzt mit anderen Augen? Das konnte durchaus sein.

      Heinz Rückert sah seine Frau ein wenig entgeistert an. Sie war so anders geworden, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Die frühere Rosmarie war pflegeleichter gewesen, die war glücklich, wenn sie auf Shoppingtour gehen konnte.

      All die neuen Ideen, die sie hatte, gefielen ihm wirklich nicht.

      Eine Frau Rückert musste nicht kostenlos in der Seniorenresidenz helfen oder sich im Tierheim einbringen. Das konnten andere Leute machen, nicht die Ehefrau des hoch geachteten Notars. Die Inge Auerbach hatte Rosmarie bestimmt all die spinnerten Flausen in den Kopf gesetzt. Es war überhaupt nicht gut, dass Rosmarie immerzu in den Sonnenwinkel fuhr. Für ihn wäre es bequemer, Rosmarie ginge wie früher shoppen was das Zeug hielt.

      »Rosmarie, ich hatte einen anstrengenden Tag. Ich möchte meine Ruhe haben, und ich möchte mich nicht mit dir zanken.«

      Das wollte sie auch nicht!

      Rosmarie wusste, dass es jetzt überhaupt nicht vernünftig war, mit Heinz über das zu reden, das ihr so sehr am Herzen lag.

      Es wäre besser, erst später am Abend auf das Thema zu kommen.

      Doch dann konnte es etwas im Fernsehen geben, was er unbedingt sehen wollte, oder er würde auf dem Sofa einnicken. Das kam auch schon mal vor.

      Sie sah die süße Miss Marple vor sich, die bettelnden Augen.

      Sie konnte nicht warten.

      »Heinz, ich habe im Tierheim einen Hund gesehen, in den ich mich sofort verliebt habe, wie damals in Beauty.«

      Er blickte sie an.

      »Schön, Rosmarie, und warum erzählst du mir das?«

      Rosmarie holte tief Luft.

      »Weil ich Miss Marple aus dem Tierheim holen möchte. Sie soll bei uns ein neues Zuhause haben.«

      Es war ausgesprochen, und die Reaktion von Heinz gefiel ihr überhaupt nicht. Er sagte nämlich nichts, sondern drehte sich nur um und verließ den Raum. Das hatte er noch nie gemacht.

      Was sollte sie jetzt tun? Ihm nachlaufen, ihn zur Rede stellen? Das würde einen Riesenkrach heraufbeschwören, und sie war jetzt auch nicht in der Lage, rational zu denken und zu reagieren.

      Sie würde Miss Marple holen, dachte sie trotzig, ob mit oder ohne die Zustimmung ihres Ehemannes. Das Haus gehörte auch zur Hälfte ihr, dann würde sie halt mit den Hunden ins Obergeschoss ziehen.

      Nein!

      Mittlerweile war sie klug geworden. Sie durfte sich nicht in diese negative Energie hineinsteigern. Sie musste taktisch vorgehen. Heinz konnte es überhaupt nicht haben, wenn sie Krach miteinander hatten. Und noch weniger konnte er es haben, wenn sie abends nicht an seiner Seite war.

      Das würde sie heute nicht sein. Sie würde irgendwo in der Stadt etwas essen, vielleicht auch ins Kino gehen, und er sollte daheim schmoren.

      Es war nicht schön, was sie da plante, doch es ging um Miss Marple. Sie musste sie haben!

      Ehe Rosmarie ihre Gedanken in die Tat umsetzen konnte, kam Heinz zurück.

      »Du willst also einen neuen Hund. Hast du dich schon mal gefragt, ob du so etwas wie einen Ersatz für Stella suchst? Ein Mensch und ein Tier lassen sich nicht miteinander vergleichen. Und du kannst ein ganzes Rudel Hunde ins Haus holen, und nichts verändert sich. Du wirst auch dann nicht verwinden, dass unsere Tochter sich unmöglich benommen hat. Ein solches Verhalten ist nicht akzeptabel. Und noch eines, mit mir musst du heute Abend nicht rechnen. Ich gehe ins Büro zurück, dort wartet eine Menge Arbeit auf mich, und dann werde ich irgendwo etwas essen. Warte also nicht auf mich, und noch eines Rosmarie. Ich will, wenn ich nach Hause komme, meine Ruhe haben. Überfall mich nie mehr mit solch unsinnigen Wünschen nach einem zweiten Hund. Zieh los, kauf dir was, damit kann ich umgehen.«

      Er verließ den Raum, ehe Rosmarie etwas hätte sagen können, und sie blieb ganz verwirrt zurück.

      Was war denn mit Heinz los?

      So hatte sie ihn noch nie erlebt. Auf jeden Fall musste sie das Haus jetzt nicht mehr verlassen. Das hatte auch etwas für sich. Statt sich abzulenken, statt zu schmollen, sollte sie sich besser mal Gedanken darüber machen, was bei ihr und Heinz nicht mehr stimmte, was in die verkehrte Richtung lief. Sie zogen nicht mehr an einem Strang, sie gingen unterschiedliche We­ge. Diese Entwicklung war für eine Ehe überhaupt nicht gut. Es machte Rosmarie Angst. Sie hatten doch nur sich. Fabian machte sein Ding, in dessen Leben spielten Heinz und sie keine Rolle. Es gab Pflichtbesuche und Pflichteinladungen, mehr nicht. Es war kaum anzunehmen, dass sich daran noch etwas ändern würde. Aber Stella! Rosmarie konnte nicht begreifen, was mit ihrer Tochter plötzlich los war. Stella hatte ihre Eltern regelmäßig besucht, ob nun aus Pflichtgefühl oder nicht. Auf Stella hatte man sich verlassen können. Wahrscheinlich war sie deswegen so durch den Wind, weil sie so etwas von Stella niemals erwartet hätte.

      Aber was Heinz sagte, dass Miss Marple für sie so etwas wie ein Stellaersatz sein sollte, das stimmte nun wirklich nicht.

      Tiere waren sehr zuverlässige Hausgenossen, das merkte Rosmarie, als Beauty zu ihr kam, sich an sie kuschelte und ihre Füße leckte, was ein großes Zeichen von Zuneigung war.

      Rosmarie beugte sich hinunter, streichelte Beauty.

      »Ich bin so froh, dass ich dich habe, meine Kleine«, flüsterte sie, »und ich bin überzeugt davon, dass du dich mit Miss Marple sehr gut verstehen wirst. Und weißt du, wie ich sie nennen werde? Missie, ich finde, das klingt schön.«

      Beauty bellte, und Rosmarie deutete das als Zustimmung. Missie …

      Ja, so wollte sie ihren Neuzugang nennen, und sie würde das Hündchen ins Haus holen. Sie musste es nur schaffen, Heinz zu einer Zustimmung zu bewegen, die ihn glauben ließ, es sei seine Entscheidung gewesen. Das dürfte nicht schwer sein, Rosmarie kannte da ein paar Tricks.

      Sie und Heinz mussten sich wieder annähern, statt immer weiter auseinanderzudriften. Verlieren wollte sie Heinz nicht, auf keinen Fall …

      *

      Roberta versuchte, nicht mehr daran zu denken, dass ausgerechnet ihr Exmann der Stalker gewesen war. Und Lars war ganz großartig, er bemühte sich geradezu rührend um sie. Sie hatten eine wundervolle Zeit, für Roberta war es die schönste Zeit ihres Lebens.

      Sie verdrängte alle Gedanken daran, dass Lars schon wieder ein neues Projekt anvisiert hatte. So war er nun mal.

      Lars Magnusson würde niemals sesshaft werden. In ihm war das wilde Blut seines Urgroßvaters, der ein Norweger gewesen war, den es ebenfalls in die weite Welt getrieben hatte. Dass es sehr bald die Highland-Tiger sein würden, das war für Roberta kein Trost.

      Leider hatte sie keine Wahl.

      Sie musste Lars nehmen, wie er war, weil sie ihn mit der ganzen Kraft ihres Herzens liebte. Er liebte sie ebenfalls, daran gab es keine Zweifel, nur tat er es auf seine Weise.

      Ihre Freundin Nicki war zu Besuch gekommen, und Roberta wurde bewusst, dass sie Nicki nur von Lars vorgeschwärmt hatte, der leider nicht da war. Er hatte einen Termin mit seinem Verleger, und er musste eine Pressekonferenz geben.

      Als Roberta mal Luft holte, erkundigte Nicki sich lachend: »Sag mal, hast du eigentlich auch noch ein anderes Thema? So kenne ich dich überhaupt nicht. Du bist von deinem Lars ja regelrecht besessen.«

      Roberta blickte ihre Freundin entsetzt an.

      »Entschuldige, Nicki. Mir ist gar nicht bewusst geworden, dass ich nur über Lars geredet habe. Aber ich liebe ihn so sehr. Er ist ein so unglaublicher Mensch. Er ist wirklich meine Lebensliebe. Doch jetzt höre ich auf, reden wir über dich! Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass du gekommen bist und mit mir zu den Kennenlerntreffen ins Herrenhaus gehen wirst. Der Graf ist ein außergewöhnlicher Mann, und wenn er nicht gebunden sein sollte, dann …«

      Nicki unterbrach ihre


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