Im Flow. Krishnananda Trobe
wenn wir uns vom inneren Kritiker distanzieren, der uns ständig verurteilt. Und wenn wir erkennen, wie sehr das unserem inneren Love Flow schadet.
1. An negativen Gedanken und Emotionen festhalten
Gedanken und Emotionen können uns von innen heraus vergiften, wenn wir daran festhalten, dass wir Opfer äußerer Umstände oder der anderer Menschen sind. Man erkennt diese negativen Gedanken und Gefühle an der Gewohnheit, sich zu beschweren, zu jammern, ständig anderen die Schuld zu geben oder wenn man chronisch wütend oder depressiv ist.
Arnold, ein 45-jähriger Mann, wird von seinen negativen Gedanken vollkommen beherrscht. Er beschwert sich, dass er keine Freundin hat, dass sein Job langweilig und schlecht bezahlt ist. Seine Familie steht nicht zu ihm und von seinen Beschwerden wollen sie nichts wissen. Bisher hat keine Form der Therapie etwas gebracht. Er hat verschiedene Antidepressiva ausprobiert sowie unterschiedliche Therapien (Verhaltenstherapie, Arbeit mit dem inneren Kind, Coaching und myofasziale Körperarbeit), es hat aber alles nichts gebracht. Er findet bei allem und jedem etwas auszusetzen, und wenn man Vorschläge macht, was ihm helfen könnte, findet er Ausreden, warum es gerade nicht geht oder er sich nicht darauf einlassen kann. Unglücklicherweise glaubt Arnold den Gedanken, die ihm sagen, dass es sich nie ändern wird, dass er niemals einen erfüllenden Job finden, und auch niemals von jemandem geliebt werden wird. Diese Gedanken haben ihren Ursprung in schmerzhaften Kindheitserfahrungen. Sie stammen aus der Zeit, als er in der Schule gemobbt und erniedrigt wurde, einen Vater hatte der meist weg war und sich wenig für ihn interessierte und eine Mutter, die einnehmend und besitzergreifend war. Als Folge dieser Traumata ist in ihm die Einstellung und Überzeugung entstanden, dass er dem ausgesetzt ist und nichts daran ändern kann. Aber auch wenn er die Ursachen seiner Negativität kennt und weiß, wie sehr er in der Hand seines inneren Kritikers ist, reicht das nicht (und es reicht nie), um etwas daran zu ändern. Man braucht wirklich Mut, um Schritte zu unternehmen, die solche negativen Glaubenssätze infrage stellen können. Diesen Mut hat er leider bisher nicht aufbringen können.
Negativen Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster haben immer entsprechende negative Auswirkungen auf unser Leben, denn wir strahlen sie aus, und das hält andere von uns fern. In der Regel haben wir nicht den Mut oder die Motivation sie zu überwinden.
Aber wenn man seine negativen Gedanken beobachtet, kann man leicht die Auswirkungen wahrnehmen, die sie auf unsere Liebes- und Lebensenergie und generell auf unser Leben haben. Wenn wir unsere negativen Gedanken mal ganz bewusst und methodisch aufschreiben, können wir sehen, wie sehr wir diesen Gedanken glauben und wie sie unser Leben beeinflussen. Solange das unbeobachtet bleibt, werden wir im weiter von unserem inneren Kritiker kontrolliert. Er verurteilt uns und auch alle anderen um uns herum. Er lässt am Leben an sich nichts Gutes.
Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass diese Gedanken das Ergebnis einer tiefen Verunsicherung in uns sind. Das führt zu überhöhter Selbstkritik, Neid und Konkurrenz – wir kritisieren dann gern und schauen generell pessimistisch auf das Leben.
2. Wir haben den Zugang zu unseren Gefühlen, Körperempfindungen, unserer Sinnlichkeit und unseren Grenzen verloren.
Sich über die eigenen Gefühle bewusst zu sein, besonders über solche der Unsicherheit und Angst, bringt neue Dimensionen, Farben und Tiefe in unser Leben. Ohne dieses Bewusstsein ist unser Leben steif und mechanisch, und wir spüren keine Freude. Die Körperwahrnehmungen sind dabei ein sehr empfindsames Messinstrument für unser inneres Erleben: sind unsere Emotionen erstarrt oder leben wir in Scham und Angst, sind wir verunsichert und fühlen uns schutzlos. Damit einher geht auch der Verlust unserer natürlichen Sinnlichkeit und Lebendigkeit.
Das Lähmendste daran ist, das Gefühl für die eigenen Grenzen verloren zu haben und man ist dann nicht mehr in der Lage, Übergriffe auf physischer, sexueller, emotionaler oder spiritueller Ebene mitzubekommen oder sich gar davor zu schützen. Wenn wir also nicht in unserem Körper sind, verlieren wir die Verbindung zum Liebesfluss, können unsere Grenzen nicht wertschätzen und verlieren so den Kontakt zu anderen und dem Leben an sich.
Hier möchte ich (Krish) gerne meine eigene Erfahrung beschreiben, als ich die Wahrnehmungsfähigkeit für meine Emotionen, die subtilen Signale meines Körpers, und den Respekt für meine Grenzen verloren hatte. Viele Jahre fühlte ich mich zu Lehrern hingezogen, die lehrten, dass man seine Aufmerksamkeit nicht auf den Körper richteten sollte, sondern auf die „höheren Sphären“. Während ich Medizin studierte und auch später als Assistenzarzt praktizierte ich viele Stunden am Tag Yoga und Meditationen. Es gehörte nicht zu meiner spirituellen Praxis, Körperwahrnehmungen, Gefühle, Sinnlichkeit und Sexualität zu spüren und zu erforschen. Vielmehr erforderte mein spiritueller Weg, dass ich versuchte andere zu retten, in dem Missverständnis, damit etwas Gutes zu tun. Gleichzeitig hatte ich Schuldgefühle wegen meiner eigenen Bedürfnisse und natürlich waren meine persönlichen Grenzen unwichtig. Erst als ich an einem Human-Potential-Training teilnahm, das sich „Lifespring“ nannte, wurde mir klar, wie sehr ich von meinem Körper, meinen Gefühlen, der Sinnlichkeit und Lebensenergie in mir, aber auch von der Notwendigkeit eigener Grenzen abgespalten war. Diese Einsicht veränderte mein Leben. Mit der Unterstützung der Seminarleiterin konnte ich erkennen, wie eingeschränkt meine spirituelle Suche geworden war. Mit ihrer Hilfe konnte ich sehen, dass alle Methoden, die sich gegen das Wahrnehmen des Körpers, der Emotionen, der Sexualität und Sinnlichkeit richten, nicht der richtige Weg sein können. So trennte ich mich dann von meinen früheren Lehrern und der Zwanghaftigkeit meiner bisherigen Praxis. Mit der Unterstützung verschiedener Therapien und der andauernden Liebe zu meiner Partnerin Amana, mit der ich seit 26 Jahren zusammen bin, habe ich endlich gelernt, alle Aspekte des Lebens zu genießen.
3. Wir bleiben oft mit Werten und Menschen identifiziert und verbunden, die uns nicht unterstützen.
Es ist kaum zu unterschätzen, wie sehr uns die Menschen beeinflussen, mit denen wir uns umgeben; und das betrifft ganz besonders unsere Ursprungsfamilie. Wir haben ihre Werte, Ideen, Einstellungen, Meinungen übernommen, was unseren Liebesfluss stark beeinträchtigt. Wir übernehmen Urteile über uns, die anderen und das Leben an sich. Wir klammern uns so an unsere Wurzeln, weil wir ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit haben und große Angst vor Isolation und Kritik. Deshalb wollen wir keine Trennung oder Individualisierung riskieren.
Anderson hängt sehr an seinen Eltern. Als Kind litt er unter den hohen Ansprüchen seines Vaters, der ein erfolgreicher Geschäftsmann war und der oft mit ihm schimpfte, wenn er seine Erwartungen nicht erfüllte. Heute ist er zwar selbst geschäftlich erfolgreich und hat eine eigene Firma mit vielen Angestellten, aber für seinen Vater ist das immer noch nicht gut genug und er kritisiert ihn immer noch. Seine Mutter hat noch nie etwas dazu gesagt und sagt heute auch nichts, wenn sein Vater ihn schlecht behandelt.
Er kann zwar sehen, dass er immer zurückfällt, wenn er bei seiner Familie ist, und dass dann der ganze Selbstzweifel wieder da ist. Trotzdem hat er nicht den Mut, sich von ihnen zu lösen. Er fühlt sich verpflichtet, seinen Urlaub mit ihnen zu verbringen und mit ihnen zu verreisen. Er meint, weil sie älter werden, sei es wichtig, dass er sich so viel wie möglich um sie kümmert. Aber er kann auch spüren, dass es seine Lebensenergie, sein Selbstwertgefühl und selbst die Beziehung zu seiner Freundin beeinträchtigt.
Wir spüren immer die Konsequenzen unserer negativen Konditionierung, solange wir nicht den Mut aufbringen, uns selbst vor Missbrauch zu schützen, indem wir Themen direkt ansprechen und uns entweder physisch und/oder emotional trennen. Um unsere eigenen Werte, Authentizität und Lebensenergie entdecken zu können, müssen wir uns auf die Reise der Selbsterkenntnis begeben.
4. Wir stärken die eigene Lebensenergie nicht.
Negative Gedanken und Emotionen haben sehr großen Einfluss darauf, wie wir mit unserem Körper und unserer Energie umgehen. Es gibt unserer Erfahrung nach nichts Besseres, um den Love Flow in unserem Körper zu stärken, als auf den Körper zu hören und auf seine Bedürfnisse