Der neue Sonnenwinkel 37 – Familienroman. Michaela Dornberg
darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie drehte sich kommentarlos um, rannte zu Werners Arbeitszimmer, drückte die Türklinke hinunter und ging, trotz der Proteste ihrer Tochter, hinein.
Erstaunt und ein wenig unwillig blickte Werner von seiner Arbeit hoch.
»Teresa, du kommst ungelegen. Hat Inge dir nicht gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte?«
»Ja, Werner hat sie, und es tut mir unglaublich leid, dass ich dich dennoch störe. Ich würde es ganz gewiss nicht tun, wenn es nicht so wichtig wäre. Ich habe Berthold von Ahnefeld ausfindig gemacht.«
Werner blickte seine Schwiegermutter fragend an.
»Na und?«
Er hatte es vergessen, sie hatte richtig vermutet.
»Werner, wir sind überein gekommen, dass du dich um diesen armen Mann kümmern, ihn in den Sonnenwinkel einladen möchtest, um ihn von seinem großen Leid abzulenken. Und ich hatte dir versprochen, dir bei der Suche zu helfen. Um dir einen Gefallen zu tun, habe ich alles hintenan gestellt, habe unermüdlich gesucht.«
Dass sie es in erster Linie im eigenen Interesse getan hatte, das musste er ja nicht wissen, und das würde sie ihm auch ganz gewiss nicht auf die Nase binden.
Ihre Worte zeigten Wirkung, Werner bekam sogar ein schlechtes Gewissen.
»Tut mir leid, Teresa, ich hatte es vergessen. Welch ein Glück, dass du drangeblieben bist. Auf dich ist halt Verlass. Und? Du hast ihn ausfindig gemacht?«
Teresa erzählte ihm, was sie ausfindig gemacht hatte, und sie fragte Werner zum Schluss nicht, sondern sie stellte es einfach in den Raum. »Natürlich musst du zu dieser Preisverleihung fahren, und dann bringst du Berthold am besten direkt mit. Wenn man einem am Boden liegenden Menschen helfen kann, dann muss alles andere zurückstehen. Ich bin ja so froh, dass du mir da gewiss zustimmen und es ebenfalls so sehen wirst.«
Werner hatte es anders gesehen, hatte das Treffen mit Berthold auf die lange Bank geschoben, weil er anderweitig beschäftigt war. Das kam jetzt natürlich nicht infrage. Wie würde er denn vor seiner Schwiegermutter dastehen? Vor allem ging es auch überhaupt nicht, nachdem sie sich so sehr bemüht hatte.
Teresa merkte, dass sie Werner ein wenig auf ihre Seite gezogen hatte, in trockenen Tüchern war längst alles noch nicht.
»Werner, ich nehme dir gern alles ab, ich reserviere einen Flug, ein Hotel, sorge dafür, dass du Zutritt zu dem Ort bekommst, an dem die Verleihung stattfindet. Ich kann mich ja als deine Sekretärin ausgeben, und du als der berühmte Professor Auerbach bist eh eine Bereicherung für alles. Bitte, sieh in deinem Terminkalender nach, wie es um deine Zeit bestellt ist.« Sie nannte ihm das genaue Datum, das sich ihr direkt beim ersten Lesen eingeprägt hatte.
Sie überrannte Werner, das war ihr klar. Doch manchmal wurden Schlachten nur auf diese Weise geschlagen.
Wenig später hatte sie seine Zusage, sie ging um seinen Schreibtisch herum, umarmte ihren Schwiegersohn, klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
»Werner, du bist ein großartiger Freund, irgendwann wird Berthold es dir danken, wenn sein Leben wieder in ruhigeren Gewässern verläuft. Bitte, wende dich wieder deiner Arbeit zu, ich kümmere mich um alles.«
Nach diesen Worten verließ sie das Arbeitszimmer. Inge wartete noch immer in der Diele auf ihre Mutter.
»Und? War Werner ungehalten?«, erkundigte sie sich besorgt, doch als sie in das Gesicht ihrer Mutter blickte, musste sie verwundert feststellen, dass sie darauf ein leichtes Triumphgefühl feststellen konnte. Jetzt verstand sie überhaupt nichts mehr.
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