Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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gestellt. Ein Geländefahrzeug und ungehinderten Abzug, mehr verlangten sie angeblich nicht. Darauf musste jede Regierung, jede Fluggesellschaft eingehen.

      Es war nur zu hoffen, dass nicht irgendein Oberschlauer versuchte, die Gangster auszutricksen. Damit würde er zweifellos das Leben von weit über hundert Menschen gefährden.

      Bark Fernay ließ den Detektiv nicht aus den Augen. Sogar wenn er mit seinen Kumpanen flüsterte, beobachtete er ihn scharf und misstrauisch. Offensichtlich traute er ihm eine Menge zu. Dass Reiniger seinen Bruder zur Strecke gebracht hatte, musste ihn stark beeindrucken.

      „Wir haben uns mit unseren arabischen Freunden geeinigt“, verkündete der Gangster triumphierend. „Sie sind auf unsere Bedingungen eingegangen. Wir werden im westlichen Teil, des Rub’ al Khali niedergehen.“

      „In der Wüste?“ Bount Reiniger konnte sich nicht vorstellen, dass der Pilot die 727 auf dem losen Sand würde unbeschadet aufsetzen können.

      „Sie walzen uns eine provisorische Landepiste“, verriet Bark Fernay. „Unser Captain ist ein geschickter Mann. Der wird das schon deichseln. Eine Pistole im Genick wirkt da manchmal Wunder.“

      „Aber die Passagiere werden in der Wüste umkommen. Sie haben keine Chancen.“

      „Man wird sie mit Fahrzeugen abholen. Zwei Stunden, nachdem wir über Funk das Kommando dazu gegeben haben. Sie müssen ja auch die Maschine abschleppen. Darüber brauchst du dir also keine Sorgen zu machen. Deine Probleme liegen ganz woanders. Halte sie möglichst klein, was anderes kann ich dir nicht raten.“

      „Ihr habt mich in der Hand“, stellte Bount zähneknirschend fest.

      Fernay grinste. „Das haben wir, und wir tauschen dich nur gegen einen Sack voll Gold ein. Je schneller du uns hinführst, um so besser für dich.“

      Über Lautsprecher erklang die gepresste Stimme des Flugkapitäns. Es war das erste Mal, dass Boiler ihm gestattete, das Wort an die Fluggäste zu richten.

      Mit knappen Worten umriss er die Situation. Er bat dringend darum, die Ruhe zu bewahren und sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen. Er erklärte, dass die Maschine in etwa einer Stunde mitten in der Sandwüste Saudi-Arabiens landen würde. Er erklärte, dass alle sofort nach der Landung das Flugzeug über die Notrutschen verlassen müssten. Es sei dafür gesorgt, dass man sie baldmöglichst in bewohnte Gebiete holen würde.

      Abschließend richtete er ein paar Worte des Dankes an Bount Reiniger, der durch seine Entscheidung maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass dieser Luftzwischenfall unblutig enden würde.

      Hundertfünfundzwanzig Passagiere und die beiden Stewardessen klatschten spontan Beifall. Lediglich Linda Rogers und Bob Randy rührten sich nicht. Linda befand sich nach wie vor in einer Art Trancezustand. Der Geologe konnte sich nicht dazu überwinden, dem Detektiv dafür Anerkennung zu zollen, dass er sich für die anderen opferte, obwohl er sich bei nüchterner Überlegung hätte sagen müssen, dass Reiniger an dem Tod seines Vaters beim besten Willen keine Schuld traf. Doch für eine nüchterne, objektive Überlegung saß der Schmerz noch zu tief.

      Die Stewardessen, denen ebenfalls die enorme Spannung anzusehen war, erklärten die Haltung, die bei der Notlandung einzunehmen war. Sie übten sie mit jedem Einzelnen, wobei Jeff und Hugh sie argwöhnisch im Auge behielten. Ihre Wachsamkeit ließ nicht nach. Bis zur letzten Minute rechneten sie mit einem Verzweiflungsakt.

      Doch jeder war froh, wenn endlich alles vorbei war. Niemand fühlte das Bedürfnis, die Katastrophe doch noch auszulösen.

      „Dieser Reiniger scheint ein Superschnüffler zu sein“, flüsterte René seinem Komplizen zu. „Soweit ich mitgekriegt habe, geht es um eine Menge Gold, dessen Versteck er weiß.“

      „Ich habe von ihm gehört“, bestätigte Mickey ebenfalls im Flüsterton. „Man nennt ihn allgemein Grund-Reiniger. Der Boss kann froh sein, dass er noch nicht auf ihn aufmerksam geworden ist. Der soll schon die unmöglichsten Fälle gelöst haben.“

      „Aber in der Wüste endet jetzt seine glanzvolle Karriere“, vermutete der Wachsblonde. „Oder glaubst du, dass sie ihn laufen lassen?“

      Mickey lachte auf. „Würden wir das tun?“

      „Bestimmt nicht.“

      „Na also. Du siehst, es gibt doch noch eine Gerechtigkeit. Es trifft wieder mal den Richtigen.“

      „Weißt du, was ich mir überlegt habe?“

      „Ich bin doch kein Hellseher.“

      „Für dieses Abenteuer muss der Boss ein paar Riesen extra drauflegen.“

      „Das ist wahr“, bestätigte Mickey. ,,Die haben wir uns verdient.“

      „Wir müssen aufpassen, dass sich unser Schmuckstück bei der Landung nicht den Schädel blutig schlägt, sonst werden wir das Aas beim Scheich nicht los.“

      „Wenn wir nur schon wieder zu Hause wären! Ich habe mir den Trip lustiger vorgestellt.“

      „Trotzdem können wir noch zufrieden sein. Aber das eine verspreche ich dir. Das Gesicht von diesem Jeff merke ich mir. Und wenn ich ihm irgendwann wieder begegnen sollte, dann zahlt er mir für die Prügel. Aber der steht nicht wieder auf, darauf kannst du wetten.“

      Das Flugzeug legte sich stark auf die Seite und verriet damit, dass es einen Bogen flog.

      Bount Reiniger blickte angestrengt aus dem Fenster.

      Die Luft flimmerte. Sie kamen gerade in der größten Mittagshitze an.

      Jetzt erkannte er unten mitten in dem scheinbar endlosen Gelb-weiß des Sandes einen winzigen schwarzen Punkt.

      Die Maschine sackte weiter ab und hielt nun auf den Punkt zu.

      Jetzt konnte Bount zwei Punkte unterscheiden. Es waren zwei Geländefahrzeuge.

      Die in aller Eile gewalzte Piste machte einen abenteuerlichen Eindruck. Sie sah aus, als habe jemand nur flüchtig ein Handtuch darüber gezogen. Dort landen zu wollen, war heller Wahnsinn.

      Captain Howard konnte sich offensichtlich nicht entschließen, noch tiefer zu gehen. Auch er schien das Unmögliche dieses Unternehmens zu erkennen.

      Aus dem Lautsprecher ertönte nun eine fremde Stimme. Sie hatte einen hämischen Klang und gehörte offenbar diesem Boiler, der im Cockpit sein Unwesen trieb.

      „Bark! Unser Captain hat die Hosen voll. Er traut sich nicht runter.“

      „Das wäre das erste Flugzeug, das oben bleiben würde“, sagte Fernay grimmig.

      Er winkte Hugh herbei und flüsterte diesem ein paar Worte zu.

      Hugh nickte grinsend und verschwand in Richtung Flugkanzel.

      „Es gibt leider immer wieder Unbelehrbare“, sagte Bark Fernay bedauernd zu Bount Reiniger. „Gerade, wo wir anfingen, uns so schön zu vertragen, muss dieser Howard verrückt spielen.“

      Dann erklang aus dem Cockpit der scharfe Knall eines Schusses.

      14

      Es war unerträglich heiß im Cockpit, trotzdem lag es weniger an den ungewohnten Temperaturen, dass Captain Howard der Schweiß in Bächen über das Gesicht rann. Es war das Unmögliche der Situation, die von ihm verlangte, diesen Vogel auf einer losen Sandbahn zu landen, während hinter ihm ein Verrückter mit einer Kanone stand und klug daherredete.

      Liebend gern hätte er ihm das Kommando übergeben, doch das hätte den Tod von mehr als hundertdreißig Menschen bedeutet.

      „Es ist Wahnsinn!“, knirschte er immer wieder. „Es ist heller Wahnsinn. Wir brechen uns alle die Hälse.“ Boiler machte ein mürrisches Gesicht. Er verstand nichts vom Fliegen. Das machte ihn wütend. Der Kerl da konnte ihm viel erzählen. Die notdürftig gewalzte Piste sah doch ganz glatt und vertrauenswürdig


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