WIE SCHATTEN ÜBER TOTEM LAND. S. Craig Zahler

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und sie brach auf der Matratze zusammen. »Tu ihm nicht weh!«

      Der Mann mit der Holznase öffnete die Tür wieder. Das Tier winselte kläglich, taumelte einen Schritt nach hinten, fand wieder festen Stand und schüttelte seinen Kopf.

      »¡Vengaqui!«

      Der Hund trottete vorwärts. Die Tür schlug gegen seine Schnauze und etwas knackte.

      »Hör auf!«, schrie Yvette. »Hör auf! Hör auf!«

      Der Mann mit der Holznase öffnete die Tür. Den Kopf seltsam verdrehend, als beobachte er den Flug einer betrunkenen Hummel, hinkte der Hund ins Zimmer zurück. Blut floss ihm aus dem Nasenloch und dem rechten Ohr und ein Knochensplitter, weiß und glänzend, ragte aus seiner krummen Schnauze.

      Der Mann mit der Holznase ging auf die Gefangene zu. Auf seinen Mokassins klickten kunstvolle Glasperlen wie Würfel.

      Der Hund fiel auf die Seite, erhob sich auf die Füße, beschrieb einen Kreis und schüttelte seinen erschütterten, triefenden Kopf.

      Einen Yard vom Bett entfernt blieb der Mann stehen. »Reina. Mirame. Sieh mich an!«

      Yvette wischte sich die Tränen aus den Augen und sah auf.

      »Du wirst ordentlich Liebe mit den Kunden machen, oder ich werde Henry sehr schlimm wehtun.«

      »Ich werde brav sein.«

      »Nicht ins Bett machen?«

      »Das werde ich nicht«, bestätigte Yvette.

      »Bueno.« Der Mann mit der Holznase drehte sich um und ging am umherstolpernden Hund vorbei. »Jetzt können wir gute Freunde sein.«

      Kapitel 2

       Ein ruhiger Streit

      Nathaniel Stromler schritt vom Stall auf das Haus der Footmans zu und dachte über das Streiten nach, die Form von Kommunikation, die er am wenigsten mochte. Seine Mutter und sein Vater hatten sich während seiner gesamten Kindheit damals in Michigan gezankt, besonders zur Winterzeit, als die Hitze ihrer Wortgefechte oft die glühend heißen Ausdünstungen des Herdes überflüssig machten, und als er zehn war, hatte er entschieden, dass solche Gespräche nur stattfanden, wenn Menschen nicht in der Lage waren, klar zu denken, sich präzise zu äußern und rational zu bleiben, wenn sie mit widersprüchlichen Meinungen konfrontiert wurden.

      Kathleen O'Corley, Nathaniels Verlobte, hatte eine andere Auffassung vom Streiten. Sie glaubte, dass derartige Interaktionen normal und reinigend waren und bewiesen, dass eine Person ein leidenschaftliches Wesen war.

      Er hatte ihrer Position höflich widersprochen.

      Nathaniel lief über den Kiespfad auf das schwarze Quadrat des Hauses zu, in welchem er und seine Verlobte wohnten. Die frostigen Nachtwinde des New-Mexico-Territoriums ließen seine Haut kribbeln. Er fürchtete, dass die zusammengefaltete Annonce, die er in seiner Weste trug, Kathleen dazu anregen würde, ihre Liebe zu ihm argumentativ zu demonstrieren, und aus diesem Grund hatte er klugerweise auf die Stunde gewartet, in der alle Footmans im Haus und somit in der Lage waren, erhobene Stimmen zu hören.

      »'n Abend, Mister Stromler«, sagte der weißhaarige Neger namens Sir und winkte freundlich mit seiner vierfingrigen rechten Hand.

      Nathaniel erwiderte die Geste abwesend, aber sein Verstand war so damit beschäftigt, die Worte für die bevorstehende Diskussion zurechtzulegen, dass er vergaß, eine Antwort auszusprechen.

      An der Fassade informierten ihn die dunklen Wohnzimmervorhänge, dass die Kleinen schon gegessen hatten und zu Bett geschickt worden waren. Kathleen würde ihre Stimme nicht erheben können.

      Nathaniel stieg zwei Stufen hinauf und kam auf der ungestrichenen Holzveranda an, die die Süd- und Westseite des Gebäudes begrenzte.

      Die Haustür verschwand und das Fliegengitter schwang nach außen. Aus dem bernsteinfarbenen Inneren des Hauses trat dessen Besitzer heraus, ein untersetzter Viehzüchter, der Arbeitshosen und einen roten Longjohn trug. »Sie haben das Abendessen verpasst«, erklärte Ezekiel Footman mit geringem Interesse. Der Neunundvierzigjährige steckte sich eine uralte Pfeife in den Mund und stopfte den kratzigen Inhalt der Kammer mit abgespreiztem Daumen nach unten. »Harriet hat Ihnen was übrig gelassen«, fügte er hinzu, während er auf den westlichen Verandaabsatz verschwand, wo zwei Bänke von stabilen Eisenketten hingen, sodass fünf oder sechs Menschen bequem vor und zurück schaukeln konnten, während sie beobachteten, wie die Sonne hinter den weit entfernten Bergen unterging.

      »Danke«, sagte Nathaniel.

      »Mmhm.«

      Das Zischen und Aufleuchten eines Streichholzes von der anderen Hausseite schreckte einen Nachtfalter auf, der zuvor unbemerkt direkt neben Nathaniels linkem Ohr umhergeflattert war. Die schillernde Kreatur hatte die Größe einer kleinen Fledermaus. Nathaniel blies das Phantominsekt an und lenkte es sanft in Richtung Sterne.

      Nathaniel trat durch die Fliegengittertür, ging über einen karierten Läufer, den Schmutz und Abnutzung nur noch verbesserten, und hielt vor einem gediegenen Spiegel an, den ein geschmackvolles Rankenmotiv und goldenes Filigran zierten. Dieser Spiegel war genau die Art von Ausstattung, welche er in jede Luxussuite von »Stromlers Äußerst Hochqualitativem Hotel« zu hängen gehofft hatte.

      Aus dem Spiegelglas heraus starrte ihn ein großer, blonder, vollschnauzbärtiger Mann von sechsundzwanzig Jahren an, der recht gut aussah, aber dank seiner langen Nase, seiner Geheimratsecken, die in den letzten zwei Jahren zwei Zentimeter Raum gewonnen hatten, und seiner gequälten, blauen Augen vorzeitig gealtert war.

      Nathaniel Stromler hatte nicht gut geschlafen oder sich hoffnungsfroh gefühlt oder herzhaft gegessen seit dem Tag, an dem der Sturm die Ostwand seines halb gebauten Hotels umgerissen und einen Arbeiter getötet hatte, einen jungen Komantschen, der in der angrenzenden Gasse nach einem langen Tag am Bau eingeschlafen war. Nach dem Vorfall hatten sich sämtliche angestellte Ureinwohner geweigert, am Gebäude weiterzuarbeiten – sie hielten den Todesfall für ein schlechtes Omen –, und alle verfügbaren Mexikaner hatten höhere Löhne verlangt. Nathaniel hatte beinahe all seine Ersparnisse erschöpft, um zu bauen, was bereits gestanden hatte, und der Verlust war zu groß, um ihn mit den ihm verbliebenen Mitteln auszugleichen. Der Bau wurde unterbrochen.

      Der Gentleman und angehende Hotelier aus Michigan wischte sich Staub vom Revers, gab einen Klecks Öl in seine Handflächen und strich sein dünnes Haar zurück. Er überprüfte seine Zähne auf Maisreste – zwei salzige Kolben waren alles, was er an diesem Tag gegessen hatte –, stellte verärgert fest, wie viele Falten ein einfaches Grinsen in sein Gesicht malte, und brachte seine Lippen wieder in horizontale Ambivalenz.

      Nathaniel wandte sich von sich selbst ab und schritt die Treppe hinauf, über einen hässlich fleckigen Läufer und auf das kleine Zimmer zu, das er und seine Verlobte sich wie Gefangene für sechzehn Monate geteilt hatten, seit dem Tag, an dem die Winde der Katastrophe gewütet hatten. Weil sich kein Bewohner je weiter als drei Yard von diesem »Babyzimmer« entfernt aufhalten konnte, klopfte er sehr sachte gegen das Holz.

      »Bist du das, Nathan?«

      »Ich bin es. Bist du bekleidet?«

      »Ich trage mein Nachthemd.«

      Nathaniel dachte an Orton, den ältesten Footman-Jungen, der Kathleen mehr als einmal unschicklich beäugt hatte, aber gutmütig war, wann immer der Hund der Pubertät nicht in seinen Lenden bellte, und blickte über seine Schulter. Ein funkelnd weißes Auge spähte aus dem verdunkelten Schlafzimmer des Dreizehnjährigen heraus.

      »Orton Footman«, sagte Nathaniel.

      Die Tür schloss sich, langsam und leise, als ob eine jähe Bewegung oder ein verräterisches Knarren bestätigen würden, dass er in der Tat versuchte, einen Blick auf Kathleen zu erhaschen.

      Nathaniel drehte sich wieder zum Babyzimmer um, schob seinen Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum und presste seine freie Handfläche gegen das Holz. Auf dem erhöhten Bett, das


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