Grenzenlose Hoffnung. Alvaro Solar
Die Liebe, die ich für meine Heimat empfinde,
bleibt weiterhin bestehen, ich vermisse sie.
Meine Kindheit ist dort geblieben,
der Gesang der Vögelchen am Himmel über den Ruinen der Städte.
Eines Tages werde ich zurückkehren,
zu meiner Mutter, zu ihren Tränen,
die in meiner Erinnerung geblieben sind.
Eines Tages werde ich zurückkehren,
zu meinem Vater, der voller Geduld auf uns wartet.
Eines Tages werde ich zurückkehren, zu meinen Geschwistern,
für die das Leben ohne mich bitter ist.
Eines Tages werde ich zurückkehren,
zu meinem Syrien,
das wir in düsteren Zeiten verlassen mussten.
Manchmal wünsche ich mir, dass meine Mutter bei uns ist,
damit sie ihre Enkeltochter umarmen kann.
Dann würde ich ihr auch erzählen,
wie großzügig die Deutschen sind,
wie sie uns unterstützt haben,
wie solidarisch sie sind.
Ich würde die fröhlichen Augen meiner Mutter anschauen
und den traurigen Blick von damals,
als wir unsere Heimat verlassen mussten,
für immer vergessen.
BAMBUS
Ich bin Sheriff und ich komme aus Kamerun.
Seit 2018 lebe ich in Bremen.
Ich bin sportlich und spiele gerne Trommel.
Ich bin gut als Handwerker und kann im Haus gut helfen.
Ich finde die Natur in Deutschland sehr schön,
auch den Respekt vor dem Gesetz.
Und, sehr wichtig, die Sicherheit.
Nicht besonders schön finde ich das Wetter;
in Bremen ist es sehr kalt.
Die Polizei hier mag ich auch nicht.
Na ja, ich mag die Polizei nirgendwo.
Und die Straßenbahn auch nicht,
weil man dort zu eng zusammen ist.
Als Kind wollte ich Automechaniker werden,
es war mein Wunschtraum.
Ich habe damals mit Bambusstäben
meine eigenen Autos gebastelt.
In meinem Dorf gab es damals viele Bambusbäume,
sie waren sehr gut dafür geeignet
weil man sie biegen kann, wie man will.
Bambus ist ein gutes Material, weil es sehr flexibel ist.
Flexibel, aber resistent.
So konnte ich die Form gut bearbeiten.
Ich erinnere mich,
dass ich damals schnell groß werden wollte,
um die Mechanismen eines Motors zu erlernen,
um zu erfahren, wie ein Auto wirklich funktioniert.
Ich bin ein Waisenkind.
Ich war 10 Jahre alt, als mein Vater in meiner Heimat starb.
Er hatte mit seinem LKW einen Unfall.
Mein Vater war sehr zärtlich zu mir, ich war sein Lieblingskind.
Ich durfte sogar manchmal mit ihm mitfahren,
dann waren wir von morgens bis abends zusammen.
Als er den Unfall hatte, war ich noch in der Schule;
der Chef meines Vaters rief meine Mutter an,
um sie zu benachrichtigen.
Als ich nach Hause kam, sagte mir meine Mutter,
dass mein Vater gestorben war.
Ich habe aber nichts verstanden;
ich wusste nicht genau, was sie meinte.
Ich fragte:
„Mama, was bedeutet tot zu sein?“
Sie antwortete:
„Du wirst deinen Vater nie wieder sehen.“
Ich fragte:
„Warum nicht?“
Aber sie antwortete nicht.
Jetzt ist auch sie nicht mehr bei mir,
sie starb vor einiger Zeit hier in Bremen.
Ich bin ein Mensch, der das Leiden
schon im Säuglingsalter erfahren hat.
Meine Mutter war sehr arm.
Mein Leben kann man beschreiben
wie in jenem Satz in der Bibel:
„Mit Schweiß im Gesicht wirst du dein Brot essen.“
Ich bin in einer mittellosen und bedürftigen Familie
geboren, und trotz dieser Armut
wurde ich von meiner Familie liebevoll und herzlich erzogen.
Heute befinde ich mich in Europa.
Hier habe ich keine Eltern, keinen Schutz,
keine Verwandten, hier habe ich nichts.
Ich bin nicht hier, weil ich unbedingt wollte,
ich musste mein Land verlassen, ich floh vor dem Bürgerkrieg.
In meinem Land stehen sich Separatisten
und Sicherheitskräfte der Regierung gegenüber,
Menschen werden dort entführt und getötet.
Mein Leben ist voller Hindernisse
und bitterer Erfahrungen gewesen.
Ich habe viele Schwierigkeiten überwinden müssen,
trotzdem habe ich es geschafft.
Ich habe Rechte wie jeder andere Mensch,
nicht mehr und nicht weniger.
Wenn ich jetzt in Bremen meine Stimme
für meine Rechte erhebe, dann tue ich es,
weil ich weiß, dass es Menschenrechte gibt,
die für alle gelten und wichtiger sind,
als die lokalen Grundrechte eines Landes.
Ich bin dafür, dass alle Migranten,
die sich in der deutschen Gesellschaft
integrieren wollen, akzeptiert werden;
sie sollen legal in Deutschland leben.
Viele sagen, dass wir kein Recht haben, hier zu bleiben.
Warum nicht? Wir sind keine Kriminelle.
Wir wollen nur arbeiten, Geld verdienen,
ein gutes Leben führen wie jeder andere.
Zumindest, dank eines vom Himmel gekommenen Engels,
kann ich mittlerweile in Deutschland die deutsche