Im Flow. Krishnananda Trobe

Im Flow - Krishnananda Trobe


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Ängste übernehmen die Kontrolle. Man wird misstrauisch gegen alle anderen und das Leben an sich.

      In unseren vorherigen Büchern haben wir uns genauer mit den Wunden beschäftigt, die aus diesen Verletzungen stammen. Wir wollen sie in diesem Kapitel noch einmal kurz beschreiben und die Methoden aufzeigen, wie wir sie überwinden und transformieren können, damit sie nicht länger unser Leben dominieren und den Liebesfluss sabotieren können.

       1. Der Verlust unserer Selbstliebe

      Die erste Wunde, die wir uns ansehen, ist der Verlust der Selbstliebe. Eigentlich wollen wir ein liebevolles Selbstwertgefühl aufbauen, in dem wir unsere Einzigartigkeit und Fähigkeiten wertschäzen und lernen unsere Wahrheit zu leben. Einblicke in diese Wunde zu gewinnen, stärkt unsere Selbstliebe sowie die Fähigkeit für uns selbst und unsere Wahrheit zu stehen. Wir leben aber oft in einem Trancezustand, in dem wir uns als minderwertig und schambehaftet wahrnehmen. Dies spüren wir heute, wenn es einen Auslöser dafür gibt, wie Ablehnung, Versagen, Vergleichen, Selbstkritik, Sich-ausgeschlossen-Fühlen, oder wenn wir ganz automatisch aus alten Mustern heraus reagieren. Dazu kommt ein mangelndes Selbstwertgefühl, dessen Ursprung in frühkindlichen Erfahrungen liegt, etwa Leistungsdruck, hohe Erwartungen, Übergriffe, Vergleichen, Vernachlässigung und Misshandlungen, die in uns ein Selbstbild erzeugten, das nicht unserer eigentlichen Natur entspricht.

      Dann wird unsere innere Erfahrung von einem Gefühl der Scham dominiert (das ist die tiefe Wunde der Unsicherheit und Wertlosigkeit) und wir versuchen das mit unserem Verhalten zu kompensieren. Wir wollen Erfolg, Aufmerksamkeit, Macht oder Status. Oder wir kollabieren und machen uns klein und verstecken uns, sind unsichtbar. Eine weitere Möglichkeit ist, dass wir versuchen, uns mit Süchten und Ablenkung zu betäuben, um die wahrgenommene Mangelhaftigkeit nicht spüren zu müssen.

      Im Status der Scham ist unsere Lebensenergie stark eingeschränkt und bestimmt unsere Gedankenwelt mit negativen Urteilen, Verurteilung, Vergleichen und Verzweiflung, und das beeinflusst wiederum unser Verhalten. Oder wir suchen zwanghaft nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bestätigung von außen und versuchen unsere Beziehungen entweder zu dominieren oder wir ordnen uns unter und akzeptieren Zurückweisungen und Respektlosigkeit.

      Paula ist eine attraktive Frau, Mitte 40, die zu uns kommt, weil sie festgestellt hat, dass ihre Beziehungen zu Männern nicht funktionieren. Ihr Dilemma ist, dass sie nach einigen Verabredungen die Männer nicht mehr will oder die Männer wollen sie nicht mehr. Als Geschäftsfrau ist sie erfolgreich und hat viele Mitarbeiter und nach außen wirkt sie selbstbewusst und zufrieden. Seit Jahren ist sie in Therapie und sie ist sich ihrer Wunden bewusst, aber sie kann sich nicht erklären, wieso ihre Beziehungen zu Männern immer im Desaster enden. Als wir das Thema genauer betrachteten, wurde klar, dass sie in Beziehung zu Männern nicht so selbstsicher ist wie in ihrem Beruf. Geht sie mit einem Mann aus, den sie bewundert und respektiert, verliert sie sich schnell selbst und fühlt sich so schüchtern wie ein Teenager. Bei nicht so charismatischen Männern, die selbst verunsichert sind, verliert sie den Respekt und neigt dazu, diese dann zu dominieren. Als Kind war sie der Liebling ihres erfolgreichen Vaters. Sie versuchte immer ihm zu gefallen und um seine Anerkennung zu erhalten, legte sie viel Wert auf Erfolg. Ihre Mutter verachtete sie, weil sie ein schwaches Opfer zu sein schien. Diese Kindheitserfahrung bewirkt, dass sie Verletzlichkeit als Schwäche ansieht. Wenn sie einen Mann bewundert, fällt sie zurück in die Kindheitsrolle mit ihrem Vater. Wenn sie einen Mann nicht respektiert, schaut sie auf ihn herab, wie ihr Vater es mit der Mutter getan hatte. Beide Verhaltensmuster kommen aus einem beschämten Selbstwertgefühl, das sich zwar hinter einer sehr erfolgreichen erwachsenen Persönlichkeit versteckt, aber ihre Beziehung zu Männern dominiert.

      Scham wirkt wie eine starke Hypnose, die unser Verhalten steuert und verhindert, dass wir unseren inneren Liebesfluss wahrnehmen. Wenn wir dem nachgeben, entfernen wir uns immer weiter von unserer Essenz. Den Zugang zu unserem Liebesfluss finden wir nur wieder, wenn wir lernen, uns selbst anzunehmen und wertzuschätzen, wenn wir unsere Einzigartigkeit, unsere Fähigkeiten und Leidenschaftlichkeit, aber auch unsere Begrenzungen erkennen und respektieren.

      Diesem Thema haben wir ein ganzes Buch gewidmet, in dem es Erklärungen und Übungen gibt, wie man diese Wunde der Scham heilen kann (Liebe lernen, Band 2, Scham und Schock heilen, Innenwelt Verlag).

      Das Entscheidende ist, dass wir beginnen diesen verletzten Teil in uns zu erkennen und anzunehmen und auch zu sehen, wie sehr unser ganzes Denken, Fühlen und unser Verhalten davon beeinflusst wird. Außerdem ist es wichtig zu sehen, dass wir das nicht sind, sondern dass wir das erlebt haben. Dabei ist es hilfreich, unsere Aufmerksamkeit auf unser kreatives, lebendiges Selbst zu richten, dass wir regelmäßig körperlich aktiv sind und auch bereit sind, kleine Risiken einzugehen. Die Scham wird dann vielleicht nicht gleich verschwinden, aber sie hat uns nicht mehr so fest im Griff. Wir finden zu uns selbst zurück, werden kreativ und sind in der Lage das Leben nach unserer eigenen Wahrheit auszurichten.

       2. Verletzungen durch Angst und Schock

      Wir alle kennen Angst, denn wir sind alle empfindsame und verletzliche Lebewesen. Entscheidend ist unsere Einstellung dazu und wie wir damit umgehen, wenn sie auftaucht. Einen Weg zu finden, wie wir mit ihr in Würde und angemessen umgehen können, ist einer der wichtigsten Schritte zur Stärkung des inneren Liebesflusses.

      Angst kann sich in sehr unterschiedlichen Formen zeigen. Es können körperliche Symptome sein, wie Verdauungsstörungen, erhöhter Herzschlag, Schwitzen, Anspannungen im Körper, Tinnitus oder Rückenschmerzen, aber auch unkontrollierbare Wutanfälle, chronische Reizbarkeit und Verstimmung, sexuelle Störungen, Konzentrationsschwäche, Probleme beim Einschlafen, Sprachstörungen, Verwirrung und Schreibschwäche. Sie kann sich auch in chronischer Unruhe, Angstzuständen oder gar Panikattacken zeigen.

      Raymond hat chronischen Tinnitus, Spannungen in der Schulter und Verstopfung. Er hat diese Symptome nie mit seiner tiefliegenden Angst oder einem Schock in Verbindung gebracht. Er dachte immer, dass es rein körperliche Symptome wären, die mit Medikamenten oder Physiotherapie behandelt werden müssten. Aber keine dieser Methoden führte zu einer Besserung. In den letzten Monaten begann er seine tiefliegenden Ängste zu erforschen und deren Einfluss auf seine Körperwahrnehmungen zu erkennen. Er konnte auch den Zusammenhang zwischen wiederholten physischen Misshandlungen durch seinen Vater erkennen, die er auch bei seiner Mutter mit ansehen musste.

      Wenn du Angst spürst, versuche sie als Energie in deinem Körper wahrzunehmen und lerne sie anzunehmen. Lerne sie kennen und versuche nicht dich abzulenken oder sie wegzuschieben, sondern bleibe bei ihr. Es ist eine Art Einladung, die es dir ermöglicht, tiefer in dich hineinzusehen, daran zu wachsen und zu reifen, denn sie kann dir einem neuen Zugang zu deinem Liebesfluss geben. Aber wir fürchten uns so vor ihr, weil wir es uns nicht zutrauen, dass wir uns der Angst stellen können – wir befürchten von ihr überwältigt zu werden und dass sie nie aufhört. Wir haben vielleicht die Vorsterllung, dass wir sie längst überwunden haben sollten oder dass sie stärker wird, wenn wir sie zulassen.

      Deshalb schützen wir uns in der Regel davor und glauben, dass mit uns was nicht stimmt. Wir suchen nach Ablenkung und vermeiden alles, was sie auslösen könnte. Wenn unser Bewusstsein von der Angst kontrolliert wird, können wir unser Leben so stark einschränken, dass es dumpfund bedeutungslos wird. Man fühlt sich dann als Opfer und lässt sich leicht von Kleinigkeiten einschüchtern. Die Frage, wie man mit Angst und Scham umgehen kann, behandeln wir in unserem vorhin genannten Buch „Liebe lernen, Band 2, Scham und Schock heilen“, und möchten hier ein paar Methoden daraus erwähnen:

      Einer der wichtigsten Gründe, weshalb wir uns der Angst nicht stellen, ist, dass wir uns nicht hilflos fühlen wollen. Ein wichtiger Teil bei der Arbeit mit Angst ist, zu erkennen, dass man die Hilflosigkeit akzeptieren muss, wenn man die Dinge im Äußeren nicht verändern kann. Wir können dann vielleicht auch den Wert dieser Verletzlichkeit kennenlernen, denn irgendwann kommt ein Punkt in unserem Wachstum, wo wir erkennen, dass Traumata und Hilflosigkeiten aus der Kindheit wichtige Erfahrungen sind, die Tiefe und Reife erst ermöglichen.

      Heute hingegen sind wir in der Lage, die


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