Mein Amerika. Jürgen Wiener

Mein Amerika - Jürgen Wiener


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in dem riesigen Bürogebäude (damals das drittgrößte in NYC) entsprechend Etagen anmieten und mittels Leichtbauwänden herrichten würde.

      In USA wird Personal überwiegend über die sogenannten Job Shopper rekrutiert und nur so war es möglich, in kurzer Zeit so viele Spezialisten zusammenzubekommen.

      Wir drei Deutschen (der Prokurist war nach zwei Tagen wieder Richtung Deutschland abgereist) fingen an zu arbeiten, während das Büro und das fehlende Personal von den Amerikanern organisiert wurden. Es kamen täglich neue Kollegen, die aus den gesamten USA verpflichtet wurden, dazu. Das Büro erschloss sich schnell über mehrere Etagen und nach sage und schreibe vier Wochen waren wir komplett arbeitsfähig.

      Wir Deutschen waren anfangs alle drei ohne unsere Familien in NYC, um den Anfang zu meistern und herauszufinden, wie es weitergehen sollte; dann kamen auch unsere Familien.

      Es waren aufregende Tage und Wochen, in denen wir NYC kennenlernten mit all seinen positiven und negativen Seiten, die so anders waren, als wir es von Deutschland kannten.

      In der ersten Woche unseres Arbeitsbeginns flogen wir alle nach Washington zu unserem Auftraggeber, dem Departement of Energy (DOE), und wurden hier vorgestellt.

      Das DOE hatte seinerseits auch bereits ein Team zusammengestellt und so konnte die Arbeit Zug um Zug beginnen.

      Nach ca. 4 Wochen flog ich nach Deutschland, um absprachegemäß meine Projekte an Kollegen zu übertragen, und nach weiteren 2 Wochen flog ich zurück nach NYC, um meine Arbeit hier weiterzuführen.

      Während eines unserer häufigen Projektmeetings tauchte ein mexikanisch aussehender Mann Namens Berni Buschboom auf. Berni war schon lange bei unserem amerikanischen Partner PBQD angestellt und hatte diverse Projekte offenbar sehr zufriedenstellend ausgeübt.

      Berni wohnte mit seiner Familie noch in Albany/NY und sollte als unser Fieldingenieur nach Bryan Mount/TX wechseln.

      Berni wollte das auch gerne machen, wollte aber auch seine Familie mit in den Süden nehmen, da sie von den eisigen, schneereichen Wintern in Upstate New York die Nase voll hatte. Wie sich herausstellte, war Berni Deutscher und 1960 seinem damaligen Schwarm Marlies nach New York gefolgt, wo er nach einigen Unwegsamkeiten dann seine Marlies heiratete und 2 Kinder mit ihr in die Welt setzte.

      Da ich als Deputy Project Manager für das Project Bryan Mount vorgesehen war, wurden wir automatisch Kollegen und so kam es, dass wir unsere erste gemeinsame Reise von New York nach Texas antraten und auf dem gemeinsamen dreieinhalbstündigen Flug nach Houston die ersten gemeinsamen Whiskys tranken und uns über Gott und die Welt unterhielten. Es war der Beginn einer bis heute andauernden Freundschaft.

      Kapitel 8. Die Suche nach einem Domizil

      Mit der Rückkehr nach Amerika – es war immer noch Juli 1977 – kam neuer Druck auf, denn wir mussten bis zur Ankunft unserer Familien, Anfang September, Häuser finden, die hinsichtlich Lage, Ambiente und Größe unseren Vorstellungen entsprachen, andererseits aber auch das gegebene Limit unserer Gesellschaft nicht sprengen durften, die die Häuser aus wirtschaftlichen Gründen nicht mieten, sondern kaufen wollten.

      Wir waren uns relativ schnell klar darüber, dass wir Deutschen möglichst nahe beieinander wohnen wollten und dass ein Bahnhof in der Nähe sein sollte. Die Gründe dafür lagen auf der Hand: Nach NYC konnte man aus verkehrstechnischen Gründen und aus Kostengründen nicht reinfahren und sich eine Garage mieten, also kam nur der Zug in Frage.

      Da jede Familie nur einen Wagen von der Gesellschaft bezahlt bekam, hatten wir uns verabredet, dass nur ein Wagen benutzt wurde, um die Kollegen von zu Hause abzuholen, wir dann das Auto am Bahnhof parken und abends den gleichen Weg in umgekehrter Richtung zurück machen würden. So hatten unsere Frauen Autos zur Verfügung, mit denen sie ihre Besorgungen in der näheren Umgebung machen konnten.

      Uns war allen klar, dass wir in den Massenwohnorten Brooklyn und Queens auf keinen Fall leben wollten, dafür reichte der Mut am Anfang unserer Amerikazeit noch nicht aus.

      Manhattan hatte eigentlich nur unbezahlbare Wohnungen, aber keine Häuser mit Garten, die wir suchten.

      Auf der anderen Seite des Hudson River lag der sehr schöne Staat New Jersey, auch Garden State genannt, den wir aber als mögliches Domizil nicht wirklich ins Auge gefasst hatten, obwohl Brücken, Fährschiffe und Tunnel New Jersey mit Manhattan verbanden.

      So war klar, dass wir uns nur in Richtung Long Island oder nördlich von Manhattan umschauen wollten.

      An den ersten Wochenenden fuhren wir rund um NYC die Gegend ab, um unser Lieblingsdomizil zu finden. Wir hatten sehr schnell herausgefunden, wo die schönen, leider z.T. auch unerschwinglich teuren Häuser lagen. Dabei wurde relativ schnell klar, dass die ganz attraktiven Gegenden rund um NYC mit fallender Entfernung zu Manhattan exorbitant im Preis stiegen.

      So begannen wir auf Long Island, einer wunderschönen Halbinsel östlich von NYC, mit der Suche, stellten aber sehr schnell fest, dass die schönen Orte auf Long Island entweder zu weit entfernt oder/und zu teuer waren. Also wurde Long Island schnell begraben.

      Als Nächstes hatten wir uns Connecticut vorgenommen, stellten aber sehr schnell fest, dass die Spielregeln die Gleichen waren wie für Long Island, also war das wieder nicht das Richtige.

      Danach arbeiteten wir uns von Manhattan nach Norden vor. Es wurde sehr schnell sichtbar und klar, dass wir ein gutes Stück weiter nach Norden an der Bronx vorbeimussten, um eine schöne Wohngegend zu finden.

      Wir fanden die Orte Scarsdale und Hartsdale, die eben auch direkt an der Bahnlinie nach NYC lagen, ausgesprochen attraktiv.

      Wir hörten auch von unseren amerikanischen Kollegen, dass in Scarsdale unter anderem die Familie Kennedy, eine der reichsten und einflussreichsten Familien Amerikas, ein Anwesen hatte.

      Mit dieser Aussage hätte uns eigentlich klar sein müssen, dass dieser Ort nicht unsere Preisklasse sein konnte. Der etwas weiter nördlich gelegene Ort Hartsdale hatte ein ähnliches Preisgefüge und so war klar, dass wir noch etwas weiter nach Norden mussten.

      So landeten wir in White Plains, direkt an der Bahnlinie nach NYC gelegen, mit allen Schulen, riesigen Shoppingcentern rundherum und in einer sehr schönen Umgebung.

      Das nächste Skigebiet lag eine gute Autostunde weiter nördlich, in den Bear Mountains.

      Nordwestlich von White Plains war in ca. 30 Minuten Autofahrt der obere Hudson River, der in der Nähe von Tarrytown eine Breite von mehreren Kilometern hatte, wie ein großer See wirkte und eine Vielzahl von wunderschönen Wochenend-Ausflugsorten aufwies.

      Östlich von White Plains, ca. 25 Minuten Autofahrt entfernt, war man am Long Island Sound, einer zum Nordatlantik gehörenden riesigen Bucht. Im Ort Rye gab es einen riesigen Freizeitpark, wie wir ihn von Deutschland und Europa noch nicht kannten. Es war klar, dass wir mit unserem knapp vierjährigen Sohn dort so manches Wochenende verleben würden.

      Wir hatten einen jungen Kaufmann im Team, Wilfried, der sich um die Häuser kümmern sollte, während wir unserem Job im Büro nachgingen. Wilfried hängte sich an mehrere Makler und besichtigte Häuser. Abends fuhren wir noch manchmal in die Gegenden, in denen die vorab selektierten Häuser standen.

      Wilfried wurde am Rande von White Plains fündig und unsere Gesellschaft war bereit, die Kaufpreise zu bezahlen. So einigten wir uns, wie unter guten Deutschen üblich, in der beruflichen Hackordnung, wer welches Haus beziehen durfte.

      Wir landeten im Stone Wall Circle in einem wunderschönen Split Level Haus mit einem Grundstück von weit über 1000 m2 und herrlichen alten Bäumen. Diese Bäume liebten wir beim Einzug, da noch Sommer war und diese Bäume wunderschöne grüne Schattenspender waren. Nachdem einige Wochen später der Herbst dann Einzug hielt und wir Unmengen von Laub aufsammeln mussten, ging unsere Baumliebe deutlich zurück und wir fingen an, die damit verbundene Arbeit zu hassen.

      Ich hatte mit meiner Frau und den anderen Familien meiner Kollegen vereinbart, dass sie alle Anfang September einreisen sollten, damit die älteren Kinder meiner Kollegen zum Schulbeginn am Start waren.

      Am 1. September


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