Die Herrinnen von nebenan - Folge 2. Emanuel J.

Die Herrinnen von nebenan - Folge 2 - Emanuel J.


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von seiner Achsel und trat neben ihn. „Warum hast du deine Geschichte weggeklickt? Darf ich sie nicht lesen?“

      Oh. Hatte sie das also mitbekommen? Unwillkürlich entfernten sich seine Knie noch etwas weiter voneinander, um bloß keinen Grund zum Tadel zu bieten, und verlegen schaute er zu ihr hoch. „Es ist noch nicht fertig …“

      „So, noch nicht fertig?“ Schallend landete ihre flache Hand mitten in seinem Gesicht und im nächsten Moment traf ihr Handrücken seine rechte Wange. „Kann es sein, dass du dich mal wieder genierst?“ Sie verpasste ihm die nächste Ohrfeige. „Lass es mich sehen!“ Ein weiterer Schlag unterstrich ihre Forderung und rasch brachte er den Text wieder auf den Bildschirm. Einige Augenblicke lang las sie schweigend. „Ach, unter dem Tisch muss sie sitzen? Wie du bei Elisabeth? Dachte ich mir doch, dass dich das fasziniert.“ Sachte stupste sie seine Hand von der Maus, übernahm sie selbst, scrollte mit einem Drehen am Rädchen hoch, las auch die vorhergehenden Abschnitte. „Schön hast du das beschrieben. – Aber merk dir, dass du nichts vor mir verbergen darfst. Das nächste Mal gibt es eine richtige Strafe. Hast du verstanden?“

      Damit war seine Schreiberei sozusagen zur öffentlichen Angelegenheit geworden, hier im Haus jedenfalls. „Ja, meine Herrin. Es wird nicht wieder geschehen.“ Seine Simone wurde tatsächlich weniger streng erzogen als er selbst, bemerkte er staunend. Eigentlich unglaublich. „Ich liebe Euch, meine Herrin.“

      Zärtlich wuschelte sie über sein Haar. „Ich weiß. – Mach weiter. Lass dich nicht stören.“

      Mit einem erschöpften Seufzen streckte sie sich auf dem Sofa aus, um noch ein kleines Nickerchen zu halten, während er sich wieder seiner Geschichte widmete, die ihren Fortgang plötzlich wie von allein nahm: Nachdem Simone die beiden Männer empfangen und sie ergeben ausgesaugt hatte, musste sie unter dem Tisch hervorkommen und sich ihnen zeigen in ihrem obszönen roten Latexkleid, ergriffen von ihnen angestarrt und zum Objekt der Lust degradiert, so wie es auch ihm oft genug erging, es gab nichts Schöneres …

      Der volle Klang des Gongs rollte herein und verschlafen blinzelte Barbara vom Sofa herüber. „Da sind sie ja schon. Machst du auf?“

      Ja, natürlich. Er fuhr nur noch schnell den Rechner in den Ruhezustand herunter, dann eilte er in die Diele. Eine der beiden Frauen, die vor der Tür standen, hatte er neulich bei der Einweihungsparty schon gesehen: Es war die elegante Blondine, neben der auf der Terrasse der junge Sklave im schwarzen Geschirr auf allen Vieren gekauert und ihr als Aschenbecher gedient hatte. Das war etwas, das Daniel völlig daneben fand. Dachte man aber daran, dass manche Sklaven ihrer Herrin noch ganz anders dienen mussten, nämlich als Bidet oder gar als Toilette, war es wiederum nicht allzu schlimm. Wie alles in der Welt, war also auch der Grad der Entwürdigung sehr relativ. Sie trug ein knielanges weites buntes Sommerkleid, dazu ein kurzes weißes Jackett und sah recht hübsch aus mit ihrem schulterlangen goldblonden Haar und dem schmalen Gesicht. Nur die Lippen waren vielleicht etwas schmal geraten und ein bisschen arg hochmütig guckten die taubenblauen runden Augen, doch war es wohl besser, sie nicht allzu kritisch zu beschreiben.

      Ihr hinterdrein kam eine dralle Frau mit dickem rotem Haar, das kurz geschnitten war und borstig abstand, als hätte sich der Friseur für irgendetwas an ihr gerächt. Sie war vielleicht Ende zwanzig und trug einen schwarzen kurzen Rock, der sich eng um die stabilen, doch wohlgeformten Beine spannte, dazu eine weiße Bluse über dem mächtigen Oberbau. Freundlich blickten die grünen schmalen Augen ihn an, rot geschminkt waren die vollen Lippen, sanft und weich war das rundliche Gesicht mit der kleinen breiten Nase, ob sie hübsch war oder nicht, konnte Daniel nicht beurteilen.

      Zum Schluss kam der Mann, der wohl Florian war; kaum größer als die Rothaarige, schlank, sportlich, dunkles kurzes Haar, braune Augen, schlankes Gesicht, das recht einnehmend, aber auch ein bisschen einfältig wirkte. Bekleidet war er mit einer weißen Leinenhose und einem weißen Hemd, was ihn zusammen mit der gebräunten Haut ein bisschen wie einen Playboy aussehen ließ.

      Natürlich fühlte sich Daniel in seinem blauen Faltenröckchen und der rüschenbesetzten weißen Bluse unter all den fremden Blicken und vor allem vor den großen Augen des Mannes tief beschämt und inbrünstig wünschte er sich, dass Barbara jetzt endlich in die Diele käme. Allein schon ihre Gegenwart reichte aus, ihm die dringend benötigte Kraft und Sicherheit zu geben, wie er mehr als einmal schon hatte erleben dürfen. Doch hoffte er vergebens. Auch als die Tür wieder geschlossen und er bis zu seinem Teppich zurückgewichen war, ließ sie sich nicht blicken. Nichts anderes blieb ihm übrig, als ganz aus eigenem Antrieb auf die Knie zu sinken, sich hinabzubeugen zu den rosafarbenen Schuhen der Blondine und sie ergeben zu belecken.

      Eine angenehm dunkle Stimme ließ sich oben vernehmen. „Guck mal, wie gut erzogen er ist. Wäre schön, wenn wir dich auch so hinbekämen.“ Es durfte vermutet werden, dass es die Rothaarige war, die zu ihrem Sklaven sprach. Antwort gab es keine. Die Schuhe entzogen sich Daniels Zunge und schwarze Pumps traten an ihre Stelle, die er natürlich ebenso ergeben beleckte, während er hörte, wie sich hinter ihm die Blondine und die endlich aufgetauchte Barbara wie gute Freundinnen begrüßten.

      Er durfte sich wieder aufrichten und sah, wie Barbara der Rothaarigen mit einem freundlichen Lächeln die Hand reichte. „Schön, Sie kennenzulernen.“ Ihr Blick schweifte zum Mann, der etwas abseits stand und wie vom Donner gerührt durch die gläserne Tür hindurch die Ketten anstarrte, die drinnen von der Decke baumelten, anscheinend erst in diesem Moment von ihm bemerkt. Sie musterte ihn aufmerksam wie eine Gutachterin die angeschleppte Mängelware. „Das ist also unser Problemkind … Gucken wir mal, was sich damit anfangen lässt.“

      Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er aufbrausen, dann aber senkte er kommentarlos den Blick.

      Da die Frauen erst einmal ungestört miteinander reden wollten, wurden die beiden Männer zum Kaffeekochen in die Küche geschickt, in der sie beide verlegen voreinanderstanden und nicht wussten, was sie hätten sagen sollen. Also taten sie einfach schweigend, was sie zu tun hatten: Daniel filterte den Kaffee, und da er momentan der Chef hier war, trug er Florian auf, die Etagere mit Keksen zu füllen.

      Florian tat es klaglos, aber nicht geschickt. Einer der Kekse fiel auf den Boden, er hob ihn mit einem unverständlichen Gemurmel wieder auf, schaute Daniel einen Moment lang ratlos an und wollte ihn zu den anderen legen, als sei nichts geschehen. So aber ging das nicht, da dies hier ja ein hygienischer Haushalt war, meistens jedenfalls oder zumindest manchmal, auf jeden Fall momentan. Also wies Daniel auf den Plastikbehälter, in dem die Kompostabfälle gesammelt wurden, und gehorsam warf Florian den Keks dort hinein, von einem „Problemkind“ weit entfernt.

      Nachdenklich kratzte er sich am knochigen Zinken, der seine Nase war, und scheel äugte er zu Daniel herüber. „Deine Herrin scheint ziemlich streng zu sein?“

      Daniel kippte einen Schwall heißes Wasser in den Filter. „Mit sich spaßen lässt sie nicht … Doch kann sie auch liebevoll sein. Man darf sie nur nicht ärgern …“ Geärgert hatte man sie allerdings recht schnell. Das aber behielt Daniel lieber für sich. Und es stimmte ja auch gar nicht. Sie sagte deutlich, was sie verlangte, und war man gehorsam genug, hatte man es gut bei ihr. Jedenfalls liebte er sie mehr, als dass er sie fürchtete. Das alles purzelte in Windeseile durch seine Gedanken, ohne dass er es hätte aussprechen können. Nur eines verließ noch seine Lippen: „Ich wollte keine Herrin haben, die nicht streng mit mir umspringt.“

      Überrascht schaute Florian auf und skeptisch biss er sich auf die Unterlippe. „Ja, ein bisschen Strenge ist schon reizvoll. Nur übertreiben sollte man nicht … Aber immerhin erfüllt sie dir ja deine Wünsche.“

      Was er damit meinte, erfuhr Daniel nicht, waren sie doch Männer genug, um nicht weiter darüber zu reden. Stattdessen trugen sie drei Becher, die Etagere mit den Keksen, Milch und Zucker hinaus zu den Frauen, die am Esstisch saßen, Barbara auf ihrem Platz an der Stirnseite, Karin rechts, Bettina links von ihr. Anscheinend drehte sich ihr Gespräch gerade um Malesubs in Damenkleidung. Bei ihr käme so etwas nicht infrage, bekundete die Blondine, Karin, während die Rothaarige ein bisschen vorsichtiger war und Daniel mit verstohlenem Blick beäugte. „Mein Florian hat so etwas auch gern an. Er ist ganz glücklich, wenn ich ihn einen Rock oder ein Kleid von mir anziehen lasse.“

      Florian,


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