Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman - Michaela Dornberg


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bist, dann ersparst du es dir, einen eigenen Anwalt zu nehmen. Ich bin bereit, mich gütlich mit dir zu einigen. Und du musst keine Sorgen haben, zu kurz zu kommen. Wie bereits gesagt, bekommst du alles, was dir zusteht.«

      Er verabschiedete sich, ging ins Haus zurück, schlug ostentativ die Tür zu, und sie lief zu dem Auto, das sie sich von einer Freundin geliehen hatte.

      Verflixt noch mal …

      Sie hatte sich das Treffen wahrlich anders vorgestellt. Aber er sollte bloß nicht glauben, dass sie so schnell aufgeben würde. Der Anwalt mochte schreiben was er wollte, sie würde die Scheidung hinauszögern. Sie würde die Kinder auf ihre Seite bringen.

      Ja, die Kinder!

      Die waren ihre Trumpfkarte!

      Sie wusste, wie wichtig Maren und Tim ihm waren, sie wusste auch, dass er ein hingebungsvoller Vater war. Und wenn sie ehrlich war, als Ehemann war er verlässlich, treu und gut gewesen.

      Sie hätte bei ihm bleiben sollen, und das mit der Affäre hätte nebenbei laufen können. Hätte …, hätte … Es machte keinen Sinn, darüber jetzt noch nachzudenken. Sie war wie besessen gewesen, die Affäre hatte Spaß gemacht, es war alles so anders, so aufregend gewesen. Der Spaß war ihr allerdings rasch vergangen, als ihr bewusst geworden war, dass sie für ihren Rockmusiker nur eine Affäre unter vielen gewesen war. Es hatte ihn gereizt, es mal mit einer Frau auszuprobieren, die älter war als die Groupies, die ihn sonst umschwärmten und beinahe ohnmächtig wurden, wenn sie ihn sahen.

      Sie war gescheitert!

      Und das ging überhaupt nicht!

      Sie musste retten, was zu retten war. Es war zu dumm, dass die Kinder nicht daheim waren. Die bekam sie direkt wieder auf ihre Seite. Sie hatte doch gesehen, wie durcheinander sie gewesen waren, als sie ihr zufällig begegneten. Da wäre es wirklich nicht gegangen, mit ihnen zu reden. Da war sie noch vollkommen entflammt gewesen und hatte geglaubt, auf ewig die Rockerbraut bleiben zu können.

      Na ja, darüber musste sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Das mit den Kindern würde sie schon schaffen, und mit Peter? Ja, mit dem letztlich auch. Er war pflegeleicht, gutmütig, für ihn war eine heile Welt wichtig. Und die würde sie ihm wieder bieten, und wenn es mit ihnen in Ordnung war, da würde sie als Erstes dafür sorgen, dass sie wieder in die Stadt ziehen würden.

      Sonnenwinkel …

      Das klang ja ganz schön, doch für sie war es gruselig, da wollte sie nicht einmal tot über dem Zaun hängen.

      Fünftausend Euro hatte er ihr gegeben, und das, ohne mit der Wimper zu zucken. Großzügig war er immer gewesen, der Peter. Doch weit bringen würden sie die paar Euro nicht. Ehe die aufgebraucht waren, musste alles wieder in trockenen Tüchern sein. Und vielleicht sollte sie doch zum Friseur gehen und sich die Haare färben lassen. Mit den bunten Haaren würde er sie nicht zurücknehmen, dazu war er irgendwo viel zu spießig. Nun, bei seinem Beruf konnte man wohl nicht anders.

      Sie musste es hinkriegen!

      Ilka Bredenbrock wurde nur von den Gedanken an sich beherrscht, und ihr wurde überhaupt nicht bewusst, wie egoistisch das war.

      Was sie ihrem Ehemann, vor allem aber ihren Kindern angetan hatte, das kam ihr nicht in den Sinn. Sie wollte ihre materielle Sicherheit wieder haben, und um die zu erreichen, dazu war ihr jedes Mittel recht.

      Sie fuhr schnell und war froh, diese verträumte Idylle hinter sich zu haben.

      Was war bloß in Peter gefahren, mit den Kindern in die Pampa zu ziehen? Sie hatten in einem so schönen Haus gewohnt.

      Apropos Haus.

      Sie musste auf jeden Fall zuerst einmal herausfinden, ob das stimmte, dass sie keinen Anspruch auf die Hälfte hatte, weil ihm das Haus bereits vor der Ehe gehörte.

      Sie war zwar überzeugt davon, dass sie das mit Peter und den Kindern wieder hinkriegen würde. Aber wenn nicht, dann wollte sie herausholen, was herauszuholen war. Und sie musste dann sehen, dass die Kinder zu ihr kamen. Mit dem Unterhalt, den er für Maren und Tim zahlen musste, konnte man schon etwas anfangen. Und Peter würde großzügig sein, seinen Kindern sollte es an nichts mangeln. Das allerdings wäre die schlechteste Option, und deswegen schloss sie das sofort wieder aus. Sie wollte alles! Basta!

      *

      Rosmarie Rückert hatte sich so fest vorgenommen, endlich mal das Tierheim wieder zu besuchen. Doch als sie vor der Tür stand, zögerte sie. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, denn anfangs, als es neu für sie gewesen war, da hatte sie sich voll eingebracht, nicht nur mit Geld, viel Geld, sondern sie war auch beinahe täglich da gewesen, um zu helfen. Irgendwann hatte es nachgelassen, schließlich waren ihre Besuche nur noch sporadisch erfolgt, dann hatte sie sie ganz eingestellt.

      Warum das so gekommen war, konnte Rosmarie nicht einmal mehr sagen.

      Als Teresa von Roth sie irgendwann einmal mit ins Tierheim genommen hatte, war es eine für sie vollkommen neue Welt gewesen. Ja, sie hatte nicht einmal gewusst, dass es in Hohenborn überhaupt ein Tierheim gab.

      Teresa war zunächst sehr skeptisch gewesen, doch dann hatte sie gemerkt, dass es sie tatsächlich interessierte. Und ihr größtes Glück war gewesen, als sie die Bekanntschaft mit Beauty, der wunderschönen Beaglehündin gemacht hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen.

      Irgendwann hatte sie Frau Dr. Fischer, die Leiterin des Tierheims, davon überzeugen können, dass es ihr ernst damit war, und sie durfte Beauty mit nach Hause nehmen.

      Mittlerweile war Rosmarie ein Leben ohne die kleine Hundedame überhaupt nicht mehr vorstellbar. Selbst ihr Heinz war in Beauty verliebt, und das wollte schon etwas heißen, anfänglich war das keineswegs der Fall gewesen, da hatte er keinen Hund im Haus gewollt. Und nun ging Heinz freiwillig mit dem Hund spazieren.

      Alles war gut!

      Also, warum war sie niemals mehr in das Tierheim gegangen, in dem sie viele schöne Stunden verbracht hatte, in dem sie sich gebraucht gefühlt hatte und in dem sie als Rosmarie anerkannt und geschätzt gewesen war.

      Für manches gab es einfach keine Erklärung, und Rosmarie wusste auf ihre Fragen keine Antwort. Aber sie wusste, dass sie jetzt das dringende Bedürfnis verspürte, sich im Tierheim aufzuhalten, die Anhänglichkeit der Tiere zu spüren, deren treue, bettelnde Blicke zu sehen.

      Die Tiere merkten, wie man es mit ihnen meinte, und für ein paar Streicheleinheiten, für ein paar liebevolle Worte, da bekam man so viel zurück.

      Am liebsten würde sie alle Tiere bei sich aufnehmen, sie in Freiheit entlassen, es war schrecklich, sie so eingesperrt zu sehen. Und da gab es überhaupt keine Ausnahme. Es waren nicht nur die Straßenköter, die man einfing und herbrachte, auch nicht nur Mischlinge, sondern im Tierheim befanden sich edle Rassehunde, die sehr viel Geld gekostet hatten. Um ein Auto fahren zu können, benötigte man einen Führerschein, Tiere konnte man unüberprüft kaufen. Das müsste verboten werden. Es musste aufhören, dass man sie erwerben konnte wie einen Fernseher, ein Fahrrad oder eine Designerhandtasche. Der Unterschied war leider nur, dass man die toten Gegenstände behielt. Der Tiere entledigte man sich, wenn man erst einmal merkte, dass sie Arbeit machten, viel Aufmerksamkeit benötigten. Man konnte ja von Glück reden, wenn die Tiere ins Tierheim gebracht wurden. Viele von ihnen wurden einfach ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Das traf häufig zu Beginn der Ferien zu.

      Während ihrer aktiven Zeit im Tierheim hatte Rosmarie ganz furchtbare, unglaubliche Dinge erfahren, und sie war vor Mitleid beinahe zerflossen. Sie hatte viel gespendet, um das ganze Elend wenigstens ein bisschen zu lindern. Das war nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Frau Dr. Fischer war eine ganz großartige Frau, die für die Tiere alles tat. Aber ihr waren Grenzen gesetzt, und zaubern konnte sie auch nicht.

      Rosmarie ärgerte sich.

      Sie hätte nicht aufhören sollen. Es hatte nicht nur Spaß gemacht, sondern sie hatte sich aufgewertet gefühlt. Alles war so sinnvoll gewesen. Frau Dr. Fischer hatte sie mehr als nur einmal gelobt, hatte sich immer wieder bei ihr bedankt. Auch Teresa von Roth war voller Hochachtung gewesen, weil


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