Safe Harbor. H.J. Welch

Safe Harbor - H.J. Welch


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er – natürlich – bekleidet war, hatte er einen ausgesprochen beeindruckenden Körperbau.

      Robin konnte die rollenden Muskeln praktisch vor sich sehen, als der Mann verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. Er zog eine Hand aus der Tasche seiner Bomberjacke und winkte ihnen dämlich zu.

      Robins Herz schmolz dahin und floss ihm bis in die Pantoffeln. Dummerweise waren sie wie kleine Koalas geformt und so ziemlich das Peinlichste, was er an Schuhwerk besaß. Bis jetzt war ihm das egal gewesen. Ihre potenziellen Mitbewohner sollten rechtzeitig erfahren, auf wen sie sich einließen.

      Bedauerlicherweise wusste das jetzt auch dieser Prachtkerl von Alasdair Epping. Robin gab sich alle Mühe, nicht rot anzulaufen.

      Alasdair grinste nur. Robins Pantoffeln schienen ihn nicht im Geringsten aus der Fassung zu bringen. »Hallo! Du musst Peyton sein? Und du Robin? Ich bin Dair.«

      »Dair?«, wiederholte Peyton und runzelte die Stirn, als sie sich die Hand schüttelten. »Oh! Die Kurzform von Alasdair. Wie cool. Komm doch rein.«

      Sie ließ Dair den Vortritt und während sie die Tür hinter ihm schloss, warf sie Robin einen vielsagenden Blick zu: Oh mein Gott, der ist umwerfend! Robin versuchte, sie zu ignorieren. Stattdessen lächelte er Dair an, tastete nach seinem kleinen Notizblock und schaffte es irgendwie, den Block hochzuschleudern. Er flog ihm direkt ins Gesicht.

      »Aua«, sagte er verlegen und rieb sich die Wange.

      »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Dair betroffen und setzte sich ihm gegenüber aufs Sofa.

      Robin lachte. »Bestens.« Er hob den Notizblock vom Fußboden auf, wo es sich vermutlich auch seine Würde heimisch gemacht hatte. »Du, äh… willst also ein Zimmer mieten?«, fragte er und zuckte zusammen. Natürlich wollte Dair das. Dazu war er schließlich gekommen. Aus welchem anderen Grund sollte Robin im selben Zimmer sein wie ein Mann von Dairs Aussehen?

      Peyton kam zurück und setzte sich wieder neben ihn. Dair verschränkte die Finger seiner großen Hände und ließ sie zwischen den Knien hängen. Sein großer Körper ließ das Sofa winzig wirken. Guter Gott, was könnte Robin mit einem solchen Körper unter sich alles anfangen…

      Unpassend! Er packte den Gedanken in eine Kiste in seiner Brust und schlug den Deckel zu.

      Dair schien nicht zu bemerken, dass Robin mit einem kleineren Anfall zu kämpfen hatte. Er lächelte sie bedauernd an. »Ich lebe seit der Trennung von meiner Freundin allein und die Mieten in Seattle sind verdammt hoch. Ich dachte mir, ich könnte jemanden finden, mit dem ich mir die Kosten teilen kann. Und neue Leute kennenlernen. Nicht nur vier Wände, in die ich mich zum Schlafen zurückziehe.«

      Ex-Freundin. Verdammt. Robin zwang sich zu einem Lächeln und merkte, dass das eigentlich sogar eine gute Sache war. Falls der Mann bei ihnen einzog, war es besser, wenn er nicht schwul war.

      Nicht, dass sie sich schon einig wären, Dair zu nehmen. Abgesehen von der Tatsache, dass Robins Herz einen Hopser gemacht und Ja! gerufen hatte, kaum dass Peyton die Tür geöffnet hatte.

      Er und Peyton warfen sich einen Blick zu. »Genau das suchen wir«, sagte Robin. »Einen Freund.«

      »Unser letzter Mitbewohner hat sich nicht als schüchtern, sondern als Arschloch herausgestellt«, informierte Peyton ihn mit einem ernsten Kopfnicken. »Wir hoffen, dass wir dieses Mal jemanden finden, bei dem die Chemie stimmt.«

      Robin schluckte. Es war immer etwas unheimlich, sich outen zu müssen – egal, wie oft man es in seinem Leben schon hinter sich gebracht hatte. Leider gehörte es aber zu den unvermeidbaren Notwendigkeiten im Leben eines schwulen Menschen.

      »Äh, in der Anzeige stand, dass wir beide homo sind.« Robin zeigte auf die Regenbogenfahne über ihren Köpfen. »Das ist doch in Ordnung, oder?«

      Dair runzelte blinzelnd die Stirn. »Selbstverständlich. Außer… habt ihr jemanden gesucht, der auch schwul ist?«

      Robins Augenbrauen schossen in die Höhe und Peyton machte es ihm nach. »Nein«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Solange es dich nicht stört, ist es uns auch egal.«

      Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Dairs Gesicht aus. Robins Herz schmolz dahin. »Prima! Das ist toll. Einer meiner besten Kumpel im Corps war schwul. Er und sein Mann haben diesen Account bei Instagram, für den sie mit Waren und Reisen und so bezahlt werden, nur weil sie Bilder von sich posten, auf denen sie glücklich sind und ihre Muskeln zeigen. Ist das nicht cool?«

      Er schüttelte lachend den Kopf. Wow. Dair war wirklich bezaubernd. Robin fiel es schwer, nicht laut zu seufzen.

      »Oh«, sagte Dair und zeigte auf die Küche. »Ich will ehrlich sein. Ich koche gern. Nicht nur für mich, auch für andere Leute. Es ist wie Zen für mich. Wäre es ein Problem, wenn ich oft in der Küche zugange bin?«

      Diese unpassenden, schwärmerischen Gefühle klopften an den Deckel der Kiste in Robins Brust.

      »Ein Problem?«, quiekte er.

      »Unser Lieblingsgericht ist die Kurzwahl zu dem Thai-Restaurant um die Ecke«, erklärte Peyton.

      Dair strahlte wieder sein Kilowatt-Lächeln. »Ich habe ein Rezept für grünes Curry, das ich schon lange ausprobieren wollte.«

      Peyton sah ihn ernst an. »Vergiss das Zimmer. Willst du mich heiraten?«

      Dair lachte ansteckend.

      Oha. Das war ein Problem. Dair war offensichtlich der perfekte Mitbewohner. Er war lustig und großzügig und hatte einen festen Job, was ihn auch noch zuverlässig machte.

      Aber etwas Bedrohliches breitete sich in Robins Brust aus. Es war, als würde Dairs Anwesenheit im Zimmer Robins ganze Welt zum Strahlen bringen. Er spürte einen Stich in der Brust, sein Herz fing wild zu pochen an und seine Hände wurden feucht.

      Robin war dabei, sich Hals über Kopf in einen Mann zu verlieben, den er erst seit fünf Minuten kannte.

      Der nicht schwul war. Und den Robin jeden Tag sehen würde.

      Aber Peyton kam schon mit drei Dosen Bier zum Sofa zurück und diskutierte den Mietvertrag. Das Geschäft war so gut wie perfekt. Also lächelte Robin und gab sein Bestes, die Zähne auseinanderzubekommen und an der Unterhaltung teilzunehmen.

      Zeit. Er brauchte nur etwas Zeit. Diese harmlose Verliebtheit würde sich schon wieder legen, davon war er überzeugt. Und bis dahin würde er eine Eisenkette um die Kiste in seiner Brust wickeln und dafür sorgen, dass niemand etwas von seinen Gefühlen erfuhr. Sie würden schon wieder verschwinden.

      Jedenfalls hoffte er das.

      Kapitel 1

      Dair

      »Das war's, Ma'am. Alles erledigt.«

      Dair rollte unter dem Chevy Spark, an dem er gearbeitet hatte, hervor und wischte sich die ölverschmierten Hände an einem Lappen ab. Die Besitzerin des Autos biss sich auf die Lippen und rieb sich aufgeregt über die Brust. Sie war eine erschöpft aussehende Frau in mittleren Jahren mit einem kleinen Kind, das einen Dinosaurier-Rucksack auf dem Rücken hatte, an dem eine Laufleine befestigt war. Das Kind zog an der Leine, weil es an Dairs Werkzeugkasten wollte, um mit den dreckigen Schraubschlüsseln zu spielen. Vorsichtig schob er den Kasten etwas weiter weg, bevor er sich aufrichtete.

      »Was war denn kaputt?«, fragte die Mom über den Lärm hinweg, den Dairs Kollegen in der Werkstatt verursachten. Die unterhielten sich lautstark und ihre Werkzeuge schlugen gegen das Blech der Autos, an denen sie arbeiteten. Dair verzog das Gesicht, fing sich aber wieder, bevor er sich zu seiner Kundin umdrehte.

      »Ein Schlauch hat sich gelöst – vielleicht, als sie durch ein Schlagloch oder über eine Schwelle gefahren sind. Dadurch ist Kühlflüssigkeit ausgelaufen, der Motor hat sich überhitzt und die Flüssigkeit ist verdampft. Deshalb hat es ausgesehen, als würde der Motor brennen.«

      »Du meine Güte!« Die Mom sah ihn erschrocken an. »Das ist mir nicht aufgefallen.«

      »Es


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