Der neue Sonnenwinkel 37 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel 37 – Familienroman - Michaela Dornberg


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Selbstverständlichkeit die das machte. Sie hatte doch auch keine Kinder, und dennoch wusste sie, was und wie man etwas zu tun hatte.

      Alma konnte eben alles, sie war ein Goldstück.

      Roberta kuschelte sich in ihr Bett, das ihr jetzt wieder allein gehörte, und es dauerte nicht lange, und sie schlief erneut ein. Mit Gedanken an Lars, doch die waren jetzt nicht beängstigend, sondern voller Liebe. Und es war überhaupt kein Wunder, dass sie von ihm träumte.

      *

      Zum Abschied von Jörg hatten sich alle versammelt, sogar Luna war außer Rand und Band, und das kam nicht von ungefähr. Jörg war mit ihr ständig unterwegs gewesen, und dabei war auch so manches Leckerli abgefallen.

      Pamela hatte heute schulfrei, die Lehrer hatten Zeugniskonferenz. Unbeobachtet von den übrigen Familienmitgliedern war sie aus dem Haus geschlüpft. Sie wollte ihren großen Bruder allein verabschieden.

      Sie wartete vor der Haustür, bis Jörg herauskam. Er würde mit einem Mietwagen zum Flughafen fahren, er wollte nicht, dass jemand ihn brachte. Das wünschte man sich vielleicht, wenn man in den Urlaub flog oder aus dem Urlaub kam, ganz gewiss nicht, wenn man ständig weltweit unterwegs war. Da organisierte man sich selbst.

      »Hier bist du, kleine Schwester«, rief er erfreut, »ich hatte schon Angst, dich vor meinem Abflug nicht mehr zu sehen.«

      »Ich möchte dir zum Schluss auf Wiedersehen sagen«, rief sie, und das belustigte ihn. Das war etwas, was er an Pamela bereits kannte.

      Er nahm sie in seine Arme.

      »Du hast es geschafft. Dann mach’s mal gut, und pass auf dich auf. Und wenn du dein Zeugnis bekommen hast, dann möchte ich gern die Noten erfahren. Versprochen?«

      Sie nickte. Das mit dem Zeugnis interessierte sie derzeit nicht so sehr. Sie wusste ja bereits, dass es gut ausfallen würde. Sie wollte etwas anderes wissen.

      »Und Jörg, verträgst du dich wieder mit Charlotte?«, wollte sie wissen. »Ich finde sie so nett, und ihr passt so gut zusammen.«

      Er strich ihr über die braunen Locken.

      »Ich will alles versuchen«, versprach er, »und wenn es nicht klappt, dann kann ich ihr ja noch sagen, dass es ein Herzenswunsch von dir ist, dass wir wieder ein Paar werden. Das kann ich doch, oder?«

      Pamela blickte ihren großen Bruder ein wenig verunsichert an. Veräppelte Jörg sie jetzt?

      »Pamela, ich meine es ernst, Charlotte findet dich nämlich zufällig auch sehr, sehr sympathisch. Und sie hat mich sogar immer gedrängt, dich einzuladen. Das kann ich jetzt tun, ob mit oder ohne Charlotte. Die Ferien fangen ja in den nächsten Tagen an, und außer einer kurzen Reise mit den Großeltern ist bei euch nichts geplant. Wie wäre es mit einem Abstecher nach Schweden? Ich würde mich wirklich sehr freuen.«

      Pamela überlegte kurz. Das klang schon verlockend, zumal es ohne Maren ziemlich öde werden würde.

      »Wenn du dich mit Charlotte versöhnst, dann komme ich«, versprach sie.

      »Hand drauf«, nagelte Jörg seine kleine Schwester sofort fest, weil es ihn nämlich wirklich freuen würde, sie bei sich zu haben. Und er war sich sicher, dass Schweden ihr gefallen würde.

      Pamela gab ihm die Hand, und dann hatten sie nicht mehr viel Zeit miteinander. Die Familie hatte ihn bereits aufgehalten, und jetzt musste er sich sputen, zum Flughafen zu kommen. Der Mietwagen musste abgegeben werden, und er wollte seinen Flieger unbedingt bekommen. Es drängte ihn, zu Charlotte zu kommen, und er musste beten, dass diese großartige Frau sich wieder auf ihn einlassen würde.

      Jörg umarmte Pamela, erinnerte sie an ihr Versprechen und sagte: »Also dann, bis bald«, ehe er zu seinem Auto eilte und schnell davonfuhr.

      Pamela machten Abschiede traurig, und auch wenn das jetzt ja kein Abschied für immer war, wollte sie nicht zurück zur Familie, die eh alle nur über Jörg und Charlotte sprechen würden.

      Es stand ihr noch ein anderer Abschied bevor, und da wusste sie nicht, ob das einer für immer sein würde oder ob sie nicht doch einmal zu den Bredenbrocks nach San Francisco fliegen würde.

      Maren und Tim hatten ihre Zeugnisse bereits erhalten, sie waren für die letzte kurze Zeit vom Schulunterricht befreit, auch Dr. Bredenbrock musste nicht mehr ins Gymnasium. Er hatte mit dem Umzug viel zu tun, denn es lastete alles auf ihm.

      Es zog Pamela beinahe automatisch zu dem Haus, das ihrer großen Schwester Ricky und ihrem Schwager Fabian gehörte und das die an die Bredenbrocks vermietet hatten.

      Das hatte jetzt allerdings ein Ende, denn Rosmarie und Heinz Rückert, Fabians Eltern, würden das Haus übernehmen. Pamela hatte keine Ahnung, ob sie es mieten oder kaufen würden. Das interessierte sie auch nicht. Die Rückerts gehörten mit zur Familie, aber sie hatte nicht viel mit ihnen zu tun, obschon sie ganz nett waren, besonders Rosmarie.

      Es interessierte sie, ob Maren jetzt daheim war, denn mit ihrer Freundin wollte sie viel, viel Zeit verbringen.

      Als sie ankam, verließ Dr. Bredenbrock gerade das Haus.

      »Hallo, Pamela, da wird Maren sich aber freuen«, rief er, er mochte die kleine Auerbach sehr, die ganzen Auerbachs waren nett. »Sie ist nämlich allein, Tim macht mit Angela von Bergen einen Ausflug.«

      Pamela mochte Tim gern, er war ein netter Junge. Aber Maren allein anzutreffen war natürlich besser. Die Freundinnen hatten sich viel zu sagen, besonders jetzt, und da konnte ein jüngerer Bruder störend sein.

      Sie bedankte sich bei Peter, der zu seinem Auto ging und davonfuhr, Pamela rannte zur Haustür und läutete Sturm.

      Ein wenig ungehalten öffnete Maren, doch als sie ihre Freundin bemerkte, begann sie zu strahlen, fiel Pamela um den Hals.

      »Das ist Gedankenübertragung, ich habe gerade überlegt, ob dein Bruder schon weg ist und wir uns treffen können, und da stehst du da. Komm rein.«

      Gemeinsam gingen sie in das Haus, in dem es überall nach Aufbruch aussah. Alles war verpackt, verkauft, verschenkt, was die Bredenbrocks nicht mit in ihr neues Leben nehmen wollten. Den Rest würde der Spediteur nach dem Abflug von Peter, Maren und Tim in einen Container packen.

      Pamela kannte es ja schon, doch es ging ihr jedes Mal erneut an die Nieren, wenn sie das hier sah.

      Pamela blickte ihre Freundin an.

      »Maren, lass uns zu uns gehen, oder wir können auch eine Fahrradtour machen. Ich finde das hier alles ganz schrecklich, weil es mir so bewusst macht, dass wir keine Zeit mehr miteinander haben.«

      Maren nickte.

      »Ich finde es auch schlimm, und am liebsten würde ich dich mitnehmen. Ich konnte dich am Anfang ja nicht leiden und hielt dich für eingebildet, aber das ist so anders geworden, ehrlich, Pamela, eine Freundin wie dich hatte ich noch nie. Ich habe mich noch nie mit jemandem so gut verstanden wie mit dir. Es bricht mir wirklich beinahe das Herz, wenn ich daran denke, dass es nur noch Tage sind, ein paar Tage, die in Windeseile vergehen werden.«

      Pamela umarmte Maren.

      »Ich mag einfach nicht daran denken. Und was das eingebildet betrifft, da dachte ich so über dich, du kamst aus der Großstadt, wirktest so herablassend, ich mochte dich und Tim erst ebenfalls nicht. Ihr wart so unglaublich cool.«

      Maren seufzte.

      »Ach, das waren wir doch überhaupt nicht. Wir waren einfach nur verunsichert, weil man uns in ein Leben gestoßen hatte, was wir nicht wollten. Tim und ich waren auch aufsässig, wir fanden den Sonnenwinkel öde.«

      »Maren, ich weiß ja inzwischen, was ihr hinter euch habt, und ich finde wirklich sehr großartig, wie ihr damit umgegangen seid. Wenn ich denke, dass meine Mama …«, sie brach ihren Satz ab. »Meine Omi sagt immer, dass man die Vergangenheit ruhen lassen soll. Wir sprechen am besten deswegen auch nicht mehr darüber. Es ist eh vorbei. Aber den Sonnenwinkel …, in dem seid i hr nicht so richtig angekommen, nicht wahr?«

      Maren


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