Sex and Crime. Klaus Püschel

Sex and Crime - Klaus Püschel


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Thema. Bereits 1985 wurde im Deutschen Ärzteblatt eine groß angelegte Zehn-Jahres-Studie zu insgesamt 1875 polizeilichen Anzeigen wegen sexueller Gewalt publiziert. Darin wurde eine Reihe von Fakten zu Opfer, Täter, Tatausführung, Vortat- und Nachtatverhalten und zur Ermittlungsarbeit der Polizei analysiert. Spezielles Ziel war es, die Rolle der Rechtsmedizin bei derartigen Verfahren zu beleuchten. Im Fokus stand die Frage, wie die sogenannte sekundäre Viktimisierung des Opfers vermieden werden kann. Damit ist der negative Einfluss der polizeilichen Ermittlungen und eines nachfolgenden Strafverfahrens mit wiederholter Vernehmung des Opfers und Konfrontation mit dem Täter gemeint.

      Damals wurde auch systematisch die Häufigkeit von Falschanzeigen geprüft. Dabei muss beachtet werden, dass eine derartige Einordnung nicht immer frei von einer gewissen Subjektivität sein kann. Die Frequenz von Falschaussagen lag bei zehn Prozent. Der Literatur konnte man seinerzeit einen Anteil zwischen zwei und maximal 15 Prozent Falschanzeigen entnehmen.

      Später konnte man den Erfahrungshorizont auf die Formel bringen: drei Mal ein Drittel. In jeweils einem Drittel der Fälle handelte es sich um reale Abläufe, ein Drittel der Fälle blieb in einer Grauzone und wurde nicht eindeutig geklärt. In einem weiteren Drittel der Fälle handelte es sich eindeutig um Falschanzeigen.

      Ein relativ hohes Dunkelfeld resultiert speziell im Hinblick auf Frauen als Täterinnen sowie im Bereich gleichgeschlechtlicher Gewaltverbrechen.

      Wir leben in einem geordneten Rechtsstaat mit funktionierenden staatlichen Strukturen. Einen aktuellen direkten Bezug zu kriegerischen Auseinandersetzungen oder größeren Unruhen im Inneren unseres Landes gibt es auch nicht ansatzweise. Die äußeren Grenzziehungen sind sicher.

      Betrachtet man internationale Einsätze der Hamburger Rechtsmediziner im Ausland, zum Beispiel nach dem Balkankrieg im ehemaligen Jugoslawien, sowie durch ein schon seit 2005 fortwährendes Engagement in Afrika (Ruanda), war es möglich, Art und Ausmaß sexueller Gewalt im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen weitergehend zu erfahren. Fünf Typen der Kriegsvergewaltigung sind zu unterscheiden:

      •Vergewaltigung im Vorfeld militärischer Auseinandersetzungen

      •Vergewaltigung im Verlauf von militärischen Auseinandersetzungen

      •Planmäßige sexualisierte Gewalt in Lagern

      •Internierung zur Ausübung von sexueller Gewalt

      •Zwangsprostitution von weiblichen Kriegsgefangenen

      Eine aktuelle UN-Resolution, die von Deutschland unterstützt wird, prangert jede Form sexueller Übergriffe bei Kriegshandlungen unmissverständlich an.

      Die Dimension im vielfältigen Spektrum des Sex reicht von sexuellen Übergriffen im stillen Kämmerlein über eine Vielzahl mehr oder weniger übergriffiger Situationen und über sexuell motivierte Serienmorde bis hin zur systematischen Massenvergewaltigung im Rahmen brutaler Kriegsführung. Ähnliche Situationen mit sehr speziellen Rahmenbedingungen findet man beispielsweise auch in gut organisierten Sekten und kriminellen Organisationen, die Sex systematisch vermarkten und sich wirtschaftlich daran bereichern.

      Insgesamt zeigt die Erfahrung:

      •Es gibt nichts, was es nicht gibt.

      •Man hält manches einfach nicht für möglich.

      •Das sprengt das eigene Vorstellungsvermögen.

      •Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

      •Wie kann das eigentlich sein, dass man oder frau jemandem so etwas antut?

      Welche extremen Formen sexuell motivierte Straftaten annehmen können, sollen einige Beispiele zeigen.

      Brutale Gewalt im Zusammenhang mit Sex ist so alt wie die Menschheit. Bei einem pädophilen Lustmord im Friesischen handelt es sich um einen vorgeschichtlichen Fall. In der ehemals sehr ausgedehnten Moorlandschaft wurde ein Junge als Moorleiche ausgegraben, der kompliziert gefesselt und durch Halsstiche getötet worden war. Dies konnte als pädophiler Lustmord interpretiert werden, bei dem der Mörder sein Opfer danach im Moor versenkt hat.

      Tausende Jahre später, in den frühen 1980er-Jahren, gab es in Hamburg ein Verfahren, das aufrütteln musste. In einer Hamburger Hochhaussiedlung wohnte ein junger Mann in der Nachbarschaft eines Elfjährigen. Der Erwachsene begegnete dem kleinen Stefan sehr freundlich. Die Vorgeschichte des jungen Mannes war in der Anonymität der Großstadtsiedlung niemandem bekannt. Doch der Mann war bereits vielfach auffällig geworden, als er sich an kleinen Jungen vergriff. Er war deswegen auch wiederholt in Strafhaft, die Sicherungsverwahrung drohte.

      Er wendete dies ab, indem er sich kastrieren ließ. Danach galt er als geheilt und nicht mehr rückfallgefährdet. Im Rahmen seiner fortgesetzten psychiatrischen Behandlung wurden ihm zur Stabilisierung der Psyche und Vorbeugung beispielsweise von Osteoporose nunmehr jedoch männliche Geschlechtshormone verschrieben. Mit dramatischen Folgen: Der Mann verging sich an dem elfjährigen Jungen, er fesselte ihn kompliziert, quälte und missbrauchte ihn sexuell und strangulierte ihn schließlich zu Tode.

      Dramatisch war auch der Fall des zerstückelten Toten von der Hamburger Außenalster, dessen zersägte Körperteile in Plastiktüten verpackt im Bereich der Parkanlage im Wasser und am Ufer aufgefunden wurden. Die Hamburger Rechtsmedizin hat den zerstückelten Leichnam in mehreren Sektionen untersucht und die Tat auch rekonstruieren können. Als letzter Körperteil wurde der abgetrennte Penis des Opfers mit anhängendem Hodensack obduziert. Der Mörder aus dem Homosexuellenmilieu konnte ermittelt und vom Landgericht Hamburg verurteilt werden.

      Es gibt auch einzelne Tötungen aus lesbischen Beziehungen heraus, bei denen zum Beispiel Eifersucht das tragende Motiv ist.

      Mehrfach war die Hamburger Rechtsmedizin mit Fällen von Kannibalismus befasst, zum Beispiel mit Abtrennen von weiblichen sowie auch männlichen Geschlechtsteilen nach vorangegangenen Tötungshandlungen. Die Körperteile wurden anschließend verzehrt. Ähnlich gelagert war ein Zombie-Mord, bei dem der Mann seine Partnerin und die beiden Kinder tötete und an den Körpern grausamste Verstümmelungen vollzog.

      Der pädophile Maskenmann hat in Norddeutschland sowie im angrenzenden Dänemark innerhalb von zwei Jahrzehnten zahlreiche Schüler nachts im Schullandheim aufgesucht, überfallen und durch Befummeln sexuell missbraucht. Einige hat er auch entführt und mindestens drei missbraucht und getötet.

      Der vierfache Prostituiertenmörder Fritz Honka, genannt der „Schlächter von St. Pauli“, nahm vier Altprostituierte mit in seine Wohnung in Hamburg-Ottensen, tötete diese und verbarg die zerstückelten und verstümmelten Körper in einer Abseite unter dem Dach des Mietshauses.

      Der sogenannte St. Pauli-Killer, Auftragsmörder Werner P., bediente sich zur Manipulation seiner weiblichen Handlangerinnen auch sexueller Praktiken. Durch diese machte er letztlich die eigene Ehefrau und eine Anwältin hörig und konnte sie so für seinen geplanten erweiterten Suizid instrumentalisieren. Die Frauen schmuggelten eine Schusswaffe in den Hochsicherheitstrakt des Hamburger Polizeipräsidiums, mit welcher der Killer den ihn vernehmenden Staatsanwalt, seine Frau und schließlich sich selbst erschoss.

      Dieser St. Pauli-Killer war speziell auch im Umfeld der Bandenkriege tätig, die um Claims im Bereich der Prostitution geführt wurden. Von daher haben spezielle sexuelle Geschäfte und ein damit zusammenhängender Bandenkrieg sich direkt auch in einer Mordserie ausgewirkt, die von dem Profi-Killer ausgeführt wurde.

      Aber auch natürliche Todesfälle können nach außen hin durch eine dramatische Auffindungssituation für Irritation sorgen. Eine junge Frau, die ihren Körper an Heiligabend mit einem Dildo im abgeschlossenen Badezimmer manipulierte, erlitt dabei aufgrund eines Bluthochdruckleidens eine Hirnblutung und kollabierte über dem Badewannenrand. Ihr Kopf hing im Wasser, und die Frau ertrank. Ihr Partner stand kurzzeitig unter Mordverdacht, bis das Sektionsergebnis feststand.

      Eine andere Frau, die ihren Dildo benutzte, während der Ehemann am Sonntagmorgen zum Bäcker ging, erlitt dabei einen akuten Herzinfarkt. Als der Leichnam in das Institut für Rechtsmedizin eingeliefert wurde, befand sich der Kunstpenis noch in ihrer Scheide.

      Es


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