Im Flow. Krishnananda Trobe

Im Flow - Krishnananda Trobe


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wir mit unserer Aufmerksamkeit und Konzentration im Kopf bleiben. Damit verlieren wir aber das Einfühlungsvermögen in unseren physischen Körper.

      Wenn wir auf ihn hören, teilt unser Körper uns mit, wie viel Schlaf, Ruhe, Fürsorge oder Entspannung er braucht. Er wird uns auch zu spüren geben, wie sich regelmäßige, körperliche Aktivitäten anfühlen, die unserem Temperament entsprechen. Natürlich wird er uns auch wissen lassen, wie es sich anfühlt, wenn wir uns nicht bewegen. Selbst Müdigkeit entsteht oft durch mangelnde Bewegung. Es kann natürlich eine Weile dauern, bis man das wahrnehmen kann, denn wir sind es nicht gewohnt, auf seine Bedürfnisse zu hören. Gewöhnlich treiben wir den Körper an oder wir kollabieren. Eine natürliche Einstimmung auf ihn entsteht von ganz alleine, wenn wir den inneren „Flow“ einmal entdeckt haben. Dann spüren wir, dass der Körper unterschiedliche Dinge zu unterschiedlichen Zeiten braucht. Tatsächlich ist es eine ganz eigene Kunst, auf den Körper zu hören und ihn ernst zu nehmen.

      Susan ist eine sehr intelligente und erfolgreiche Innenarchitektin. Sie gibt aber zu, dass sie nicht besonders auf ihre Ernährung achtet und in der Regel zu schnellen Fertigmahlzeiten greift, weil sie bei der Arbeit und auch am Abend zu beschäftigt ist, um sich um gesundes Essen zu kümmern. Obwohl sie weiß, dass es ihr guttun würde, macht sie keinen Sport. Sie sagt, dass sie chronisch müde ist und auch am Wochenende selten etwas unternimmt und lieber zu Hause bleibt. Außerdem ist sie unglücklich, weil sie zu viel wiegt und nicht abnehmen kann. Susan hat in ihrem Leben noch nie Wert auf gesundes Essen oder Bewegung gelegt und selbst in der Schule hat sie als Kind oder Jugendliche nie Sport gemacht. Ihr Vater war Alkoholiker und hatte regelmäßig Wutanfälle, wenn er betrunken nach Hause kam. Ihre Mutter war übergewichtig und depressiv. Susan hat nie gelernt, ihre eigene Lebensenergie zu stärken, sondern entwickelte negative Gewohnheiten, die bis heute geblieben sind. Obwohl sich solche Verhaltensmuster nur schwer ändern lassen, kann sie aber langsam ihren Widerstand gegen körperliche Bewegung überwinden und kommt auch aus ihrer Lethargie heraus. Vor vier Monaten hat sie einen Personal Trainer engagiert und geht jetzt zweimal die Woche ins Fitness-Studio. Langsam wird sie körperlich aktiver und erlebt auch außerhalb des Berufes immer mehr Lebensqualität.

       5. In Abhängigkeiten geraten, um die darunterliegenden Gefühle nicht wahrnehmen zu müssen.

      Es hat enorme Auswirkungen auf unseren inneren Liebesfluss, wenn wir Alkohol, Tabak oder Marijuana konsumieren oder uns mit Internet, Computerspielen, Serien oder Pornografie vollladen. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Energie, wir vergeuden auch Zeit damit und tief im Inneren hassen wir uns dafür. In der Regel reicht Selbstdisziplin nicht aus, um mit solchen Suchtgewohnheiten klarzukommen. Dazu müssen wir uns die tiefe Scham und Angst ansehen, die darunterliegt.

      Anna Maria ist süchtig nach Schokolade und Fernsehen. Wenn sie am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, zieht sie sich in der Regel nach dem Abendessen mit ihren bevorzugten Süßigkeiten zum Fernsehen zurück. Sie weiß, dass sie einige Kilos zu viel wiegt und das macht ihr große Sorgen, aber trotz vieler Diäten und Therapien kann sie nicht damit aufhören. (Diäten funktionieren nie, solange man nicht die Ursachen für die Abhängigkeit angeht: nämlich das tiefe innere Gefühl der Angst und Wertlosigkeit, mit dem man identifiziert ist.) Anna Marias Scham wurde durch den extrem kritischen Vater verursacht. Dazu kam eine Mutter, die sich nicht gegen die Erniedrigungen durch ihren Ehemann wehrte, und auch Anna nicht beschützte. Als wir sie fragten, was sie an sich selbst verurteilt, sagte sie, sie würde ihren Körper hassen und sich als Mensch nutzlos fühlen. Sie sagte, sie habe sich immer als unattraktiv empfunden und kann sich nicht vorstellen, dass sie jemals geliebt werden könnte. Wenn sie in den Spiegel schaut, sieht sie nicht die intelligente Frau, die beruflich in einer leitenden Position ist. Sie sieht auch nicht, wie sehr sie von Kollegen und Freunden geschätzt und geliebt wird. Sie sieht nur, dass sie zu dick ist. Bei der Arbeit mit ihr haben wir ihr helfen können, die kleine Anna Maria zu sehen und zu verstehen, dass sie von ihrem Vater gedemütigt wurde und von der Mutter die Scham übernommen hatte. Noch wichtiger war, dass wir ihr helfen konnten mit der Verunsicherung umzugehen, die sie spürt, wenn sie abends alleine ist. Bisher versuchte sie immer dieses Gefühl der Unsicherheit mit Suchtverhalten zu betäuben. Wir konnten ihr zeigen, dass sie Verständnis für sich und diese Gefühle entwickeln kann, selbst beim Fernsehen mit Süßigkeiten. So gewinnt sie Abstand zu diesem Verhalten und erkennt, wenn der Körper signalisiert, dass es genug ist.

       6. Wir richten unser Verhalten nicht an unserer inneren Wahrheit und Weisheit aus, sondern sind verantwortungslos, unberechenbar und unehrlich.

      So ein Verhalten wirkt sich negativ auf unseren Selbstrespekt aus und auch auf unsere Beziehung. Wir sind in der Regel alle nicht hundert Prozent ehrlich, zuverlässig und verantwortungsvoll, aber wenn wir uns nicht wenigstens immer wieder bemühen, unser Verhalten zu ändern, dann beschädigen wir ernsthaft unseren eigenen Liebesfluß. Denn wer unehrlich ist, ist auch mit sich selbst unehrlich. Man sucht immer nach Rechtfertigungen und Ausreden, damit man sich weiter so verhalten kann und auf die eigene innere Wahrheit nicht hören muss. Inneres Wachstum ist so nicht möglich.

      Catherine ist eine liebenswerte 32-jährige Frau, die alle ihre Freunde irritiert, weil sie so unzuverlässig ist. Sie vergisst Verabredungen, hält Versprechen und Zusagen nicht ein, vergisst Rechnungen zu bezahlen und ihre Wohnung sieht aus, als hätte ein Orkan dort gewütet. Ihr Vorgesetzter schätzt sie als Sozialarbeiterin sehr, weil sie sich um die Menschen kümmert, mit denen sie arbeitet, aber auch er ist unzufrieden mit ihrem chaotischen Stil. Sie bemüht sich sehr, sich besser zu organisieren, aber es klappt irgendwie nie. Sie resigniert deshalb und sagt: „So bin ich eben.“ Aber ihre Lebensenergie und auch die Beziehung zu ihrem Partner ist dadurch stark beeinträchtigt.

      Erst wenn uns bewusst wird, wie wir unsere Lebensenergie sabotieren, haben wir die Möglichkeit, etwas daran zu ändern. Das ist der erste Schritt. Es braucht Mut und Durchhaltefähigkeit, um schädliche Verhaltensmuster loszulassen. Nur wenn wir die Gedanken- und Verhaltensmuster erkennen, die dahinterstehen, und wenn wir irgendwann genug davon haben, unseren inneren „Flow“ zu sabotieren, sind wir bereit etwas daran zu ändern.

      Übung

       Wie wir unsere eigene Lebensenergie und unseren Liebesfluss mit den zuvor genannten Strategien sabotieren:

      1. Welche dieser Methoden wende ich in meinem Leben an?

      2. Wie beeinflusst das meine Lebensenergie?

      3. Habe ich Interesse daran, etwas zu ändern?

      4. Welche konkreten Schritte wäre ich bereit zu tun, um etwas zu verändern?

       „Es gibt zwei Wege zu leben: Entweder kann man in tiefem Schlaf bleiben, dann wirst du jeden Moment immer älter – jeden Moment stirbst du ein wenig mehr, und das war’s dann. Dein ganzes Leben ist nur ein langsames Sterben. Oder du kannst Bewusstsein in dein Leben bringen und immer zu jeder Zeit aufmerksam sein, egal was passiert. Wenn du immer aufmerksam, wach und achtsam bist, wenn du das Leben von all seinen Seiten, mit allen Facetten kennenlernen willst, wenn du versuchst die Bedeutung hinter deinen Erfahrungen in ihrer ganzen Tiefe zu ergründen und versuchst das Leben intensiv und total zu erfahren - dann bleibt es keine oberflächliche Erfahrung. Dann verändert sich tief in deinem Inneren etwas. Du wirst achtsamer und wirst deine Fehler nicht mehr wiederholen.“

       Osho, Tao, The Three Treasures, #4

       3. Innere Wunden transformieren, um den eigenen Love Flow wiederzufinden

      Es gibt vier „Verletzungsstufen“, durch die wir hindurch müssen, wenn wir den verlorenen Liebesfluss wiederfinden wollen. Um die Verletzungen nicht mehr spüren zu müssen, besetzen vier „Trancezustände“ unser Bewusstsein. Dies ist wichtig zu wisssen, weil das Verständnis und die Arbeit mit diesen vier Verletzungsstufen notwendig ist, um eine gesunde Grundlage für Nähe und Intimität zu schaffen.


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