Die Herrinnen von nebenan - Folge 2. Emanuel J.
er die halb leer getrunkenen Becher zusammen mit den komplett leer gefutterten Tellerchen weggeräumt und in der Spülmaschine verstaut hatte, packte er mit Barbara zusammen den letzten noch in der Diele herumstehenden Karton aus. In diesem befand sich die blaue Dose, die er ratlos in Händen hielt.
Barbara überlegte einen kleinen Moment. „Du musst dir den Plug nicht mehr regelmäßig reinstecken. Es gibt jetzt ja den Sklavenplatz. Aber hin und wieder werden wir ihn doch brauchen. Und das andere auch. – Also stell sie dorthin.“ Sie wies zum eleganten weißen Sideboard beim Esszimmertisch, auf dem schon ihre kleine Erzieherin lag, und zupfte sich sinnierend am Ohr. „Eine Gerte müssen wir bei Gelegenheit noch besorgen. Irgendwie ist sie für eine kleine Züchtigung zwischendurch doch recht praktisch.“ Ja, ja, die Worte der Verkäuferin. Die hatten alle gut reden, denn es tat ihm ja weh, nicht ihnen. Er sagte mal lieber nichts dazu.
Gerald war inzwischen auf einem Sofa eingedöst und sie ließ sich in einem der beiden Sessel nieder mit ihrem neuen Tablet-PC und versuchte mit diesem ins Internet zu kommen. Derweil schloss Daniel am Schreibtisch zwischen den Terrassentüren seinen Computer an. Dieser Platz, so erfuhr er staunend, war extra für ihn vorgesehen, damit er seine schöpferische Schaffenskraft gut entfalten konnte. Bald hatte er den Rechner zum Laufen gebracht, bekam von Barbara das Passwort fürs WLAN verraten und schaffte es, sich einzuloggen, was ihr schon längst gelungen war.
Der Rest des Tages verging in angenehmem Müßiggang. Zweimal bat er seine Herrin vor Geralds Ohren um Erlaubnis zur Toilette, ohne dabei zu vergehen vor Scham, ein kleines Abendessen nahm jeder für sich in der Küche ein, und der Kaffee, den er gegen sechs Uhr zubereitete, schmeckte bitter, wofür es noch immer keine Erklärung gab. Nachdem sie alle (nacheinander) eine Dusche genommen hatten, trafen sie sich draußen auf der Terrasse bei einem Gläschen Wein. Barbara trug nun einen goldfarbenen Hosenanzug mit weißer Bluse, die bis oben hin zugeknöpft war, und Gerald hatte jetzt eine etwas neuere Jeans und ein rotes T-Shirt an. Woher er diese Klamotten plötzlich hatte, wusste Daniel nicht und würde er wohl nie erfahren. Er musste den beiden einschenken, was er natürlich mit einem artigen Knicks tat, und durfte sich dann am zierlichen metallenen Tisch auf einem der grazilen Korbstühle niederlassen, wobei er den Rock hinten lüpfte und die Knie öffnete, wie es schon längst normal für ihn war. Hoffentlich konnte ihn niemand sehen, denn wirklich dicht war die immergrüne Hecke zur Nachbarvilla nicht und noch längst nicht war es dunkel geworden jetzt in der Zeit der längsten Tage des Jahres. Auch Daniel durfte ein Gläschen Wein trinken, was ihm schon lange nicht mehr erlaubt worden war, doch merkte er beim zurückhaltenden Nippen, dass er ihm nicht wirklich schmeckte und er kein Bedürfnis nach Alkohol hatte. Es gab Besseres. Jeden Tag aufs Neue. Unglaublich.
Es war ein kleiner und wenig ansehnlicher Garten, der sich hinter dem Haus erstreckte, eine mickrige Rasenfläche, auf der wegen der schattigen Lage hier an der Nordseite das Gras nur spärlich gedieh. Die Hecken, die es ringsum gab, darbten auch mehr vor sich hin, als dass sie wucherten, einen Preis in Schöner Wohnen würde man dafür nicht bekommen. Nur die Thujen zur Straße hin waren ziemlich dicht, sodass wenigstens von dort niemand hereinglotzen konnte.
Barbara betrachtete das Elend ungerührt. „Ein Naturmensch war ich noch nie. Hauptsache, es krabbeln nicht so viele Ameisen herein.“ Gut. Damit gab es noch eine Gemeinsamkeit mehr zwischen ihr und ihrem ergebenen Sub.
Ameisen krabbelten keine herum, dafür aber wurden sie von sirrenden und stechenden Mücken umschwirrt, als es dunkel wurde und sie das Außenlicht einschalteten. Schnell flüchteten sie nach drinnen, suchten im riesigen Fernseher vergebens nach einem guckenswerten Film und zogen sich gegen Mitternacht nach oben zurück, wo die Kartons mit ihren Kleidern noch auf dem Flur standen. Morgen würde alles eingeräumt werden.
Das Schlafzimmer befand sich hinter der linken der beiden Zwillingstüren. Es gab einen großen Schrank darin, eine Kommode und ein breites Polsterbett mit flauschigem Bettkasten und hohem Kopfteil, beides hellbraun, wozu die dunkelrote Bettwäsche farblich gut passte. Hineinsteigen konnte man nur an der vorderen linken Seite, da hinten eine blütenweiß bezogene Matratze auf dem Boden lag. Daniels Platz. In dieser Beziehung änderte sich also nichts. Noch einmal ging er zur Toilette und zog sich dann splitternackt aus. Seine Fußkette war nicht am Bettfuß angeschlossen, den es hier nicht gab, sondern mit einem soliden Vorhängeschloss an einem dicken eisernen Ring, der in der Wand eingemauert war. Ebenfalls Geralds Werk oder das der Handwerker, die sich dann so ihre Gedanken hätten machen können? Doch konnte das Daniel eigentlich egal sein, da sie ihn nicht kannten, er nicht sie und sie weiter keine Rolle spielten.
Barbara und Gerald waren müde, hatten keine Lust aufeinander, wollten schlafen, und so durfte Daniel an keinen Zehen nuckeln, nichts sauber lecken, an nichts ergeben lutschen. Also blieb ihm nichts als die Fantasie, in der er all das hingebungsvoll tat und vor allem wieder auf seinem Sklavenplatz saß. Schon beim Gedanken daran durchrieselte ihn ein wohliger Schauer. Vom verkorksten Essen und dem bitteren Kaffee mal abgesehen, hatte die Zeit hier im neuen Haus sehr aufregend angefangen …
Vom Schein der Rüschen
Am Morgen schlug Daniel seine dünne weiße Decke reinen Gewissens weit zurück, um das unbefleckte Laken Barbaras prüfendem Blick zu präsentieren, dann wurde er von der Fußkette befreit und durfte als Erster zur Toilette huschen, weil er es immer am eiligsten hatte. – Aber halt! Die Toilette im Bad durfte er nicht benutzen, er musste nach unten gehen zum Gästeklo, erklärte Barbara mit erhobenem Zeigefinger. Also eilte er hinunter, splitternackt, wie er war, ohne in der Gefahr zu schweben, einer verschlafen dreinschauenden Isabel über den Weg zu laufen, was einerseits beruhigend war, anderseits bedauerlich, da ihre Gegenwart doch fast immer sehr angenehm und reizvoll gewesen war. Ja, doch, sie fehlte ihm. – Doch war dies nicht der rechte Moment für Sentimentalitäten, wie es einen solchen Moment ja sowieso nie gibt. Na ja, höchstens für kleine vielleicht, für die wiederum fast jeder Moment geeignet war …
Wieder nach oben zurückgekehrt, musste er warten, bis das Bad frei war, dann zog er sich nach dem Zähneputzen und so weiter die Sachen an, die für ihn bereitlagen: eine der unverzichtbaren Strumpfhosen, auch heute in Weiß, einen blauen kurzen Rock und eine rosafarbene Bluse, mit üppigen Rüschen versehen. (Seine Garderobe war inzwischen recht umfangreich geworden.) Zuletzt schlüpfte er in die neuen weißen Schuhe.
Er fand Barbara in der Küche vor. Sie trug einen langen weiten Sommerrock und eine Bluse wie er, rosafarben, vorn geknöpft und mit nicht weniger Rüschen als die seine geziert, allerdings eindrucksvoller gewölbt von ihrem üppigen Busen.
Ein kleines Lächeln erblühte in ihrer Miene. „Partnerlook.“ Ach, war auch ihr Isabel in den Sinn gekommen, vielleicht verbunden mit ein bisschen Wehmut? Sie schraubte den Deckel von der Kaffeemühle. „Ich wollte auch mal ein bisschen romantisch aussehen.“
Das war ihr gelungen. Und sie war heute (ein Glück, dass sie nicht alle seine Gedanken lesen konnte) relativ hübsch mit ihrem wasserstoffblonden Haar, das sie wieder mal hochgesteckt trug, den sinnlich vollen Lippen und dem rosigen Gesicht. Allerdings … Ihre nüchterne Kleidung passte besser zu ihr, wie er fand, doch war das eine subjektive Meinung, da er halt lieber die Herrin in ihr sah als ein sanftes Mädchen.
Forschend funkelten ihre blauen Augen mit den grünen Sprenkeln ihn an. „Lieber streng als schön, nicht wahr? Du bist nicht der einzige Mann, der das mehr zu schätzen weiß.“
Sie las also doch seine Gedanken! Alle! War es notwendig, sie zu besänftigen? „Ich liebe Euch, meine Herrin.“
„Ja, natürlich … Wie war das? Wie viel Kaffee hast du genommen?“
Einen Esslöffel voll Bohnen pro Becher, erklärte er, und das war eine Menge, die auch ihrer Meinung nach okay sein müsste. Sie kochte den Kaffee jetzt höchstselbst, nahm etwas weniger Bohnen und mahlte sie etwas feiner, mit dem Ergebnis, dass der Kaffee noch immer bitter, aber dünner schmeckte. Grummelnd stellte sie den Becher nach einigen Schlückchen wieder weg. „Morgen besorge ich eine andere Sorte.“ Also gab es das Frühstück ohne Kaffee, dafür mit Orangensaft, und Daniel durfte sich zu den beiden mit an den Tisch setzen in der Haltung der O.
Seufzend schaute Gerald hinaus in den Garten, der um diese Zeit noch im hellen Sonnenschein lag,