Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen. Pete Hackett
"So war das nicht gemeint", nahm Sally etwas zurück.
"Es geht auch nicht darum, was ich denke, Miss Rogers, sondern um meine Tante. Ich habe nichts gegen Ihr Alter - aber wie ich meine Tante kenne, wird sie darauf recht skeptisch reagieren..."
"Nun, Mr Jackson ist derzeit gesundheitlich nicht in der Lage solche Aufträge durchzuführen", versetzte Sally kühl. "Sie werden sich dann wohl ein anderes Haus suchen müssen, dass diese Sache übernimmt."
Aber David Carson schüttelte nur den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Das werde ich schon hinbiegen, Sally. So war doch Ihr Vorname, nicht wahr?"
"Ja", sagte sie und hob die Augenbrauen dabei.
"Ich darf Sie doch so nennen, oder? Denn wenn Sie wirklich nach Carson Manor kommen, dann werden wir uns selbstverständlich öfter sehen. Nennen Sie mich David."
"Meinetwegen..."
"Übrigens ist für Ihre Unterbringung gesorgt, Sally. Sie können auf dem Landsitz meiner Tante so lange logieren, wie Sie für Ihre Arbeit brauchen..."
Sally nickte. "Gut, aber vor nächster Woche wird das nichts. Es liegt hier noch zuviel Arbeit..."
"Ich verstehe."
David erhob sich und nahm ihre Hand. Er hielt sie länger als notwendig. "Ich habe heute noch einiges in Southampton zu erledigen. Was halten Sie davon, wenn ich Sie heute Abend zum Essen einlade?"
Sally war überrascht.
Dieser Mann gefiel ihr und seine Anwesenheit versetzte sie in eine prickelnde Spannung. Er war sympathisch und offen und außerdem sehr attraktiv. Aber die Sache ging ihr dann doch etwas zu schnell und so entschied sie sich erst einmal dafür, auf die Bremse zu treten.
"Heute ist es schlecht", sagte sie. "Da habe ich leider schon etwas vor."
"Oh, und das lässt sich nicht aufschieben?"
Sein Gesicht drückte ehrliches Bedauern aus.
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein."
"Schade. Aber wir werden es nachholen, okay?"
"Wer weiß? Sagen Sie Ihrer Tante, dass ich Montag nach Carson Manor komme."
3
Am nächsten Tag erwartete Sally an ihrem Arbeitsplatz einen Strauß roter Rosen.
"Den hat ein Bote hier vorbeigebracht", meinte Graves, der sich bei Jackson & Graves um die Finanzen kümmerte. Graves war in den Fünfzigern und grauhaarig. Sein Lächeln ging fast von einem Ohr zum anderen.
"Für mich?", wunderte sich Sally.
"Es scheint, als hätten Sie einen ziemlich romantischen Verehrer, Miss Rogers", witzelte er.
"War keine Karte dabei?", erkundigte sie sich.
"Nein. Der Bote hat einfach nur den Strauß abgegeben und gesagt, die Blumen seien für Sie."
"Hm", murmelte sie und roch an den Rosen. Sie dufteten ganz wunderbar.
"Sagen Sie bloß, Sie wissen nicht, woher das kommt", tat Graves ziemlich erstaunt.
Sally zuckte die Achseln.
"Ich kann es mir denken", sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu Graves.
Als gegen Mittag das Geschäft von Jackson & Graves verließ, erlebte sie eine Überraschung. Sie hatte gerade den nahen Parkplatz erreicht und wollte mit dem Wagen zu einem Restaurant in der Innenstadt fahren, da sah sie einen Mann in einem blauen Cabriolet, der ihr zuwinkte.
Es war niemand anderes als David.
Sally zog den Wagenschlüssel wieder heraus, den sie bereits in das Türschloss ihres Coupes gesteckt hatte und ging auf David zu, der inzwischen ausgestiegen war.
"Hallo Sally", grüßte er freundlich mit diesem gewinnenden Lächeln auf den Lippen, das einfach unwiderstehlich war.
"Hallo David."
"So sieht man sich wieder!"
"Na, ein Zufall ist das ja wohl kaum, oder?" Sally verschränkte die Arme vor der Brust. Er schüttelte den Kopf.
"Ich habe auf Sie gewartet, Sally."
"Warum?"
"Um mit Ihnen zu essen. Irgendwann - da war ich mir sicher, würden Sie Hunger bekommen!"
"Sagen Sie bloß, Sie haben heute schon wieder etwas in Southampton zu tun!"
"Nein. Diesmal bin ich nur Ihretwegen hier. Ich gebe es zu!"
Und dabei hob er die Arme.
"Und das mit den Rosen, das waren auch Sie, oder?"
"Haben Sie Ihnen gefallen?"
"Ja, das haben sie..."
Sally betrachtete ihn und strich dabei eine vorwitzige Strähne zurück, die sich aus ihrer ansonsten sehr korrekten hochgesteckten Frisur herausgestohlen hatte. Insgeheim hatte sie sich gewünscht, ihn wiederzusehen. Etwas war an diesem David Carson, das sie faszinierte.
Sie wusste nicht, was es war. Vielleicht die Tatsache, dass er so gerade heraus war.
David deutete auf den Beifahrersitz seines Cabriolets.
"Kommen Sie, fahren wir zum Essen."
"Ich habe nicht viel Zeit."
"Das ist mir schon klar."
"Na, gut."
Sie stieg ein und dann fuhren sie los. Der Fahrtwind fuhr ihr durch die Haare. Sie war ein bisschen zu dünn angezogen, aber sie fühlte sich dennoch großartig.
Es war ein kleines, aber gemütliches Lokal, das David ausgesucht hatte. Sie saßen sich gegenüber und irgendwie hatte Sally das Gefühl, etwas überrumpelt worden zu sein. Aber in diesem Fall hatte sie nichts dagegen.
"Ich möchte Sie gerne kennenlernen, Sally", sagte David ganz offen.
Sie lächelte.
"Gehen Sie eigentlich immer so forsch vor, wie in meinem Fall?", erkundigte sie sich, nachdem der Ober die Bestellung aufgenommen hatte.
"Nein, eigentlich nicht. Ich bin eher schüchtern und zurückhaltend", erwiderte David mit einem schalkhaften Zug um die Augenwinkel.
Sie mussten beide darüber lachen.
"Darauf wäre ich nie gekommen, David!" Sally schüttelte den Kopf. Er hatte Humor und auch das gefiel ihr an ihm.
"Es ist aber die Wahrheit - und nichts als die reine Wahrheit, Sally!"
"Es beruhigt mich, dass Sie ein schlechter Lügner sind, David!"
Er lachte.
"Wissen Sie, dass Sie toll frisiert sind, Sally? Ich mag Frauen, die mit ihren Haaren etwas anzufangen wissen. Das verrät Stil."
"Nun, das kommt durch meinem Job", sagte sie mit einer Spur Verlegenheit. Seine direkte Art machte ihr zu schaffen. "Wissen Sie, ich muss einfach immer korrekt herumlaufen. Die meisten Leute vertrauen so wertvolle Dinge wie Antiquitäten einfach nicht gerne jemandem an, der nicht selbst wie aus dem Ei gepellt aussieht..."
Der Ober kam und brachte den Wein.
Als er wieder gegangen war, hob David das Glas und Sally folgte seinem Beispiel.
"Worauf trinken wir?", fragte sie.
"Darauf, dass dies nicht das letzte Glas ist, das wir zusammen trinken!", meinte David.
"Wollen wir das nicht der Zukunft oder dem Schicksal oder wem auch sonst immer überlassen?"
David