Strike Out für die Liebe. Paris Sanders

Strike Out für die Liebe - Paris Sanders


Скачать книгу
führte Safari alles mit sich, was man brauchte, um in der Wildnis zu überleben.

      "Ist schon gut." Safari schüttelte meine Hand. "Wir sind alle etwas angespannt."

      Ich sah mich um. Die anderen waren plötzlich sehr beschäftigt und wuselten in der Gegend herum, als müssten sie noch dringend etwas erledigen.

      "Trotzdem, tut mir leid, Kumpel", sagte ich noch einmal. Denn es tat mir leid. Safari konnte nichts dafür, dass meine Nerven blank lagen.

      "Kommt alle mal her." Big Bear klatschte in die Hände. "Wir zeigen euch jetzt, wie ihr die Pflanzen, die ihr gesammelt habt, zubereiten könnt, und wie man ein Feuer entzündet." Big Bear grinste. "Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge."

      Black Panther demonstrierte, wie man ein Feuer entfachte. Er benutzte einen Zweig, den er zwischen seinen Händen so lange hin und her rollte, bis eine schlanke Rauchsäule aufstieg. So, wie man es immer im Fernsehen sah, wohl wissend, dass man selbst so etwas nie im Leben hinbekommen würde. Jetzt ging Panther herum und korrigierte jeden einzelnen Teilnehmer. Zeigte, wie genau man die Spitze in die Aushöhlung setzen und wie schnell man den Ast drehen musste.

      "Hey, Panther, du bekommst von mir fünfzig Dollar, wenn du mir ein Streichholz gibst", raunte ich ihm zu, als er sich neben mir niederließ und zeigte, wie ich den verdammten Stecken drehen sollte.

      Panther schwieg.

      War ja klar. Warum sollte er auch antworten? Wahrscheinlich boten ihm die anderen Teilnehmer das Zehnfache für ein Streichholz. Ich schaute in die Runde. Okay, vielleicht auch nicht. Safari da drüben, drehte mit einem Enthusiasmus, als bekäme er es bezahlt. Neben ihm, der Typ mit dem Bart, sah aus, als würde er gleich einen Orgasmus bekommen. Dabei tat sich bei ihm nichts. Gar nichts. Keine Rauchwolke, kein Funken.

      Dann fiel mein Blick auf Sam.

      Sam drehte den Zweig in den Händen. Ihre Augen starr auf den kleinen Haufen aus Holzwolle und Späne gerichtet, die sie methodisch um die Öffnung aufgehäuft hatte. Ihre Stirn war gerunzelt. Sie fixierte das Holz mit einem Blick, der so fokussiert war, dass ich jeden Augenblick einen Funken erwartete. So als könne sie allein mit ihrer Willenskraft ein Feuer in Gang setzen.

      Seit ihrem Ausbruch war sie gefasst, konzentriert und vor allem distanziert. Sie strahlte eine Kälte in meine Richtung aus, die die Sahara zum Gefrieren bringen könnte.

      Panther legte beide Hände um den Zweig, den ich ausgesucht hatte. "Rolle ihn so zwischen den Handflächen", sagte er und demonstrierte, was er meinte.

      "Schon klar. Aber das wird ne Stunde dauern."

      Panther zuckte mit den Schultern. "Du hast die ganze Nacht." Dann stand er auf und ging zum Nächsten.

      "Ist schon peinlich, zu versuchen, sich freizukaufen", sagte Sam, ohne zu mir hinüberzusehen.

      Natürlich gelang es mir nicht, ein Feuer zu entfachen, ebenso wenig wie Sam. In dieser Runde waren wir eindeutig die Loser. Ich war es gewohnt, zu gewinnen, dass ich gegen einen dickbäuchigen Typen und Safari verlor, störte mich mehr, als ich vor mir selbst zugeben wollte. Ihre Feuer brannten. Mit einem zufriedenen Grinsen saßen die beiden davor. Man könnte meinen sie, hätten die World Series gewonnen.

      Das würde mir nicht noch einmal passieren. Morgen würde ich dieses verdammte Feuer in Gang setzen und wenn es mich die ganze Nacht kostete.

      "So höhlt ihr einen Baumstamm aus", unterbrach Big Bear meine Gedanken. Der Mann hatte einen angekohlten Zweig in der Hand und brannte damit geduldig Löcher in einen abgeschnittenen Baumstumpf. Der Stumpf hatte nur etwa einen Durchmesser von zwanzig Zentimetern.

      "Wenn ihr eine Öffnung habt, die groß genug ist, gebt ihr Wasser hinein. Danach legt ihr die Wurzeln und Kräuter dazu." Big Bear ließ seinen Worten Taten folgen, dann stellte er den Stumpf auf einen Stein, den er zuvor in der Mitte des Feuers platziert hatte. "Das Ganze lasst ihr eine Weile kochen. Wie lange, hängt davon ab, wie hungrig ihr seid."

      Irgendwann brodelte tatsächlich das Wasser. Nach einer Weile bildete sich eine schleimige Masse aus Blättern und Wurzeln. Das Zeug sah widerlich aus. Jeder bekam nur ein paar Löffel von dem bitteren Brei, was okay war. Etwas mehr und ich hätte mich übergeben.

      Es würde eine verdammt lange Woche werden.

      "Was ist das?" Ich deutete darauf. Fast hatte ich Angst, die Antwort zu hören. Was auch immer das war, es konnte nichts Gutes bedeuten.

      "Das ist dein Schlafplatz."

      "Hättest du das nicht stabiler bauen können? Die Hütte sieht aus, als würde sie jeden Moment einstürzen. Wobei Hütte nicht ganz das richtige Wort ist." Ich betrachtete die seltsame Konstruktion. "Bruchbude trifft es eher. Oder ... warte, jetzt hab ich‘s. Katastrophe." Ich nickte. "Ja, das Ding ist eine Katastrophe, die nur darauf wartet, mir auf den Kopf zu fallen."

      "Ich hoffe, das tut sie auch", zischte Sam. Okay, ich war nicht sehr gut darin, die Frau auf meine Seite zu ziehen, aber glaubte sie ernsthaft, ich könne in so was schlafen? Eine sanfte Brise und ich wäre unter einem Haufen Äste begraben.

      "Während du nichtsnutzig durch die Gegend getrampelt bist und nichts, aber auch überhaupt nichts zu unserem Überleben beigetragen hast, schuftete ich wie eine Bekloppte, um dann gefragt zu werden, warum es nicht besser ging." Sam sah aus, als stünde sie kurz vor einem Schlaganfall. Die Frau hatte wirklich überhaupt keine Nerven. Man würde ja wohl mal fragen können.

      "Ich bin müde. Ich hasse den Wald. Ich hasse die Natur. Ich hasse dich", fügte sie ihrer Tirade hinzu. Jeden einzelnen Satz unterstrich sie mit ihrem Zeigefinger, den sie in meine Richtung hieb. Sicherheitshalber trat ich einen Schritt zurück.

      Was den Wald und die Natur betraf, so konnte ich ihr nur zustimmen. Wer hätte gedacht, dass ich und Samantha Fox jemals einer Meinung sein würden?

      "Ich bin auch nicht froh darüber, eine Woche durch den Wald zu stapfen. Wie wäre es, wenn wir beide versuchen, das Beste daraus zu machen?"

      "Nur über meine Leiche." Sam drehte sich um und ging zu der Konstruktion, die wohl der Schlafplatz für diese Nacht sein sollte. Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte ihr ein Friedensangebot gemacht. Wenn sie das nicht annehmen wollte, war das ihre Sache. Mit einem Seufzen drehte ich mich ebenfalls um. Es würde eine verdammt ungemütliche Nacht werden, so viel war sicher.

      Kurz darauf wusch ich mich im eiskalten Wasser des Bächleins, das in der Nähe unseres Camps floss. Dann putzte ich mir die Zähne. Mit einem schmalen Ast. Big Bear hatte uns gezeigt, wie man dieses Kunststück fertigbrachte. Ich konnte nur hoffen, dass ich die Woche überstand, ohne danach ein halbes Jahr beim Zahnarzt zu verbringen.

      Und das war es auch schon. Die Sonne war kurz davor, hinter dem Horizont zu verschwinden. Neben mir unterhielten sich zwei der Teilnehmer angeregt miteinander. Sam war natürlich längst verschwunden. Sie hatte ihre Abendtoilette in Rekordzeit und vor allem weit entfernt von mir erledigt.

      Ich schüttelte den Kopf. Bisher war ich meinem Ziel noch keinen Schritt näher gekommen. Wenn ich versuchte, nett zu ihr zu sein, erntete ich nichts als sarkastische Kommentare.

      Okay, zugegeben. Allzu oft hatte ich es noch nicht geschafft, nett zu Samantha Fox zu sein, aber ich gab mir Mühe. Etwas, was man von ihr nicht behaupten konnte. Sam hatte nur ein Ziel: Mir das Leben zur Hölle zu machen.

      Langsam ging ich zurück Richtung Camp. Es musste einen Weg geben, sie auf meine Seite zu ziehen, ich musste dran bleiben, ihr zeigen, was für ein netter Kerl ich war, und dass die ganze Sache wirklich nichts weiter als ein unglücklicher Unfall gewesen war.

      Ich biss die Zähne zusammen. Sie musste mir glauben. Wenn sie es nicht tat, würde ich das Einzige im Leben verlieren, das mir etwas bedeutete.

      Ich krabbelte in meinen Unterschlupf, drehte mich vorsichtig um und legte mich hin. Es war bequemer als erwartet, den Boden hatte Sam mit Blättern und Moos bedeckt, die eine überraschend weiche Unterlage bildeten. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte nach oben. Es war stockdunkel. So düster,


Скачать книгу