Im Flow. Krishnananda Trobe

Im Flow - Krishnananda Trobe


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entscheiden, ob wir zulassen wollen, dass diese Auslöser unsere Befürchtungen bestärken oder ob wir daran wachsen wollen. Vertrauen zurückzugewinnen ist eine große Herausforderung für unser Wachstum, aber es liegt an uns. Denn es ist nicht die Aufgabe der anderen oder des Lebens, uns vor Schmerzen zu bewahren. Wenn wir uns daran erinnern, können wir in Situationen, die herausfordernd sind, positiv nutzen und es wird uns möglich sein, so den inneren Love Flow zu stärken.

      Schauen wir zurück auf die drei Wunden, die wir besprochen haben: Angst, Scham und Verlassensein. Hier hilft es zu verstehen, wann der Liebesfluss in uns auf die Probe gestellt wird: bei Ablehnung, Kritik von außen oder von innen, bei Dingen, die uns Angst machen, aber auch durch ein beständiges inneres Grundgefühl der Angst und Unsicherheit.

      Catherine streitet sich oft mit ihrer Familie und den Freunden. Ihr letzter Partner meinte, sie sei eine Nervensäge und hat sie verlassen. Sie beschwerte sich in unserem Seminar, dass sie keine Beziehungen zu anderen Menschen haben könnte, weil sie keiner verstehen würde. Als Kind wurde sie von ihrer Mutter abgelehnt, die eigentlich keine Kinder haben wollte und auch unglücklich mit ihrem Ehemann war. Sie wollte nicht so viel Zeit und Aufmerksamkeit für das Kind aufbringen. Inzwischen denkt Catherine, dass sie sich nie von der Scham und dem Verlassenheitsgefühl ihrer Kindheit erholen wird und nie in der Lage sein wird, dem Leben und der Liebe zu vertrauen. Aber manchmal geschehen auch Wunder, denn sie kam trotzdem zu unserem 10-tägigen Seminar in Sedona, wo sie täglich Sitzungen nahm und lange Spaziergänge in der wunderbaren Natur dieser Gegend machte. Anfangs fragte sie sich zwar, weshalb sie überhaupt gekommen war, denn sie glaubte nicht, dass die Arbeit mit uns etwas an ihrer Lage ändern könnte. Im Laufe dieser Woche ist dann aber doch etwas Erstaunliches passiert, als sie langsam erkennen konnte, dass sie für ihr Leiden selbst verantwortlich war. Sie erkannte, dass sie nicht ihr ganzes Leben lang sich selbst und das Leben so behandeln musste, wie es ihre Mutter mit ihr getan hatte. Sie hatte die Wahl, was sie aus ihrem Leben machen wollte und konnte ihr Leben in die eigene Hand nehmen, ihrer Mutter vergeben und vergessen. So lernte sie ihre eigenen Fähigkeiten, ihre Intelligenz und Energie zu schätzen. Das veränderte ihr Bild von sich selbst und dem Leben an sich komplett. Jetzt ist es ein paar Monate her und ihr Leben hat sich völlig verändert und auch die Beziehung zu ihren Freunden und Klienten veränderte sich grundlegend.

      Es kommt nach unserer Erfahrung zur Transformation, wenn jemand wie Catherine sich auf die innere Arbeit einlassen kann und trotz aller Niederlagennicht aufgibt.

      Übung

       Wir betrachten die vier Verletzungen, von denen wir gesprochen haben: Scham, Angst, Leere und Misstrauen.

       Frage dich:

      1. Was glaube ich, wieso bin ich mangelhaft? Wodurch wird das Gefühl ausgelöst? Wie fühlt es sich an, wenn ich in diesem Zustand bin, und wie vermeide ich ihn?

      2. Wie zeigt sich Angst in meinem Leben? Wodurch wird sie ausgelöst, wie nehme ich sie wahr und wie vermeide ich dieses Gefühl?

      3. Wie erlebe ich Einsamkeit und innere Leere und wodurch wird sie ausgelöst? Was mache ich, wenn sie ausgelöst wird, und wie fühlt es sich an, wenn ich das Gefühl zulasse?

      4. Welche Gefühle des Misstrauens habe ich gegenüber anderen, der Liebe und dem Leben an sich? Wie zeigt sich das Misstrauen in meinem Leben und was mache ich, wenn es ausgelöst wird?

      Frage: „Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, jemanden zu suchen, der mich wirklich liebt und auch meine Liebe ganz annehmen kann. Aber meine Versuche waren immer ein totaler Reinfall und inzwischen fühle ich mich verzweifelt und abgelehnt. Was mache ich falsch? Wie kann ich denn die Liebe in mir finden? Wie kann ich mir selbst begegnen und mich selbst wirklich lieben?“

       „Dein erster Schritt ist falsch und dadurch geht die Reise in die falsche Richtung. Dein Ansatz ist, jemanden zu finden, der dich wirklich liebt – da liegt der Fehler. Denn entscheidend ist, ob du dich selbst liebst. Erst wenn du dich selbst liebst, wirst du auch ganz viele andere finden, die dich lieben. Nur wenn man sich selbst liebt, wird man liebevoll und liebenswert, man gewinnt dann an Würde und Anmut. Wenn man sich nicht selbst liebt, bleibt man hässlich, denn wenn man sich nicht liebt, ist Hass da. Es gibt keine Alternative dazu, man kann nicht einfach nur neutral sein.“

       Osho, Philosophia Perennis, Vol. 2, #9

       II. Teil

       Wie der Love Flow mit anderen verloren geht und wie wir ihn wiederfinden

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       4. Beziehungen als Spiegel

      Wie wir gesehen haben, sabotieren wir unseren Love Flow – können ihn aber auch selbst wiederherstellen. Dann können wir einen weiteren Schritt machen und uns ansehen, wie wir Nähe erlauben und halten können. In einer idealen Welt würden wir alle als Kinder in eine „Liebesschule“ gehen, um zu lernen, wie wir uns selbst lieben und respektieren können, und auch wie man mit anderen liebevolle Beziehungen haben kann. Dann könnten wir bewusst Liebesbeziehungen eingehen; aber das ist nun mal nicht der Fall. Im Gegenteil, wir verlieben uns aufgrund von Traditionen, Attraktion und/oder weil wir eine Bezugsperson brauchen und wir hoffen und beten, dass es schon irgendwie klappen wird.

      Es gibt aber ein paar grundlegende Erkenntnisse, die uns helfen können, bewusste Beziehungen einzugehen:

      1. Der andere ist ein Spiegel und die Partnerschaft ist ein Weg, um zu wachsen und viel über sich selbst zu lernen.

      2. Sich der Angst vor Nähe bewusst stellen und sich nicht weiter unbewusst hinter Dramen, Vermeidungsstrategien und Konflikten verstecken.

      3. Unsere Verhaltensmuster zu erkennen, die unsere Liebe jetzt zerstören.

      4. Den Einfluss von Projektionen auf unsere Liebesbeziehungen erkennen.

      Wenn wir uns tief für jemanden öffnen, können wir die Gefühle und Reaktionen unseres Partners nutzen, um bestimmte Aspekte unserer eigenen Persönlichkeit zu erkennen. So können wir unsere tiefsten Sehnsüchte, unerfüllten Bedürfnisse und Erwartungen sehen. Aber manchmal kann der Spiegel der Beziehung in seiner Reflexion sehr konfrontativ sein.

      Bei unserer Arbeit sprechen wir von „Spaltung“ – eine Trennung zwischen zwei Teilen, die keine innere Verbindung miteinander haben. Das spiegelt sich in unserer Beziehung zum Partner. Wir bekommen den Teil zu sehen, mit dem wir am wenigsten in Kontakt sind. Man kann das als Einladung nutzen, um auch diesen Teil kennenzulernen und zu integrieren, aber sehr oft wird diese Spiegelung abgelehnt und verurteilt.

      Die eine Seite der Spaltung nennen wir „das funktionale Selbst“ und die andere Seite „das verletzliche Selbst“.

       Das funktionale Selbst

      Das funktionale Selbst ist der rationale, handlungsbereite, aktive, leistungsfähige und ehrgeizige Teil in uns. Seine Wurzeln liegen in den Überlebensstrategien, um mit den Schmerzen, der Scham und der Angst unserer Kindheitstraumata zurechtzukommen.

      Das gilt es nicht zu verwechseln mit der Freude an Kreativität, der eigenen Lebendigkeit und dem Wunsch nach Teilhabe. Im Gegenteil, das funktionale Selbst ist so sehr auf „Überleben um jeden Preis“ fokussiert, dass es dafür auch diese essenziellen Qualitäten benutzt — auf Kosten unserer Empfindsamkeit. Dann werden wir fordernd, unfreundlich, aggressiv, ungeduldig und sind konkurrenzorientiert. Aus diesem Grund haben wir uns schon sehr früh mit diesem funktionalen Teil identifiziert und den verletzlichen Teil weit weggeschoben. Hier ein Beispiel:

      Andre ist ein erfolgreicher Chirurg, der sich sehr in seinem Beruf engagiert. Vor ein paar Jahren begann er, sich für


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