Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits
mehr auf die Berge zusteuerte. Nur Fernay würde das auffallen, und der schlief ja.
In den Bergen boten sich ganz andere Möglichkeiten als im flachen, weit übersehbaren Land.
Vorsichtig schlug Bount Reiniger das Lenkrad ein. Bark Fernay sollte keinesfalls geweckt werden.
Vielleicht stießen sie sogar auf die Straße, die nach Ar-Riyad führte. Dort konnte man sich unter Umständen bemerkbar machen.
Bount Reiniger schöpfte neue Hoffnung. Da spielte plötzlich der Jeep hinter ihm verrückt. Bob Randy war anscheinend am Lenkrad eingeschlafen oder er hatte den Wagen aus anderen Gründen außer Kontrolle verloren. Jedenfalls begann das Fahrzeug heftig zu schlingern. Es fuhr in immer größer werdenden Schlangenlinien.
Boiler schrie laut und weckte damit die Schlafenden auf.
Bark Fernay schoss in die Höhe. Im Nu hatte er seine Kanone in der Hand und bohrte sie Bount Reiniger in die Seite.
„Dreht der Idiot durch?“, kreischte er.
„Vermutlich ein Defekt an der Lenkung“, meinte Bount Reiniger.
Doch aus einem unbestimmten Gefühl heraus glaubte er das plötzlich nicht mehr. Er fürchtete eher, dass der Gangster recht hatte. Bob Randy suchte auf diese Weise seine Chance.
Der Jeep bockte urplötzlich und blieb stehen.
Bob Randy ließ sich auf der Seite herausfallen und überschlug sich.
Boiler war sofort über ihm. Er schlug erbarmungslos auf ihn ein, und er hätte ihn sicher totgeprügelt, wenn Bark Fernay nicht Einhalt geboten hätte.
„Willst du deinen Chauffeur erschlagen?“, schrie er.
„Der hat das mit Absicht gemacht.“ Boiler schäumte.
„Stimmt das?“, fragte der Bandenchef eisig.
„Ich bin doch nicht verrückt“, keuchte Bob Randy. „Der Wagen. Plötzlich war der Teufel in ihm drin.“
„Dann werden wir den Teufel suchen müssen“, entschied Fernay. „Los! Seht euch das Vehikel mal gründlich an!“
Boiler, Jeff und Hugh untersuchten den Jeep. Sie konnten keinen Defekt finden. Boiler startete den Wagen erneut und fuhr eine Runde.
„Ich hatte recht“, erklärte er grimmig, als er zurückkam. „Der Karren ist tadellos in Ordnung.“
Bark Fernay sah den Sündenbock nun drohend an. „Was meinst du, Boiler?“, erkundigte er sich. „Ob du das, was du mit dem Flugingenieur gemacht hast, nochmal fertigbringst?“
Boiler lachte vergnügt. „Ich schieße dem ein Loch in jede Stelle, die du mir angibst, Boss. Am Liebsten in den Schädel.“
„Das kommt später. Vorläufig nimmst du nur die Schulter. Aber so, dass er noch fahren kann. Diese wilden Lenkbewegungen werden ihm schon vergehen, wenn er das Gelenk nicht mehr gebrauchen kann.“
„O nein!“, stöhnte Linda Rogers.
Bob Randy zeigte keine Angst. In seinem Gesicht arbeitete es.
Das war für Bount Reiniger das sichere Zeichen, dass Randy entschlossen war, sich zu verteidigen. Sobald er jedoch sein Messer hervorzog, würde er ein toter Mann sein.
Das musste er verhindern.
Bount sah Linda Rogers’ flehenden Blick. Er hatte längst begriffen, dass sich die beiden jungen Menschen mochten. Sie hatten schon so viel durchgemacht. Sie hatten ein glückliches Ende verdient.
Boiler verließ den Jeep und griff in seine Jackentasche. Er zog seine Pistole heraus und ging auf Bob Randy zu, der ihn hasserfüllt erwartete.
Da begann Bount Reiniger zu laufen. Er rannte einfach los, ohne sich um das, was hinter ihm vorging, zu kümmern.
Erwartungsgemäß brüllten die Gangster hinter ihm her und verloren ihr Interesse an Bob Randy.
„Ich knall ihn ab, Bob.“ Das war Jeff, der diesen wenig originellen Vorschlag machte.
„Blödsinn!“, schrie Bark Fernay. „Wer führt uns dann zu dem Gold? Fangt ihn gefälligst ein! Der kann nicht weit kommen.“
Das hatte Bount auch gar nicht vor. Niemals hätte er Linda Rogers und Bob Randy mit den Gangstern alleingelassen.
Er lief weiter, stolperte in der Dunkelheit und raffte sich wieder auf.
Die Scheinwerfer eines Jeeps fingen ihn ein und nagelten ihn fest.
„Da ist er!“
„Wir haben ihn gleich.“
Der zweite Wagen kurvte heran und schnitt ihm den Weg ab. Niemand konnte ernsthaft glauben, dass er fliehen wollte. Die Gangster bildeten es sich ein und ließen ihre ganze Wut an ihm aus.
Hugh sprang ihn aus dem fahrenden Jeep an und fühlte sich wahrscheinlich wie ein großartiger Held, obwohl er nicht das Geringste dabei riskierte.
Bount fühlte die Schläge auf sich nieder prasseln. Er wehrte sich nur gerade so viel, dass der andere nicht zu stark gereizt wurde und die Übersicht verlor.
Inzwischen waren auch die anderen heran.
Bark Fernay beteiligte sich an der Bestrafung nicht. Er passte auf, dass keiner seiner Männer zur Waffe griff und den wertvollen Mann zu früh ins Jenseits beförderte.
Nach ein paar Minuten gebot er Einhalt.
„Er hat genug“, stellte er fest. „Das nächste Mal wird er sich überlegen, was er tut, denn dann breche ich ihm persönlich nicht nur die Widerstandskraft, sondern auch sämtliche Knochen. Und jetzt weiter! Wir haben schon genug Zeit verloren.“
Bount Reiniger wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Innerlich befand er sich in einem Aufruhr. Es machte wenig Spaß, sich von ein paar Lumpen verprügeln zu lassen, mit denen er normalerweise durchaus hätte fertig werden können. Lediglich ihre Waffen und die Bedrohung der beiden Geiseln hatte ihn davon abgehalten.
Er war fix und fertig. In Bob Randys Gesicht las er Verachtung. Der junge Mann begriff nicht, dass er ihm damit das Leben gerettet hatte. Er legte seine Passivität als Feigheit aus.
Linda Rogers dachte vermutlich anders darüber, denn sie lächelte ihm dankbar zu, und das linderte die Schmerzen ein wenig.
Ein paar Arme rissen ihn vom Boden hoch.
„Los!“, schrie Bark Fernay. „Schlafen kannst du in der Hölle.“
„Es ist kein Wunder, wenn wir am Lenkrad einschlafen“, erklärte Bount Reiniger noch matter, als er sich in Wirklichkeit fühlte, „wenn wir nie abgelöst werden. So werden wir nicht viel Zeit gewinnen.“
Fernay stieß ihm höhnisch die Faust vor die Brust.
„Ich bin hier der Boss, Reiniger“, brüllte er. „Du fährst, bis du tot umfällst, kapiert? Und wenn einer der Wagen auch nur um einen Zoll aus der Spur gerät, verzichten wir ab sofort auf unsere weibliche Begleitung.“
Er spielte vielsagend mit dem Revolver und blickte dabei Linda Rogers gehässig an.
Dieser Teufel nutzte seine Stärke nach allen Regeln der Kunst aus. Er wusste genau, dass Bount Reiniger stillhalten würde, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden. Er würde sich prügeln und notfalls auch töten lassen, wenn er sie dadurch retten konnte.
Allerdings nur dann! Bount war mit dem Ergebnis seiner Aktion zufrieden. Nicht nur Bob Randy hielt ihn für einen Feigling und würde nun kaum noch mit seiner Unterstützung rechnen, was ihn eigene Aktivitäten sicher aussichtslos erscheinen ließ.
Auch die Gangster waren nun davon überzeugt, dass sie einen leicht zu kontrollierenden Gegner vor sich hatten. Sie hatten ihn während der ganzen Stunden seit dem Luftüberfall noch nie richtig in Aktion gesehen. Sie würden auch