Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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      „Bark!“, fauchte er. „Unser Captain hat die Hosen voll. Er traut sich nicht runter.“

      Howard protestierte.

      „Mit sich nicht trauen hat das nichts zu tun. Ich habe schon die unmöglichsten Kisten auf den unmöglichsten Pisten gelandet. Irgendwie sind wir immer runtergekommen. Mit oder ohne Beulen. Tote gab es nie, aber das hier ist nun mal keine Landebahn. Da bleiben wir stecken und graben uns mit der Nase in den Sand. Was auch immer ihr vorhabt, dazu kommt ihr nicht mehr, wenn ihr stur bleibt.“

      Boiler merkte anscheinend, dass er den Captain nicht noch nervöser machen durfte. Deshalb wandte er sich seinem Lieblingsopfer, dem Flugingenieur, zu und bohrte ihm erneut die Pistole in den Hals.

      „Sag du deinem Kumpel, was er zu tun hat, Ben. Du trägst doch einen Ehering und hast wahrscheinlich auch Kinder. Wäre doch ein Jammer, wenn die als Waisen aufwachsen müssten.“

      „Captain Howard ist unser bester Mann“, sagte Ben Hattling keuchend. „Wenn er sagt, dass es unmöglich ist, dann entspricht das der Wahrheit.“

      „Und wenn ich sage, dass du in zehn Sekunden tot bist, dann entspricht das auch der Wahrheit“, brüllte Boiler.

      Die schmale Tür öffnete sich und Hugh steckte seinen Kopf herein.

      „Gemütlich habt ihr es hier“, sagte er grinsend.

      „Was hat Bark gesagt?“, wollte Boiler wissen.

      „Er findet, dass wir für die Landung keinen Ingenieur brauchen.“

      „Das ist auch meine Meinung, Hugh. Diese Brüder bilden sich ein, sie könnten uns auf der Nase herumtanzen. Wir müssen endlich mal ernst machen.“

      Dann schoss er.

      Ben Hattling schrie auf.

      Captain Howard zuckte entsetzt zusammen. Nur ganz kurz wagte er einen Blick nach hinten. Sie hatten schon zu wenig Höhe und er musste die Instrumente ständig beobachten.

      Erleichtert stellte er fest, dass der Ingenieur noch lebte. Der Gangster hatte ihm lediglich in die Schulter geschossen.

      „Das war die allerletzte Warnung“, sagte Boiler. „Beim nächsten Mal ziele ich zwei Handbreit höher. Das ist ein Versprechen.“

      Hattling stöhnte.

      „Du musst es tun, Jerry“, sagte er unter Schmerzen. „Der bringt uns alle um.“

      Captain Howard nickte stumm. Er nahm das Mikrofon und sagte knapp: „Wir landen. Nehmen Sie bitte die geübte Haltung ein. Köpfe herunter. Lehnen senkrecht stellen. Wenn die Maschine steht, halten Sie sich an den Rutschen strikt an die vereinbarte Reihenfolge.“

      Er schaltete das Mikrofon aus und flog die letzte Schleife.

      Hugh zog sich wieder zurück.

      Boiler kümmerte sich nicht um den Angeschossenen. Er suchte sich jetzt selbst einen Platz, auf dem er die Landung möglichst unbeschadet überstehen würde.

      Captain Howard und sein Copilot hatten alle Hände voll zu tun. Sie waren glänzend aufeinander eingespielt. Das zahlte sich jetzt aus.

      Fahrt- und Sinkgeschwindigkeit mussten optimal abgestimmt werden, damit die Maschine möglichst langsam und sanft aufsetzte.

      Das langsame, sanfte Aufsetzen ließ sämtliche Passagiere durcheinander fliegen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte sich der silberne Vogel senkrecht aufstellen, doch Captain Howard bekam ihn wieder in die Gewalt und zwang ihn auf den heißen Sand.

      Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ die Vermutung zu, dass das Flugzeug nun in der Mitte auseinanderriss, doch es hatte lediglich das Fahrgestell weggefetzt. Nun schlitterte die 727 immer noch in atemberaubendem Tempo bäuchlings über die Piste.

      Howard bot seine ganze Geschicklichkeit auf, die Balance zu halten. Er hatte sich bei dem Aufprall die Steuersäule in den Magen gerammt. Ihm war speiübel. Hauptsächlich deshalb, weil er jeden Moment mit der unausweichlichen Explosion rechnete.

      Platz war genug da. Rund tausend Kilometer war die Wüste lang, doch die kurze gewalzte Strecke hatten sie längst hinter sich gelassen.Die Maschine reagierte nun auf keinen Steuerbefehl mehr. Sie machte sich selbständig. Howard konnte das Schreien und Kreischen aus dem Passagierraum hören. Dort musste es fürchterlich zugehen. Er dachte daran, dass jetzt der geeignete Moment sei, um die Luftpiraten zu überwältigen, doch als er sich umblickte, sah er in Boilers höhnisches Gesicht.

      Der Gangster hielt ihm die Pistole unter die Nase und sagte mit belegter Stimme: „Diese miese Landung hast du mit Absicht gemacht, du Dreckskerl.“

      Darauf schlug er ihm die Faust direkt zwischen die Augen.

      15

      Bount Reiniger überstand die Landung verhältnismäßig gut. Er bewunderte den Piloten, der eiserne Nerven bewahrt hatte.

      Gleichzeitig aber schielte er zu Bark Fernay hinüber. Den Gangster hatte es ganz schön durch die Gegend geworfen. Wenn er sich jetzt auf ihn warf …

      „Schön brav sein, Reiniger!“, schrie Jeff zu ihm herüber.

      Er spielte mit seiner Handgranate und hatte die Finger am Zünder.

      Inzwischen hatte sich auch Fernay wieder gefangen.

      „Na also!“, sagte er schmunzelnd. „Hat doch prima geklappt. Und jetzt raus mit euch! Aber wenn ihr doch noch Zicken versucht, jagen wir euch in die Luft.“

      Leila und Susy traten in Aktion. Sie machten in Windeseile die Notrutschen einsatzbereit. Wenig später sauste der erste hinunter, wo ihn lähmende Hitze empfing.

      Das Flugzeug war nicht unversehrt geblieben, doch es war ihm erstaunlich wenig passiert. Trotzdem würde es noch ein Problem werden, den Riesenvogel zum nächsten Hangar zu schleppen.

      Howard kümmerte sich um den verletzten Ingenieur, während der Copilot den Stewardessen half.

      Bount Reiniger durfte als Letzter mit Bark Fernay die Maschine verlassen. Er sah in einiger Entfernung die beiden wartenden Fahrzeuge, die sie für die Weiterreise benutzen würden.

      Er war froh, dass keinem etwas Ernstliches passiert war, wenn man von der Schulterverletzung des Flugingenieurs absah. Er selbst hatte vermutlich solange nichts zu befürchten, bis die Gangster das Gold hatten. Dann allerdings war sein Leben keinen Cent und keinen Halala mehr wert.

      Er würde auf alle Fälle vorher versuchen, die Verbrecher zu überlisten. Da er nun nur noch für sein eigenes Leben verantwortlich war, konnte er viel mehr riskieren, als wenn er auf andere Rücksicht nehmen musste.

      Bark Fernay grinste ihn unverschämt an.

      „Ich sehe förmlich, was du denkst, Reiniger. Du möchtest uns zu gern hereinlegen. Das kann ich ja begreifen. Trotzdem habe ich etwas dagegen. Deshalb wirst du uns nicht allein begleiten, sondern noch jemand, den wir vor deinen Augen erschießen werden, falls du Mätzchen versuchst.“

      „Das ist gegen die Abmachung“, wütete Bount Reiniger.

      „Du kannst dich ja beim amerikanischen Konsulat über uns beschweren. Wir ändern die Abmachungen, so oft es uns passt. Kapiert?“

      Er musterte eiskalt die verängstigten Menschen, von denen sich jeder gern unsichtbar gemacht hätte. Niemand wollte der Unglückliche sein, für den das Martyrium seinen Fortgang nahm.

      Die meisten sahen zur Seite oder auf den Boden.

      „Wie wär’s mit dem alten Henry?“, schlug Boiler vor und deutete grinsend auf den Dicken, neben dem er am Anfang des Fluges gesessen hatte. „Henry ist so hilfsbereit.“

      Der Dicke schwitzte noch mehr als sonst.

      Linda Rogers stöhnte auf. Weder René noch Mickey hatten bei der Landung


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