Gift für die Sklavin. Cosette
könnte. Das war jedoch genau das, was sie sich eigentlich wünschte. Aber dies war weder der Ort noch die Zeit sich gehen zu lassen. Das Büro war nur durch eine Glasscheibe vom Gang getrennt.
Als könnte die Blondine Candys Blick deuten, bat sie: «Ob Sie wohl die Jalousien an der Trennscheibe herunterlassen könnten, Ms. Timberville? Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ständig jemand hereinschaut.» Dann starrte sie angestrengt auf den Bildschirm und suchte nach der Kontur, die der Gesichtsform des Täters ähnlich sah.
Unsicher darüber, ob sie das Richtige tat, weil sie Bridget durch die Absonderung mehr Raum für ihre Neckereien zugestand, tat Candy ihr den Gefallen und kehrte zu ihrem Platz zurück. «Haben Sie etwas gefunden?»
«Er hatte ein leicht eckiges Gesicht, sehr männlich so wie diese Abbildung hier.»
Candice wählte die Kontur aus, sodass sie in einem separaten Fenster erschien, und wechselte zur Liste mit den Ohren.
Ohne sie anzusehen, fragte Bridget: «Schlägt Ihr Gebieter Sie?»
Zuerst wollte Candy aufbrausen und scharf erwidern, dass ihr Intimleben Bridget einen feuchten Dreck anging, aber das Frage-und-Antwort-Spiel erregte sie wider Willen. Außerdem fühlte sie eine gewisse Verbundenheit mit Bridget, doch sie konnte dieses Gefühl noch nicht deuten.
«Ja», entgegnete sie knapp.
«Demütigt er Sie?»
Zögerlich bejahte Candice.
«Und Sie fahren darauf ab?»
«Es macht mich so geil wie nichts anderes, das ich je erlebt habe.»
«Ist das nicht krank?» Bridget wurde sich ihrer Worte bewusst und hob entschuldigend beide Hände. «Bitte nicht falsch verstehen. Das war nicht anklagend gemeint. Ich … ich …»
Candy hatte das dringende Bedürfnis, sich zu verteidigen. «Es erregt mich, schlecht behandelt zu werden. Natürlich hat mir mein Gebieter ein Safeword genannt. Sollte er es zu weit treiben, kann ich ihn jederzeit stoppen. Ich liefere mich ihm freiwillig aus, aber nicht mit allen Konsequenzen. Wir haben vorher unsere Tabus besprochen. Dabei muss man jedoch unterscheiden zwischen absoluten No-Nos, also Dingen, die jeder von uns unter keinen Umständen machen möchte, und dann wiederum Grenzen, die verschoben werden können.»
Oh weh, jetzt hast du aber zu viel ausgeplaudert, schalt Candy sich selbst.
Verschwörerisch senkte Bridget ihre Stimme. «Ich kann das nachvollziehen.»
Jetzt erst verstand Candy. Sie hätte sich gar nicht rechtfertigen müssen, denn vor ihr saß jemand, der ähnliche Sehnsüchte wie sie selbst hatte, diese jedoch nicht auslebte. «Leider bewege ich mich nicht in der», Candice malte mit ihren Fingern Anführungszeichen in die Luft, «Szene und kenne auch kaum Leute, die SM praktizieren. Mein Gebieter und ich, wir gehen einmal im Monat zu einem BDSM-Stammtisch. Mehr nicht.» Wenn die Blondine dachte, Candice könne sie in die Szene einführen, musste Candy sie enttäuschen.
Bridget biss auf ihrer Unterlippe herum, während sie die verschiedenen Ohrenformen auf dem Bildschirm betrachtete. Nach einer Weile zeigte sie auf ein Bild. «Ich glaube, so könnten sie ausgesehen haben, flach anliegend, unauffällig.»
Candy klickte die Ohren an und sie erschienen im zweiten Fenster an der bereits ausgewählten Gesichtsform. Mit diesem Programm konnte man sich praktisch den perfekten Partner zusammenbauen. Aber darum ging es in diesem Moment nicht, sondern darum das Gesicht des Täters zu rekonstruieren. «Welche Haarfarbe hatte er? Hatte er kurze oder lange Haare, lockige oder glatte? Können Sie seine Frisur genauer beschreiben? Hatte er Koteletten oder waren die Haare über den Ohren ausrasiert? Können Sie sich an …»
«Ms. Timberville?»
Verwundert über die Unterbrechung und den seltsamen Ausdruck in Bridgets Gesicht schwieg Candy.
Bridgets Blick war mit einem Mal getrübt vor Lust. Sie legte wieder die Hand auf Candys Schenkel und neigte sich zu ihr. Dann flüsterte sie: «Ich muss Ihnen ein Geständnis machen, aber bitte verraten Sie es nicht den Cops.»
Candy wurde hellhörig. «Sie haben etwas verschwiegen?»
Beschämt schaute das Opfer einige Sekunden zu Boden und dann wieder tief in die Augen ihres Gegenübers.
«Bitte», flehte sie so sinnlich, dass Candy erschauerte, «es ist etwas sehr Persönliches. Die Polizisten dürfen es nicht erfahren, weil sie kein Verständnis dafür hätten. Aber Sie, Ms. Timberville, Sie werden mich verstehen.»
Da Candice nicht wusste, was sie erwidern sollte, nickte sie einfach nur.
Bridget kam ganz nah an Candys Gesicht heran, sodass diese schon meinte, die Blondine wolle sie küssen, doch das tat sie nicht, sondern sie beichtete: «Ich habe mir meine Entführung nicht ausgedacht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das müssen Sie mir glauben. Ich wurde wirklich gekidnappt und bin schockiert darüber. Die Kerle, die mir das angetan haben, sollen dafür büßen! Noch nie hatte ich so große Angst. Aber», sie machte eine Pause, als wäre sie unsicher darüber, ob sie fortfahren oder lieber schweigen sollte, doch offensichtlich brannte ein Geheimnis auf ihrer Seele, das sie mit jemandem teilen musste und zwar mit jemandem, der sie nicht auslachen würde, «mir ist etwas Merkwürdiges bei diesem Überfall passiert. Ich schäme mich dafür und es quält mich. Bitte glauben Sie mir, ich möchte auch nicht Ihre Absolution, sondern … Ach, ich weiß auch nicht, weshalb ich es Ihnen erzählen möchte.»
Candy befürchtete, dass Bridget einen Rückzieher machen würde, und ermunterte sie: «Ich werde Ihnen zuhören und falls Sie, nachdem Sie es mir erzählt haben, meine Meinung dazu hören möchten ...»
«Danke. Das bedeutet mir viel. Ich platze, wenn ich es für mich behalten muss. Nun, es hört sich gar nicht so schlimm an, aber wenn ich darüber nachdenke, komme ich mir pervers vor. Ich bangte um mein Leben. Fünf Männer hatten mich entführt, mich erniedrigt und beschmutzt und zuerst empfand ich nur Abscheu.»
«Aber dann …», half Candy dezent nach.
«Schreck und Ekel wandelten sich in Geilheit und ich hatte den gigantischsten Orgasmus meines Lebens. Ms. Timberville, bitte denken Sie nicht, ich wäre eine notgeile Schlampe.»
«Nur ausgehungert.» Nach allem, was Bridget von ihrem Ehemann Pete erzählt hatte, war das ja auch kein Wunder.
Bridgets Hand wanderte noch ein Stück höher auf Candys Bein und war nur noch eine Handbreit von Candys nacktem Fötzchen entfernt, das noch vom Stoff des Minirocks bedeckt wurde.
Und endlich konnte Candy das Gefühl der Verbundenheit deuten: Sie waren beide lüsterne Huren, die nicht wussten, wohin mit ihrer Geilheit, und die zu fast allem bereit waren, wenn ein Mann sie nur zu nehmen wusste. Die Entführer hatten bei Bridget die richtigen Knöpfe gedrückt, sie mit lustvoller Angst gefoltert und sie mit ihren dunklen Sehnsüchten konfrontiert.
«Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wer die Kerle waren?»
Energisch schüttelte Bridget den Kopf.
«Konnten sie Ihre sexuellen Wünsche erahnt haben?»
«Ich hatte damals meinen Mann versucht dazu zu bringen, mal zu experimentieren. Leider erfolglos. Ansonsten weiß niemand etwas von meinen Unterwerfungsfantasien.»
«Ist kein neuer Mann in Ihr Leben getreten?»
«Kurze, belanglose Affären, die weder mir nachtrauern, noch heule ich ihnen hinterher, aber die Polizei wird dennoch jeden Einzelnen überprüfen. Es gibt da auch keinen Internetbekannten, dem ich dämlicherweise meine Adresse gegeben hätte oder einen abgewiesenen Mann.»
«Fühlen Sie sich bitte nicht angegriffen, Mrs. Seipher», beruhigte Candy sie. «Ich bin nicht der ermittelnde Beamte, sondern nur Phantomzeichnerin.»
Wieder schob Bridget Candys Minirock höher. Sie brauchte nur den Mittelfinger ausstrecken, unter den Stoff schieben und würde Candys rasierte Schamlippen ertasten. «Ich habe diese Entführung nicht gewollt! Sollte die Polizei erfahren, dass ich das erste Mal in meinem Leben