Strike Out für die Liebe. Paris Sanders

Strike Out für die Liebe - Paris Sanders


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oder verletzen oder zu Tode erschrecken. Oder ... Okay, ich atmete ein paar Mal tief ein und aus, in dem Bemühen, mich wieder zu beruhigen. Noch war kein Tier in Sicht und ich war sicher ... Nein, ich hoffte, Big Bear wusste, was zu tun war, um uns seine Namensvettern vom Hals zu halten.

      Big Bear zuckte mit den Schultern. "Manchmal muss man solche Aspekte der Sicherheit opfern." Ich hätte ihn am liebsten umarmt.

      Neben mir murmelte Andrew: "Das musste ja von Safari kommen." Ich warf ihm einen Blick zu. "Er sieht doch aus, als würde er Großwild jagen", raunte Andrew.

      Ich zog eine Grimasse. "War ja klar, dass du dich über jeden lustig machen musst", sagte ich und drehte mich von ihm weg, um Big Bear weiter zuzuhören und um zu verbergen, dass ich lächeln musste. Der Spitzname passte einfach zu gut, aber das würde ich Andrew ganz bestimmt nicht sagen.

      "Gut. Nachdem das geklärt wäre, möchte ich euch um Folgendes bitten. Jedes Team wird sich eine Unterkunft für die Nacht bauen. Black Panther hilft euch dabei. Außerdem werdet ihr versuchen, ein Feuer in Gang zu setzen und essbare Pflanzen und Wurzeln sammeln." Big Bear blickte nach oben. Dorthin wo hinter all den Zweigen und Blättern die Sonne sein musste. "Wir haben noch etwa zwei Stunden Zeit. Das ist nicht viel, aber ihr schafft das schon. In der Wildnis müsst ihr lernen, Prioritäten zu setzen. Als Erstes wird die Unterkunft gebaut, denn ein voller Magen wird euch nicht vor dem Erfrieren oder vor einer ernsten Unterkühlung schützen. Dann wird Feuermaterial und Essbares gesammelt, danach macht ihr Feuer. Ihr geht immer in dieser Reihenfolge vor. Jeden Tag. Ohne Ausnahme. Verstanden?"

      "Ja, natürlich. Klar", erklang es in der Runde.

      "Okay." Big Bear und Black Panther standen auf.

      "Ich zeige euch, wie man die einfachste und schnellste Art von Unterschlupf baut. Zumindest wenn man sich wie hier in einem Wald befindet und genügend Material zur Verfügung steht", sagte Black Panther.

      "Oh, toll. Ich kann es kaum erwarten", murmelte ich ironisch. Obwohl ich diese Worte nur leise vor mich hingesprochen hatte, sah Black Panther mich durchbohrend an. Ich konnte fühlen, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Trotzdem hielt ich dem Blick stand, der Typ sollte nicht denken, ich sei so leicht einzuschüchtern. Nach ein paar Sekunden, in denen ich mich immer unbehaglicher fühlte, fuhr er mit seinen Instruktionen fort. "Ihr bleibt immer zusammen. Ich möchte nicht, dass einer meint, sich allein vom Lager entfernen zu müssen. Bleibt in Rufweite. Im Wald verliert man schnell die Orientierung, vor allem, wenn man normalerweise in einer Stadt lebt." Ein weiterer Blick traf mich. "Es gibt jede Menge abgestorbene Äste. Es besteht also kein Grund, von den Bäumen welche abzubrechen. Als Erstes solltet ihr Stangen sammeln, die als Basis für den Unterschlupf dienen. Wir bauen heute eine ganz simple A-Form. Dafür benötigt ihr einen etwa zwei Meter langen Ast, der idealerweise einen Durchmesser von circa zehn Zentimetern hat. Dazu braucht ihr noch etwa dreißig Äste, die zwischen einem und einem halben Meter lang sind. Sie können etwas dünner sein. Wenn ihr das habt, sucht ihr euch eine Stelle, wo ihr euer Nachtlager errichten wollt, und wartet auf weitere Instruktionen. Und jetzt los. Wir haben nicht viel Zeit."

      Die Zweiergrüppchen machten sich auf den Weg. Ich sah mich suchend um, doch dann fiel mir ein, dass Andrew mit Big Bear unterwegs war, um die dämlichen Verpackungen zu entsorgen. Klasse. Ich war auf mich allein gestellt, wie immer, wenn ein Mann an meiner Seite sein sollte.

      "Ich komme mit dir", sagte Black Panther. "Lass uns gehen."

      Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und ging auf die Bäume zu, die die Lichtung umstanden. Ich seufzte. Ich konnte es kaum erwarten, diesen Tag hinter mich zu bringen.

      Wenig später war eines klar: Ich hasste es. Ich hasste all die Bäume. Die Stille. Die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, was für Gefahren hier lauerten. Ich fühlte mich wie ein Fisch, den ein Sturm an Land gespült hatte, vollkommen außerhalb meines Elements. Die Häuserschluchten von New York? Kein Problem. Die Spielhöllen von Las Vegas? Absolut.

      Natur, Tiere, Pflanzen? Ein Horrorfilm war nichts dagegen. Und jetzt sollte ich auch noch Holz sammeln für die beiden Unterkünfte, die ich für mich und Andrew herrichten musste, und für das Feuer, das wir danach irgendwie in Gang setzen würden. Oder auch nicht. Aus dem Feuer würde garantiert nichts werden. Andrew war mindestens genauso unbegabt als Pfadfinder wie ich. Da würde ich mein Gehalt drauf verwetten.

      Alle anderen in der Gruppe wuselten wie Schüler auf dem Schulausflug herum. Sammelten Äste, Hölzer, halbe Baumstämme und stießen begeisterte Rufe aus, wenn sie einen besonders tollen Fund gemacht hatten.

      "Dieser junge Stamm hier ist kerzengerade gewachsen. Ideal für unseren Unterschlupf!", verkündete ein paar Meter von mir entfernt der Typ, den ich bereits drei Mal nach seinem Namen gefragt hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er Claus hieß, wie in Santa Claus. Leider sah er überhaupt nicht aus wie ein Weihnachtsmann, was auch der Grund dafür war, weshalb ich immer wieder daran zweifelte, ob er wirklich Claus hieß.

      Panther nickte, sein Gesicht vollkommen ausdruckslos. Wenn Claus auf ein Lob gehofft hatte, so wurde er enttäuscht. Aber er sammelte eifrig weiter, während ich lustlos ein paar Zweige auf einen Haufen warf.

      "Toll. Wir sind nicht mal verheiratet und trotzdem mache ich die Hausarbeit", murmelte ich vor mich hin. Ich feuerte einen weiteren Ast auf den Haufen. "Während Mister Wichtig unterwegs ist, sorgt sich Frauchen um den Haushalt. Wahrscheinlich erwartet er eine fertige Mahlzeit, wenn er wiederkommt. Wenn er sich da mal nicht geschnitten hat."

      Panther war mir einen Blick zu. Anscheinend hatte ich den letzten Satz lauter gesagt, als gedacht.

      "Stimmt doch", sagte ich in seine Richtung. "Andrew kommt zurück und erwartet ein fertiges Lager. Und wer ist der Idiot, der dafür sorgen muss?" Ich deutete mit dem Daumen auf meine Brust. "Ich."

      "Die Energie, die du in etwas hineingibst, wird auch wieder zu dir zurückkommen", sagte Panther.

      "Na, dann." Ich feuerte einen weiteren Ast zu den übrigen. "Das wird bestimmt eine tolle Nacht."

      Panther zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts mehr. Anscheinend war er schlau genug, um sich nicht mit einer wütenden Frau anzulegen.

      "Wow. Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach ist!" Mary trat einen Schritt zurück und deutete auf die seltsame Konstruktion, die sie zusammen mit ihrem Partner geschaffen hatte. Auf einem etwa einen halben Meter hohen Baumstumpf ruhte ein langer Ast, der mit einem Ende auf dem Boden lag, mit dem anderen auf dem Baumstumpf. Das Ganze sah aus wie ein niedriges Dreieck. An diesen Ast waren weitere gelehnt, die ein Dach bildeten, das mit Laub bedeckt war. Es war tatsächlich eine Unterkunft, wenn auch eine, die sehr seltsam aussah.

      "Und darin willst du schlafen?", fragte ich sie. "Sobald du dich einmal umdrehst, wird das Ganze zusammen fallen."

      "Das glaube ich nicht." Mary strahlte noch immer übers ganze Gesicht. So wie sie aussah, könnte man meinen, sie hätte ein langersehntes Geschenk bekommen.

      "Wenn du meinst." Ich drehte mich zu Panther und zeigte auf meine halbfertige Konstruktion. Ich hatte bisher kaum mehr als einen unordentlichen Haufen Zweige zustande gebracht, von denen ich hoffte, sie würden sich irgendwie als Unterschlupf eignen.

      "Das wird nicht funktionieren", sagte Panther nach einem kurzen Blick auf mein Machwerk.

      "Warum? Es sieht stabiler aus als das von Mary!", behauptete ich, auch wenn ich sehen konnte, dass Marys Gebilde wesentlich besser aussah.

      "Ja, aber bei ihr ist die Basis besser. Dieser Holzstumpf", Panther deutete auf den schlanken Stamm, der die Konstruktion halten sollte, "wird beim ersten Windstoß umfallen."

      "Ach, wird er das?"

      "Ganz sicher." Panther drehte sich um und ging zu einem anderen Team. Nachdenklich schaute ich ihm hinterher, dann musste ich grinsen. Ich wusste schon jetzt, wer hier schlafen würde.

      Etwa zwei Stunden später hatte ich es tatsächlich geschafft zwei dieser Nachtquartiere zu errichten. Auch wenn Panther nach wie vor den Bau, den ich für Andrew vorgesehen hatte, zweifelnd betrachtete, so hielt er sich doch


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