Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer

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McCloud musste an dem Tag erfahren, dass John Darran, aus welchen Gründen auch immer, der Star Force und somit ihm, Walter T. McCloud in den Rücken gefallen war. All das hatte den General schwer getroffen, da er gerade John Darran für einen äußerst fähigen Commander gehalten hatte, der seinen Weg nehmen würde. Kurze Zeit später hielt der Fahrer vor dem HEAVENS INN, einer kleinen Bar. Von außen sah das Haus sehr unscheinbar aus, und Walter T. McCloud fragte sich schon, was Wins für einen Narren an dieser Bar gefressen hatte.

      Doch in dem Moment als sie eintraten, verstand er seinen Freund. Leise Pianomusik von einem echten Klavier mit einem echten Klavierspieler drang zu ihnen, nicht diese synthetische Musik, die seit einigen Jahrzehnten nur noch zu hören war.

      Die Bar war schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet. Man saß an kleinen Tischen mit maximal vier bis sechs Leuten. Die Tische waren um den Klavierspieler angeordnet.

      Eine weitere Besonderheit war das Gemälde an den Wänden. Es ging über zwei Wände und zeigte eine Kopie eines Gemäldes von Edward Hopper. General McCloud hatte mal eine Retrospektive der Werke dieses Künstlers gesehen. Und obwohl der Maler schon fast hundert Jahre tot sein musste, beeindruckte sein Werk noch immer. Auf dem Bild standen mehrere Personen an einer Theke. Der Barkeeper schenkte etwas zu trinken aus. Und obwohl die Leute auf dem Bild alle zusammen waren, war doch jeder für sich allein. Dieses Bild hatte Walter T. McCloud in den Bann geschlagen von dem Moment an, wo er es zum ersten Mal gesehen hatte. Und nun sah er es wieder, zwar nur eine Kopie, aber eine außerordentlich gute. Zudem war es auch viel größer, als das Original, aber gerade das intensivierte noch seine Aussage.

      "Jetzt tut es mir richtig leid", sagte General McCloud zu seinem Freund Winslow Homer.

      "Was, dass du nun doch mitgekommen bist?", erwiderte Wins.

      "Nein, dass ich nicht eher mal auf ein Bier mitgekommen bin", gab Walter T. McCloud zur Antwort.

      "Wusste ich doch, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. Du hattest doch schon immer etwas für die nostalgischen Dinge übrig gehabt, Walter."

      Winslow deutete auf einen Tisch, der so stand, dass sowohl der Klavierspieler als auch das Gemälde gut zu sehen waren. Walter T. McCloud nickte und die beiden setzten sich.

      Beim Reinkommen hatte Winslow kurz den Barkeeper begrüßt und zwei Bier bestellt, die ihnen jetzt gebracht wurden.

      "Es tut mir wirklich leid, dass ich deine Einladung nicht eher angenommen habe", nahm Walter T. McCloud den Faden wieder auf, "aber ich hatte in letzter Zeit wirklich viel um die Ohren."

      "Du sprichst sicher von den verschwundenen Star Force Angehörigen, die zu John Darran übergelaufen sind?", hakte Winslow Homer nach.

      Walter T. McCloud nickte. "Das auch, wobei mich persönlich noch immer die Frage beschäftigt, warum er das gemacht hat. Darran hatte eine glänzende Karriere in der Star Force vor sich. Er ist einer der fähigsten Commander, die ich kenne. Warum hat er seine ganze Zukunft aufs Spiel gesetzt? Ich verstehe das nicht." General Walter T. McCloud strich mit einer fahrigen Geste durch sein schlohweißes, streichholzkurzes Haar, das einen starken Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut bildete. Seine ansonsten hellwachen, stahlblauen Augen wirkten müde, aber nicht weil er einen langen Tag hinter sich hatte, sondern weil ihn die Ereignisse der letzten Wochen stärker mitgenommen hatten als er es sich selber eingestehen würde.

      "Du hast John Darran immer wie einen Sohn betrachtet?", erkundigte sich Winslow Homer.

      Walter T. McCloud nickte. "In gewisser Weise habe ich mich als einen väterlichen Freund gesehen. Aber gerade deshalb verstehe ich nicht, warum er sich nicht an mich gewandt hat?"

      "Ich kann dir darauf nur eins sagen: Ich glaube inzwischen gar nicht mehr und das bleibt unter uns, dass John Darran der Verräter ist, für den ihn alle halten." Wins letzte Worte waren nur noch sehr undeutlich zu verstehen, da er seine Stimme stark gedämpft hatte.

      "Was macht dich da so sicher?" Walter schaute ihn erwartungsvoll an.

      "Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die von John Darrans Leuten angeworben wurden, die sich aber entschieden haben hier auf der Erde zu bleiben. Ich wollte mir selbst ein Bild machen, was ihnen versprochen wurde. Sobald der Geheimdienst die Berichte der Verhöre bearbeitet hat, besteht ja keine Möglichkeit mehr, sich ein eigenes Urteil zu bilden." Winslow Homer nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier.

      "Und? Welches Bild hast du dir gemacht?" McCloud trank ebenfalls von seinem Bier.

      "Wenn alles stimmt, was ihnen erzählt wurde, dann wollen John Darran und seine Leute die außerirdische Technologie nicht an den PAZIV verkaufen. Und es geht ihnen auch nicht um persönliche Bereicherung. Sie wollen vielmehr eine Raumstation auf dem Mars errichten, um die Erde vor außerirdischen Angriffen zu schützen." General McClouds Gesicht hatte sich zunehmend aufgehellt. Das würde zu Darran passen,dachte er. Darran ist nicht der Abtrünnige, zu dem ihn alle stempeln.

      "Nur, falls das so ist, warum nimmt er keinen Kontakt zur Westunion auf? Er würde doch alle Unterstützung bekommen, die er für sein Vorhaben bräuchte", erwiderte Walter T. McCloud.

      Winslow Homer schaute seinem langjährigen Freund nun genau ins Gesicht.

      "Würde er die wirklich bekommen?", fragte er.

      7

      Ortungsoffizier Mara Donelli schaute skeptisch auf ihr Display. Auf dem Reichweiten-Scan erkannte man drei U-Boote, die sich näherten.

      "Captain, Sir, drei PAZIV-U-Boote nähern sich von Backbord. Zur Zeit befinden sie sich noch am äußersten Punkt des Reichweiten-Scan." Captain Jack A. Messer blickte voll konzentriert auf das Großdisplay, auf dem die drei feindlichen U-Boote als blinkende Punkte zu erkennen waren. Die kurze Phase des Schlafs hatte ihm gut getan. Er spürte, dass seine Lebensgeister zurückgekehrt waren.

      "Steuermann, geben Sie einen Ausweichkurs ein. Oberste Priorität ist die Vernichtung von X-Point. Darum wollen wir jeder Konfrontation aus dem Weg gehen." Captain Jack A. Messer lehnte sich in seinem Schalensitz zurück.

      Norbert J. Leslie, Steuermann der PRESIDENT SHARP, ließ seine flinken Finger über die Tastatur seiner Steueranlage gleiten. Der vom Computer in Sekundenschnelle errechnete Kurs leitete die Kursänderung ein.

      "Befehl ausgeführt, Sir."

      Die angespannte Atmosphäre, die seit Beginn der Fahrt stetig zugenommen hatte, wurde jetzt wieder deutlich spürbar. Doch kam sie nun nicht mehr von der Ungewissheit des Auftrags, der auszuführen war, sondern durch den zu erwartenden Feindkontakt. Auf dem Großdisplay war zu sehen, dass die PAZIV-U-Boote ebenfalls eine Kurskorrektur vorgenommen hatten und der PRESIDENT SHARP folgten. Das konnte nur eins bedeuten: man hatte sie entdeckt.

      8

      Commander John Darran hatte sich in seine Kabine an Bord der EXPLORER II zurückgezogen. Er sah aus einem der Sichtfenster hinaus ins All. Ein Stück des Schattens war noch zu sehen, den der Mars auf die Sonne warf. Auf der anderen Seite leuchteten die Sterne. Das Universum steht uns offen!, ging es ihm durch den Kopf. Aber es ist kein freundlicher, gastlicher Ort, der die Menschheit dazu einlädt, sich auszubreiten. Es ist ein Raubtierkäfig. Darran dachte an den gnadenlosen Kampf, der dort draußen irgendwo zwischen den Sternen tobte. Ein Kampf zwischen relativ selbständig agierenden Robotern und einem Volk, dass in den Daten-Archiven des auf dem Mars havarierten Kugelraumers als 'die Shebulaan' bezeichnet wurde. Unweigerlich würde die Menschheit in diese Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Das war nicht zu vermeiden. Aber John Darran hatte seit jenem Augenblick, als er mit seiner Crew auf dem Mars gelandet war, um den havarierten, von Robotern bemannten Kugelraumer zu bergen und dessen technische Errungenschaften für die Menschheit nutzbar zu machen, versucht, Vorbereitungen für jenen Moment zu treffen, in dem die Fremden ins Sol-System zurückkehren. Gleichgültig, ob es nun die von Robotern bemannten TRB-Raumschiffe oder die Einheiten ihrer Gegner, der Shebulaan waren.

      Die Zeit läuft uns davon, dachte Darran.


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