Düsterstrand. Meike Messal

Düsterstrand - Meike Messal


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zu verschlingen drohte. Plötzlich verfluchte sie die Idee, nach Paul zu suchen. Sie hatte sich zehn Jahre lang eingeredet, dass es ihm gutginge. Hätte so weiterleben können.

      Jetzt aber holte sie die Realität mit voller Wucht ein. Was, wenn Tom dort lag? Nach nur gut einer Woche? Das bedeutete doch sicher, dass auch Paul nicht mehr lebte. Vielleicht war er bereits kurz nach seinem Verschwinden … Mit aller Macht schob Laura den Gedanken beiseite und schaute zu Wiebke, die inzwischen ebenfalls ausgestiegen war. Sie drückte ihre Hand, sie fühlte sich kalt und nass an, genau wie ihre. Aber sie erwiderte den Händedruck und zog Laura ein wenig näher zu sich heran. Laura umklammerte Wiebkes Hand nun so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. Beide Frauen schienen das jedoch nicht zu bemerken; sie blickten angespannt auf den Mann im Eingangsbereich der Klinik, auf den der junge Polizist zusteuerte.

      Nele und Thorben kannte er offensichtlich schon. Natürlich, wenn das der Kommissar war, musste er mit ihnen gesprochen haben. »Frau und Herr Petersen«, sagte er und nickte ihnen zu. Dann schaute er mit hochgezogenen Augenbrauen auf die anderen beiden Frauen. »Das ist … äh, die Mutter, also die Oma«, stammelte der junge Polizist, »und das ist …« Er stockte.

      »Laura Wiegand«, sagte Laura schnell. »Ich bin mit der Familie befreundet. Mein Bruder Paul …«

      Sie konnte nicht ausreden, denn der Mann unterbrach sie. Für sein junges Alter – Laura schätzte ihn auf Anfang oder Mitte dreißig – klang seine Stimme erstaunlich herrisch. Überhaupt strahlte er die Aura eines Generals aus. Sein Bart war kurz und akkurat gestutzt, sein Körper eher klein, aber athletisch. »Sie beide bleiben hier.« Er nickte Thorben und Nele zu. »Wir gehen rein. Es muss nur einer von Ihnen …«

      »Nein!« Plötzlich war Neles Stimme laut und klar. »Wir wollen ihn beide sehen.«

      Ihr Körper sprach jedoch eine ganz andere Sprache. Alles an ihr drückte Widerstand aus – ihre Augen, die durch das Krankenhaus huschten, als suchten sie eine Fluchtmöglichkeit; ihre Füße, die sich in den Boden bohrten, als wollten sie nie wieder einen Schritt vorwärts machen; ihre zitternden Hände, die sie mit aller Mühe zu kontrollieren versuchte.

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