Die Herrinnen von nebenan - Folge 2. Emanuel J.
Garderobe aufrichten, wobei ein erlöstes Seufzen von ihren Lippen perlte. Während sie sich ihr Kleid überzog, sank Daniel vor Sandra nieder, um ihr zum Abschied die Schuhe zu küssen, wie es gemäß seiner neuesten Anweisung fortan also normal sein würde. Noch immer kniete er auf seinem roten Teppich, als die beiden mit umgehängten Taschen das Haus verließen. Mit einem freundlichen Winken drehte sich Sandra noch einmal kurz zu ihm um, während Henriette blicklos davonstöckelte. Sah nicht so aus, als hätte es mit dem Raub des Hochmuts wirklich geklappt.
Schon gleich beim Dunkelwerden zogen sich Gerald und Barbara nach oben ins Schlafzimmer zurück, von der Lust dorthin getrieben. Natürlich nahmen sie auch Daniel mit. Splitternackt kniete er vor dem Fußende des Bettes, die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, und gierig saugte er an Barbaras Zehen, sofern er sie erhaschen konnte, während sie sich in der Missionarsstellung verzückt aalte mit wild strampelnden Beinen unter Geralds gefühlvollen Stößen. Als die beiden fertig waren und sich Gerald erschöpft von ihr herunterrollte, da musste, durfte Daniel den Kopf zwischen ihre Beine schieben und das ganze wohlschmeckende Sperma aus ihrer Scham lecken. Verzückt zerfloss sie dabei in einem weiteren Orgasmus oder in zweien, wer konnte das schon wissen außer ihr, der Glücklichen … Wieder zur Erde zurückgekehrt, schob sie ihn sachte von sich weg und er wandte sich Gerald zu, der reglos auf dem Rücken lag mit halb geschlossenen Augen. Sorgsam leckte Daniel das kläglich geschrumpfte Geschlecht rundum ab, sog es in den Mund, knabberte und lutschte zärtlich daran, ohne nennenswerten Erfolg zu erzielen.
Gerald schien trotzdem zufrieden zu sein. Wohlig brummend legte er den Arm unter Barbaras Nacken und wohlwollend wuschelte seine rechte Hand über Daniels Haar. „Es gibt einen neuen Interessenten für ihn. Uwe. Er will nächste oder übernächste Woche mal kommen. Genau weiß er es noch nicht.“
Barbara war noch immer in seliger Gleichgültigkeit entrückt. „Er soll halt rechtzeitig Bescheid geben.“
Was Daniel dazu meinte, interessierte niemand. Er ließ den biegsamen Penis aus dem Mund gleiten und beleckte behutsam die schlaffen Hoden, was Gerald einen behaglichen Seufzer entlockte. „Uwe wird seine Freude an ihm haben.“
Dann hatte auch er genug vom friedlichen Nachspiel. Daniel wurde angekettet wie in jeder Nacht und kuschelte sich auf seiner Matratze unter die dünne Decke. Seine Gedanken wanderten zu Henriette in ihrer unwürdiger Stellung, zu dieser Bekannten einer Bekannten, die mit ihrem Sklaven nicht zurechtkam – was es nicht alles gab auf der Welt – und zu dem „neuen Interessenten“. Wie das klang, als wäre er eine Immobilie, die zum Verkauf anstand, obwohl man ihn doch nur vermietete für kurze Zeit. Das alles mischte sich zu einer brodelnden Alchemistensuppe, in der Bangen und Scham, Neugierde auf das Kommende und Faszination des Geschehenen in kribbelnde Lust verwandelt wurde. Es dauerte eine Weile, bis er eingeschlafen war in dieser Nacht.
Das Credo der Herrin
Das samstagvormittägliche Putzen entfiel hier im neuen Haus, das dank seiner täglichen Arbeit sauber genug war, wie Barbara fand. Daniel hörte es erleichtert, denn es war schon sehr mühselig und dazu noch zutiefst beschämend gewesen, am frühen Vormittag nackt, gefesselt, geknebelt und mit dem Plug gespickt sauber zu machen vor ihren und manchmal auch Geralds Augen. Anderseits hatte es auch nicht an Reiz gefehlt, vor allem natürlich, wenn Isabel dabei gewesen war; dachte er an diese Stunden, mischte sich in die Erleichterung ein wehmütiges Bedauern.
Gerald schien ähnlich zu empfinden, jedenfalls sagte er beim Frühstück mit verträumtem Blick, dass es schon Samstagvormittage gegeben habe, die große Ereignisse gewesen seien und geradezu herzerwärmende Anblicke geboten hätten.
Herzlos winkte Barbara ab. Was der Anblick erwärmt habe, sei wohl weniger das Herz als irgendetwas weiter unten gewesen; Männer seien unverbesserliche Romantiker oder eher wohl geile Böcke und überhaupt mache es keinen Sinn, dem unwiderruflich Vergangenen nachzutrauern. Dass in ihrer Barschheit eine gewisse Wehmut mitschwang, ließ sich nicht mit Sicherheit sagen, allerdings erahnen.
Einkaufen musste Daniel gehen, wie er das jeden Tag tat. Fünf Minuten zu Fuß durch die stillen Straßen der Weststadt, dann hatte er einen hektisch umbrausten großen Kreisverkehr erreicht, bei dem es einen kleinen Supermarkt gab, daneben eine Metzgerei und nicht weit entfernt einen Gemüseladen. Da heute Samstag war und er für morgen mit einkaufen musste, hatte er zwei Jutetaschen mitgenommen, die beide auf dem Rückweg drei viertel gefüllt waren. Kisten mit Mineralwasser musste er zum Glück nicht herumschleppen, da dies Gerald mit seinem Transporter erledigte. Verräterisch blitzte bei jedem Schritt unter der dünnen dunklen Hose die hautfarbene Strumpfhose hervor, für die es viel zu heiß war unter dem blauen Himmel. Auf über fünfunddreißig Grad war das Thermometer geklettert, von überall wurden Hitzerekorde gemeldet und Daniel konnte von Glück sagen, dass sein Kreislauf halbwegs stabil war. Wuchtig thronten die alten Villen hinter ihren Vorgärten, viele waren renoviert, alle still, wie der Welt entrückt, einen Nachbarn hatte Daniel noch nicht zu Gesicht bekommen, fast hätte man meinen können, er wohne zusammen mit Barbara ganz alleine hier im noblen Viertel.
Daheim angekommen, zog er sich als Allererstes richtig an, während Gerald schon mal mit dem Kochen anfing. Die Lasagne gelang ihm gut, der Salat mit Paprikastreifen und Schafskäse geriet allerdings ein bisschen säuerlich, was Daniel aber egal war, da auf seinem Sklavenplatz mit anderen Dingen beschäftigt. Seinen Nachtisch bekam er draußen in der Diele von Gerald, der bald nach dem Essen aufbrach, da mit einigen Kumpels zum Fußball verabredet, und er schmeckte in etwa so säuerlich wie der Salat. Es war, als reagiere Geralds Geschmack ganz direkt auf das, was er gerade gegessen oder getrunken hatte. Natürlich durfte das Daniel nicht daran hindern, die klebrige Flut bis zum letzten Tropfen hinunterzuschlucken und danach den schrumpfenden Penis zu reinigen. Über seinen Kopf hinweg sagte Gerald zu Barbara, dass er vielleicht morgen wieder kommen werde, es aber noch nicht genau wisse, dann verließ er das Haus mit einem leicht erschöpften, aber zufriedenen Winken. Dass er fürs Erleben der Begrüßung und Verabschiedung lieber mal öfter kam und ging, war nicht anzunehmen, da er das Gleiche ja auch durch einen Wink des Fingers hätte bekommen können.
Aufs Zähneputzen konnte Daniel verzichten, da der Geschmack in seinem Mund nicht mehr säuerlich war, sondern voll und rund. Die Küche aber! Die war wie immer nach Geralds Kochen ein Schlachtfeld, das dieser erstaunlicherweise immer selbst wieder in Ordnung brachte. Heute aber hatte er keine Zeit dafür gefunden, sodass es an Daniel hängenblieb, der aber nicht wie befürchtet den ganzen Tag dafür brauchte, sondern nach einer knappen Stunde schon damit fertig war.
Danach war noch immer Zeit bis zum erwarteten Besuch, sodass er sich an den Computer setzen konnte, um an der neuesten Geschichte seiner Simone weiter zu schreiben. Diese wurde von ihrem Gebieter ins Séparée eines Restaurants gebracht und musste dort vor den Augen eines blasierten Kellners den dünnen Mantel abstreifen. Darunter trug sie ein rotes Latexkleid, das sündhaft kurz war und hochgeschlossen, was aber nichts nützte, da durch schwarz bordierte Aussparungen ihre Brüste „in voller Pracht hervorquollen“. Sie musste unter den Tisch kriechen und die beiden Gäste ihres Gebieters dort erwarten. Als diese erschienen und Platz nahmen, öffnete sie ihre Hosen und lutschte abwechselnd an den schwellenden Schwänzen, ohne gesehen zu werden von den Männern, die oben beim Essen waren, sich über die Auswüchse der Finanzkrise unterhielten und so taten, als sei alles ganz normal.
Daniel sah, dass Barbara hinter ihn trat, und ließ mit einem Druck auf die Alt- und Tabulatortaste seine Duden-Bibliothek auf dem Bildschirm erscheinen, da er es nicht mochte, wenn man seine unfertigen Texte las … Und außerdem war es ihm peinlich, beim Schreiben an einem solchen Thema ertappt zu werden und vielleicht mit einem abfälligen Lächeln bescheinigt zu bekommen, wirklich immer nur an „das eine“ zu denken. Dass in der Duden-Bibliothek das Wort „bordiert“ angezeigt war, da die Rechtschreibprüfung seine Schreibweise „bordürt“ bemängelt hatte und er das hatte nachgucken müssen, war seinem guten Ruf allerdings auch nicht förderlich, also schaltete er schnell weiter. Und gelangte zur Suchmaschine, die seinen letzten Suchbegriff anzeigte: „BDSM-Restaurants“, da er hatte herausfinden wollen, ob es ein solches irgendwo in Deutschland gab. (Tat es nicht, jedenfalls kein öffentliches, weshalb er aufs Séparée hatte ausweichen müssen.) Es war hoffnungslos. Anscheinend dachte er tatsächlich immer nur an das eine.
Dicht